Little, Bentley: Böse
Böse
Eine schreckliche Sache, doch das wahre Grauen beginnt erst. Mit dem neuen Briefträger hält das Böse Einzug in Willis. Eine Reihe unheimlicher Briefe von düsterem Inhalt sorgt für Misstrauen, Furcht und Hass unter den Bewohnern des Orts. Schon bald gerät die Lage außer Kontrolle und ein Mord geschieht. Und es soll nicht der einzige bleiben...
»Böse« ist kein wirklich schlechter Roman. Das Buch ist ohne Längen inszeniert, gut geschrieben und kann sogar den ein oder anderen gelungenen Schockmoment aufweisen. Auch die Protagonisten sind überzeugend gezeichnet. Genau genommen hat der Roman nur ein Problem: Er ist so innovativ wie eine Schreibmaschine, käme jemand auf die verrückte Idee, sie heute noch einmal zu erfinden, also gar nicht.
Schade, dass ausgerechnet dieser Aspekt »Böse« den Hals bricht.
Um Originalität, so scheint es, hat sich Little beim Verfassen seines Romans nicht die Bohne geschert. Ein bekanntes Versatzstück jagt das nächste. Ob es nun das Setting betrifft, den Verlauf der Story oder das Horrorroman-typisch unglaublich dumme Verhalten der Einwohner von Willis, man hat so gut wie jedes Element des Romans an anderer Stelle schon mal gelesen oder gesehen, und das zumeist in deutlich interessanteren Versionen. Dieses Verhaftetsein in Stereotypen ist ein Problem vieler Romane und Filme aus dem Horrorgenre, aber selten erlebt man es so deutlich und störend wie in »Böse«.
Ich kann daher nur feststellen: »Böse« ist allenfalls etwas für eingefleischte Horrorfans oder Neulinge im Genre. Alle anderen wird die Lektüre des Buch recht schnell langweilen, so flüssig sie sich auch lesen mag. Wer für sein Leben gerne Stephen King oder Shaun Hutson liest, der wird keinen Fehler machen, wenn er Littles Buch eine Chance gibt. Alle anderen sollten das Werk aber mit Vorsicht genießen.
Mich jedenfalls hat er nicht überzeugt, in Zukunft mehr Horrorromane zu konsumieren...