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Go West! - 23. Mai 2016

Go WestWieder in den ›Wilden Westen‹
23. Mai 2016

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

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Vor einem Truck in Little AmericaFort Bridger, Mormonen und Trucks
Wir erreichten am Vormittag Fort Bridger, den 1842/1843 am Black Fork des Green River gegründeten Handelsposten eines der legendärsten und berühmtesten Entdeckers und Mountain Men in der amerikanischen Pionierzeit. Jim Bridger errichtete zusammen mit seinem Partner Louis Vasquez sein wackliges kleines Fort an einer Seitenroute des Oregon Trail. Pelzhandel spielte zu diesem Zeitpunkt keine bedeutende Rolle mehr, obwohl noch immer Shoshone-Indianer ihre Felle hier verhandelten – immerhin war Jim Bridger der Schwiegersohn des berühmten Shoshone-Häuptlings Washakie, dessen Statue vor dem Parlament von Wyoming als eine der prominentesten Persönlichkeiten des Staates steht.

Im Wesentlichen aber wurden hier die vorbeiziehenden Planwagentrecks versorgt.

1847 kamen auch die Mormonen, denen Bridger den Weg zum Großen Salzsee wies. Mit ihnen hatte er schließlich nichts als Ärger. 1853 schickte Brigham Young die Mormonen-Miliz, um Bridger zu verhaften, weil er angeblich illegalen Indianerhandel betrieb. Der eigentliche Grund aber war: Die Mormonen wollten sich das Fort aneignen, weil es strategisch günstig lag und Bridgers Einfluß auf die benachbarten Shoshone und Ute Indianer ihnen ein Dorn im Auge war. Bridger konnte fliehen, und die Mormonen verwandelten den Handelsposten in eine Art Versorgungsdepot.

1857/58 begann der „Mormonen Krieg“, als Präsident Buchanan die Mormonen wegen Verstößen gegen die US-Verfassung unter Kontrolle bringen wollte. Die Mormonen brannten das bestehende Fort nieder. Die US-Armee rastete auf dem Platz von Fort Bridger, marschierte von hier aus in Utah ein und errichtete später einen Militärposten.

Die Mormonen reklamierten nach dem Krieg, daß sie Fort Bridger gekauft hätten – der Vertrag erwies sich als Fälschung. Aber auch Jim Bridger erhielt keine Entschädigung von der Regierung für sein vernichtetes Fort. Er hatte sich als „Squatter“ auf unvermessenem Regierungsland niedergelassen und konnte daher keine Ansprüche an den Staat geltend machen. Erst seine Tochter - Virginia Bridger-Hahn, die bis 1933 lebte - erhielt Jahre nach seinem Tod eine Entschädigung im Hinblick auf die großen Verdienste ihres Vaters um die Eroberung des Westens.

Ich fühle mich an diesem Platz immer sehr persönlich berührt, weil ich jahrelang damit verbracht habe, eine Biographie Jim Bridgers zu schreiben. Dieses Buch - "Sucht mein Herz in der Prärie" - steht seit Jahren schon auf der Bestsellerliste von Amazon.

Die Fotos zeigen die Rekonstruktion des alten Pelzhandelspostens, die Bridger-Statue vor dem Fort, die ehemalige Kommandantur des Militärpostens und das Grab von Bridgers Tochter Virginia. (Bild 017-022)

Gestern und heute folgten wir noch der Route des "Lincoln Highway", der ersten transkontinentalen Autostraße durch Nordamerika.

Der "Lincoln Highway" führte auch an Fort Bridger vorbei. Hier stand eines der ersten amerikanischen Motels.

Ferner sind die Routen des Oregon Trails, des Mormonen Trails, des California Trails und des Pony Express besonders markiert. (Bild 023-026)

Von Fort Bridger aus fuhren wir weiter in die Hauptstadt der Mormonen, nach Salt Lake City.

Die Mormonen, die wegen ihres Glaubens aus ihren Siedlungen in Illinois, Missouri, Ohio und anderen Gegenden gewaltsam vertrieben worden waren, kamen nach einem unglaublich strapaziösen Treck mit Handkarren in der Wüste am Großen Salzsee an und brachten diese dürre Region mit unermüdlichem Fleiß zum Blühen.

Im deutschen „Wikipedia“ – diesen Seitenhieb kann ich mir jetzt nicht verkneifen – steht die Fehlinformation, daß die meisten Mormonen in den Vereinigten Staaten leben. Das stimmt nicht – wie so vieles in Wikipedia leider nicht stimmt. Die Mormonen sind zwar in den 1820er Jahren in den USA gegründet worden – sie sind die einzige originär amerikanische Kirchengründung -, aber sie sind inzwischen eine internationale Religionsgemeinschaft. Von weltweit ca. 15 Millionen, leben ca. 6,5 Millionen in den USA. Die anderen leben im Rest der Welt, vorwiegend in Süd- und Mittelamerika, Asien und Afrika. Das ist das Ergebnis einer ungemein erfolgreichen Missionstätigkeit. Jeder junge Mormone geht in der Regel für 2 Jahre als Missionar ins Ausland – auf Kosten seiner Eltern. Er wirbt einerseits neue Mitglieder für die Kirche, aber er erweitert damit natürlich auch seinen Horizont, erlernt andere Sprachen und lernt andere Länder kennen.

Nach dem Mord an Joseph Smith, dem Kirchengründer, im Jahr 1844 begann der Zug der Mormonen unter Führung von Brigham Young nach Westen, um ihr „neues Zion“ zu finden. Am Ufer des Großen Salzsees sprach er die Worte „Das ist der Platz“, und der Aufbau eines neuen Gemeinwesens begann mit Bienenfleiß. In Salt Lake City steht heute der bedeutendste Tempel dieser Kirche. Hier entstand die erste Universität westlich des Missouri.

Heute nehmen die Mormonen etwa die Hälfte der Bevölkerung von Utah ein. Utah hat eines der besten Ausbildungssysteme der USA, und Salt Lake City hat für die Mormonen den Rang von Mekka für die Moslems. Jeder Mormone, egal wo er in der Welt lebt, sollte einmal in seinem Leben den Tempel in Salt Lake City besucht haben. (Der Tempel ist für Nicht-Mormonen nicht zugänglich. Ansonsten ist die Kirche sehr offen und beantwortet alle Fragen, die die Besucher stellen.)

So positiv, ja gigantisch die Leistungen der Mormonen bei der Entwicklung des Staates Utah auch sind, so vorbildlich ihr Familienleben und ihr sozialer Ethos auch zu bewerten sind – es gibt auch zahlreiche dunkle Flecken in ihrer Geschichte, etwa das Mountain Meadows Massaker, bei dem die Mormonen-Miliz mit Hilfe von Ute-Indianern einen Siedlertreck vernichtete, oder die Tatsache, daß die Kirche lange verhinderte, daß die Bürgerrechte farbiger Amerikaner anerkannt wurden.

Die Bilder zeigen eine Ansicht des Tempels, an dem jahrzehntelang, bis 1892, gebaut wurde, Dann ein Denkmal für die Handkarrenzüge. Das einzigartige Versammlungshaus der Mormonen, den Tabernakel, die heutige Verwaltung dieser weltweiten Kirche, und das Parlamentsgebäude von Utah. (Bilder 027-030)

Meine Gruppe traf in Salt Lake City mit dem bekannten Wissenschaftler Professor Dr. Albert Winkler zusammen, Autor von zahlreichen Büchern über die Indianerkriege, die ich exklusiv in Deutschland übersetzen und verlegen durfte.

Sein neues Werk RED CLOUDS KRIEG ist erst im April erschienen.

Albert empfing uns wieder mit großer Herzlichkeit und führte die Gruppe durch den Tempeldistrikt. Er beantwortete viele Fragen, und Herr Baulig erhielt eine Signatur in seine mitgebrachten Bücher.

(Al Winkler, 3. v. rechts.) (Bild 031)

Neben der Pioniergeschichte habe ich am heutigen Tag noch meiner Freude an den gigantischen Trucks gefrönt, die die amerikanischen Highways beherrschen.

Vor 35 Jahren habe ich maßgeblich an zwei Romanserien über Fernfahrer mitgearbeitet und seither eine gewisse Zuneigung zu den "Cowboys der Highways" gepflegt.

Die riesigen Diesel-Monster, ob nun Kenworth, Peterbilt, Mack oder andere Marken, sind einfach faszinierend.

Das Leben der Trucker ist hart und entbehrungsreich, aber ihr Ethos hat viel von der Art der historischen Cowboys.

Wann immer ich in den USA Gelegenheit hatte, habe ich mit Fernfahrern auf einsamen Rastplätzen und Interstate-Tankstellen gesprochen und mir ein bißchen von ihrem Leben erzählen lassen.

Als ich heute mit meiner Gruppe auf Interstate 80 nach Westen fuhr, passierten wir den größten Truck Stop der Welt - "Little America". Einen "Garten Eden" für Fernfahrer mit Werkstätten, Waschanlagen für ihre Trucks, Restaurants, Motels und alles, was das Herz eines Truckers begehrt.

Hier eine kleine Auswahl von Prachtexemplaren, die mir vor die Linse gekommen sind. (Bild 032-035)

In "Little America" stehen in der Regel Hunderte von Trucks herum. Einer schöner als der andere. Mit einigen der Fahrer habe ich wieder geredet. Sie leben in einer Welt des Zeitdrucks, durchqueren manchmal innerhalb einer Woche die gesamten USA von Osten nach Westen und zurück. Die Trucks sind ihr Zuhause, und so pflegen sie sie auch.

Einer schüttelte mir zum Abschied die Hand und bedankte sich dafür, daß ich Interesse an seinem Leben und seiner Arbeit hatte und er darüber sprechen konnte. (Bild 036-039)

 


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