Lichtenstein, Thea - Maliande - Der Ruf des Drachen
Maliande - Der Ruf des Drachen
Die Einführung direkt mit dem mysteriösen Resilir und offenbar wilden Orkmeuten lässt zunächst einmal einen temporeichen Beginn der Geschichte vermuten, und als man im ersten Kapitel der klassischen Abenteurertruppe der High-Fantasy begegnet, rechnet man ziemlich rasch mit dem ersten Zusammentreffen zwischen Helden und Orks. Allerdings - man liegt falsch.
Die Dreiergruppe ist in der Tat unterwegs, aber statt in einem ersten Scharmützel landet der Leser zunächst in einem stillen, ländlich verlorenen Tal auf dem Hof eines Bergbauern und dessen Familie. Nahim, der jugendliche Held der Geschichte, ist mit seinem Mentor Vennis und dem kranken Brill unterwegs. Das Ziel ihrer Reise, offenbar ein mysteriöser Auftrag, bleibt unklar. Sie müssen rasten, denn Brill braucht dringend Versorgung bevor sie weiter reisen können. Im Tal finden sie Aufnahme auf dem Hof des gutmütigen Bergbauern Balam und seiner Familie. Dort begegnet Nahim dann auch Lehen, der Tochter Balams.
Und während Thea Lichtenstein das gemächliche Leben der Menschen im Tal vor Trevorims Pforte ausbreitet, schleicht sich immer wieder und häufiger die Bedrohung durch die Orktruppen ein, die offenbar immer dreister werden.
Bevor die Handlung erst gut ab der zweiten Hälfte des Buches in Schwung kommt, malt die Autorin erst einmal eine vordergründig heile Welt, die in dem abgeschiedenen Tal mit seinen (kleinen) Bauernhöfen, kleinen Städten (mit provinziellen Namen) und einfachen Menschen spielt. Doch während zum einen immer deutlicher wird, dass bei weitem nicht alles "heil" ist, beginnt von außen die Bedrohung durch die Orks Überhand zu nehmen, und es wird den Helden klar, dass es hinter den Orks einen "Strippenzieher" geben muss, der sie lenkt.
Zu Beginn macht die Geschichte und die Kultur, in der die Geschichte angesiedelt ist, den Eindruck eines Frauenromans (etwas bösartig könnte man vielleicht sagen vor der Kulisse eines alpin angesiedelten Hansi-Hinterseers-Plots), der im Mittelalter spielt, aufgepeppt durch ein paar Orks im Hintergrund. Dies machte etwas unzufrieden. Nur "etwas", da die Geschichte selbst gut erzählt und handwerklich gut geschrieben ist und sich wesentlich netter liest als der erwähnte Frauenroman. Sowohl der Rückentext als auch die Inhaltshinweise im Buch selbst lassen mehr "Action" erahnen.
Da der Roman sich dennoch als ein (eher frauenorientierter?) Roman wunderbar "wegschmökern" lässt und die Liebesbeziehung zwischen Nahim und Lehen so wunderbar unspektakulär daher kommt, werde ich mit großer Wahrscheinlichkeit den Folgeband von Maliande ebenfalls zur Hand nehmen.