Zeitkugel 9 - Die spanische Armada

Zeitkugel 9 - Die spanische ArmadaDie spanische Armada
Zeitkugel Bd. 9
von P. Eisenhuth und Udo Mörsch
142 Seiten / 12,90 €
ISBN: 978-3-940181-59-6

Mohlberg-Verlag

Ein neuer Band aus der Reihe Zeitkugel.  Professor Lintberg, Frank Forster und Ben Hammer sind wieder im Auftrag des "Clubs der Sieben" unterwegs, um Rätsel der Geschichte zu ergründen. Diesmal haben die Bearbeiter sich zwei Romane mit Seefahrtsbezug ausgewählt. Die früheren Nummern 36 "Ein Schiff fährt in die Ewigkeit" und 38 "Die Nacht der brennenden See", die beide aus der Feder von P. Eisenhuth, aka Horst Hübner stammen. Handlungsort ist jedesmal England. Bei dem ersten Band geht es um das Rätsel des "Fliegenden Holländers" (1714), beim zweiten darum, wie  die Engländer unter Francis Drake
1588 den Kampf gegen die gewaltige spanische Armada  für sich entscheiden konnten.


 
Im ersten Band warten die drei Zeitreisenden an der englischen Küste auf ein geheimnisvolles Schiff, dass sich ohne Wind fortbewegt. Professor Lintberg hat in den Archiven Dokumente mit Hinweisen auf einen mysteriösen Segler gefunden und sie mit dem "Fliegenden Holländer" in Verbindung gebracht. Dabei müssen die drei sich mit königlichen Werbern und Hafengangs herumschlagen und dem Verdacht begegnen, holländische Spione zu sein. Schließlich wagen sie sich nachts auf ein kleines Fischerboot und lauern dem geheimnisvollen Niederländer auf.
 
Im zweiten Band gelingt es den Zeitreisenden, an Bord von Drakes Flaggschiff zu gelangen. Ben Hammer steht als Berater auf der Brücke, während Lintberg und Forster unter Deck als Pulverträger ran müssen. So können die drei aus erster Hand den Verlauf der mehrtägigen Seeschlacht zwischen Engländern und Spaniern miterleben. Zusätzliche Komplikationen ergeben sich daraus, dass Hammer sich gleich zu Beginn des Romans die Rachsucht eines von Drakes Leuten zuzieht und deshalb ständig von dessen hinterhältigen Attacken heimgesucht wird.
 
Der Bearbeiter, Udo Mörsch, hat sich seine Aufgabe nicht leicht gemacht und viel Zeit und Arbeit in seine Aufgabe investiert. Zunächst einmal  hat er eine kurze Einstiegssequenz geschrieben, die beide Romane verbindet. Dazu kommen sechs Seiten Seefahrtsglossar, wo von Luv und Lee, über Speigatt und Takelage, bis hin zu Kabelgat und Spiere alle seemännischen Begriffe verständlich erklärt werden.  Ausserdem gibt es eine Karte zum Europa des 16. Jahrhunderts und zusätzlich zum Titelbild, das ein Gemälde von Philipp Jakob Loutherbourg dem Jüngeren zeigt, eine weitere Gemäldereproduktion und einen kleinen Epilog. Aber auch darüber hinaus, hat er die alten Romantexte stark überarbeitet und teilweise auch inhaltliche Veränderungen vorgenommen, wie ein Vergleich mit einem der Ursprungsromane (Nr. 35) zeigt.

Mörsch beschränkt sich nicht  auf eine Angleichung des Textes an den heutigen Sprachgebrauch, nein er greift auch in die Schilderung selbst ein. Bei Eisenhuth haben die Zeitreisenden einen Sprachtransformer dabei, bei Mörsch  unterziehen sie sich vor Beginn der Reise einem intensiven Sprachkurs und verständigen sich ohne technische Hilfsmittel. Im Ursprungsroman taucht das berühmte Messer aus Venusstahl auf, dass Ben Hammer einmal von einem Raumfahrer erworben hat, Mörsch macht daraus "ein Taschenmesser mit einer scharfen Klinge". Ausserdem versieht Mörsch die drei von der Zeitkugel im Gegensatz zu Eisenhuth zwecks besserer Tarnung mit Pseudonymen wie Matthias Tannhäuser (Ben Hammer), Cecil Scott Forrester (Frank Forster) und Jack Boultwood (Robert Lintberg). 

Dazu kommt, dass vor allem die Figur Ben Hammers von Mörsch anders interpretiert wird als bei Eisenhuth. Folglich lässt Mörsch etliche Passagen einfach weg. Aus "Nur Ben, maßos im Saufen und Fressen, hatte den Rum in einem Zug gekippt..." wird so "Nur Ben hatte einen Becher Rum in einem Zug geleert...". Aus Hammers unangemessen respektloser Reaktion auf Lintbergs Forschungsrecherche "Ben hatte sich selten so gut unterhalten. Glucksend meinte er:" wird schlicht "Ben meinte". Die nachfolgende auf Bens Unglauben aufbauende Passage "Er fand die Sache noch immer erheiternd. Und in der Nacht hörten Lintberg und Frank ihn manchmal im Schlaf lachen." wird einfach ganz weggelassen. Auch die Reaktion von Professor Lintberg auf Hammers mangelnde Vorbereitung auf die Zeitreise "Frank schaute ihn verblüfft an. Lintberg schickte einen Blick zur verräucherten Decke. 'Bildung lieber Ben.'" wird von Mörsch gestrichen. Ebenso die Bemerkung "Auch seine Freßlust hatte gelitten" Statt mit "Braten" muss Ben nun mit "Brot" vorlieb nehmen. 

Fazit

Zwei spannende Abenteuer, die den Leser in den Bann der Geschichten ziehen. Während es bei Drake streng historisch zugeht, wartet der Roman über den "Fliegenden Holländer" mit einer eher fantastischen Lösung auf. Thematisch passen beide Bände von Horst Hübner gut zusammen und haben auch nach mehr als dreissig Jahren nichts von ihrer Spannung und Faszination verloren.

Problematisch wird es eigentlich nur für alle diejenigen, die die alten Heftromane kennen und hier eine 1:1 Neuauflage erwarten. Die Bearbeitung von Udo Mörsch ist nämlich in einigen Bereichen eher Geschmackssache. Sicher ist dort viel Arbeit investiert worden, vieles gut gemacht worden, aber mich hat auch einiges nicht überzeugt, anderes sogar gestört. Die Pseudonyme der Zeitreisenden etwa sind einfach überflüssig und tragen stellenweise sogar eher zur Verwirrung bei. Und warum das sorgfältig ausbalancierte Gleichgewicht im Verhältnis der drei Hauptpersonen, in dem jede Figur ihre Stärken und Schwächen hat, im Falle von Ben Hammer vom Bearbeiter so stark verändert worden ist, verschließt sich mir ebenfalls. Hier bin ich im Vergleich mit dem Originalroman sogar ein wenig enttäuscht. Leser, die die alten Hefte nicht kennen, dürften daran aber keinen Anstoß nehmen.

Trotz der teilweise kritischen Anmerkungen bleibt das Ergebnis, jeder der historische Abenteuer und Zeitreisen mag, sollte getrost zugreifen und sich unterhalten lassen.


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