Go West! - 07. Juli 2014
Eine Reise in den ›Wilden Westen‹
7. Juli 2014
Lewis & Clark, der Hund und Fort Mandan
Von Williston aus ging es heute südwärts ins Land der Mandan. Dieses Volk repräsentierte eines der interessantesten Kulturelemente indianischen Lebens in Nordamerika.
Archäologische Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Vorfahren der historischen Mandan schon in Süddakota und Nebraska gesiedelt und sich nach und nach am Missouri aufwärts bewegt hatten.
Als die Expedition von Lewis & Clark den Oberen Missouri erreichte, befanden sich die Dörfer der Mandan an einer Schnittstelle zwischen den Prärien und den Großen Ebenen. Sie waren politische und wirtschaftliche Treffpunkte für die verschiedenen Völker dieser Kulturzonen. Nach Norden gab es Beziehungen zu englischen und französischen Händlern.
Die Mandan empfingen die amerikanische Expedition mit großer Gastfreundschaft und sollten bald zu bedeutenden Partnern im Pelzhandel werden.
Lewis und Clark trafen im Oktober 1804 in den Mandan-Dörfern ein und errichteten binnen 6 Wochen ein kleines Fort, um zu überwintern.
Das Fort entstand in einem Wäldchen unweit des Missouri-Ufers; auf der anderen Seite des Flusses befanden sich die Dörfer der Mandan. Es hatte eine dreieckige Form, die William Clark bevorzugte, weil sie sich seiner Ansicht nach leichter verteidigen ließ. Baumaterial waren Cottonwood-Bäume, die es hier reichlich gab.
Die Expedition hatte den Auftrag, einen Wirtschaftsweg zur Pacific-Küste zu finden, das unbekannte Land zu kartographieren und zu erforschen und diplomatische Kontakte mit den Indianervölkern der Region zu knüpfen. Das Unternehmen war nur vergleichbar mit der Reise zum Mond – niemand wußte, ob das “Corps of Discovery“ jemals lebend zurückkehren würde.
Tatsächlich traf die Mannschaft 1806 wieder in St. Louis ein. Die Reise gilt heute als eine der erfolgreichsten Forschungsexpeditionen aller Zeiten; und nur ein einziger Mann starb bei diesem Unternehmen, vermutlich an Blinddarmdurchbruch.
Bis heute haben die Forschungsergebnisse von Lewis & Clark wissenschaftliche Auswirkungen.
In Fort Mandan blieb die Gruppe bis zum 7. April 1805; dann zogen die Amerikaner auf dem Missouri weiter.
In Fort Mandan aber fand ein für den Fortgang der Expedition entscheidendes Ereignis statt: Die beiden Captains engagierten den Franco-Kanadier Charbonneau als Dolmetscher. Mit ihm kam seine blutjunge Frau, Sacagawea, eine Shoshonin, die in Fort Mandan ihren ersten Sohn zur Welt brachte, Jean Baptiste, den Clark „Pompey“ nannte. Sacagawea trug in späteren Jahren stark zur Popularisierung und Romantisierung der Forschungsreise bei. Für die heutigen Indianervölker Nordamerikas ist sie das Symbol dafür, daß auch die Indianer am bedeutendsten Forschungsunternehmen Nordamerikas im 19. Jh. Anteil hatten.
Der Winter in Fort Mandan war hart, die Temperaturen fielen auf bis zu Minus 43 Grad Celsius. Mehrere Männer des Corps erlitten Erfrierungen.
Kurz vor ihrem Aufbruch im Frühjahr 1805, schickten die Captains Lewis und Clark ihr Kielboot mit einem detaillierten Bericht über die Obere Missouri-Region zurück nach St. Louis. 1806, als die Truppe sich auf dem Rückweg befand, war das Fort niedergebrannt – danach veränderte der Missouri seinen Lauf und überflutete die Ruinen.
Man weiß heute nicht mehr so genau, wo sich die Überreste des alten Forts befinden, vermutlich ca. 10 Meilen entfernt vom Platz der Rekonstruktion. Vermutlich noch unter Wasser.
Dank exakter Skizzen und Beschreibungen der Teilnehmer der Expedition, vor allem des Zimmermanns Patrick Gass, der die Bauarbeiten überwachte, entspricht die Replika sehr genau der ursprünglichen Konstruktion. Ihr Bau nahm übrigens ca. 2 Jahre in Anspruch, obwohl heute modernere Werkzeuge zur Verfügung stehen.
Die Expedition öffnete das Tor zum Westen. Im Gefolge von Lewis & Clark kamen die Trapper und Pelzhändler, und nach diesen die Siedler, Eisenbahnbauer und Städtegründer.
Die Erweiterung des Einflußbereichs der USA auf dem Kontinent – vorausgegangen war auch der Kauf des Louisiana-Territoriums, mit dem die USA ihren Landbesitz verdoppelt hatten – leitete die Entwicklung zur Großmacht ein. Binnen 50 Jahren beherrschten die Vereinigten Staaten den Kontinent, und binnen 100 Jahren nach der Expedition dominierten sie die Weltbühne – alles begann mit Lewis & Clark.
Wir besuchten im Anschluß an Fort Mandan das hervorragende "Lewis & Clark Interpretive Center", das nur wenige Meilen entfernt errichtet worden ist. Ein beeindruckendes Museum, das der Expedition gewidmet ist.
Ein besonderes Denkmal ist dem Hund von Meriwether Lewis gewidmet, „Seaman“, einem Neufundländer, der ein geschätztes Mitglied der Expedition war.
Der Trail, den Lewis und Clark gingen, ist quer durch den gesamten Westen der USA mit Tafeln gekennzeichnet.