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Blut, Beute und Bittgebet - Deutsche Raubritter im 13. und 14. Jahrhundert (Leseprobe, Teil 1)

Blut, Beute und BittgebetBlut, Beute und Bittgebet
Deutsche Raubritter im 13. und 14. Jahrhundert
(Leseprobe der erste Teil)

Beutegierig wie Wölfe lauern die Landplacker auf ihre Opfer. Sie überfallen Wagenzüge, sie rauben Dörfer aus, sie entführen Personen von Stand. Ihre Feinde indes wollen sie auf dem Schafott sehen.       

Todesweihnacht in Halberstadt - Rache für den Raubgrafen


Blut, Beute und BittgebetSchon am Morgen dieses Frühjahrtages 1349 brannte die Sonne auf den Sandsteinfelsen im Harzvorland, als wollte sie alle Burggebäude mit ihrem Glutatem versengen. Die fünf Reiter lenkten ihre Pferde durch den Engpass auf die doppelte Toranlage zu, die den einzigen Zugang zur Burg Regenstein bildete. Dumpf dröhnten die Eichenbohlen der Zugbrücke unter den Pferdehufen, als die fünf Reiter die Anlage verließen.         

 Etwas später bogen die Berittenen in die Landstraße ein, die von Quedlinburg nach Goslar führte. Der Fahrweg lag wie ausgestorben vor ihnen, so früh am Morgen herrschte hier wenig Betriebsamkeit. Eine kurze Strecke würden sie dem Lauf der Straße folgen. 

  Ihr Ziel war die Westerburg, die unter der Lehnsherrschaft der Grafen von Regenstein stand. Albrecht II., seit fast drei Jahrzehnten Oberhaupt der heimburgischen Linie dieses Grafengeschlechts, wollte in den nächsten Wochen alle ihm verbliebenen Besitzungen zu besuchen, um dort nach dem Rechten zu sehen.

Heute beabsichtigte der Graf, die zwischen Huy und Großem Bruch gelegene Wasserburg zu inspizieren. Um die Westerburg zu erreichen, würden sie etwa acht Wegstunden reiten müssen. 

  Zwei Waffenknechte ritten voraus, ein paar Pferdelängen dahinter saß Graf Albrecht II. von Regenstein-Heimburg im Sattel, zwei weitere Schildknechte folgten. Wegen der geringen Bedeckung hatte es vor dem Aufbruch zwischen dem Regensteiner und seinem Burgvogt noch eine Meinungsverschiedenheit gegeben.

  Der Burgvogt war der Ansicht gewesen, dass vier Bewaffnete zu seinem Schutz nicht ausreichen würden. Der Bischof von Halberstadt, so hatte er Bedenken geäußert, könne da womöglich auf den Gedanken kommen, sich seines Erzfeindes, der ihm fortwährend Verdruss bereite, für immer zu entledigen.

  Aber Albrecht von Regenstein hatte nur abgewunken. Vier Schildknechte sollten ihn begleiten, kein Mann mehr.

 Graf Albrecht wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn. Obwohl er auf das gesteppte Lederwams verzichtet hatte und nur ein Kettenhemd trug, begann er zu schwitzen.

  Hier unten im Grün schien die Hitze unerträglicher zu brüten als oben auf dem Regenstein, auf den er vier Jahre zuvor übergesiedelt war. Gleich darauf musste er seine Aufmerksamkeit jedoch wieder dem Fahrweg zuwenden. Die Eintönigkeit des Rittes wurde unterbrochen.

Zwei Ochsenkarren, deren Ladefläche mit Tragekörben voller Obst, Gemüse, Honig, Käse und allerlei Handarbeiten gefüllt war, rumpelten ihnen entgegen. Gewiss wollten sie zum Markt nach Blankenburg. 

Burg RegensteinBurg Regenstein: Auf einem Felssporn nördlich der Harzstadt Blankenburg erheben sich die Überreste der Burg Regenstein. Bevor dort eine mittelalterliche Burganlage entstand, diente der exponierte Platz den im Harzraum lebenden Germanenstämmen als Kultstätte. Im 17. Jahrhundert nahmen die Preußen den Regenstein in Besitz und bauten die ruinöse Burg zu einer Bergfestung aus.

Die Landstraße war an dieser Stelle durchaus breit genug, um die Reiter passieren zu können. Trotzdem brachten die Ochsenkutscher ihre Karren am Straßenrand zum Stehen, schaukelnd und schwerfällig. Je ein Mann und eine Frau hockten auf dem Bock der Ochsenkarren. Ohne jeden Zweifel, es handelte sich um Bauern aus der Umgebung.

  Die Landleute senkten demütig den Kopf, äugten jedoch unter verengten Lidern hervor zu den gerüsteten Reitern hin. Aber niemand schenkte ihnen Beachtung. Kaum dass der Trupp vorübergezogen war, trieben sie die Ochsen an.

  Für den Grafen und seine Waffenknechte ging der Ritt in Richtung Derenburg weiter. Da nichts Nennenswertes geschah, überließ sich Albrecht von Regenstein seinen Gedanken. Nein, er überließ sich den Selbstzweifeln, die in seinem Inneren wühlten wie Widerhaken im Fleisch.

  Seit fast drei Jahrzehnten durchlebte er diese innere Zerrissenheit, quälte sich damit herum. Welch eine Bürde, die eigenen Gefühle ständig betäuben zu müssen! 

  Nun, begründet waren die Zweifel schon. Zumindest seiner Meinung nach. Denn in diesen drei Jahrzehnten war so ziemlich alles schiefgegangen, was nur schiefgehen konnte. 

  Wenn er daran dachte, was er in der Vergangenheit an Widerwärtigkeiten und Erniedrigungen hatte hinnehmen müssen, erstickte er vor Wut. Die Liste seiner Schlappen war lang, viel zu lang.

  Ganz vorn im Verzeichnis stand die regensteinsche Guntekenburg, die er bereits drei Jahre nach Erhalt der gräflichen Insignien verloren hatte. Tatenlos hatte er zusehen müssen, wie bischöfliche Knechte sie schleiften. Und nicht allein das: Danach hatte Bischof Albrecht II. von Halberstadt aus dem herzoglichen Haus Braunschweig-Lüneburg obendrein die ursprünglich dem Heimburger Grafengeschlecht gehörende Schutzherrschaft über die Stadt Quedlinburg besessen.

  Eine Kette ununterbrochener Auseinandersetzungen im folgenden Jahrzehnt: Verdruss mit dem Halberstädter Bischof, Zwistigkeiten mit der Stadt Quedlinburg, Fehden mit etlichen Burgherren. 

  Aber so betrüblich die Zerwürfnisse auch sein mochten – alles geschah ja gemäß dem Herkommen. Solcherlei Hader hätte das Heimburger Grafengeschlecht jedenfalls nicht an den Rand der Verzweiflung getrieben.

  Dann jedoch hatte der Teufelsbischof von Halberstadt nach dem Falkensteiner Erbe gegriffen. Dass ein solcher Anspruch den Zorn der Regensteiner erregen musste, war wohl verständlich. Denn jetzt ging es nicht mehr nur um eine Schutzherrschaft, jetzt ging es darum, dem Machtanspruch des Bistums einen Riegel vorzuschieben. Jetzt ging es um die Vormachtstellung im Harzgau.

  Da das Quedlinburger Bürgerpack den Bischof in der ausbrechenden Fehde vorbehaltlos unterstützte, war den Heimburger Grafen und ihren Verbündeten keine Wahl geblieben, als die aufmüpfige Stadt zu züchtigen. Für das, was dann im Verlauf der Belagerung geschehen war, hätte sich der Graf freilich   am liebsten noch heute geohrfeigt.

  Die Spießbürger hatten es einfach nicht für erforderlich gehalten, sich hinter ihren Mauern zu verstecken. Im Gegenteil, sie unternahmen einen Ausfall nach dem anderen. 

  Am Tag von St. Kilian 1336 war er infolge eines solchen Vorgangs von den Belagerten sogar aus der Neustadt gedrängt worden. Während er den Rückzug antrat und die Gersdorfer Burg zu erreichen suchte, hatten andere Spießbürger ihm den Fluchtweg versperrt.

  Um aus der Falle zu entkommen, hatte er versucht, im Galopp den sumpfigen Hakelteich zu durchqueren. Doch der Versuch scheiterte, sein Ross blieb im Morast stecken.

  Unter Jubelgeschrei war der Gefangene in die Stadt zum Rathaus geführt worden. Und was danach folgte, übertraf seine schlimmsten Albträume. Die Zeit der Demütigungen brach an.

  Auf dem Rathausboden stand ein Kasten aus Fichtenbohlen, der mit eisernen Bändern, Querriegeln und Schlössern versehen war. Acht Fuß im Geviert maß der Holzkäfig, sechs in der Höhe. Durch die Tür musste man kriechen, um hinein oder heraus zu gelangen.

  In den Bohlenkasten zwängte man ihn hinein. Drinnen wurde er zusätzlich an einen Block gekettet. Mehr als anderthalb Jahre sperrten die Quedlinburger Bürger den Grafen Albrecht von Regenstein dort ein wie ein wildes Tier. Welch eine Schmach!

  Im März 1338 kam es auf dem Gerichtsplatz am Hohen Baum zu einer Sühneverhandlung, an der 16 Landesfürsten und Grafen teilnahmen. Als Gegenleistung für seine Freilassung verlor der Regensteiner nicht nur die Gerichtshoheit über die Harzstadt, sondern musste überdies die Burg Gersdorf und das Rambergmassiv mit der Lauenburg an Quedlinburg abtreten. Darüber hinaus hatte er auf eigene Kosten für die Instandsetzung der Stadtmauer sowie die Errichtung von sieben neuen Türmen zu sorgen ...

  Zorn ergriff Albrecht von Regenstein, als er sich das Geschehen am Hohen Baum noch einmal ins Gedächtnis rief. Wie entsetzlich: Damals hatte er nicht nur schmerzlichen Bedingungen zustimmen müssen, sondern sich obendrein die Schmähworte dieses halberstädtischen Stiftshauptmanns anhören dürfen. Noch heute dröhnten ihm dessen verhöhnende Worte wie Glockenschläge in den Ohren.

  Vielleicht hätte er diesem Rudolf von Dorstadt nicht nur die Faust ins Gesicht schmettern sollen. Vieleicht wäre es besser gewesen, ihm an Ort und Stelle mit der Schwertklinge den Hals aufzuschlitzen. Aber zum einen hatte er auf dem Gerichtsplatz als Beklagter keine Waffen mitführen dürfen, zum anderen hätten die anwesenden Landesfürsten eine Bluttat sicherlich zu verhindern gewusst.

  Der Graf wusste jedoch auch, dass er sich mit diesem Pfaffenknecht einen unversöhnlichen Feind geschaffen hatte, der Rachepläne schmieden würden. Und tatsächlich wurde ihm alsbald zugetragen, dass sein Todfeind geschworen hätte, den Grafen von Regenstein als Vogelscheuche aufzuhängen, wenn er ihn zu fassen kriegen würde.

  Gleichwohl blieb ihm auch nach seiner Freilassung das Pech erhalten. Alle Bemühungen der Grafen von Regenstein-Heimburg, die erlittenen Schlappen wettzumachen, brachte weiteren Ärger ein. 1343 mussten sie den Wernigeröder Grafen 23 Ortschaften im westlichen Harzgau abtreten.

Die Besitzungen und damit die Machtfülle der heimburgischen Grafen schrumpften. Ihre Einnahmen deckten den eigenen Bedarf und den Unterhalt für die Reisigen nicht mehr. Für ein Darlehen beim Halberstädter Juden Gutzen mussten sie Wucherzinsen zahlen. Und es kam noch schlimmer.

  Um die finanzielle Misere zu beheben, beabsichtigte Bernhard von Heimburg, einen Raubzug nach Thüringen zu unternehmen. Der Bruder des Regensteiners und einige adlige Mitstreiter wollten im Mühlhäuser Gebiet Beute einsacken.    

  Der Beuteritt scheiterte. Bernhard von Heimburg und seine Begleiter tappten in eine Falle und waren binnen Kurzem von bewaffneten Bürgern eingekreist. Den adligen Staudenhechten blieb nichts anderes übrig, als unritterlich die Waffen zu strecken. Wie zuvor die Quedlinburger den Raubgrafen, so führten nun die Bürger von Mühlhausen dessen Bruder im Triumphzug in ihre Stadt.

  Das Missgeschick des Bruders stürzte den Raubgrafen in noch mehr Schwierigkeiten, als er ohnehin hatte. Das immens hohe Lösegeld, das die Mühlhäuser Krämer forderten, konnte er nicht aus dem Ärmel schütteln.     

  Aber Bernhard war immer einer derjenigen gewesen, die an seiner Seite ausgeharrt hatten. Er musste ihn auslösen. Doch um den Geldbetrag zu beschaffen, würde er wohl die eine oder andere seinem Geschlecht verbliebene Liegenschaft verpfänden müssen. Oder sogar verkaufen.

  Solcherart Hoffnung schöpfend, unternahm Graf Albrecht von Regenstein im Frühjahr 1349 einen Inspektionsritt zur Westerburg. Er ahnte nicht, dass er die Wasserburg in seinem Leben nicht mehr zu Gesicht bekommen würde ...

  Die Überlegungen des Grafen gerieten ins Stocken, als er sah, dass sie sich den Gehöften von Derenburg näherten. Von hier aus ritten sie in Richtung Danstedt weiter.

  Noch einmal flirrten Albrecht von Regenstein die Gedankenfetzen durch den Kopf wie eine aufgelöste Staubwolke. Ja, er würde das verlangte Lösegeld für die Herausgabe seines Bruders auftreiben, koste es, was es wolle.

  Tief sog der die Luft in seine Lungen ein und stieß sie hörbar wieder aus. Oder mangelte es ihm dazu schon an Willensstärke?

  Irgendwie, gestand er sich ein, schien ihm nach dem monatelangen Dahinvegetieren in dem Bohlenkasten im Quedlinburger Rathaus die Spannkraft abhandengekommen zu sein. Zeitweise kam er sich vor wie jemand, der aus einem Albtraum erwacht und sich in der vertrauten Umgebung nicht mehr zurechtfindet.

  Hinter der Holtemme ritten der Graf und seine Begleiter durch gewelltes Hügelland, auf dem sich gelegentlich Buschwerk erhob. Keiner der Reiter sah sich noch aufmerksam um. Hier war so leicht kein Hinterhalt zu legen.

  Der Weg führte in die Dorfflur von Danstedt. Hoch über ihnen zog ein Raubvogel seine Kreise.

    Plötzlich zerriss Hufschlag die in der Feldflur herrschende Stille. Ein Gebüschstreifen, zwei, drei Steinwürfe entfernt, teilte sich.

  Reiter brachen aus dem Gebüsch hervor und jagten auf sie zu. Drei Geharnischte zunächst, dann tauchten weitere auf. Ihre Helme, Brustpanzer und Schwertklingen glänzten im Sonnenlicht.

  Albrecht von Regenstein und seine Waffenknechte erstarrten. Einen Augenblick lang glaubten sie, ihren Augen nicht trauen zu können. Doch dann wurde ihnen schlagartig klar, dass keine Sinnestäuschung sie narrte. Das Klirren der Waffen ließ keinen Zweifel über die Absicht der Berittenen aufkommen, sie gefangen zu nehmen oder sie umbringen zu wollen.

  Näher und näher kamen die Reiter. Der Graf kniff die Augen zusammen. Er glaubte die vorderen Reiter zu erkennen.  

  Gleich darauf sah er, dass er sich nicht getäuscht hatte. Die vorderen Reiter waren Rudolf von Dorstadt, Albrecht von Bodendik und Albert von Semmenstedt. Ihnen folgte eine Schar bischöflicher Dienstleute.

  Albrecht von Regenstein stieg das Blut Kopf, augenblicklich erfasste ihn eine grimmige Entschlossenheit. Auf dem Gerichtsplatz am Hohen Baum hatte er Rudolf von Dorstadt nur einen Fausthieb verabreichen dürfen, jetzt würde er den Schurken, der ihn vor den harzischen Herren von Stand verhöhnt hatte, vor der Schwertspitze haben.

  Er packte den Griff seines Schwertes und zog es aus der Scheide. Gleichzeitig stieß er einen barschen Befehl aus. Doch schon beim nächsten Atemzug zeichnete eine Mischung von ungläubigem Erstaunen und Unmut sein Gesicht. Denn statt seiner Aufforderung Folge zu leisten und nach ihren Schwertern zu greifen, rissen die Schildknechte ihre Pferde herum und stoben in Richtung Holtemme davon. 

  Albrecht von Regenstein wünschte den Feiglingen und ihren Nachkommen die Pest an den Hals. Nun musste er den Kampf allein aufnehmen. 

Selbst die Flucht zu ergreifen, erwog er nicht einmal. Nur eine Möglichkeit sah er: Dieser bischöfliche Stiftshauptmann, der es gewagt hatte, ihn zu erniedrigen, sollte diese Verunglimpfung büßen.

  Er würde dessen Schmähworte mit Blut vom Heimburger Grafengeschlecht waschen. Und wenn der schurkische Bischofsknecht erst zu Boden stürzte, würden es die anderen Kerle nicht riskieren, ihre Haut zu Markte zu tragen ... Sich über die Erfolgsaussicht seiner Handlungsweise den Kopf zu zerbrechen, blieb ihm keine Zeit.

 Gleich, sind sie heran, durchzuckte es Albrecht von Regenstein. Gleich.

  Rudolf von Dorstadt kam zur Rechten angesprengt, Albrecht von Bodendik linker Hand. Albert von Semmenstedt schlug einen Bogen. Offenkundig versuchte er, ihm in den Rücken zu fallen.

  Der Stiftshauptmann drang als Erster auf den Grafen ein. Das verzerrte Gesicht bleich wie eine Leiche, die Zähne gefletscht, Mordlust in den Augen, so richtete er sich in den Steigbügeln auf.

  Das zum Schlag erhobene Schwert blinkte auf und sauste nieder. Albrecht von Regenstein wehrte den Hieb mit seiner Klinge ab, klirrend prallte Eisen gegen Eisen.

  Jetzt bemühte sich der Stiftshauptmann, seinem Feind die Klinge in die Hüfte zu stoßen. Doch hierbei schien er die Zügel seines Pferdes angezogen zu haben. Das Tier wieherte laut, stieg auf die Hinterbeine und schlug wild mit den Vorderhufen. Um es zu bezähmen, musste Rudolf von Dorstadt es um die Hand ziehen.

  Ein handfester Vorteil bot sich Albrecht von Regenstein dadurch nicht. Denn an seiner linken Flanke erschien jetzt Albrecht von Bodendik und ließ sein Schwert niedersausen. Die Klinge streifte ihn an der Schulter.

  Der Graf parierte weitere Hiebe und stieß mit seinem Schwert nach dem Pfaffenknecht. Doch jetzt sollte sich das Kräfteverhältnis entscheidend ändern.

  Aus den Augenwinkeln sah der Regensteiner, wie hinter ihm Albert von Semmenstedt mit vorgestreckter Schwertklinge zum Angriff überging. Zudem zeigte sich Rudolf von Dorstadt, der sein Pferd gewendet hatte, wieder zu seiner Rechten. Einer gegen drei.

Burg RegensteinDer Tod des Raubgrafen: Im Frühjahr 1349 wurde Graf Albrecht II. von Regenstein unweit des Dorfes Danstedt von halberstädtischen Rittern überfallen und erschlagen. Der seit Ende des 19. Jahrhunderts als „Raubgraf“ etikettierte Albrecht lag beständig mit den umliegenden Städten und dem Bischof von Halberstadt in Fehde. Die Titulierung „Raubgraf“ prägte der Schriftsteller Julius Wolff in seinem 1884 erschienenen gleichnamigen Roman.

Die Reiter drängten sich wirr im Kreis und prallten immer wieder aufeinander. Wie Hagelschlag prasselten die Schwerthiebe auf Albrecht von Regenstein herab.

  Die Eisenspitze eines Schwertes durchbohrte den Hals des Bedrängten und lugte hinten heraus. Blut spritzte, als sie zurückgerissen wurde. Albrecht von Regenstein röchelte kurz auf, dann sank er aus dem Sattel. 

  Der Raubgraf war tot.

  Für Rudolf von Dorstadt galt es nur noch, seinen Schwur in die Tat umzusetzen. Da kein Baum in der Nähe war, knüpfte er den Leichnam an einem Lanzenschaft auf.
Blut, Beute und Bittgebet
Blut, Beute und Bittgebet
Deutsche Raubritter im 13. und 14. Jahrhundert
von Bernd Stephan
Sachbuch
ISBN 978-3-7380-8032-2

203 Seiten, 29 Abbildungen, eBook
neobooks 

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