MacHale, D.J.: Pendragon, Book Seven - The Quillan Games
Der siebte Band ist zweifelsohne der bislang ausgefallenste Teil der Reihe. Im Roman verschlägt es Bobby Pendragon ins Territorium von Quillan, wo er das wohl unglaublichste Abenteuer in seinem bisherigen Dasein als Traveler erleben darf. In einer Gesellschaft, in der die Menschen jegliche Kontrolle über ihr eigenes Leben verloren haben und in der Hoffnung und Freiheit nicht mehr als Fremdworte sind, sind bizarre Spiele die einzige Quelle an Unterhaltung und zumeist auch der einzige Weg in ein besseres Leben: Wer gewinnt, dem winken reiche Belohnungen. Doch jedes Spiel ist immer auch ein Spiel mit dem eigenen Leben, denn für Verlierer gibt es keine Gnade.
Was genau es mit den Spielen von Quillan auf sich hat, wer sie warum veranstaltet und warum überhaupt jemand bereit ist, an ihnen teilzunehmen, all dies bleibt lange Zeit im Dunkeln. Erst nach etwa der Hälfte des Romans gibt MacHale hierzu genauere Auskünfte. Inwiefern das nun Spannung erzeugt oder dem Leser zeitweilig ziemlich auf die Nerven geht, weil in Sachen Handlung zwar jede Menge passiert, die Geschichte aber nicht wirklich vorankommt, darüber lässt sich sicherlich streiten. Ich jedenfalls halte mich in dieser Rezension schlicht an die Vorgaben von MacHale und möchte nicht viel mehr über den Inhalt des Buches verraten. Die lebensgefährlichen Spiele von Quillan und das eigenwillige Setting kommen tatsächlich dann am besten zur Geltung, wenn man sich ohne große Vorbereitung darauf einlässt.
Einige kritische Anmerkungen zum Roman möchte ich aber dennoch loswerden (ohne dabei näher auf inhaltliche Details einzugehen). »The Quillan Games« unterscheidet sich in jeglicher Hinsicht von den ersten sechs »Pendragon«-Romanen. Die Story ist merklich surrealer als die der Vorgänger, das Setting weitaus phantastischer als die Schauplätze, die zuvor beschrieben wurden was bei der Fülle an ungewöhnlichen Handlungsorten, die MacHale bislang entworfen hat, durchaus beachtlich ist. Die in diesem Buch neu auftauchenden Protagonisten verfügen zudem über wesentlich exzentrischere Wesenszüge als die Figuren aus den ersten sechs Romanen. Kurzum: Wer sich auf das Buch einlässt, sollte sich also auf so manche Überraschung gefasst machen.
Zum Nachteil gereicht dies der Geschichte allerdings nicht, ganz im Gegenteil. In Anlehnung an klassische Endzeit-Dystopien, wie sie in Filmen wie »Equilibrium« oder dem SF-Meilenstein »Jahr 2022 Die überleben wollen« eindrucksvoll geschildert wurden, hat MacHale den bislang düstersten, aber auch emotionalsten Teil der Reihe entworfen. Nicht einmal die überraschend einfallslosen Spiele (nachdem, was der Autor bislang an Ideenreichtum bewiesen hat, hätte man sich hier weitaus mehr erwartet!) können der Dramatik des Romans schaden. MacHale schickt seine Protagonisten auf eine gefühlsmäßige Achterbahnfahrt, die so manchen Schockmoment beinhaltet. Packende Actionszenen sowie unerwartete Wendungen komplettieren das Bild und sorgen dafür, dass der Leser gebannt an den Zeilen hängt.
Zum Ende des Buchs hin hat sich der Satus Quo der Serie gewaltig verändert. Es ist eindeutig: MacHale beginnt, die Weichen für das große Finale in Band 10 zu stellen. Dem Leser soll es recht sein, sieht es doch ganz so aus, als gewänne die Handlung mehr und mehr an (emotionaler) Dramatik. Mit »The Quillan Games« hat die »Pendragon«-Saga einen spürbar dunkleren Grundton angenommen, als dies bisher der Fall war. Das ungewöhnlichste Buch der Reihe ist zugleich auch das packendste ein actiongeladenes, ausdrucksstarkes Abenteuer, das die Serie auf ein ganz neues Level hebt und eine aufregende Fortsetzung verspricht.