Eine »unheimliche« Mischung - Dämonenkiller – Die Taschenbücher: Coco und das kalte Herz
Coco und das kalte Herz
Noch immer unterwegs in Amerika erhält Coco Zamis eine Nachricht von ihrem Bruder Georg. Asmodis will die Sippe mal wieder auf einem Sabbat vernichten. Coco soll vor der Dämonenveranstaltung nach Montenegro reisen, ins Dörfchen Vipazar, um ihren Bruder zu treffen. Und sie soll sich vor dem Dämon Gorshat hüten.
Coco suggeriert der Fischerfamilie Djilas zur Tarnung, ihre heimgekehrte Tochter zu sein. Sie entwickelt eine Schwäche für deren Sohn Marko. Der Vater macht sich Sorgen, weil Marko so schreckliche Dinge tut wie Tieren Blut abzuzapfen. Coco entdeckt, dass er in die Chimäre Silja verliebt ist und ihr das Blut und ihr ein paar Schafsaugen bringt. Dabei wollte Silja Menschenauen haben. Laut Marko war Silja nicht immer ein Monster, der böse Gorshat, der auf einer Insel lebt, hat sie dazu gemacht. Die Familie will Marko exorzieren lassen, denn Silja ist angeblich vor einem Jahr ertrunken.
Silja ist gar nicht über die Schafsaugen entzückt, die sie nun im Gesicht hat. Coco lässt sich von ihr zur Insel verschleppen. Der Dämon Gorshat vergnügt sich damit, Menschen in Monster zu verwandeln. Er erkennt nicht, dass Coco eine Dämonin ist. Er schnallt die Hexe in seinem Operationskerker auf eine Liege. Coco gibt sich zu erkennen. Gorshat löst ihre Fesseln aber nicht; er will es Asmodis oder dessen Boten überlassen, Coco zu erklären, was der Herr der Finsternis genau mit ihr vorhat und welche Rolle er dabei spielt.
Die gefesselte Coco bekommt unliebsamen Besuch von Sascha Zamis. Der ist ein widerlicher Ghul und obendrein der Bruder von Boris, den Coco in Tb. 28 um die Ecke gebracht hat. Er will den Mörder finden und sich rächen. Kurz darauf wird Coco dem Boten vorgeführt. Es ist der Dämon Zakum, Asmodis' Archivar, der angeblich aus dem centro terrae kommt, einem Dämonenreich in der Mitte der Erde. Zakum enthüllt Coco, dass Asmodis zwei Dinge will. Einmal soll ihr Bruder Georg auf dem bevorstehenden Sabbat zwangsweise verheiratet werden. Außerdem soll Coco dem Herrn der Finsternis ein Körperteil als Pfand geben – ihr Herz wäre nett.
Coco ist hilflos, denn Gorshat hat sie in ein magisches Kleid gesteckt, das ihre Fähigkeiten blockiert. Asmodis will ihr Herz, Corshat will mit ihr experimentieren und Cousin Sascha will ihren Körper. Dumm gelaufen. In ihrer Zwangslage beschwört sie den Zauberer Merlin. Aber der kann nicht kommen, weil er selbst Ärger hat. Er verspricht aber, einen Boten zu schicken.
Gorshat führte Coco seine Magie vor, indem er einer Katze die Haut abzieht und mit Magie auf die Chimäre Silja verpflanzt. Das will er später auch mit Coco machen. Zakum wird bereits ungeduldig, weil Coco sich nicht entscheiden will, welches Pfand sie überlässt. Und Sascha will, dass Coco ihm den Mörder ausliefert und sich ihm anschließt, um die Familie Zamis zu übernehmen. Und Silja will noch immer ihre Augen.
Bei einem Spaziergang wird die hilflose Coco von Silja mit Markos Hilfe entführt und in einer Höhle gefangen gesetzt. Krebse sollen ihre Augen ausschneiden. Coco wird von Zakum gerettet, der erst einmal Gorshat zurechtstutzt und dann Coco mittels magischem Tor in sein Archiv bringt, um ihre seine Herzsammlung zu zeigen. Coco soll sich eines der künstlichen magischen Herzen aussuchen, das sie dann anstelle ihres eigenen am Leben erhält. Die magischen Konstrukte beeinflussen den Träger auf dämonische Weise.
Auf der Insel sind die ersten Dämonen zum Sabbat eingetroffen, und sie sind alle Coco feindlich gesinnt. Sie lernt einen Gnom im Harlekinskostüm kennen, der sich ihr als Manannan mac Lir oder auch Oirbsen vorstellt. Coco verscheucht ihn. Da trifft Georg Zamis ein mit der ihm zugeteilten Braut Gedda. Der wahnsinnig gewordene Marko sorgt für Unruhe unter den Dämonen. Coco bringt Georg auf den neuesten Stand. Aber ihr Bruder kann sie auch nicht von dem Kleid befreien.
Coco bietet Zakum an, sich um Marko zu kümmern, wenn sie dadurch das Kleid los wird. Sie hetzt den Irren auf Gedda, der ihr ein paar Haare ausreißt, damit Georg etwas gegen sie in der Hand hat und ihren Schwachpunkt findet. Dann schafft sie ihn von der Insel. Oirbsen gibt sich als Merlins Bote zu erkennen. Bevor er ihr helfen kann, funkt Sascha dazwischen. Er will endlich Taten sehen. Coco täuscht vor, sich mit ihm zu verbünden und mit ihm schlafen zu wollen. Sobald er ihr das Kleid ausgezogen hat, verfügt die Hexe wieder über ihre Kräfte. Sie überwältigt Sascha und zieht ihm das Kleid an. Prompt bringt Gorshat ihn aus der Ferne mit dem Kleid um, weil er glaubt, die angeblich flüchtende Coco damit zu erwischen.
Coco und ihr Bruder erfahren Geddas Geheimnis und wie man sie vernichten kann. Dann erfährt Coco von dem Gnom, dass Merlin schon seit Hunderten von Jahren im centro terrae von Dämonen gefangen gehalten wird. Die sollen bekanntlich schlimmer als die Dämonen auf der Erde sein. Jetzt ist auch der letzte Kontakt abgerissen. Um ihn zu retten, müssen sieben Siegel gefunden werden. Das erste ist der Signatstern, der in Zakums Archiv ist.
Coco lässt sich von Zakum erneut in sein Archiv bringen, um dort angeblich ein Herz auszusuchen. Mit einem Trick findet sie den Signatstern und bringt ihn an sich. Zurück auf dem Schloss wird zuerst Gedda auf eine Weise vernichtet, die Georg von jedem Verdacht befreit. Coco landet wieder auf Gorshats OP-Tisch. Aber Oirbsen und Georg greifen ein. Sie sorgen dafür, dass Gorshat einer Chimäre das magische Herz einpflanzt. Dann zwingen sie ihn dazu, Asmodis das Chimärenherz als Pfand unterzujubeln. Der Herr der Finsternis lässt sich täuschen. Aber dann dreht die Chimäre mit dem magischen Herz durch und tötet Gorshat. Alle Chimären stürzen sich auf die versammelten Dämonen, die sich zurückziehen. Coco aber folgt Oirbsen, hat sie doch versprochen, ihm zu helfen, Merlin zu befreien.
Nach diversen Einzelabenteuern wechseln Ernst Vlcek und Kurt Luif wieder zur bewährten Form eines Zyklus'. Das ist also der erste Band des Merlin-Zyklus. Die Figur des alten, weisen Magiers, an dem sich so gut wie jeder Serienschreiber vergriffen hat, war ja bereits zuvor schon eingeführt worden.
Zwischen dem Exposé und dem fertigen Roman gibt es ein paar Veränderungen, die dem Roman eigentlich ganz gut taten. Vor allem das Ende der Handlung mit Vetter Boris, dem Ghul, ist in der ersten Fassung doch recht lahm.
Ganz im Sinne der neuen Regeln – nicht viel Gewalt oder Sex, schon gar nicht näher beschrieben - ist das vom Schauplatz her mal wieder ein Heimspiel. Dämonen unter sich. Da war man auf der sicheren Seite. Immerhin ist die Monstershow auf Gorshats Insel recht farbig.
Im Kern des angekündigten Zyklus' steht eine Schnitzeljagd. Will Coco Merlin befreien, braucht sie sieben Gegenstände. Das ist nun nicht unbedingt der interessanteste Plot der Welt, erst recht, wenn er auf mehrere Romane verteilt ist. Wie stehen die Chancen, dass unsere Heldin am Ende den Gegenstand nicht bekommt? Die hier nur erwähnten Dämonen aus dem centro terrae, dem Mittelpunkt der Erde, sollen schlimmer sein als ihre Cousins auf der Oberfläche; das klingt zwar vielversprechend, aber man kann davon ausgehen, dass es bei der Behauptung bleiben wird. Das hat schon in der Heftserie bei Luguri nicht funktioniert, und – Spoileralaram ! – in den Taschenbüchern ist das auch viel Lärm um nichts.
Aber der Roman ist, wenn man fair ist, ganz unterhaltsam. Hier hat der Autor seine Geschichte wesentlich besser im Griff als im Vorband, auch wenn ein paar Zufälle wie immer abstrus sind, weil man es sich so einfach wie möglich machen will und muss. Von allen Familien im Dorf schleust sich Coco natürlich ausgerechnet bei der einen ein, dessen Sohn nach der Chimäre verrückt ist. Eher unfreiwillig komisch sind dann Sätze wie der:
"Ihn [Marko], der etwa in meinem Alter war, machte ich zu meinem Gespielen, ohne dabei jedoch die Grenze des Anstands zu überschreiten. Denn mein Verhältnis zu ihm war rein kameradschaftlicher Natur, keine Spur von Sex. Denn Marko war anderweitig verliebt."
Genau das ist das Problem. Er ist anderweitig verliebt. Darum will er keinen Sex mit seiner vermeintlichen Schwester haben, völlig klar.
Das Herumgerenne im Schloss ist souverän gehandhabt. Die diversen Füllhandlungen – Silja und die Augen, Vetter Sascha, der als Figur so gar keinen Sinn ergibt, warum sollten die Zamis' überhaupt etwas in der Dämonengesellschaft zu melden haben, wenn zu ihnen ausgerechnet von allen verachteten Ghule gehören? - haben zwar mit der eigentlichen Geschichte nichts zu tun, sind aber wenigstens nicht langweilig.
Das ist kein übler Dämonenkiller-Roman. Handwerklich solide geschrieben, so gut, wie es bei dem inhaltlichen Korsett anno 1979 eigentlich möglich ist.
Offenbar reist Coco durch Magische Tore, schafft sie es doch 1968 in einem Tag von New York nach Montenegro. Selbst mit Hypnose und Privatjet wäre das nicht zu schaffen gewesen. Aber vielleicht ist das österreichische "Tags drauf" eine andere Zeitrechnung.
Wieder bezieht sich Lutohins Titelbild auf den Romaninhalt. Coco mal wieder nackt auf der Streckbank, darüber das dämonische Kunstherz. Das hat alles einen netten Exploitation-Touch und bietet eine Prise Erotik, die im Roman völlig fehlt. Etwas Origineller als der durchschnittliche Lutohin.
Copyright © by Andreas Decker
Kommentare
www.zauberspiegel-online.de/index.php/phantastik-horror-mainmenu-10/gedrucktes-mainmenu-147/20305-daemonenkiller-merlin-zyklus-1-teil-expose
er klickt auf den Link im Text.
Die Frau auf diesem Titelbild ist nicht von Nikolai Lutohin, sondern das Frauen-Bild wurde auf dem Bild aufgeklebt.
Das Originalbild von DK-TB Nr. 55 befindet sich in meinem Besitz, deshalb weiß ich es.