Riggs, Ransom: Die Insel der besonderen Kinder
Die Insel der besonderen Kinder
Von Ransom Riggs
Von Ransom Riggs
So allerdings wagte ich einen Blick hinein, und wurde mit einem atmosphärisch dichten Meisterwerk belohnt, das mich bis zum Finale fest in seinem Bann hielt. Ein Glück, dass erste Eindrücke oftmals täuschen können
Im Mittelpunkt von »Die Insel der besonderen Kinder« steht der 16-jährige Jacob, ein problematischer Jugendlicher, der es in der Schule und in seinem Zuhause nicht leicht hat. Von der einzig echten Bezugsperson, seinem Großvater, hat er sich mehr und mehr entfremdet, als er feststellen musste, dass die abenteuerlichen Geschichten über Monster und Menschen mit besonderen Fähigkeiten, die ihm der alte Mann in seiner Kindheit erzählt hat, nichts als bloße Märchen waren.
Oder sollte doch mehr dahinterstecken? Als sein Großvater stirbt, wird Jacobs Leben durch und durch auf den Kopf gestellt. Angeblich wurde der alte Mann von streunenden Hunden getötet. Jacob weiß es besser: Er war dabei, als sein Großvater sein Leben aushauchte, und weiß daher, dass es keine wilden Hunde waren, die den alten Mann töteten, sondern ein grauenhaftes Monster, so eines, wie es in den Geschichten in seiner Kindheit immer vorkam.
Verzweifelt versucht Jacob, seiner Familie und seinen Freunden die Wahrheit über den Tod seines Großvaters zu berichten, doch niemand glaubt ihm. Alle halten ihn für traumatisiert, seine Eltern schicken ihn sogar zu einem Psychiater. Jacob aber weiß, was er gesehen hat. Fest entschlossen, den mysteriösen Tod seines Großvaters aufzuklären, begibt sich Jacob auf eine Spurensuche tief in die Vergangenheit des alten Mannes und stößt auf die Geschichte einer kleinen Insel, die ein unglaubliches Geheimnis birgt
Mit »Die Insel der besonderen Kinder« hat Ransom Riggs ein Werk geschaffen, wie es sich leider viel zu selten finden lässt. Mit viel Einfühlungsvermögen für sein reichhaltiges Figurenensemble und dem Mut, eine originelle Geschichte abseits altbekannter phantastischer Pfade zu erzählen, gelingt es dem Buch, den Leser regelrecht an seine Seiten zu fesseln. Was mich persönlich am meisten beeindruckt hat, war in allererster Linie die eindringliche Atmosphäre der Erzählung. Ob feinfühlige Charakterzeichnungen oder schaurige Spannungsmomente, Riggs gelingt es stets, den richtigen Ton zu treffen und sein Publikum auf eine wahrhaftige Achterbahnfahrt der Gefühle zu schicken. Besonderes Highlight hierbei ist die mystisch-düstere Grundstimmung, die den gesamten Roman durchzieht und den Vergleich mit der Atmosphäre klassischer Schauerromane nicht zu scheuen braucht.
Zur Erzeugung dieser unheimlichen Stimmung tragen nicht zuletzt die vielen Abbildungen bei, die im Buch enthalten sind. Hierbei handelt es sich um Reproduktionen alter, skurriler Fotos, die unter anderem Menschen mit besonderen Fähigkeiten zeigen (wie eben jenes schwebende Mädchen auf dem Titelbild des Buchs).
»Die Insel der besonderen Kinder« ist ein meisterhaftes Stück phantastischer Literatur, das für jeden Freund ungewöhnlicher, stimmungsvoller Mysteryromane, düsterer Gothic Novels sowie charakterorientierter Erzählungen überhaupt ein absolutes Muss darstellt. Leser von Broms »Der Kinderdieb« oder Christoph Marzis »Die Uralte Metropole« liegen goldrichtig, wenn sie dieses Werk zur Hand nehmen.
Uneingeschränkt empfehlenswert!
Informationen zum Buch
: Miss Peregrines Home for Peculiar Children)
416 Seiten; 16,99
: 978-3426283684
: 2011
Kommentare
Besonders hat mich fasziniert, dass der Autor keine vordergründig erkennbare Trickserei gebraucht hat, um die Handlung glaubhaft weiterzutreiben. Es mussten keine Logikfehler oder inhaltliche Widersprüche ausgebügelt werden, sondern die Handlung verläuft ohne Holpern in einer geraden Linie - trotz der Zeitsprünge.
Ich wünsche mir weitere Bücher, die so gut und mitreißend geschrieben sind, dazu abseits der gängigen Mainstream-Handlung mit den immer gleichen Plots!