Gruselkabinett (65) Gesellschafterin gesucht
Gesellschafterin gesucht
Gruselkabinett (65)
nach Mary E. Braddon
Wiedermal gibt es eine Erzählung an der zunächst nichts Gruseliges zu finden ist. Etwas seltsam wirken die reiche alte Dame und ihr griesgrämiger Leibarzt, doch zu diesem Zeitpunkt ist von Grusel weit und breit keine Spur zu hören. Das ändert sich im Grunde genommen auch im weiteren Verlauf der Geschichte nicht - es sei denn man empfindet die Träume von Bella als gruselig.
Die Experimente, die die alte Lady hier mit ihrem Arzt macht, werden am Ende des Hörspiels nur am Rande erwähnt, und dass sie ein Geheimnis umgibt ist auch klar - ebenso, dass sie irgendetwas mit Bella vorhaben. Doch all das reichert die Story nicht so an, das man von einem wirklich spannenden Gruselkabinett sprechen kann. Schaut man auf das Gesamtwerk der Autorin, so gehörten zwar auch Gespenstergeschichten zu ihrem Reportoire, doch dies hier ist eher ein Romantikthriller, wie man ihn heute in einigen Heftromanen nachlesen könnte, die speziell an ein weibliches Publikum gerichtet sind. Schon das Cover verräts - mit Grusel hat das alles wenig zu tun. Aber etwas übernatürlich ist es schon. Doch das Übernatürlich bleibt diffus. Im Mittelpunkt steht das Geheimnis und Bellas romantischer Hang zum Leben, sowie ihre Liebe zu einem jungen Arzt.
Keinesfalls schlecht ist die Geschichte jedoch im Gesamteindruck, und auch weit besser als "Der schreiende Schädel", denn hier passiert mehr. Dennoch bleibt es im Endeffekt kein Gruselkabinett. Klassisch zwar, aber eben doch nicht gruselig.
Christian Wolff debütiert in dieser Folge als Erzähler. Stimmlich passt er sowieso ins Hörspiel. Als Erzähler hätte ich ihn mir nicht unbedingt vorstellen können, jedenfalls nicht in einem Gruselhörspiel. Aber es passt irgendwie, da diese Folge kein wirkliches Gruselhörspiel ist. Ingrid van Bergen überzeugt als geheimnisvolle alte Dame. Irgendwie ist sie das ja auch in Wirklichkeit, wenn man das geheimnisvolle Etwas abschwächt oder weglässt. Eine weitere Debütantin - nämlich Anja Kruse - fällt in ihrer zu kleinen Rolle leider kaum auf.
Atmosphärisch stimmt auch hier wieder alles.
Fazit: Interessante und unterhaltsame Geschichte, jedoch ein Gruselkabinett ohne kalte Schauer.
: Christian Wolff, Julia Stoepel, Susanne Tremper, Ingrid van Bergen, Anja Kruse, Dagmar von Kurmin, Susanne Uhlen, Lothar Didjurgis u.a.
: Marc Gruppe
: Stephan Bosenius & Marc Gruppe
: Firuz Askin
: Alice Kaiser
: ca. 75 Min.
: Mai 2012
: 978-3-7857-4642-4
Darsteller
