Gruselkabinett (58) Pickmans Modell
Pickmans Modell
Gruselkabinett (58)
nach H. P. Lovecraft
Gruselkabinett (58)
nach H. P. Lovecraft
So ein bißchen was anderes hätte ich mir von dieser lovecraftschen Vertonung dann doch erwartet. Auch wenn Titania gut damit fährt mehr von dem Altmeister der Phantastik zu vertonen. Doch eine 18 Seiten Kurzgeschichte dann auf 60 Minuten auszudehnen ist strategisch etwas wagemutig. Darunter leidet diese Folge dann auch, und manchmal frage ich mich, warum einige Rezensenten so begeistert von dem Stück sind. Aber ich konnte mich dann doch beruhigen, denn erstens sind Geschmäcker verschieden und zweitens ist das Stück gar nicht so schlecht. Man muss nur einen kurzen Vergleich ziehen, mit vielen anderen Gruselkabinett-Folgen der letzten Zeit. Da waren viele Geschichten dabei, die lediglich leichten Schauer zu bieten hatten, oder wenig Gruselhöhepunkte inmitten einer von Dialogen gespickten Handlung. Viel anders ist dies hier auch nicht, nur dass der Schauer diesmal wahrer Grusel ist - und er ist fassbarer und deutlicher. In anderen Geschichten dieser Reihe war der Grusel all zu oft nur angedeutet, was auch was für sich hatte, aber sich auf die Dauer dann doch etwas abnützte.
So bin ich zwiegespalten - zum einen begeistert von der Ideenkraft Lovecrafts; Bilder als Grauen waren schon oft Schauerthema, doch hier ist es ganz anders verpackt, zum anderen hätte mich eine knappe 40 Minuten-Abhandlung des Stoffes wesentlich mehr mitgerissen. Kurzum, liebes Titania-Team: Macht es temporeicher. Künstliches in die Länge ziehen ist nicht so mein Ding. Atmosphäre schaffen okay. Aber nicht um jeden Preis. Mit einer kürzeren Story, die richtig gewürzt ist, hat man die Chance auch mal anders zu sein, und den treuen Hörern des Gruselkabinetts Abwechslung zu liefern.
Die Sprecher sind hier wieder top. Dietmar Wunder ist die Idealbesetzung der Hauptrolle. Seine ausdrucksstarke Stimme sorgt für unheimliche Schauer und mystische Spannung. Besonders während der ersten Szenen.
Sascha Rotermund als Gegenspieler ergänzt sich prima mit ihm. Beide bestreiten das Hörspiel zum Großteil allein. Die Herren Kaminski, Beckhaus, Klemm und Teuscher bleiben in sehr kleinen Rollen dabei. Auch die musikalische Seite des Stücks ist wieder beachtlich. Man rauscht damit hinein ins Reich der Phantasie und des Grauens - taucht ab, vom grauen Alltag in die Welt des Unfassbaren. Abschalten ist angesagt - und genießen.
Fazit: Etwas zu schwulstige Umsetzung, aber vom Grundthema her wieder klasse. Noch mehr Künstlerstorys des Altmeisters bitte, z.B. "Die Musik des Erich Zahn".
Informationen zum Hörspiel
: Dietmar Wunder, Sascha Rotermund, Stefan Kaminski, Matti Klemm, Friedrich-Georg Beckhaus, Hans Teuscher
: Marc Gruppe
: Stephan Bosenius & Marc Gruppe
Recorded by Planet Earth Studios
Mixed by Kazuya c/o Bionic Beats
Mastered by Michael Schwabe, Monoposto
: Firuz Askin
: Alice Kaiser
: ca. 65 Min.
: 978-3-7857-4529-8
: 11.11.2011