Hennen, Bernhard: Elfenritter - Die Ordensburg

CoverElfenritter – Die Ordensburg

von Bernhard Hennen

Heyne Taschenbuch

erschienen: Herbst 2007 (Deutschland)

638 Seiten, 9.95 €

ISBN 978-3-453-52333-3


Manche Dinge auf dieser Welt sind Phänomene, über die man nur staunen kann. So beispielsweise die Auswirkungen der Verfilmung von Tolkiens Der Herr der Ringe. Ich meine damit nicht die enormen Einspielergebnisse und DVD-Verkäufe, die das Epos mit sich brachte. Viel interessanter sind die Folgen, die der Film auf dem Buchmarkt in Deutschland hatte. Seit Stan Nicholls' Die Orks ein gewaltiger Erfolg geworden ist, haben unzählige andere von Tolkiens Geschöpfen (und eine Menge Wesen, an die er gar nicht gedacht hat) in eigenen Romanen die Herzen der Fans im Sturm erobert.

Zwerge, Drachen, Kobolde, Goblins, Trolle.... Mittlerweile gibt es kaum noch Gestalten, über die es nicht ein eigenes Werk zu lesen gibt, die einen gut und spannend, die anderen einfach nur merkwürdig und dämlich. Und als wäre das noch nicht genug, sind viele Autoren dazu übergegangen, ihren Protagonisten mehr als nur einen Roman zu verpassen. Fortsetzung folgt auf Fortsetzung, immer neue Abenteuer müssen die einzelnen Kreaturen und Völker bestehen.

Mit den Elfen hat sich der deutsche Schriftsteller Bernhard Hennen dem vielleicht faszinierendsten und vielschichtigsten Volk aus dem Herrn der Ringe zugewandt. In drei dicken Romanen ließ er Elfen, Menschen und andere Kreaturen um das Schicksal des Fjordlandes und der Albenmark ringen. Da sollte man doch nun meinen, dass die Saga mit dem dritten Buch, Elfenlicht, abgeschlossen sei.

Doch weit gefehlt. Mit Elfenritter – Die Ordensburg legt Hennen den Auftakt seiner zweiten Triologie rund um die geheimnisvollen Spitzohren vor, eine Art zweiter Staffel, die in der gleichen Welt spielt wie schon die Vorgängerromane Die Elfen, Elfenwinter und Elfenlicht.

Bevor wir zum Inhalt kommen, eines vorneweg: Elfenritter I ist ein eigenständiger Roman, den man lesen kann, ohne die Vorgänger zu kennen. Empfehlen würde ich dies allerdings nicht; oft werden Anspielungen auf das gemacht, was in den drei Romanen zuvor geschehen ist. Viele der auftauchenden Personen sind zudem dieselben, die auch bisher zentrale Rollen spielten. Daher mein Rat: Erst die drei anderen Elfenbücher lesen, und dann zu diesem Werk greifen.

Aber zum Buch selbst.

Etwa 1000 Jahre sind vergangen, seit im Fjordland Friede zwischen den Menschen und den Albenkindern herrscht. Dieser Friede wird durch die immer stärker und mächtiger werdenden Orden der Kirche des heiligen Tjured bedroht, deren Mitglieder geschworen haben, ihren Glauben überall auf der Welt zu verbreiten und die Albenkinder endgültig zu vernichten. Es steht schlecht für die Elfen und ihre Verbündeten. Sie drohen, den Krieg zu verlieren.

In die Kriegswirren werden zwei unterschiedliche Kinder hineingezogen: Luc, ein einfacher Dorfjunge, der als Einziger die Pest, die in seiner Heimat wütete, überlebt, und und Gishild, die Tochter des letzten Königs des Fjordlandes. Während Luc von Rittern aus dem Orden des Tjured gefunden und von einer der ihren in die Lehre genommen wird, versucht Gishild, die von der Elfin Silwyna ausgebildet wird, ihren Vater vor einem Komplott der Ordensritter zu beschützen und gerät dabei in die Fänge der Rittermönche.

Für beide Kinder ist dies der Auftakt einer langen Reise, die ihr ganzes Leben verändern soll, während die Welt um sie herum in Chaos, Krieg und Intrigen versinkt.

Bernhard Hennens Die Elfen und seine Nachfolgeromane waren eine nette, oft aber auch recht anstrengende und langatmige Lektüre. Die Story war durchaus interessant, die Personen gut gewählt, doch die Spannung, wie sie Nicholls bei seinen Orks und Heitz bei seinen Zwergen aufgebaut haben, konnten die Romane nie erreichen. Bei den neuen Büchern hatte ich die Befürchtung, dass es genau so weitergehen würde, weshalb ich mir Die Ordensburg erst gar nicht zulegen wollte. Doch meine Neugier, wie die Geschichte nun weitergehen sollte, war zu groß, und die Aufmachung des Romans einfach zu gut. Also habe ich zugegriffen, und es nicht bereut.

Elfenritter I ist deutlich dünner als seine Vorgänger, was dem Roman aber nicht schadet. Im Gegenteil, er liest sich gut, schnell und flüssig, und ehe man sich versieht, ist das Buch schon zu Ende, was schade ist, einen aber auf die Fortsetzung hoffen lässt.

Hennen gelingt es von Anfang an, den Leser in seinen Bann zu schlagen. Die Geschichte ist vielschichtig und spannend, die Personen gut gewählt, die Wendungen in der Story glaubhaft und durchaus dramatisch. Je weiter man liest, umso schwerer fällt es, das Buch aus der Hand zu legen. Geschickt verbindet Hennen fantastische Elemente mit politischen Winkelzügen, mörderischen Gefechten und einem Hauch von Tragik, ohne damit allzu verschwenderisch umzugehen, wie er es in den Vorgängerbänden noch gerne getan hat. Und am Ende erwartet den Leser ein ruhiger, aber durchaus fieser Cliffhanger, der das Warten auf die Fortsetzung zum Geduldspiel macht.

Während viele Romane fulminant starten, um dann immer weiter zu verflachen, steigert sich Die Ordensburg mit jedem neuen Kapitel, und gerade der zweite Teil des Buches, der fast ausschließlich in der Nähe besagter Festung spielt, gehört zu dem Besten, was man in Sachen Fantasy in letzter Zeit lesen konnte. Endlich kann ich dem Zitat von Wolfgang Hohlbein, welches sich auf der Rückseite eines jeden Elfenbuches von Hennen finden lässt, voll und ganz zustimmen, wenn er sagt, dass Hennens Elfenbücher zu dem Besten gehören, was die Fantasy je hervorgebracht hat. Auf diesen Roman trifft das mit Sicherheit zu.

Wem kann man Elfenritter I empfehlen? Auf alle Fälle allen, die die drei Vorgängerbände gelesen haben. Sie sollten bedenkenlos zugreifen. Wer dies nicht tut, ist selbst schuld. Aber auch sonst ist dieser Auftaktband zur Elfenritter-Triologie jedem Fantasyfan oder solchem Leser, der noch einer werden möchte, wärmstens zu empfehlen.

Abschließend bleibt nur noch zu sagen: Danke Bernhard Hennen für diesen wirklich gelungenen Roman. Genauso muss Fantasy sein. Auf dass die Fortsetzungen genauso werden.

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