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Vom Ex-Planeten zum Exoplaneten (Teil 1)

1Vom Ex-Planeten zum Exoplaneten
(Teil 1)

Es sind schon viele Überlegungen angestellt worden, ob wohl jenseits der Erde noch Leben möglich sei. Natürlich stand das Sonnensystem selbst dabei besonders im Fokus, sind die einzelnen Objekte hier doch relativ gut beobachtbar, und im Notfall auch mit der uns jetzt schon zur Verfügung stehenden Technik zu erreichen. Gut, von Personenflügen zum Neptun sollten wir vorerst noch die Finger lassen.


Mit einer Entfernung von circa 4,2 Lichtjahren liegt Proxima Centauri uns am nächsten, gefolgt von Alpha Centauri A und B mit 4,34 Lichtjahren. Je nach Definition sieht man die Drei als Mehrfach- Sternensystem an, oder betrachtet Proxima Centauri als unabhängig von dem Doppelgestirn Alpha Centauri. Er liegt etwa 15.000 +/- 700 AE von den anderen beiden entfernt, was 0,2 Lichtjahren entspricht. Die Bahn, die er möglicherweise um das Doppelgestirn beschreibt, erscheint stark elliptisch, so daß die Schätzungen zur Umlaufdauer ziemlich variieren (zwischen einigen 100.000 Jahren bis hin zur zehnfachen Zeitspanne). Doch ob er nun mit ihnen verbunden ist, oder zu einem Verband von Himmelskörpern gehört, die eher zufällig in eine bestimmte Richtung ziehen, ist beim derzeitigen Stand der Forschung noch ungeklärt.

An unserem Sternenhimmel liegen die Drei, wie es der Name vermuten läßt, im Sternbild Zentaur (Übrigens sollte man Beta Centauri nicht mit Alpha Centauri B verwechseln: Beta Centauri ist ein weiteres Dreifachgestirn aus zwei blauen Riesensternen mit jeweils achtfachem Sonnendurchmesser, 15- facher Sonnenmasse, und einem weiteren blauen Riesenstern in etwas größerer Distanz. Das System ist ganze 530 Lichtjahre entfernt, und lediglich unsere Position läßt Alpha und Beta Centauri als vermeintliche Nachbarn erscheinen).

Proxima Centauri gehört zu den Roten Zwergen, die zwar über ausreichend Masse verfügen, um die Wasserstoffusion zu zünden, aber zu klein sind, um die Leuchtkraft der Sterne aus der Hauptreihe zu erreichen. Als „Hauptreihe“ bezeichnet man einen längerfristig stabilen Zustand, in dem ein durchschnittlich großer Himmelskörper durch Fusion von Wasserstoff zu Helium (im Kern) Energie gewinnt und abstrahlt.

Proxima Centauris Werte sind charakteristisch für die eines Roten Zwergs: Die Oberflächentemperatur (3040 K) und Helligkeit (0,014% der Sonne) sind eher gering, die Masse entspricht gerade mal der von 12,3% der Sonne.

Die Verteilung der Elemente ist bei ihm nicht wirklich bekannt. Sollte er der selben Urwolke entstammen wie das Doppelgestirn Alpha Centauri, dürfte eine ähnliche Zusammensetzung wahrscheinlich sein. Allerdings spricht sein Alter von „nur“ 4,85 Milliarden Jahren gegen diese Annahme. Alle Drei sind (zum Teil deutlich) älter als die Sonne, und sollten sie über Trabanten in einer habitablen Zone verfügen, hätte ausreichend Zeit zur Entwicklung selbst höheren Lebens bestanden.

Zwar ist der von Proxima Centauri ausgehende Sonnenwind verhältnismäßig schwach, doch da er aufgrund seiner geringen Größe zur Gänze von der Konvektion (stark vereinfacht: der Materiekreislauf im Stern) erfaßt wird, entstehen auch starke Magnetfelder. Sie können für große Flares und eine kurzfristige Helligkeitszunahme um das Doppelte sorgen. Flares sind große Protuberanzen, also Eruptionen an der Oberfläche eines Sterns, die von starken, veränderlichen Magnetfeldern erzeugt werden. Sterne, deren Eigenschaften (vor allem in Hinblick auf die Leuchtkraft) von Flares kurzfristig verändert werden, nennt man Flaresterne. Proxima Centauri ist ein solcher.

Rote Zwerge von seiner Größe haben eine theoretische Lebensdauer von 4 Billionen Jahren. Das heißt, daß das Ende des Weltalls selbst seinem natürlichen „Ausbrennen“ zum Weißen Zwerg zuvorkommen mag.

Hinweise auf einen Planeten sind nicht ganz eindeutig. Aufgrund der geringen Größe des Sterns würden beide um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen, der deutlich nicht im Zentrum des Sterns liegt. Eine solche Schwankung ist bislang noch nicht beobachtet worden.

Die habitable Zone endet bei einem Abstand von 0,032 AE. Das heißt, ein Planet in diesem Bereich ist dem Stern so nahe, daß ihn dessen Gezeitenkräfte zu einer gebundenen Rotation ähnlich der des Erdenmondes zwingen: Eine Seite ist stets dem Gestirn zugewandt, die andere immer abgewandt. Bei solchen Himmelskörpern ist gerade mal in der „Dämmerungszone“ mit einigermaßen stabilen Klimaverhältnissen zu rechnen, wobei die extremen Temperaturunterschiede zwischen Tag- und Nachtseite für extreme Stürme sorgen würde. Noch kritischer für eventuelle Lebensformen sind die Flares, welche die Leuchtkraft des Sterns innerhalb von Minuten verdoppeln bis verdreifachen, und damit jedwede Atmosphäre überhitzen, fortblasen oder auf ähnliche Weise vernichten können.

Die große Nähe prädestiniert Proxima Centauri geradezu als Schauplatz verschiedenster Science- Fiction- Szenarien. Am bekanntesten dürfte wohl die Reise der Event Horizon sein, doch auch in der Literatur erfreut er sich großer Popularität. Ihm sind diverse Planeten mit noch diverseren Lebensformen angedichtet worden.

1Die weiteren Teile

Kommentare  

#1 Heiko Langhans 2014-07-31 09:18
Mir ist nicht ganz klar, wie (und wo) sich bei EInseitendreher-Planeten außer in einigen Tälern in der Zwielichtzone überhaupt eine Atmosphäre halten könnte. Die Gase würden zur Nachtseite abwandern, dort kondensieren und wären damit aus dem Spiel, was zur Ausdünnung bis hin zum Vakuum auf der Tagseite führt. "Habitabel" ist da nichts mehr.

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