Go West! - 18./19. Juni 2016
Wieder in den ›Wilden Westen‹
18./19. Juni 2016
Gestern konnte ich leider keine Berichte absetzen, weil das Wlan in unserem Hotel so miserabel war, daß die Internetverbindung ständig zusammenbrach. Heute daher die Berichte von 2 Tagen.
Unser gestriger Tag begann mit einem Besuch bei einem der besten Hutmacher der USA, der Firma RANDS in Billings. Einer meiner Mitreisenden ließ sich einen Cowboyhut anpassen.
RANDS stellt Westernhüte, in der Regel aus Biberfilz, noch vollständig in Handarbeit her. Jeder Hut ist ein Einzelstück, der perfekt nur auf den Kopf des Menschen paßt, für den er gemacht ist.
Die Firma hat Hüte für prominente Film- und Country-Stars gefertigt, und manchmal auch für ganze Filme. Unter anderem für den letzten Film von John Wayne, "The Shootist". In dem äußerlich eher unauffälligen Laden steckt geballte Handwerkstradition und großartige Western-Atmosphäre. (Bild 389)
Von Billings aus fuhren wir auf die Bighorn-Berge zu und überquerten den Bear Tooth-Pass. Hier liegt in der Regel das ganze Jahr über Schnee. Als wir den Bergrücken erreichten, waren wir 3.330 m hoch und hatten das Gefühl, auf dem Dach der Welt zu stehen.
Wir erreichten den Yellowstone Park, den ersten und ältesten Nationalpark der Welt, der 1872 unter der Regierung von Präsident U. S. Grant eingerichtet wurde. (Bild 390-393)
Dieses einzigartige Schutzgebiet, das im Grunde geologisch gesehen ein „Supervulkan“ ist, weist eine der weltweit größten Ansammlungen vulkanischer Phänomene auf. Dampfende Geysire, blubbernde Schlammvulkane, Schwefelquellen, die in Regenbogenfarben schillern, herrliche Wasserfälle, ein riesiger Bergsee – und eine atemberaubende Tierwelt.
Ich zeige hier einige Fotos von Tieren, die uns gleich innerhalb der ersten Stunden "über den Weg liefen"; Bisons, Antilopen, Mountain Goats. Und dann stoppten wir an den Lower Falls des Yellowstone River. (Bild 384-398)
Wir durchfuhren den Park und erreichten West-Yellowstone. Hier besuchten wir natürlich in der Hauptstraße den wunderbaren Laden des Ehepaars Ramona und Dieter Roemer (BUFFALO SPIRIT TRADING POST), die vor 4 Jahren aus Deutschland ausgewandert sind und sich hier niedergelassen haben.
Ihr Geschäft hebt sich von den anderen Läden in West-Yellowstone durch eine gediegene Auswahl großartiger künstlerischer Arbeiten ab, und durch eine geradezu anheimelnde Atmosphäre, die sofort ein Wohlfühlgefühl aufkommen läßt. Die Dekoration ist liebevoll, das Angebot sachkundig und mit Überlegung und Herz ausgesucht.
Das Treffen mit diesem liebenswürdigen Ehepaar ist jedes Mal eine große Freude. (Bild 399-401)
Bei dieser Gelegenheit, gerade im ältesten Nationalpark der Welt, möchte ich darauf hinweisen, daß der amerikanische NATIONALPARK SERVICE in diesem Jahr sein 100jähriges Bestehen feiert.
Als die ersten Nationalparks gegründet wurden, wurden sie zunächst der Armee unterstellt, die alle Hände voll zu tun hatte, Wilddiebe, Raub-Archäologen und andere Übeltäter aus den Schutzgebieten zu verjagen. An eine professionelle Pflege und Hege war nicht zu denken, zumal die Armee gar nicht dafür ausgebildet war und es im 19. Jh. noch keine richtige Vorstellung davon gab, wie man mit einem Nationalpark umzugehen hatte.
Die ersten „Rangers“ wurden um 1900 eingesetzt – lupenreine Amateure, häufig einfach nur Naturliebhaber und Eremiten, die mehr schlecht als recht versuchten, den Parks eine gewisse Struktur zu geben und die ersten Besucher zu führen und mit den Besonderheiten der Schutzgebiete vertraut zu machen.
Erst 1916 gelang es dem reichen Philantrophen Stephen T. Mather, der sich leidenschaftlich für die Einrichtung eines regelrechten Nationalpark.Systems einsetzte, und seinem Assistenten Horace Albright dem US-Innenministerium eine eigene Behörde für die Nationalparks anzugliedern – die Mather aus eigener Tasche bezahlte. Er wurde der erste Direktor und arbeitete unermüdlich für die Ausweitung der Parks.
Dazu gehörte die Einrichtung des Ranger-Service – Männer und Frauen, die naturwissenschaftlich, historisch und handwerklich ausgebildet wurden, um die einzigartigen Parks und das durch sie repräsentierte Erbe zu schützen.
Die Nationalparks gehören zweifellos zu den größten Errungenschaften der USA. Nachdem 1872 mit dem Yellowstone-Gebiet der erste Nationalpark der Welt entstand, breitete sich diese Idee auf dem ganzen Globus aus.
Aus dem Ranger-Service entstand eine der effektivsten Behörden der USA. Nationalpark-Ranger in Amerika sind ganz besondere Menschen. Alle, die ich kenne, gehen vollständig in ihrer Aufgabe auf. Der Schutz der Natur, die Bewahrung des historischen Erbes werden von ihnen in professioneller und emotional-hingebungsvoller Weise betrieben.
Die Kompetenz jedes einzelnen Rangers ist bemerkenswert. Rangers kommen aus allen Bereichen der Gesellschaft und repräsentieren alle Ethnien der USA; sie haben akademische oder handwerkliche Wurzeln, und sie sind hervorragend für ihre Aufgabe geschult. Kaum eine Frage bleibt unbeantwortet, und ihr Einsatz für die Schutzgebiete, in denen sie arbeiten, ist vorbildlich.
Es ist kaum vorstellbar, daß 1916 starke Widerstände im Parlament zu überwinden waren, die Nationalpark-Behörde und die Rangers zu schaffen – heute sind die Vereinigten Staaten stolz auf diese Einrichtungen, die Vorbild für alle ähnlichen Institutionen in der Welt geworden sind.
Ich zeige als Beispiel meinen Freund Jerry Lucas mit Herrn Liebscher, einem meiner Reisenden. (Bild 402-403)
Nach einer Übernachtung fuhren wir heute morgen zum zweitenmal in den Park ein und stießen gleich wieder auf eine Bisonherde, die sich fotogerecht vor einem der Geysir-Becken zur Ruhe gelegt hatte (Bild 404-405)
Wir hielten an mehreren Geysir-Becken, wo die Erde sich in eine kochende, brodelnde Masse verwandelt hat. Schlammvulkane zeigen sich in schillernden Farben. Es stinkt nach Schwefel, als würde sich die Hölle auftun. Und in der Tat: Irgendwann wird der Yellowstone explodieren, so wie er es vor Millionen von Jahren schon einmal getan hat. Seine unbeschreibliche Kraft wird dann die ganze Welt beeinflussen.
Wir hielten auch am bezaubernden Yellowstone Lake. (Bild 406-409)
Wir passierten natürlich den „Old Faithful“, den vermutlich bekanntesten Geysir der Welt. Seit erstmals Menschen in dieses Gebiet kamen, erhebt sich die gigantische Fontäne von Dampf und Wasser mit schöner Regelmäßigkeit an guten Tagen auf bis zu 80 m Höhe. Ca. alle anderthalb Stunden spuckt der „alte Zuverlässige“ - man kann fast die Uhr nach ihm stellen - und zieht jedes Mal Trauben von Menschen an, die sich dieses Schauspiel nicht entgehen lassen wollen. (Bild 410)
Wir fuhren vom Yellowstone aus weiter durch den landschaftlich atemberaubenden Grand Teton Park, den der Multimilliardär John D. Rockefeller dem amerikanischen Staat schenkte. (Bild 411)
Am Nachmittag erreichten wir Pinedale am Green River.
Hier spielte sich in den 1820er Jahren spektakuläre, dramatische Geschichte ab. In dem zerklüfteten Gebiet rings um die kleine Stadt – wo sich heute viele große Ranches befinden – trafen sich Trapper, Mountain Men, Indianer und Pelzhändler zu den „Rendezvous“, den großen Pelzmärkten mitten in der Wildnis.
Folgerichtig steht hier das „Museum of the Mountain Man“, eine einzigartige Sammlung zur Geschichte jener Männer, die in die Wildnis zogen und eine Lebensgemeinschaft mit den Indianerstämmen eingingen. Sie waren die ersten wahren Kenner des Landes, und die von ihnen geschaffene, kurzlebige Kultur prägte eine ganze Ära. (Bild 412-414)
Heute ist Pinedale eine Stadt mit echtem Western-Charakter, geprägt von den großen Ranchern und ihren Cowboys. Die Mainstreet wirkt fast wie eine Filmkulisse. Zugleich ist die Stadt stolz auf die Geschichte ihrer Region, in der entscheidende Impulse des Pelzhandels gegeben wurden, durch den der Westen für die Besiedelung geöffnet wurde. (Bild 415-418)
Im "Museum of the Mountain Man" kauften wir kleine, wunderschön gearbeitete Umhängemesser, wie Trapper und Indianer sie trugen, mit schöner im Lazystitch bestickter Perlenarbeit, zu einem sehr günstigen Preis. Jede Scheide ist ein Einzelstück. (Bild 419-420)
Auf unserem Weg in den Yellowstone Park tauchten oberhalb der Straße für einen Moment eine Schwarzbärenmama und ihr Kind auf.
Das ist ein Glücksfall für Besucher des Parks.
Ich habe in über 30 Jahren nur dreimal Bären gesehen und nur einmal einen Grizzly aus der Nähe fotografieren können.
Diesmal sahen wir fast nur Schatten, aber Herr Wild gelang ein "Glückstreffer", als er den kleinen Bären mit seiner Kamera beim "Abtauchen" noch erwischte.
Vielen Dank für das Bild! (Bild 421)