Zeitkugel 9 - Die spanische Armada
Mörsch beschränkt sich nicht auf eine Angleichung des Textes an den heutigen Sprachgebrauch, nein er greift auch in die Schilderung selbst ein. Bei Eisenhuth haben die Zeitreisenden einen Sprachtransformer dabei, bei Mörsch unterziehen sie sich vor Beginn der Reise einem intensiven Sprachkurs und verständigen sich ohne technische Hilfsmittel. Im Ursprungsroman taucht das berühmte Messer aus Venusstahl auf, dass Ben Hammer einmal von einem Raumfahrer erworben hat, Mörsch macht daraus "ein Taschenmesser mit einer scharfen Klinge". Ausserdem versieht Mörsch die drei von der Zeitkugel im Gegensatz zu Eisenhuth zwecks besserer Tarnung mit Pseudonymen wie Matthias Tannhäuser (Ben Hammer), Cecil Scott Forrester (Frank Forster) und Jack Boultwood (Robert Lintberg).
Dazu kommt, dass vor allem die Figur Ben Hammers von Mörsch anders interpretiert wird als bei Eisenhuth. Folglich lässt Mörsch etliche Passagen einfach weg. Aus "Nur Ben, maßos im Saufen und Fressen, hatte den Rum in einem Zug gekippt..." wird so "Nur Ben hatte einen Becher Rum in einem Zug geleert...". Aus Hammers unangemessen respektloser Reaktion auf Lintbergs Forschungsrecherche "Ben hatte sich selten so gut unterhalten. Glucksend meinte er:" wird schlicht "Ben meinte". Die nachfolgende auf Bens Unglauben aufbauende Passage "Er fand die Sache noch immer erheiternd. Und in der Nacht hörten Lintberg und Frank ihn manchmal im Schlaf lachen." wird einfach ganz weggelassen. Auch die Reaktion von Professor Lintberg auf Hammers mangelnde Vorbereitung auf die Zeitreise "Frank schaute ihn verblüfft an. Lintberg schickte einen Blick zur verräucherten Decke. 'Bildung lieber Ben.'" wird von Mörsch gestrichen. Ebenso die Bemerkung "Auch seine Freßlust hatte gelitten" Statt mit "Braten" muss Ben nun mit "Brot" vorlieb nehmen.
Fazit
Zwei spannende Abenteuer, die den Leser in den Bann der Geschichten ziehen. Während es bei Drake streng historisch zugeht, wartet der Roman über den "Fliegenden Holländer" mit einer eher fantastischen Lösung auf. Thematisch passen beide Bände von Horst Hübner gut zusammen und haben auch nach mehr als dreissig Jahren nichts von ihrer Spannung und Faszination verloren.
Problematisch wird es eigentlich nur für alle diejenigen, die die alten Heftromane kennen und hier eine 1:1 Neuauflage erwarten. Die Bearbeitung von Udo Mörsch ist nämlich in einigen Bereichen eher Geschmackssache. Sicher ist dort viel Arbeit investiert worden, vieles gut gemacht worden, aber mich hat auch einiges nicht überzeugt, anderes sogar gestört. Die Pseudonyme der Zeitreisenden etwa sind einfach überflüssig und tragen stellenweise sogar eher zur Verwirrung bei. Und warum das sorgfältig ausbalancierte Gleichgewicht im Verhältnis der drei Hauptpersonen, in dem jede Figur ihre Stärken und Schwächen hat, im Falle von Ben Hammer vom Bearbeiter so stark verändert worden ist, verschließt sich mir ebenfalls. Hier bin ich im Vergleich mit dem Originalroman sogar ein wenig enttäuscht. Leser, die die alten Hefte nicht kennen, dürften daran aber keinen Anstoß nehmen.
Trotz der teilweise kritischen Anmerkungen bleibt das Ergebnis, jeder der historische Abenteuer und Zeitreisen mag, sollte getrost zugreifen und sich unterhalten lassen.