King, Stephen: Friedhof der Kuscheltiere (Hörspiel)
Die im Grunde recht lahme King-Story erfährt im Hörspiel eine sehr gelungene und interessante Umsetzung. Eine, die in Punkto Atmosphäre selbst den Film übertrifft, den ich allerdings vor sehr langer gesehen habe, und der bei mir eines nicht erzeugte: Gänsehaut. Anders, das Hörspiel. Man versteht es durch einige Effekte wie Katzenschreie und düster hohle Stimmen Schauer zu verbreiten. Nicht ganz ohne Klischee kommen dabei die Zombies weg, doch sei bei dem Thema erlaubt.
Mühe hat sich Stephen King ja gegeben, indem er die Zombiethematik mit einem alten Indianerfluch verbindet. Damit versuchte er seinem Zombiethema einen etwas anderen Anspruch zu geben. Doch es ist letztlich egal ob Indianerkult oder Voodoo. Auf den Zombie kommt es an. Und das haben die Macher dieses Hörspiels verstanden, und den Fokus der Story sehr viel mehr auf die Untoten gelegt als im Film und wahrscheinlich auch im Buch. Dennoch bleibt man nah an der Vorlage.
Zunächst sind nur die Tiere, die zurückkehren aus dem Totenreich. Doch bald wird der Wunsch der Menschen stärker auch ihre geliebten Mitmenschen unsterblich zu machen - egal wie. Schöne Idee für einen Grusler, aber dennoch auch nicht mehr als eine Zombiegeschichte, auch wenn gerade dieses Wort in der Geschichte sehr gemieden wird. Als Film fand ich den Schocker immer überbewertet, als Hörspiel hat mich die Geschichte zumindest überzeugt, wenn auch nicht vom Hocker gerissen.
Die WDR-Produktion stammt bereits aus dem Jahr 1999 und wurde nun vom Hörverlag neu aufgelegt. Glänzende Sprecher geben den Figuren den gewissen Hauch von Authenzität, den eine solche Geschichte zweifelsohne braucht um nicht in Trash zu verfallen. Besonders hervorheben möchte ich Manfred Steffen als Jud. Er liefert eine Glanzleistung mit denen er an seine grandiose 80er-Jahre-Zeit bei EUROPA (u.a. Die drei ??? .. und der Ameisenmensch) nahtlos anknüpfen kann.
Die Musik besteht hauptsächlich aus Gitarren- und Zitherklängen und mischen die Nerven ein wenig auf. Vor allem, wenn man mal wieder zu einer Gruselszene gelangt. Das Cover hat nicht wirklich was mit dem Inhalt zut un, aber mit ein bisschen Fantasie geht das schon.
Fazit: Überzeugend und solide, aber nicht durchgehend spannend.
Kommentare
Zitat:Zitat:Zitat: Buch scheinbar nicht gelesen, oder? Warum zählt das Buch zu einem der Beliebtesten von Herrn King?
Ein Buch nach der Verfilmung zu beurteilen, finde ich ganz schön beachtlich. Und darauf noch eine Rezension aufzubauen, ist eine echt journalistische Glanzleistung. Da weiß man ja, was man von anderen Rezensionen des Verfassers zu halten hat, mit deren Hintergründen man nicht so vertraut ist.
Da aber das Hörspiel von sich behauptet, auf dem Buch zu beruhren und es sehr orginalgetreu umgesetzt wurde, kann man davon ausgehen das Buch und Hörspiel ziemlich identisch sind. Vor allem schon wegen der langen Erzählpassagen des ICH-Erzählers. Deswegen das Wort wahrscheinlich.
Tut mir leid, wenn ich dich als offensichtlichen Fan des Films für immer von meines Rezis vergrätzt habe. Das Leben ist eben hart.
Oh, das ist aber zuviel der Ehre,
die Sie sich da selbst zuschreiben, Herr G.Walt.
Aber was macht schon ein vergrätzter Leser?
Das steckt man doch weg.
Mich würde jetzt nur noch interessieren, wo die Behauptung herkommt, das Hörspiel
wäre originalgetreu umgesetzt. Wegen der langen Erzählpassagen des Ich-Erzählers?
Das Buch hat jedenfalls keinen Ich-Erzähler. Kann man dann davon ausgehen, das
Buch und Hörspiel ziemlich identisch sind? Das allein finde ich schon mehr als weit
entfernt von originalgetreu.
Zwischen den Zeilen lesen zu können ist in der Tat sehr erfreulich. Befremdlich finde
ich allerdings, wenn zwischen meinen Zeilen zu lesen sein sollte, das ich "offensichtlich
Fan des Films" wäre. Dann sollte ich Dank dieser Fehlinformation besser aufpassen,
was ich zwischen die Zeilen schreibe.
Dennoch sind können die Texte dem Buch entnommen. Das nur für Laien. Allerdings hat das Hörspiel noch einen normalen Erzähler, der den Hauptteil des Hörspiels ausmacht. Die ICH-Passagen sind lediglich Gedanken der Figuren. Ich weiß gar nicht ob das im Buch so vorkommt, denn wie du richtig bemerkt hast, kenne ich dieses gar nicht. Ich nehme nur an, die kommen vor, weil das Hörspiel von sich selbst behauptet originalgetreu zu sein.
Deshalb habe ich auch geschrieben "wahrscheinlich". Ich hätte auch schreiben können "mutmaßlich", wenn du das besser verstehst.
Ich selbst kenne das Buch (leider) auch nicht, kenne aber den Film und fand ihn eigentlich ganz gut; ich erinnere mich noch heute mit Grauen an die Szene - völlig banal - als der in den Mondschein eingetauchte Weg zum Friedhof gezeigt wird und plötzlich die schreiende Katze vom Zaun (war es ein Zaun?) springt. Ich bin wahrlich nicht schreckhaft, aber damals bin ich extremst zusammengezuckt
Wie wäre es denn, Vorschlag zur Güte unter Kollegen, wenn der Herr G. Walt das Buch noch eben liest damit er einen Vergleich zum Hörbuch hat? Wäre doch mal was..
G. Walt ist sehr profiliert, was Hörspiele angeht. Dennoch denke ich, dass man ein Buch ähnlich schwer nach seiner Hörspielumsetzung beurteilen kann wie nach seiner Verfilmung. Auch wenn ein Hörbuch vom gesprochenen Wort lebt.
Es ist jedenfalls erstaunlich, dass hier von einem gelungenen Hörspiel auf ein lahmes Buch geschlossen wird. Dann brauche ich VOM WINDE VERWEHT ja nie zu lesen ...
"...als im Film und wahrscheinlich auch im Buch.", also eben nicht zwingend das es nun so sein muß!
Wie Laurin sagt, gibt es immer Ecken und Kanten, die man verändern kann.
Sehr geehrter Herr G.Walt, natürlich lege ich Ihre Worte auf die Goldwaage.
Ihre ersten beiden Sätze lassen mich als Leser im Glauben, das mit der
'lahmen Geschichte' die Buchvorlage gemeint sein muss. Und als potentieller
Kunde für dieses Hörspiel, beeinflusst das meine Kaufentscheidung negativ.
Andrew P. Wolz meint, Sie wären im Hörspiel profiliert. Freut mich. Warum dann
nicht gleich eine Rezension ohne Vergleiche, wenn diesen Vergleichen auch
noch die Basis fehlt.
Ach, und vielen Dank für die lehrreichen Worte darüber, wie ein Hörspiel funktioniert.
Es ist einfach erstaunlich, wieviel man noch im hohen Alter lernen kann.