Koch, Boris B. B. B.: Die Anderen
Die Anderen
von Boris B. B. B. Koch
Heyne Taschenbuch
erschienen: Winter 2007 (Deutschland)
304 Seiten, 7.95 €
ISBN: 978-3-453-52378-4
Was haben Der Herr der Ringe, Harry Potter, Star Wars, Top Gun und Robin Hood gemeinsam? Zum einen, dass allesamt sehr erfolgreiche Bücher bzw. Filme sind. Zum anderen, dass all diese Werke zum Teil urkomische Parodien nach sich gezogen haben.
Filme und Bücher, die ein großes Publikum anziehen und ihre Leser- und Zuschauerschaft begeistern, scheinen geradezu vom Schicksal (mal angenommen, dass es so was gibt) dazu auserkoren zu sein, in ihrem Schlepptau Parodien mitzuziehen, die sich (liebevoll) den Geschehnissen der Originale zuwenden und diese in humorvoller Art und Weise auf die Schippe nehmen.
In den letzten Jahren hat es in Deutschland mit Die Orks, Die Zwerge 1-3, Die Elfen 1-3 und Die Trolle 1-2 eine ganze Latte von Fantasyromanen gegeben, die eigentlich nur darauf gewartet haben, dass ihnen mal jemand eine Parodie widmet. Nun endlich ist es soweit. Boris B. B. B. Koch hat sich der Bücher der Herren Nicholls, Heitz, Hennen und Hardebusch angenommen und aus dem mehrere Tausend Seiten umfassenden Fundus Die Anderen gestrickt, eine Geschichte über eine uns unbekannte Welt, die dem geneigten Leser aber sehr vertraut vorkommt.
Die Anderen beginnt mit einer furchtbaren Prophezeiung: Die Welt und all ihre Völker stehen vor dem Untergang. Die Anderen, ein bislang unbekanntes Volk, sollen sich auf dem Weg befinden und drohen, die Reiche von Orks, Zwergen, Elfen, Trollen und aller anderen Wesen ins Chaos zu stürzen. So weissagt es zumindest das altehrwürdige Orakel. Nur ein Bündnis aller Völker kann die Welt noch retten.
So weit die Theorie. Doch in der Praxis sieht das ganz anders aus. Na klar, jedes Volk hat seine eigenen Helden und Heldinnen. Doch eigentlich hat kaum einer Zeit, sich mit der drohenden Gefahr auseinanderzusetzen, gilt es doch, eine verbannte Schönheit zu befreien oder Medizin für den kranken Geist des Berges zu beschaffen. Doch ob gewollt oder nicht: Eine Vielzahl von Questen aus einer Vielzahl von Gründen führt die Protagonisten immer näher zu den Anderen...
Um es gleich vorneweg zu sagen: Mit Die Anderen ist Boris B. B. B. Koch ein wirklich großer Wurf gelungen. Normalerweise bin ich nicht wirklich ein Fan von Humorvoller Fantasy, und ich gehöre zu den Menschen, die glauben, dass Fantasy auch ohne Terry Pratchett und Co. ein enorm gelungenes Genre ist. Aber Kochs Buch hat mich von der ersten Seite an gehabt. So viel gelacht habe ich in letzter Zeit selten.
Ganz ohne Kritik geht es aber auch diesmal nicht ab: Wie bei fast jeder Komödie zünden nicht alle Gags, und manche Elemente der Story sind eher kurios als komisch. Große Erzähltiefe oder ausgefeilte Charaktere sucht man vergeblich.
Was jedoch alles nichts daran ändert, dass der Roman einfach nur Spaß macht und sich viel zu schnell liest.
Unzählige Anspielungen auf die zuvor genannten Originale, Werbeunterbrechungen, enorm lustige Fußnoten und genial-verrückte Einfälle innerhalb der Storyline (mein Lieblingselement sind die Monos, und dabei insbesondere der urkomische Kampf im Mondblumenfeld) machen den Roman zu einem echten Erlebnis. Zumeist jagt ein Lacher den nächsten, sodass es nicht besonders ins Gewicht fällt, dass der ein oder andere Gag eigentlich viel zu flach ist. Das Ganze ist herrlich politisch unkorrekt und in einem angenehmen Stil verfasst, der die Handlung viel zu schnell vorantreibt, das Lesen aber zu einem echten Vergnügen macht. Beide Daumen hoch, Boris: So muss Humorvolle Fantasy sein.
Ein Tipp: Man muss Die Orks, Die Zwerge etc. nicht gelesen haben, um sich bei dem Buch köstlich zu amüsieren. Hilfreich ist es allerdings schon, damit man auch über all die mehr oder weniger feinen Anspielungen auf diese Werke, mit denen Die Anderen gespickt ist, lachen kann.
Ein Tipp, Teil 2: Die Anderen ist ein Buch, das man von Anfang an bis ganz zum Ende lesen sollte. Damit meine ich, dass man wirklich schon mit der allerersten Seite der Parodie beginnen sollte und nicht erst dort, wo die eigentliche Geschichte beginnt. Gleiches gilt für das Ende: Das Buch wirklich bis zum Schluss lesen, bis keine Seite mehr übrig ist.
Die Anderen ist allen Fans von Tolkiens Völkern zu empfehlen, die nichts dagegen haben, mal kräftig zu lachen und die einem augenzwinkerndem Blick auf die einzelnen Kreaturen und ihre Schwächen nicht abgeneigt sind. Überhaupt, wer es gerne lustig hat, egal ob im Bereich Fantasy oder sonst wo, ob in Buch, Film oder einem anderen Medium, der ist mit Kochs Buch gut beraten.
Und mir bleibt nur noch zu sagen, dass ich schon gespannt auf die im Fantasygenre geradezu obligatorische Fortsetzung der Reihe warte...