MacHale, D.J.: The Reality Bug - Pendragon, Book Four
The Reality Bug
In »The Reality Bug« verschlägt es Bobby Pendragon, den Helden der Reihe, nach Veelox, ein futuristisches Territorium, dessen Bewohner einen Gutteil ihrer Zeit in einer virtuellen Realität namens Lifelight verbringen. Lifelight ermöglicht es seinen Benutzern, ihre Träume und Wünsche wahr werden zu lassen, wodurch die so genannten Jumper, zumindest in Gedanken, ein perfektes Leben führen können.
Was auf den ersten Blick wie ein Paradies erscheint, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als katastrophaler Zustand: Süchtig nach der Illusion eines vollkommenen Lebens in der virtuellen Welt, entfremden sich die Bewohner von Veelox mehr und mehr von der Realität. Das Territorium liegt im wahrsten Sinne des Wortes im Sterben.
Ein Zustand, der dem dämonischen Gestaltwandler Saint Dane sehr entgegenkommt. Mit perfider Hinterlist setzt er einen Plan in Bewegung, der den Niedergang von Veelox beschleunigen soll. Bobby und die übrigen Traveler setzen alles in ihrer Macht stehende daran, die finsteren Absichten Saint Danes zu durchkreuzen. Doch wie gewinnt man einen Kampf in einer Welt, in der Regeln bloß Bestandteile eines Programms sind, das nach Belieben verändert werden kann?
Wer nach dem großartigen »The Never War« gedacht hat, die »Pendragon«-Saga könne sich nicht mehr steigern, der sieht sich eines Besseren belehrt: »The Reality Bug« ist noch ein Stück besser als sein Vorgänger. Atemlos rast man beim Lesen durch die Seiten, immer gespannt, was als nächstes passieren wird und ob es den Travelern tatsächlich gelingt, den Untergang von Veelox aufzuhalten.
Das Thema des Roman virtuelle Welten und die Probleme, die der übermäßige Genuss virtueller Erfahrungen mit sich bringt erweist sich dabei einmal mehr als ein sehr dankbares. MacHale lässt seiner Fantasie freien Lauf und wirft seine Helden in so manch haarsträubendes Abenteuer. Von spektakulären Rettungsaktionen im Wilden Westen bis hin zu einem irrwitzig-futuristischen Rennen in eisigen Gefilden hat der Roman so einiges in petto. Die Story des Buchs gestaltet sich dementsprechend als äußerst abwechslungsreich und kurzweilig.
Besonders angenehm: MacHale verzichtet einerseits auf übertrieben ausgefallene, auf bloße Schauwerte setzende Szenarien, die allenfalls in den Augen eines sehr jungen Publikums amüsant wären, noch drückt er übermäßig auf die Tränendrüse (eine Gefahr, die immer besteht, wenn die Helden einer Serie mit einem alternativen Leben konfrontiert werden, das deutlich angenehmer ist als ihr tatsächliches). Schweißtreibende Abenteuer und Herausforderungen sind ebenso Bestandteil der Geschichte wie die Thematisierung ernster Probleme, etwa die Folgen, die es für eine Gesellschaft hat, wenn ihre Mitglieder nur noch in phantastischen Welten leben. Deutlich im Vordergrund steht keine der beiden Storylines, vielmehr besteht ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ihnen. In genau dem richtigen Maße mixt der Autor Action, Spannung und Dramatik zu einer Geschichte, die immer wieder für eine Überraschung gut ist und bis zum äußerst gelungenen Finale hin durchgängig zu fesseln weiß.
Auch die Nebenhandlung des Romans um Bobbys Freunde Mark und Courtney ist überzeugend. MacHale verbindet Elemente einer phantastischen Story mit Motiven von Coming of Age-Erzählungen. Das ist im Grunde nichts Neues (spätestens seit »Buffy Im Bann der Dämonen« wissen Fans phantastischer Unterhaltung, dass Motive aus beiden Genre sich hervorragend ergänzen können), doch selten ist die Mischung so gut gelungen wie im Falle von »The Reality Bug«.
Das Buch an sich lässt sich gewohnt flüssig lesen. MacHales lockerer Erzählstil sorgt einmal mehr dafür, dass man in Windeseile im Geschehen versunken ist und den Roman nur recht widerwillig wieder aus der Hand legt.
»The Reality Bug« ist ein spannender Mix aus Fantasy- und SF-Erzählung, der dank einer gelungenen Mischung aus Abenteuer und Dramatik hervorragend unterhält. In diesem Stile darf die »Pendragon«-Saga gerne weitergehen!