Yovanoff, Brenna - Schweigt still die Nacht (Hörbuch)
Schweigt still die Nacht
(The Replacement)
von Brenna Yovanoff
(The Replacement)
von Brenna Yovanoff
Eine willkommene Abwechslung.
Anders als derzeit üblich, beschäftigt sich Brenna Yovanoffs Geschichte weder mit Vampiren noch mit Werwölfen, Elfen, Gnomen, Trollen, Zwergen oder den sonst gerade so populären anderen Gestalten des Fantasy-Universums. Trotz dieser sehr willkommenen Abwechslung ist das Erstlingswerk der Amerikanerin nichts anderes als eine nette, schaurig-schöne Gute-Nacht-Geschichte für Jugendliche und Junggebliebene.
Die Inhaltsbeschreibung verleitet zunächst zur Annahme, dass es sich um eine Gruselstory handeln müsse. Leider verspricht man sich da deutlich zu viel, denn durch Grusel verursachte Gänsehaut kommt beim Hören leider gar nicht auf. Wie oben bereits erwähnt, ist "schaurig" wohl die bessere Bezeichnung. Dennoch möchte ich dem Hörbuch keineswegs eine schlechte Bewertung geben, denn unterhaltsam und zeitweise spannend fesselte es mich letztlich einen ganzen Vormittag lang in seinen Bann - was natürlich auch am grandiosen David Nathan liegt, der dieser Erzählung wieder einmal seinen eigenen, ganz besonderen Stempel aufdrückt.
Yovanoffs menschliche Protagonisten sind allesamt symphatische Figuren, die leider teilweise etwas zu oberflächlich behandelt werden. Sehr schön ausgearbeitet hingegen sind die sozialen Bande, die Mackie mit seiner Schwester Emma, seinem besten Freund Roswell und seiner Mutter verbindet. Diese zeitweise sehr emotionalen Beziehungen gleichen das Fehlen detaillierter Beschreibungen von Mackies anderen Freunden und den Bewohnern Gentrys gekonnt aus.
Sehr ausführlich dagegen nimmt sich die Autorin der Wesen an, die unterhalb der Kleinstadt in der Erde ihr Dasein fristen. Besonders die Morrigan (eigentlich eine Sagengestalt aus der irischen Mythologie), die in diesem Roman als hässliche grausame Alte auftaucht, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Trotz ihrer bösen Taten, die sie eigentlich nur aus Liebe zu ihrer Schwester (der "Lady") begeht, spürt man schon von Beginn an, dass hinter der Morrigan eine ganz andere Gesinnung als die dunkle steht.
Trotz mancher Längen lässt sich die Geschichte flüssig hören, nur zum Ende hin scheint mir Brenna Yovanoff nicht mehr ganz zu wissen, in welche Richtung sie die Story leiten möchte. Das Ende der Lady kommt dann auch etwas schnell und wenig spektakulär, auch bleiben einige Geheimnisse ungelöst, z. B. dass Roswells Familie als einzige in Gentry niemals den Raub eines Kindes durchmachen musste. Eventuell darf man ja auch auf eine Fortsetzung des Romans spekulieren? Wer weiß ...
Ein völliger Fehlgriff allerdings scheint mir der deutsche Buchtitel zu sein. The Replacement, wie der Roman im Original heißt, hätte sicher etwas treffender übersetzt werden können.
Fazit: 'Schweigt still die Nacht' ist sicherlich kein Roman, der einen "aus den Schuhen haut", dennoch lohnt es sich, Brenna Yovanoff für ein paar unterhaltsame Stunden nach Gentry zu folgen.
Aus dem Amerikanischen von Sandra Knuffinke und Jessika Komina
: 978-3-86231-037-1
: Januar 2011
: Kai Lüftner
: Christian Marx / audioberlin
: Britta Lang
: Natalie Sousa / Jonathan Barkat
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