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Go West! - 30. Mai 2017

Go WestWieder in den ›Wilden Westen‹
30. Mai 2017

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

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Buffalo Bills HausPony, Express, Buffalo Bill und der Boot Hill
Der Pony Express existierte nur 18 Monate, aber er war eine der spektakulärsten Pioniertaten des 19. Jahrhunderts. Die kühnen Postreiter, in der Regel junge Männer zwischen 14 und 21 Jahren – transportierten die Post innerhalb 10 Tagen von St. Joseph nach Kalifornien und zurück. Insgesamt gab es ca. 120 von ihnen. Durch Regen und Sturm, Schnee und Eis. Nur einmal durch einen Aufstand der Ute-Indianer wurde der Postverkehr unterbrochen.

Der Pony Express war am Vorabend des Bürgerkrieges entscheidend für den Zusammenhalt der Nordstaaten mit Kalifornien, das mit seinem Goldreichtum eine Schlüsselrolle für die Finanzierung des Krieges spielte.

Erstaunlicherweise sind von den 192 Stationen, die es auf der Route gab, so gut wie keine mehr erhalten. Es gibt die „Hollenberg Station“ in Kansas, und in dem Städtchen Gothenburg steht im Stadtpark eine weitere Station.

Gothenburg Station steht nicht mehr am Originalplatz südlich des Platte-Flusses, aber die kleine Blockhütte strahlt eine starke historische Aura aus.

Die Fotos: Der Gedenkstein mit der Pony Express Station. (Bild 60-61)

Eine der legendärsten Gestalten der amerikanischen Pioniergeschichte ist zweifellos Buffalo Bill Cody. Cody stammte aus Iowa. Sein Vater gehörte hier zu den aktiven Kämpfern gegen die Sklaverei und wurde dafür ermordet. Danach mußte der junge Cody entscheidend zum Unterhalt der Familie beitragen. Er arbeitete als Frachtkutscher und Postreiter und wurde schon im Bürgerkrieg Armeescout.

Entgegen den in Europa häufig verbreiteten Klischees, war er keineswegs einer der großen „Bisonschlächter“, die später Millionen dieser grandiosen Tiere auf den Great Plains wegen ihrer Häute vernichteten. Er erwarb sich seinen Namen als effektiver Fleischjäger für Eisenbahnercamps.

In seinem ganzen Leben schoß er wenige Tausend Bisons, die alle der Ernährung der Eisenbahnbauer dienten.

Einzelne Häutejäger schlachteten manchmal in einer einzigen Woche bis zu 9.000 Tiere ab.

William Cody gehörte dagegen in den 1890er Jahren zu den bedeutendsten Bannerträgern der Rettung der letzten Bisons, die im Yellowstone Park eine neue Heimat fanden.

Cody war ein hochangesehener Armeescout, als er von einem eher dubiosen Schreiberling namens Ned Buntline in Dime Novels zum „Superhelden“ gemacht wurde. Als Cody merkte, wie sehr er von Buntline hintergangen wurde und wie profitabel das Showgeschäft sein konnte. Entwickelte er sich zu einem begnadeten Selbstdarsteller.

Ein echter Held des Wilden Westens, der sein eigenes Leben – natürlich gebührend verbrämt – auf Bühnen und schließlich in der Show-Arena darstellte.

In den 1880er Jahren gründete er in Nebraska „Buffalo Bill’s Wild West“. Eine Weltsensation.

Echte Cowboys, echte Indianer, echte Büffel tourten durch die USA, Kanada und schließlich Europa. Cody wurde zum meistfotografierten Amerikaner seiner Zeit. Er war ein Weltstar, vergleichbar nur mit den größten Hollywood-Legenden unserer Tage.

Er trat vor Queen Victoria ebenso auf, wie vor Kaiser Wilhelm und dem Papst.

Cody gilt heute als der wichtigste frühe Interpret der amerikanischen Pioniergeschichte. Und er nutzte seinen Ruhm in äußerst verantwortungsvoller Weise.

In öffentlichen Stellungnahmen verteidigte er die Rechte der Indianer. Er war der erste, der in einem Zeitungsinterview in Kanada die Bezeichnung „Custer-Massaker“ für die Schlacht am Little Big Horn ablehnte und erklärte, die Indianer hätten für ihre Freiheit und ihre Lebensart gekämpft. Das war nicht sonderlich populär in jener Zeit.

Als Cody 1917 starb, trat der Stammesrat der Lakota auf Pine Ridge zusammen und veröffentlichte eine Trauererklärung zu seinen Ehren; denn Cody hatte es den Indianern, die auf Reservationen in Vergessenheit zu geraten drohten, ermöglicht, ihren tristen Alltag zu verlassen und der Welt zumindest ansatzweise ihre Kultur zu repräsentieren. Das ist bis heute nicht vergessen.

Ich werde auch bis heute nicht vergessen, wie der damals 96jährige Joe Medizin Crow – Stammeshistoriker und letzter Kriegshäuptling der Crow – vor einer erlauchten Versammlung von Förderern des Buffalo Bill Centers in Cody (Wyoming) einen selbstgetexteten Ehrensong auf William Cody sang.

Er war auch Gründer der Stadt Cody in Wyoming. Seine Urenkel, die Familie Garlow,leben noch heute dort.

Wir besuchten heute die „Scout’s Rest Ranch“ William Codys in Nebraska nördlich von North Platte. Hier verbrachte er häufig die Winterpausen zwischen seinen Tourneen und bildete Pferde und Reiter aus.

Die Fotos zeigen sein Haus von außen, einen der Ställe und ein Bunkhaus der Cowboys, ferner das Schlafzimmer von ihm und seiner Frau. (Bild 62-65)

Die Nacht verbringen wir in Ogallala. Zwischen 1879 und 1884 war diese kleine Stadt die "Rindermetropole" im amerikanischen Westen. Was in Europa wenig bekannt ist: Viele texanische Viehzüchter gaben in dieser Zeit ihre Ranches in Texas auf, weil die Lebensbedingungen zu ungünstig wurden. Die grünen, fetten Weiden von Wyoming und Montana lockten. Daher machten sich ganze Ranchbetriebe auf den langen Weg in diese weitaus besser geeigneten Gebiete, bis nach Miles City (Montana).

Seither ist nicht mehr Texas der Staat der Cowboys. Dieses Prädikat wird bis heute stolz von Staaten wie Wyoming und Montana in Anspruch genommen – Wyoming hat den Cowboy sogar als eines seiner Staatssymbole erkoren.

In Ogalalla (Nebraska) kamen Jahr um Jahr zwischen 100.000 und 125.000 Rinder über den "Great Western Trail" an. Was die CattleTowns in Kansas – Abilene, Wichita, Ellsworth, Dodge City – erlebten, spielte sich auch in Ogalalla ab. Die Stadt war zeitweise einer der wildesten Orte im amerikanischen Westen mit großem Rotlicht-Distrikt und Schießereien auf den Straßen. Der bekannte Trailboss Andy Adams, der mit seinem Buch "Aus dem Tagebuch eines Cowboys" den Viehtreibern ein Denkmal setzte, nannte Ogalalla das "Ghomorra auf den Rindertrails .Zwischen den etwa 50 Gebäuden erhebt sich kein Kirchturm. Dreiviertel der Geschäfte sind Tanzhallen, Spielhöllen und Saloons."

Ein anderer Trailboß schrieb in einem Brief, Oglalla sei "zu rauh für Texaner".

Von dieser Zeit zeugt der historische "Boot Hill", wo die meisten Männer bestattet wurden, die "in den Stiefeln starben", d. h. einen gewaltsamen Tod erlitten.

Die Fotos zeigen den Boothill, mich und meine Verlobte vor der Statue "Der Trailboss", einen Blick in die "Front Street" von Ogalalla und den Marker des "Great Western Trail". (Bild 66-71)

 


Zur EinleitungDie erste GruppeDie zweite Gruppe

 

Kommentare  

#1 Erlkönig 2017-05-30 21:40
Das Western-Urgestein, das auch im Londoner Nebel treffsicher ist, weiß auch mit Reiseberichten gut und informativ zu unterhalten.

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