Gonzales, Tony: EVE - Die Revolution der Imperien
Zum Inhalt des Romans:
Ich sagte zwar zu Beginn, dass auch Nicht-Spieler von EVE gefallen an diesem ersten Roman aus dem Online-SF-Universum finden werden. Doch alle, die das Spiel wie ich nicht kennen, seien gewarnt: »Die Revolution der Imperien« macht es dem Leser nicht ganz leicht, in die Welt von EVE hineinzufinden. Dutzende unbekannter Begriffe, Hintergründe, die, wenn überhaupt, oft recht spät erläutert werden, ein wenig hilfreiches Mini-Glossar, unzählige aus dem Spiel bekannte Handlungsträger mit schwer zu merkenden und teilweise recht ähnlichen Namen, eine Vielzahl von Handlungssträngen
Um »Die Revolution der Imperien« in vollem Umfang genießen zu können, schadet es definitiv nicht, sich zunächst einmal mit den Gegebenheiten des EVE-Universums vertraut zu machen. Besser sind derartige Vorkenntnisse bestimmt; zwangsläufig notwendig allerdings nicht. Ich jedenfalls war auch als EVE-Laie äußerst angetan von Gonzales Roman.
»Die Revolution der Imperien« ist genau das Richtige für alle Freunde düsterer Space Operas. In dunkeln, wuchtigen Bildern schildert Gonzales die Geschichten verschiedenster Figuren, deren Entscheidungen und Taten die vier großen Reiche des EVE-Universums langsam aber sicher in einen gewaltigen Krieg führen. In seinen Ausführungen bedient sich der Autor einer breiten Palette von Storyelementen; gewaltige Raumschlachten gehören ebenso zur Handlung wie heroische Einzelschicksale und leise Charaktermomente.
Keine Frage, »Die Revolution der Imperien« hat seine Schwächen. Insbesondere die Charakterzeichnung zählt nicht gerade zu Gonzales Stärken. Immer wieder entwickeln sich Protagonisten sprunghaft, stellen ihre Reaktionen und Verhaltensweisen den Leser vor ein Rätsel. Zudem wirkt Gonzales Stil mitunter reichlich abgehackt, was unter anderem daran liegt, dass er innerhalb einer Szene ohne klar erkennbare Trennung die Perspektive wechselt und Geschehnisse von einem Satz zum anderen urplötzlich aus der Sicht eines anderen als des bislang agierenden Charakters schildert.
Wenn man sich aber erst einmal an Gonzales Stil gewöhnt und hingenommen hat, dass das EVE-Universum zu komplex ist, als dass es ein Neuling innerhalb kürzester Zeit komplett durchdringen könnte, bekommt man einen packenden Roman geboten, der sich in Sachen Spannung und Dramatik kontinuierlich steigert. Besonders positiv anzumerken ist, dass es dem Autor gelingt, ohne übertriebene Gewaltdarstellungen eine konstant bedrohliche, finstere Atmosphäre aufzubauen, die den Leser rasch in ihren Bann zieht und bis zum Finale gefangen hält.
Über das Ende des Romans kann man sich streiten; viele Fragen bleiben für all jene, die EVE nicht spielen, offen. Meiner Meinung nach passt die Ungewissheit, mit der Gonzales seine Leser entlässt, allerdings wunderbar zu den vorherigen Ereignissen, weshalb das recht abrupte Finale den Roman trotz seiner Offenheit gelungen abrundet.
»Die Revolution der Imperien« ist ein reichlich düsteres, stimmungsvolles SF-Machwerk, das auch Nicht-EVE-Spieler in seinen Bann zu ziehen weiß. Fans der Neufassung von »Battlestar: Galactica«, von Markus Heitz »Justifiers«-Reihe oder Kevin J. Andersons »Saga der Sieben Sonnen« sollten sich dieses Abenteuer auf keinen Fall entgehen lassen.
Anfang 2011 erscheint der nächste Band der Reihe in deutscher Erstausgabe. Eines kann ich jetzt schon mit Sicherheit sagen: Den Roman werde ich in jedem Fall ebenfalls lesen!