Multimedial betrachtet und in HD - Der Hexer
Multimedial betrachtet und in HD
Der Hexer
Jetzt erscheinen nach und nach sogar erstmalig Blu-ray-Boxen. Die Filme sind gemastert. Hohe HD- Auflösung und ein brillantes Bild lassen die alten (zum Großteil in Schwarzweiß gedrehten) Klassiker in neuem Glanz erstrahlen. Die Filme kommen in einem neuen, nie gesehenen Detailreichtum daher. Und das alles obwohl schon etliche Boxen auf DVD und Gesamteditionen erschienen sind. Jetzt lockt man die Fans erneut.
Leider haben die Blu-ray-Boxen einen entscheidenden Nachteil. Genauer gesagt sogar zwei. Die Boxen bieten kein Zusatzmaterial, also Bonus. Und das obwohl genug davon in den Archiven der Rialto und den UFA-Wochenschauen lagert. Auch unzählige Interviews mit den damals Beteiligten dürften noch auffindbar sein. Doch die Boxen bieten nur die Original-Kinotrailer an. Die findet man mit etwas Mühe aber auch auf Portalen bekannter Netzdienste. Bleibt als einziges Highlight also wirklich die Bildqualität. Aber der hohe Preis von etwa 35 Euro für drei Filme rechtfertigt das nicht. Da der Schreiber dieser Zeilen aber höchst neugierig ist und etwas von dem neuen Seherlebnis erfahren wollte, griff er zu einer Alternative. Dem HD-Streaming. Gleiche Qualität wie auf Blu-ray, nur eben wesentlich günstiger, wenn auch nicht physisch tastbar.
Handlung
Alarm bei Scotland Yard. Der Hexer soll in London sein. Es ist davon auszugehen, dass er den Tod seiner Schwester Gwenda rächen wird. Diese war zuletzt war Anwalt Maurice Messer angestellt. Nun ist Messer in Lebensgefahr. Als die Frau des Hexers in London eintrifft, lassen Inspektor Higgins und Sir John sie nicht mehr aus den Augen.
Der beste Wallace
Aus dem eher dialogreichen und handlungsarmen Roman Der Hexer hat Horst Wendlandt und sein Autor Herbert Reinecker etwas Gutes geschaffen. Einen temporeichen Krimi mit allerlei Wendungen und Verfolgungsgeschichten, die es bisher so bei Wallace nicht gab. Somit ist Der Hexer wieder ein kleiner Wendepunkt in der Reihe, der aber auch in den zukünftigen Filmen nichts ebenbürtiges findet. Der Hexer ist aus dieser Sicht sicher einer der besseren Adaptionen, der sich nicht allzu weit von der Vorlage entfernt aber viele Szenen bietet, der der Roman nicht bieten kann. Vielleicht ist es sogar der beste Film der Reihe, dem Kassenschlager wie das Gasthaus an der Themse und Die toten Augen von London nur bedingt das Wasser reichen können. Denn diese Filme sind ein wenig angestaubt. Nicht so Der Hexer, der auffallend modern und in ungewohnten Bildern daher kommt. Er bietet sogar ein wenig nackte Haut bei den Wallace-Damen, welche man in früheren Filmen eigentlich nie sah.
Eine Szene allerdings wurde damals geändert. in dieser findet Sir John ein Nacktfoto, auf dem Ann Savo zu sehen ist. In der entschärften Fassung hat Ann Savo einen Bikini an. Inzwischen ist in allen Versionen wieder die Originalszene zu sehen.
Wallace schrieb seinen Kultroman zunächst als Theaterfassung. Diese Fassung fand sich schließlich in der Romanausgabe wieder. Dies erklärt auch die dialogreichen Szenen und den kammerspielartigen Stil des Romans, der fast nur in wenigen geschlossen Räumen spielt. Die Uraufführung des Stückes fand am 1.Mai 1926 unter dem Titel "The gaunt stranger" statt.
Darsteller
Joachim Fuchsberger spielt den Inspektor Higgins. Zum ersten und einzigen Mal ermittelt er gemeinsam mit Heinz Drache als Inspektor Wesby. Nur ist Wesby zunächst eine zwielichtige Figur in dem Film und entpuppt sich erst später als verdeckter Ermittler, was niemand außer ihm weiß. Anders Siegfried Lowitz, der diesmal einen sehr frivol erscheinenden und lustigen Inspektor mimen darf. Ergänzt wird die Crew durch Eddi Arent als kleptomanischer Butler und Siegfried Schürenberg als Sir John. Sophie Hardy und Ann Savo übernehmen weibliche Parts. Als Frau des Hexers sah man Margot Trooger. Hilde Sessak spielte die Heim-Aufseherin. Carl Lange mimt einen dubiosen Pfarrer und Jochen Brockmann sieht man in seinem zweiten und letzten Wallace-Auftritt als Anwalt Maurice Messer. Der Film ist so alt, dass fast alle Darsteller inzwischen verstorben sind.
Rätsel um den Hexer
Vor Premiere des Films in den Kinos wurde um die Identität des Hexers ein Geheimnis gemacht. Angeblich wurden auch die Darsteller zum Schweigen verpflichtet. Niemand durfte vorab verraten wer der Hexer war. In der letzten Szene des Films ist eine kurze Sequenz eingebaut die einen Schriftzug zeigt, der lautet: "Wissen Sie schon wer der Hexer ist?" - Diese Sequenz wurden in früheren Fernsehausstrahlungen immer herausgeschnitten. Nun ist sie wieder mit enthalten und wurde so auch bei der kürzlichen Wiederholung in ZDF-Neo gezeigt.
Charme und Witz
Witz ist auch in diesem Film vorhanden. Doch die Dialoge sitzen hier ähnlich perfekt wie schon in Die Tür mit den sieben Schlössern. Nichts wirkt aufgesetzt oder gar zu albern. Die Spannung kommt nicht zu kurz. Schlussendlich ist ein Film voller Charme und Spannung entstanden, den man sich immer wieder anschauen kann.
Das Drehbuch verfasste erstmalig für die Reihe, Herbert Reinecker. Manchmal nutzte er auch das Pseudonym Axel Berg. Ein zuvor verfasstes Treatment von Egon Eis, sollte von Harald G. Peterson zum Drehbuch gemacht werden. Er wird auch nich auf den Kinoplakaten genannt. Die endgültige Fassung schrieb dann aber Reinecker. Erstmals kommt bei Wallache auch ein Mädchenheim vor, wie es später noch in den Filmen Der unheimliche Mönch, Der Bucklige von Soho und Der Mönch mit der Peitsche der Fall sein wird.
Drehorte waren u.a. Berlin und der Flughafen Hamburg. London-Aufnahmen stammten aus der Konserve. Eine Szene sticht dabei besonders ins Auge. Und zwar als Sophie Hardy und Fuchsberger in einem Wagen durch London fahren. Man sieht deutlich, dass sie nur vor einer Leinwand sitzen und im Hintergrund ein Film von London abläuft. Das hätte einem Regisseur wie Vohrer eigentlich nicht passieren sollen. Es ist auch etwas unverständlich, warum man nicht eine kleine Crew für zwei Drehtage nach London reisen lies, um dort wichtige Aufnahmen einzufangen. Das ging bei früheren Filmen ja auch und so erfolgreich wie die Reihe war, verstehe ich die Sparmaßnahmen umso weniger. Aber eventuell war es einfach nur Zeitdruck. Es wurden ja 2-3 Filme im Jahr gedreht.
Bild und Ton
Die HD-Qualität dieses Films ist beeindruckend und übertrifft noch die Ergebnisse anderer restaurierter Filme der Reihe. Das muss man wirklich gesehen haben. Die alten schwarzweiß-Filme damals auf den gewöhnlichen Fernsehschirmen sind dagegen die reinste Zumutung.
Weitere Medien
Der Roman von Wallace wurde einige Male auch vertont. Einmal 1983 von EUROPA mit Wolfgang Kieling, Günther Ungeheuer und Judy Winter, sowie von Maritim 1982, in welcher Manfred Krug den Inspektor sprach. Vor wenigen Jahren gab es auch eine Vertonung des Stoffes von Nocturna Audio. Alle drei Versionen haben trotz ihrer in Teilen großen Unterschiedlichkeit ihren Reiz.
1932 gab es ebenfalls eine deutsche Verfilmung in der Fritz Rasp den Anwalt Maurice Messer spielte. Hier liest sich die Handlung folgendermaßen: Eine junge Frau stürzt sich von einer Brücke aus in die Themse. Der Taschendieb Sam Hackitt identifiziert die Tote als Gwenda Milton, Sekretärin bei Rechtsanwalt Maurice Meister und Schwester des ‚Hexers‘. Inspektor Wenbury, der gleichzeitig den Diebstahl der kostbaren Perlenkette der Lady Darnleigh klären muss, übernimmt die Ermittlungen. Außerdem erfährt er, dass Cora Ann Milton, die Frau des Hexers, unterwegs nach London ist. Wenbury geht davon aus, dass auch der Hexer Australien verlassen und nach London reisen wird. (1)
Darüber hinaus gab es Theaterstücke und Fernsehfilme des Stoffes. U.a. eine Film, den 1963 Rainer Erler inszenierte.
Der Hexer
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Quellen: Joachim Kramp: Hallo! Hier spricht Edgar Wallace (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 2005), Wikipedia
(1) Handlung (Auszug aus Wikipedia)
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