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Go West! - 5. Juni 2016

Go WestWieder in den ›Wilden Westen‹
5. Juni 2016

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

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Bison auf der Bisonranch des Medienmoguls Ted TurnerFort Bent
Dem alten Santa Fe Trail folgend, fuhren wir heute nordostwärts durch die spektakuläre Landschaft New Mexicos in Richtung Colorado und erreichten am frühen Nachmittag Bent’s Old Fort – bis 1848 die Grenzstation der USA; denn der Arkansas River war damals die Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko.

Bent’s Fort war ein Kreuzungspunkt der Kulturen und ein wirtschaftliches Zentrum zu einer Zeit, als das Gebiet des heutigen Staates Colorado überhaupt noch nicht besiedelt war.

In Bent’s Fort verhandelten die Cheyenne, die Ute, die Arapaho, die Kiowa und andere Stämme der südlichen Plains ihre Pelze gegen die begehrten Waren des weißen Mannes.

Die Santa-Fe-Handelskarawanen und andere Reisende hielten hier an, um zum letzten Mal zu rasten, bevor sie über den Raton Pass auf mexikanischen Boden wechselten.

Wir passierten u.a. eine Bisonranch des Medienmoguls Ted Turner, Gründer des Nachrichtensenders CNN, der einen Teil seines Vermögens dem Erhalt amerikanischer Bisons gewidmet hat. Er besitzt noch eine zweite Ranch in Montana mit Tausenden von Büffeln.

Nach einer langen Fahrt auf dem alten, einsamen Santa Fe Trail kamen die Mauern der "Burg auf den Plains", wie Fort Bent genannt wurde, in Sicht. (Bild 241-242)

Die Brüder William und Charles Bent waren ehrliche Makler, gute Geschäftsleute und kulturelle Mediatoren, die in der Zeit ihres Wirkens dafür sorgten, daß in ihrer Region Frieden herrschte. Sie arrangierten Friedenscouncile der verfeindeten Stämme untereinander und Treffen zwischen Indianern und der Armee.

William Bent war mit zwei Cheyenne-Frauen verheiratet. Seine Kinder lebten in der weißen wie in der indianischen Welt – so wie er selbst auch. Sein Bruder Charles hatte in eine alte spanisch-mexikanische Familie eingeheiratet und pflegte die Kontakte in Taos und Santa Fe.

Der Pelzhandel brachte eine eigene soziale Struktur und Hierarchie hervor, die für stabile Verhältnisse sorgte. Gegenseitiger Respekt war die Zauberformel. In Bent’s Fort arbeiteten zeitweilig Menschen aus einem Dutzend Nationen – Amerikaner, Engländer, Mexikaner, Franzosen, Russen, Deutsche, Südeuropäer, Afrikaner, u. a. –, und hier verkehrten sicherlich mindestens 7 verschiedene Indianervölker. Genauso viele Sprachen konnte man in der Handelssaison auf der Innenplaza und rings um die dicken Mauern des Postens hören.

Nach dem Abebben des Biberhandels wurde Bent’s Fort zu einem Hauptumschlagplatz für Bisonroben. Auf dem Höhepunkt dieses Handels verließen in einem Jahr 15.000 Roben das Fort in Richtung St. Louis.

Täglich schafften festangestellte Jäger die enormen Mengen Fleisch heran, die für die Angestellten des Postens benötigt wurden. In einem Pelzhandelsposten in den 1830er und 1840er Jahren war Fleisch das Hauptnahrungsmittel. Die Männer verzehrten täglich zwischen 7 und 9 Pfund Fleisch – die Arbeit war schwer.

Im Innenhof, rings um die Pelzpresse, wo die Felle zu Bündeln verarbeitet wurden, spielte sich das Leben ab.

In der Küche wurde für die leitenden Angestellten, die "Clerks", gekocht.

Im Handelsraum warteten die begehrten Waren auf die Indianer und andere Reisende. (Bild 243-245)

Einer der angestellten Jäger in den 1830er Jahren war der berühmte Trapper Kit Carson, der später zum Führer der Fremont-Expeditionen werden sollte, die den Oregon Trail für die großen Siedlertrecks nach Westen öffneten. Danach war er Indianeragent. (Siehe meine Einträge über ihn in Taos.)

Im Grunde ist er noch immer hier – in Gestalt seines Urenkels, John Carson, der in Fort Bent die Rolle seines Urgroßvaters übernommen hat.

John, mit dem ich seit vielen Jahren gut befreundet, begrüßte meine Reisenden mit der gewohnten Herzlichkeit. Er ist Historiker, hat vor seiner Zeit als Nationalpark-Ranger an Schulen in Süd-Colorado unterrichtet. Heute ist er ein begnadeter Führer, der die Zeit des Pelzhandels wieder lebendig werden läßt.

Er gab meiner Gruppe eine sehr persönlich gehaltene Führung durch die einzelnen Räume des Postens. (Bild 246)

William Bent wußte, daß er als Chef des Postens eine herausgehobene Rolle hatte, die er mit einer gewissen Exzentrik füllte. Er hielt sich als Haustiere Pfauen - damit beeindruckte er alle Besucher und vor allem natürlich die Indianer.

Auch heute sind diese prachtvollen Vögel in Fort Bent anzutreffen. (Bild 247)

An diesem Wochenende findet das Fort Bent Reenactment statt, eine der größten Living History-Veranstaltungen des Nationalpark-Service.

Die ersten Interpreten waren schon eingetroffen.

Zu meiner großen Freude traf ich meinen alten Freund Henry Cawford aus Lubbock (Texas), pensionierter Professor der Texas Tech University und ein leidenschaftlicher Reenactor. Er war 2015 das offizielle "Face of Living History Texas". Ein unglaublich kenntnisreicher Mann, der mir für mein Buch "REENACTMENT" im vorigen Jahr ein fundiertes Interview über lebendige Geschichtsinterpretation gab.

Thank you, Buddy, it's so very good meeting you at Fort Bent. (Bild 248)

 


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