Einblicke in den Bienenstock - »Tagebuch einer Biene«
Einblicke in den Bienenstock
»Tagebuch einer Biene«
Dennis Wells hat als Dokumentarfilmer nicht nur an der Reisereportagereihe „Griechenland von Insel zu Insel“ mitgewirkt, sondern seinen Schwerpunkt schon früh auf Tierfilme gesetzt. In seinem Œuvre findet sich eine Dokumentation über eine Epidemie unter Fledermäusen, eine über die Beziehung zwischen Mensch und Pferd – und immer wieder Filme über Bienen. Für die Dokumentarreihe „Terra Mater“ inszenierte er die 2015 die Folge „Bienen – Eine Welt im Wandel“, im selben Jahr erschien im englischsprachigen Raum Wells‘ Kurzdokumentation „Secrets of the Hive“ über die unterschiedlichsten Bienenarten. Als ausführender Produzent war er darüber hinaus an der Reihe „Macro Worlds“ beteiligt, die sich mit der faszinierenden Welt der Insekten auf dem europäischen Kontinent auseinandersetzt. „Tagebuch einer Biene“ war nun der erste große Kinofilm, den Dennis Wells verantwortet hat, der in zwei Jahren an 150 Drehtagen entstand und mit modernster Kameratechnologie faszinierende Einblicke in die Arbeitsabläufe in einem Bienenstock gewährt.
Als erzählerischen Rahmen hat Dennis Wells mit seinen Co-Autorinnen Heike Sperling und Claudia Brendler einen Text erarbeitet, der die Vorkommnisse personalisiert und aus der Sicht zweier Bienen schildert, die ihren Alltag als Ich-Erzähler für das Publikum kommentieren. Als Sprecherinnen hat er dafür das Mutter-Tochter-Gespann Anna und Nellie Thalbach gewinnen können, die einer Winter- und einer Sommerbiene ihre Stimme leihen. Anna fungiert dabei als Amme für die von Nellie gesprochene junge Biene Bee, die nach dem Ende des Winters auf Erkundungs- und Sammelflüge gehen darf. Im ersten Teil des Films steht noch die Winterbiene im Fokus, die sich in den kalten Wintermonaten im Bienenstock von der Larve zur vollwertigen Biene entwickelt hat und im Gegensatz zur Sommerbiene eine vergleichsweise lange Lebenserwartung von sechs Monaten vorweisen kann. Die meiste Zeit davon verbringt sie allerdings im Bienenstock, wo sich die Tiere gegenseitig warmhalten und auf diese Weise vor den frostigen Außentemperaturen schützen. Außerdem werden in dieser Zeit Waben gebaut und die neuen Larven umsorgt und gepflegt, die pünktlich zum Frühlingsbeginn dann flügge werden und mit ihren „Erzieherinnen“ zum ersten Pollen-Sammelflug aufbrechen. Mit hervorragender Trickfotografie werden diese kilometerlangen Flüge der Bienen geschickt und anschaulich visualisiert, auch die Probleme durch das Verhalten der Menschen oder durch Blüten, deren Nektar die Bienen mit ihrem Rüssel nicht erreichen können, werden dabei einbezogen. Filmisch besonders eindrucksvoll geraten ist ein Königinnenkampf im Bienenstock, bei dem lediglich eine Siegerin überlebt, sowie ein Angriff von Hornissen, die den Bau der Bienen erobern wollen.
Erste Befürchtungen, dass der personalisierte Erzähltext zu kindisch ausfallen oder dadurch nur wenig Informatives transportiert werden könnte, bewahrheiten sich nicht, denn er ist äußerst geschickt geschrieben und schafft es deswegen, sowohl Erwachsene als auch Kinder in seinen Bann zu ziehen. In Wort und Bild werden zahlreiche Informationen vermittelt, die jedermann noch Staunen machen können. Selbst bekannte Phänomene (beispielsweise die Tatsache, dass Bienen in ihrem Stock eine konstante Temperatur aufrechterhalten oder Wege zu Blumenfeldern ihren Bienenschwestern mit einem Tanz erklären) sind hier kameratechnisch so raffiniert und detailliert eingefangen, dass man das perfekte Miteinander im Bienenstock nur noch umso mehr bewundern kann. Die Bild- (Widescreen-Format 1,78:1) und Tonqualität der DVD-Erstveröffentlichung (Deutsch in Dolby Digital 5.1, optional mit deutschen Untertiteln für Hörgeschädigte oder als Audiodeskriptionsfassung für Sehgeschädigte; darüber hinaus ist auch eine Version ohne den Sprecherinnen-Text auswählbar) lässt keine Wünsche offen. Die Extras umfassen einen Audiokommentar mit Regisseur Dennis Wells und Bienenexperte Prof. Dr. Jürgen Tautz, ein aus mehreren Miniclips bestehendes Making Of (zusammen leider nur sechs Minuten), Interviews mit Regisseur Wells (14 Minuten) und Kameramann Brian McClatchy (5 Minuten) und den Kinotrailer zum Film.