Cooper, Alice - Along Came A Spider
Cooper war all die Jahre mit mehr oder minder Erfolg aktiv und kreativ. Nachdem er mit seinen letzten beiden Alben THE EYES OF ALICE COOPER und DIRTY DIAMONDS zwei klassische Hardrock-LP's vorgelegt hatte, die sich exzellent für derartige Parties eigneten, nun also wieder Shock-Rock vom Feinsten? Als vorab die Nummer VENGEANCE IS MINE veröffentlicht wurde, in der Slash eine Gastrolle als Leadgitarrist hat, wurden die Erwartungen hochgeschraubt. Eine echte Brachialnummer, die die Fans aufhorchen ließ. Aber kann das Album, das über eine eine clevere Story verfügt, den Erwartungen standhalten?
Ja, es kann, wenn auch anders als erwartet. VENGEANCE IS MINE ist allerdings auch schon die härteste Nummer des Albums. Viele Rezensenten, die ich bisher gelesen habe, stören sich genau an dieser Tatsache. Nun, diese Leute haben schon in den Vorabberichten nicht richtig aufgepasst. Cooper hat mehr als ein Mal deutlich gemacht, dass das neue Album in der Tradition seines Klassikers WELCOME TO MY NIGHTMARE stehen würde. Und, mal ehrlich, war das eine Heavy-Granate? Es war sauber und kreativ ausgetüftelter Hardrock, hart genug, um den Ansprüchen der Texte gerecht zu werden.
Aus der aktuellen Story, in der es um einen Serienkiller geht, der im Stil einer Spinne mordet, könnte man natürlich folgern, dass das Thema eine härtere Gangart verlangt. Aber gerade weil er diese Klischees nicht erfüllt, ist die Platte um vieles spannender geworden als man erwarten durfte. Zuweilen hat man das Gefühl, dass das Material vor etwa 30-35 Jahren eingespielt und jetzt nur remastert wurde. Die Songs sind in ihrer Komposition und Intonierung derart klassisch, dass man streckenweise glaubt auf einer Zeitreise zu sein.
Die Texte sind Erlebnisberichte des Killers, wobei er sich hin und wieder direkt an seine Verfolger richtet und diese praktisch verhöhnt. Als eines seiner Opfer ihm entkommt (THE ONE THAT GOT AWAY), stürzt ihn diese Tatsache in Selbstzweifel (SALVATION). Aber diese Zweifel werden schließlich ausgeräumt (I AM THE SPIDER).
Manche Rezensenten werfen ihm vor, dass sich kein Song mit Hitpotential auf der Platte befindet. Warum sollte das sein? Wem muss Cooper noch etwas beweisen? Die Songs sind dem Thema zugeordnet, in den Kompositionen meist über dem Durchschnitt und kompetent eingespielt. Und der Vorwurf kann auch nur gelten, wenn man die aktuelle Musik zum Vergleich heranzieht. Stücke wie CATCH ME IF YOU CAN oder THE ONE THAT GOT AWAY hätten zu Zeiten von WELCOME TO MY NIGHTMARE echtes Hitpotential gehabt.
Natürlich, solch große Würfe wie BILLION DOLLAR BABIES oder NO MORE MR. NICE GUY wird es vermutlich nicht mehr geben. Derartiges schüttelt sich niemand pausenlos aus dem Ärmel. Aber auch hier gibt es zwingende Songs. WAKE THE DEAD, WRAPPED IN SILK oder SALVATION sind großartig. KILLED BY LOVE ist ein bemerkenswerter Song, denn er hätte Note für Note genau so auch von George Harrison sein können. Und der Rausschmeißer I AM THE SPIDER schließlich ist Adrenalin pur, die Gitarren müssen nicht immer krachen, bis kein Ton mehr richtig definierbar ist.
Nach der Veröffentlichung in Deutschland ist die CD im ersten Drittel der Top 100 gelandet. Und das ist voll verdient. ALONG CAME A SPIDER ist ein verdammt starkes Album. Und wo solch grandiose Endeckungen wie Wolfmother (die Sensation des letzten Jahres) ihren klassischen Sound erzwingen müssen, da schnippt Old Alice nur mit dem Finger. Der Mann ist eine lebende Legende und wirklich authentisch.
Yes, I know, I know what you always say
You trap, you kill, you eat
That's what a good spider does
You trap, you kill, you eat