BHOOTHNATH
BHOOTHNATH
Er ist Komödie und Melodram in Einem und wie so oft bei den besseren
Filmen aus Bollywood gerät man in eine Achterbahnfahrt der Emotionen,
wenn man sich denn auf den Streifen einlässt. Und zumindest für mich
ganz persönlich hat er einen ganz dicken Pluspunkt: Die Hauptrolle
spielt Amitabh Bachchan, den ich für einen der besten Schauspieler
halte, der auf unserer Erde herumläuft.
Um eine Bleibe für seine Frau Anjali und den Sohn Banku zu haben, kauft Aditya Sharma für ein Jahr ein abgelegenes Haus in Goa. Es steht schon lange leer und hat in der Bevölkerung den Ruf eines Geisterhauses. Tatsächlich treibt ein Geist dort sein Unwesen und versucht jeden zu vertreiben, der das Haus betritt. Natürlich versucht er das auch bei den neuen Mietern, doch bei Banku beisst er auf Granit. Der Junge ist wenig beeindruckt von den Versuchen ihn zu erschrecken. Da Banku nicht an Geister sondern an Engel glaubt, hält er Kailash Nath, wie der Geist sich vorstellt, eben für einen Engel. Er kritisiert allerdings dessen ungepflegte äussere Erscheinung. Da Nath darauf besteht, ein Geist zu sein, gibt Banshu ihm den Namen Bhoothnath.
Nath beginnt an sich zu zweifeln, da er den Jungen so gar nicht erschrecken kann. Als dieser ihn auch noch mittels eines Tricks zum Aufräumen und Säubern des Hauses nötigt, beginnt er für Banku Sympathie zu hegen. Die Beiden fangen an sich anzufreunden und finden vor allem Spass daran, anderen Streiche zu spielen. Bhoothnath wird durch den Umgang mit dem Jungen freundlicher, beginnt dann aber Einfluss auf ihn zu nehmen. Und plötzlich möchte er diese Familie am Liebsten gar nicht mehr aus dem Haus lassen.
Als ein paar Makler auftauchen, die das Haus kaufen und abreissen wollen, wird der Geist sauer und treibt die Interessenten hinaus. Nun aber nötigt er die Familie im Haus zu bleiben. Er offenbart seine Geschichte. Einst war es das Haus seiner Familie. Als der Sohn fortging um in den USA zu studieren, brach das Unheil herein. Da der Sohn kaum Interesse an seinen Eltern zeigte, starb die Mutter aus Gram darüber. Eines Tages kehrte der Sohn zurück und wollte das Haus verkaufen. Kailash verhinderte dies und sein Sohn wandte sich erneut ab. Ein tragischer Unfall beendete das Leben des Hausherren, der fortan als ruheloser Geist existieren sollte.
Die aktuellen Interessenten waren erneut von Sohn Vijay geschickt, der selbst in der Nähe in einem Hotel wohnt. Nun macht Aditya Sharma sich auf, um mit ihm zu reden. Denn nur die Versöhnung zwischen Vater und Sohn kann den Geist erlösen. Das jedoch möchte Banku auf gar keinen Fall, hat er Bhoothnath doch inzwischen lieb gewonnen...
Was zunächst schon positiv auffällt ist der ungeheuer liebevoll gestaltete Vorspann. Die Kamera fährt durch die Räume des dunklen Hauses, und auf Treppenstufen, hinter Türen und in den Gemälden lauern die Namen von Stab und Besetzung in geisterhaft leuchtenden Buchstaben. Eine enorm schöne Einstimmung auf den Film, was wiederum einmal zeigt, wie wichtig ein Vorspann für Atmosphäre und die emotionale Einführung des Zuschauers sein kann.
BHOOTHNATH ist der Erstling des Regisseurs Vivek Sharma. Wie so oft bei Erstlingswerken legen die enthusiastischen Macher alles hinein, was sie an Kreativität haben. Der Film strotzt nur so von originellen Einfällen, ganz besonders was Kameraeinstellungen/-bewegungen und die Farbgebung angeht. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und bei manchen Szenen ist man verblüfft, weil die Einstellungen so ganz anders als gewohnt sind. Die Bildkompositionen sind zuweilen außergewöhnlich zu nennen. Dabei sind Kamera und Schnitt meist ruhig und sanft, was in einem Genre wie diesem nicht üblich ist.
So passen sich auch die Darsteller dieser Ruhe an. Selbst die ersten Begegnungen zwischen Banku und Bhoothnath sind eher mit einem dezenten Witz gezeichnet, wodurch sich allerdings die Lacher umso heftiger einstellen als in den vergleichbaren, meist von hektischer Komik beherrschten Produktionen. Einzig die Sequenzen mit dem Landstreicher, der um das Haus schleicht, brechen diese Atmosphäre. Da diese Figur eigentlich völlig überflüssig ist, hätte man sie besser im Endschnitt draussen gelassen.
Die Schauspieler agieren durch die Bank glaubwürdig. Insbesondere die beiden Hauptfiguren, der Junge und der Geist, spielen erlesen. Banku wird nie überdreht dargestellt und er gibt sich nur selten der Euphorie für das Geschehen hin. Die Beziehung zu dem Geist wird irgendwann auf eine sensible familiäre Ebene gestellt, was dazu führt, dass sie einander akzeptieren und lieben. Es ist nicht diese simple Freundschaft, die meist nur dazu dient, brüllende Lacher zu provozieren.
Amitabh Bachchan? Wie so oft, wenn er wirklich große Rollen hat, stellt sein Spiel eine Tour de Force dar. Der Mann ist in der Lage, mit einer einzigen Bewegung der Pupillen mehr auszudrücken als andere mit ihrem gesamten Körper. Man muss seine Worte nicht verstehen. Er hat eine so ausgereifte Schauspielkunst, dass er mit Augen, Mimik und Gestik alles klar verständlich macht. Und das gelingt ihm auch hier wieder. Dennoch hat er zuweilen ein Problem, denn er beherrscht nicht immer die Szene. Aman Siddiqui stiehlt ihm hin und wieder die Show. Hier treffen zwei weit auseinander liegende Schauspielergenerationen aufeinander, die dennoch einander beinahe ebenbürtig sind. Die Beiden harmonieren hervorragend.
Für echten Witz sorgt Satish Shah als Schulleiter. Ein skurriler Typ, der gern in den Klassenzimmern herumläuft und den Kindern unter irgendeinem Vorwand die Pausenbrote stiehlt. Er ist für einige Zeit natürlich das Zielobjekt der Streiche von Banku und Bhoothnath. Aber auch hier wird auf große Albernheiten verzichtet.
Zum Ende hin wirds dann aber doch ein wenig zu melancholisch. Da wird dann ein bisschen zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt. Obgleich ich ja derartiges mag und deshalb ein großer Freund echter indischer Dramen bin (also nicht dieses Herzschmerz-Zeug, das in der Regel auf RTL 2 läuft), bin ich doch der Ansicht, dass man sich hier die eine oder andere Szene hätte schenken können. Aber das wirft nur einen unwesentlichen Schatten auf diesen ansonsten wirklich gelungenen Film.
Die Songs des Films sind gut und hervorragend choreographiert. Auch sind sie gut in den dramaturgischen Ablauf des Films integriert. Wie es sich für eine gute Bollywood-DVD gehört, sind sie direkt anwählbar.
Ich weiss nicht, wie die deutsche Synchronfassung ist. Ich will es auch nicht wissen. Ich bin stolz darauf, dass ich bisher noch nie einen indischen Film in einer synchronisierten Fassung gesehen habe. Bollywood-Filme sind nicht synchronisierbar und die erlesene Baritonstimme von Amitabh Bachchan gar absolut nicht.
In den internationalen Rezensionen, die ich bisher gelesen habe, kam der Film beinahe durchgehend gut weg. Dem kann ich mich nur anschließen. BHOOTHNATH beweist, dass Bollywood auch ein anderes Kino hervorbringen kann als immer nur diese Schmalzklamotten, die zumeist im TV gezeigt werden. Und Rapid Eye Movies ist die einzige DVD-Firma, die das auch berücksichtigt, was nicht zuletzt auch die Veröffentlichung eines Horrorfilms wie KAAL gezeigt hat.
Großartiges Kino auf einer technisch exzellenten DVD.
Um eine Bleibe für seine Frau Anjali und den Sohn Banku zu haben, kauft Aditya Sharma für ein Jahr ein abgelegenes Haus in Goa. Es steht schon lange leer und hat in der Bevölkerung den Ruf eines Geisterhauses. Tatsächlich treibt ein Geist dort sein Unwesen und versucht jeden zu vertreiben, der das Haus betritt. Natürlich versucht er das auch bei den neuen Mietern, doch bei Banku beisst er auf Granit. Der Junge ist wenig beeindruckt von den Versuchen ihn zu erschrecken. Da Banku nicht an Geister sondern an Engel glaubt, hält er Kailash Nath, wie der Geist sich vorstellt, eben für einen Engel. Er kritisiert allerdings dessen ungepflegte äussere Erscheinung. Da Nath darauf besteht, ein Geist zu sein, gibt Banshu ihm den Namen Bhoothnath.
Nath beginnt an sich zu zweifeln, da er den Jungen so gar nicht erschrecken kann. Als dieser ihn auch noch mittels eines Tricks zum Aufräumen und Säubern des Hauses nötigt, beginnt er für Banku Sympathie zu hegen. Die Beiden fangen an sich anzufreunden und finden vor allem Spass daran, anderen Streiche zu spielen. Bhoothnath wird durch den Umgang mit dem Jungen freundlicher, beginnt dann aber Einfluss auf ihn zu nehmen. Und plötzlich möchte er diese Familie am Liebsten gar nicht mehr aus dem Haus lassen.
Als ein paar Makler auftauchen, die das Haus kaufen und abreissen wollen, wird der Geist sauer und treibt die Interessenten hinaus. Nun aber nötigt er die Familie im Haus zu bleiben. Er offenbart seine Geschichte. Einst war es das Haus seiner Familie. Als der Sohn fortging um in den USA zu studieren, brach das Unheil herein. Da der Sohn kaum Interesse an seinen Eltern zeigte, starb die Mutter aus Gram darüber. Eines Tages kehrte der Sohn zurück und wollte das Haus verkaufen. Kailash verhinderte dies und sein Sohn wandte sich erneut ab. Ein tragischer Unfall beendete das Leben des Hausherren, der fortan als ruheloser Geist existieren sollte.
Die aktuellen Interessenten waren erneut von Sohn Vijay geschickt, der selbst in der Nähe in einem Hotel wohnt. Nun macht Aditya Sharma sich auf, um mit ihm zu reden. Denn nur die Versöhnung zwischen Vater und Sohn kann den Geist erlösen. Das jedoch möchte Banku auf gar keinen Fall, hat er Bhoothnath doch inzwischen lieb gewonnen...
Was zunächst schon positiv auffällt ist der ungeheuer liebevoll gestaltete Vorspann. Die Kamera fährt durch die Räume des dunklen Hauses, und auf Treppenstufen, hinter Türen und in den Gemälden lauern die Namen von Stab und Besetzung in geisterhaft leuchtenden Buchstaben. Eine enorm schöne Einstimmung auf den Film, was wiederum einmal zeigt, wie wichtig ein Vorspann für Atmosphäre und die emotionale Einführung des Zuschauers sein kann.
BHOOTHNATH ist der Erstling des Regisseurs Vivek Sharma. Wie so oft bei Erstlingswerken legen die enthusiastischen Macher alles hinein, was sie an Kreativität haben. Der Film strotzt nur so von originellen Einfällen, ganz besonders was Kameraeinstellungen/-bewegungen und die Farbgebung angeht. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt und bei manchen Szenen ist man verblüfft, weil die Einstellungen so ganz anders als gewohnt sind. Die Bildkompositionen sind zuweilen außergewöhnlich zu nennen. Dabei sind Kamera und Schnitt meist ruhig und sanft, was in einem Genre wie diesem nicht üblich ist.
So passen sich auch die Darsteller dieser Ruhe an. Selbst die ersten Begegnungen zwischen Banku und Bhoothnath sind eher mit einem dezenten Witz gezeichnet, wodurch sich allerdings die Lacher umso heftiger einstellen als in den vergleichbaren, meist von hektischer Komik beherrschten Produktionen. Einzig die Sequenzen mit dem Landstreicher, der um das Haus schleicht, brechen diese Atmosphäre. Da diese Figur eigentlich völlig überflüssig ist, hätte man sie besser im Endschnitt draussen gelassen.
Die Schauspieler agieren durch die Bank glaubwürdig. Insbesondere die beiden Hauptfiguren, der Junge und der Geist, spielen erlesen. Banku wird nie überdreht dargestellt und er gibt sich nur selten der Euphorie für das Geschehen hin. Die Beziehung zu dem Geist wird irgendwann auf eine sensible familiäre Ebene gestellt, was dazu führt, dass sie einander akzeptieren und lieben. Es ist nicht diese simple Freundschaft, die meist nur dazu dient, brüllende Lacher zu provozieren.
Amitabh Bachchan? Wie so oft, wenn er wirklich große Rollen hat, stellt sein Spiel eine Tour de Force dar. Der Mann ist in der Lage, mit einer einzigen Bewegung der Pupillen mehr auszudrücken als andere mit ihrem gesamten Körper. Man muss seine Worte nicht verstehen. Er hat eine so ausgereifte Schauspielkunst, dass er mit Augen, Mimik und Gestik alles klar verständlich macht. Und das gelingt ihm auch hier wieder. Dennoch hat er zuweilen ein Problem, denn er beherrscht nicht immer die Szene. Aman Siddiqui stiehlt ihm hin und wieder die Show. Hier treffen zwei weit auseinander liegende Schauspielergenerationen aufeinander, die dennoch einander beinahe ebenbürtig sind. Die Beiden harmonieren hervorragend.
Für echten Witz sorgt Satish Shah als Schulleiter. Ein skurriler Typ, der gern in den Klassenzimmern herumläuft und den Kindern unter irgendeinem Vorwand die Pausenbrote stiehlt. Er ist für einige Zeit natürlich das Zielobjekt der Streiche von Banku und Bhoothnath. Aber auch hier wird auf große Albernheiten verzichtet.
Zum Ende hin wirds dann aber doch ein wenig zu melancholisch. Da wird dann ein bisschen zu sehr auf die Tränendrüse gedrückt. Obgleich ich ja derartiges mag und deshalb ein großer Freund echter indischer Dramen bin (also nicht dieses Herzschmerz-Zeug, das in der Regel auf RTL 2 läuft), bin ich doch der Ansicht, dass man sich hier die eine oder andere Szene hätte schenken können. Aber das wirft nur einen unwesentlichen Schatten auf diesen ansonsten wirklich gelungenen Film.
Die Songs des Films sind gut und hervorragend choreographiert. Auch sind sie gut in den dramaturgischen Ablauf des Films integriert. Wie es sich für eine gute Bollywood-DVD gehört, sind sie direkt anwählbar.
Ich weiss nicht, wie die deutsche Synchronfassung ist. Ich will es auch nicht wissen. Ich bin stolz darauf, dass ich bisher noch nie einen indischen Film in einer synchronisierten Fassung gesehen habe. Bollywood-Filme sind nicht synchronisierbar und die erlesene Baritonstimme von Amitabh Bachchan gar absolut nicht.
In den internationalen Rezensionen, die ich bisher gelesen habe, kam der Film beinahe durchgehend gut weg. Dem kann ich mich nur anschließen. BHOOTHNATH beweist, dass Bollywood auch ein anderes Kino hervorbringen kann als immer nur diese Schmalzklamotten, die zumeist im TV gezeigt werden. Und Rapid Eye Movies ist die einzige DVD-Firma, die das auch berücksichtigt, was nicht zuletzt auch die Veröffentlichung eines Horrorfilms wie KAAL gezeigt hat.
Großartiges Kino auf einer technisch exzellenten DVD.