Lukianenko, Sergej: Der Herr der Finsternis

Lukianenko, Sergej: Der Herr der FinsternisDer Herr der Finsternis
von Sergej Lukianenko
aus dem Russischen von Christiane Pöhlmann
erschienen: 2008 (Deutschland), 1997 (Russland)
403 Seiten,
ISBN: 978-3-407-81043-4

Beltz & Gelberg

Wäre Danka nicht krank gewesen, wäre ihm das alles nicht passiert. So aber hütet er mit einer Erkältung das Bett, als sich vor seinen Augen ein Sonnenfleck in einen besserwisserischen Kater verwandelt.
 
Damit beginnt für Danka ein unvergessliches Abenteuer.

Gemeinsam mit dem Kater reist er durch eine verborgene Tür in eine fremde Welt. Eigentlich wollte er nur kurz bleiben, doch dummerweise hat er das Portal aus den Augen gelassen. Als dieses zufällt, muss er erkennen, dass er in der geheimnisvollen anderen Welt festsitzt.

Diese Welt ist alles andere als ein angenehmes Urlaubsparadies. Seitdem die Menschen einer nach dem anderen ihr Sonnenlicht an gewissenlose Händler verkauft haben, beherrscht Ewige Nacht die Lande. In einer Reihe geheimnisvoller Türme haben sich die Diener der Finsternis eingenistet und machen den in der Dunkelheit lebenden Menschen das Leben schwer. Hinter all dem Schrecken steckt der Herr der Finsternis – und es ist Dankas Schicksal, ihn zu bekämpfen...

Seit seinen »Wächter«-Romanen ist der russische Autor Sergej Lukianenko Freunden phantastischer Literatur rund um den Globus ein Begriff. Neben einer Reihe von Romanen für erwachsene Leser hat er auch verschiedene Jugendbücher verfasst, die teilweise zwar schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben, nun aber doch noch ihren Weg auf den deutschen Buchmarkt finden. So etwa das Fantasyabenteuer »Der Herr der Finsternis«, das in Russland bereits 1997 erschienen ist.

»Der Herr der Finsternis« beginnt ohne lange Vorrede. Kaum hat der Leser Danka kennen gelernt, findet er sich auch schon inmitten einer fremden, in Finsternis gehüllten Welt wieder. Das völlige Fehlen einer wie auch immer gearteten Einleitung ist zwar ein wenig gewöhnungsbedürftig, erweist sich aber als sehr angenehm, da man sich so unmittelbar in die phantastische Handlung stürzen kann.

Die Story als solche ist recht einfach gestrickt. »Der Herr der Finsternis« verhehlt nie, ein Jugendbuch zu sein. Die Charaktere sind gut gezeichnet, bleiben aber ohne echte Tiefe, die Handlung verläuft geradlinig und streift viele Geschehnisse nur oberflächlich. Auch der Schauplatz der Geschichte ist diesen Bedingungen angepasst. Lukianenko hat hier eine einfallsreiche Welt entworfen, deren phantastischen Gegebenheiten allerdings nur zu einem Bruchteil wirklich genutzt werden.

Gerade zu Beginn erweist sich diese doch recht simple Darstellung alles andere als störend. Es macht Spaß, Danka auf seinem Abenteuer in der Ewigen Finsternis zu begleiten. Lukianenko ist ein Schriftsteller, der sich auf sein Handwerk versteht; die Erlebnisse Dankas sind flott inszeniert und spannend in Szene gesetzt. Viel zu schnell erreicht man das Ende des ersten der drei Teile des Romans...

...und das ist dann der Anfang vom Ende.

Die ersten 150 Seiten von Lukianenkos Werk sind ein wenig tiefgreifendes, aber doch packendes Fantasyabenteuer, das vor allem dank seines stimmungsvollen Settings zu überzeugen weiß. Danach allerdings versucht der Autor geradezu verzweifelt, seinem Roman Tiefe zu geben – und scheitert kläglich.

Was als abenteuerliche Fantasymär begann, wächst sich innerhalb weniger Seiten zu einem pseudo-philosophischen Machwerk aus, dessen Lektüre von Seite zu Seite weniger Spaß macht. Mit der Brechstange versucht Lukianenko, sowohl seinen Personen als auch der Handlung an sich tiefgründige Bedeutungen anzudichten. Dumm nur, dass sein bisheriger Welten- und Storyentwurf diesem Unterfangen einfach nicht gewachsen ist. Ebenfalls dumm, dass die spannende Handlung mit jedem Kapitel immer weiter auf der Strecke bleibt. Der Kampf Dankas gegen die Finsternis und sich selbst entwickelt sich zu einem lächerlich anmutenden Drama um die Bedeutung von Richtig und Falsch, von Gut und Böse. Lukianenko versucht in der Folge, beiden Handlungsebenen gleichermaßen gerecht zu werden, der Fantasyschiene einerseits und dem philosophisch-moralisierenden Teil andererseits. Dies gelingt ihm aber weder für den einen noch für den anderen Teil wirklich, weshalb das Buch spätestens ab der Hälfte wie ein unausgegorener Mix nur bedingt miteinander harmonierender Elemente daherkommt. Man ist froh, wenn man endlich das Ende der Geschichte erreicht hat; nach dem fesselnden Anfang hatte man sich weitaus mehr versprochen.

»Der Herr der Finsternis« weiß eigentlich nur im ersten Teil zu überzeugen, danach geht es steil abwärts. Empfehlen kann ich Sergej Lukianenkos Buch daher guten Gewissens eigentlich niemandem, weder jugendlichen noch erwachsenen Lesern. Wer ein mitreißendes Fantasyabenteuer vor ähnlich fantastischer Kulisse sucht, der greift besser zu Chris Woodings »Broken Sky«, und wer dazu noch Helden haben will, die innere Konflikte austragen, der liest besser Hohlbeins »Märchenmond«.

Hier bleibt einem die Enttäuschung erspart, nach einem starken Anfang in rasender Schnelle wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden.

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