Coelho, Paulo - Die Hexe von Portobello
DIE HEXE VON PORTOBELLO
(A BRUXA DE PORTOBELLO)
von
PAULO COELHO
Übersetzung aus dem Brasilianischen: MARALDE MEYER-MINNEMANN
302 Seiten 19.90 - Hardcover
ISBN 978-3-257-06600-5
Diogenes
Die
Liebe ist keine Gewohnheit, Verbindlichkeit oder Schuld. Sie ist nicht das, was
uns Schlager lehren die Liebe ist. Und das ist das Testament von Athena oder
Sherine oder Hagia Sophia: Die Liebe ist. Man muss sie nicht definieren. Liebe
und frage nichts weiter. Liebe einfach nur.
Es sind die Worte einer Frau, die von den einen als Heilige verehrt, von den anderen als Hexe verschrien wurde. Sie ist an ihrer Mission beinahe zerbrochen, aber sie ist nicht gescheitert.
Schon
als Kind hatte sie außersinnliche Wahrnehmungen, die sie zunächst nicht
kontrollieren konnte. Erst mit dem Heranwachsen wurde sie sich der Tatsache
bewusst, dass sie anders war, ein anderes Leben führen wollte und musste.
Der Inhalt ist sehr verflacht wiedergegeben. Um diesem
gerecht zu werden, bräuchte man mehrere Seiten. Die Geschichte und vor allem
die Personen sind zu komplex.
Wir haben es hier zwar mit einem phantastischen Roman
zu tun, aber es geht hier zentral nicht um Magie oder PSI-Phänomene. All das
ist eher Mittel zum Zweck, um die Geschichte und vor allem die persönliche
Entwicklung der Athena voran zu treiben.
Paulo Coelho gehört wohl zu den besten Autoren
zeitgenössischer Literatur und ein immer wiederkehrendes Thema in seinen
Romanen ist die Suche nach dem Sinn des Lebens, die Beantwortung der Frage,
warum der Mensch existiert. Auf dieser Suche befindet sich auch Athena, die
immer wieder zweifelt, verschiedene, unkonventionelle Wege geht, um all die
Fragen, die sie sich stellt, beantworten zu können. Irgendwann stellt sie fest,
dass sie dazu auserkoren ist, das Wort der Grossen Mutter zu verkünden, indem
sie diese selbst durch sich sprechen lässt.
Coelho wählt dazu eine ungewöhnliche Erzählform und
gibt dadurch der Geschichte eine bemerkenswerte Dichte und den hohen Anstrich,
real zu sein. Er erklärt, dass er alles nur nach Tonbandaufzeichnungen der real
beteiligten Personen niedergeschrieben hat. So kommen auch nur diese Personen
zu Wort, die ihre Erlebnisse mit Athena, den Austausch der Gedanken mit ihr,
schildern. Der Autor brachte diese Aussagen in eine kontinuierliche
Reihenfolge.
Zunächst fällt es schwer, diesen Protokollen zu
folgen, zumal man das Gefühl hat, dass es nur um eine Frau geht, die etwas
anders als andere gelebt hat und zu früh verstorben ist. Aber hat man sich erst
einmal darauf eingelassen und sich mit den Charakteren vertraut gemacht, die es
erzählen, dann taucht man regelrecht in die Welt Athenas ein. Und obwohl es
immer sehr ruhig zugeht, nimmt die Geschichte Fahrt auf, stürzt den Leser bald
in eine Achterbahnfahrt der Gefühle.
Hierin liegt die wahre Stärke des Romans. Je länger
man liest, je mehr entwickelt sich eine emotionale Dichte, die den Leser
einfach nicht mehr los lässt. Dazu trägt auch die enorme sprachliche
Gewandtheit des Autors bei (Ich habe das Gefühl, dass die Übersetzung sehr
akribisch ist). Gerade Leser, die ein wenig den sprachlichen Einheitsbrei
dramatischer Thriller hinter sich lassen wollen, finden hier ein wahres
Paradies.
Mal anders gesagt. DIE HEXE VON PORTOBELLO ist ein
Stück höherer Literatur. Kein Phantastischer Roman im eigentlichen Sinne, sondern
ein emotional aufwühlendes Drama mit Phantastischen Aspekten. In jedem Fall
(aus welchem Blickwinkel man es auch immer sieht) ein lesenswerter Roman, den
ich zwingend empfehlen kann/muss.
Weitere Informationen zu PAULO COELHO:
Ausführliche Biografie in der Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Paulo_Coelho
Website des Autors in Deutsch
http://www.paulocoelho.com/alem/index.html