And the times, they are a-changing - Perry Rhodan und der Zeitgeist
And the times, they are a-changing
Perry Rhodan und der Zeitgeist
Seine Antwort lautete:
Ich habe mir lange überlegt, ob ich diese längere Zuschrift überhaupt auf die LKS bringen sollte. Denn die darin geäußerte Meinung, Konflikte lieber und gründlicher durch Materialschlachten, Hyperinmestrone und Arkonbomben lösen zu sollen als durch Diplomatie und (wenn schon nötig) durch Kommandounternehmen, stößt sicher nicht nur bei mir auf einiges Erschüttern.
Andererseits – und das gab den Ausschlag – habt Ihr ein Recht darauf, auch extreme Meinungen zur PR-Serie kennenzulernen. Es soll nicht heißen, auf der LKS würden nur Ansichten verbreitet, die dem Redakteur, den Autoren und dem Verlag genehm sind.
Bernd Grüners Zuschrift erscheint hier ungekürzt. Also wird er auch mir (und vielleicht auch anderen Lesern) das Recht einräumen, die eigene Meinung hinzuzusetzen. Der PR-Serie wurde früher oft genug und sicher nicht ganz zu Unrecht vorgeworfen, militaristischen Einschlag zu haben. Die Position, die Bernd Grüner hier vertritt, lässt die Schilderungen von Raumschlachten und sonstigen Gewaltakten im MdI- und M87-Zyklus im Vergleich fast schon als Anwärter für den Friedensnobelpreis erscheinen. Gewalt war und ist immer nur das dümmste Mittel, einen Konflikt auszutragen, und ich wünsche mir und den Kindern dieser Erde keine Zukunft, in der die Greuel der Weltkriege nur eine Art Vorgeplänkel eines späteren Holocaustes waren. Es ist erschreckend, wenn man sich hier und da anhören muss, wie alte Kriegsteilnehmer von ihren Erlebnissen an der Front schwärmten (als sie im Dreck lagen, dachten sie wohl anders darüber). Es ist aber noch viel schlimmer, wenn junge Menschen, die den Krieg (Gott sei Dank!) nie erlebten und wohlbehütet in einem Wohlfahrtsstaat aufwuchsen, sich an der Vorstellung ergötzen können, wie sich Intelligenzwesen (?) des 3. Jahrtausends am wirkungsvollsten gegenseitig umbringen – und das natürlich dann auch gleich im ganz großen Maßstab.
Zu den Sternen, aber nicht so!
Da wage ich jetzt kaum daran zu erinnern, dass K.H. Scheer seinen Titelhelden schon zwanzig Jahre früher vor die Frage stellte, wie viel Gewalt es denn sein sollte (PR 179 „Notlandung auf Beauly II“, erschienen im Februar 1965):
Atlan: „Du hast zwei Möglichkeiten. Beide Wege sind gangbar, beide führen zum Erfolg.“
Perry: „Wie lautet die erste Möglichkeit?“
Atlan „Angreifen, zuschlagen. Mit Waffengewalt Gehorsam fordern und beweisen, wie stark die Erde
geworden ist. Unzuverlässige Elemente beseitigen, Gerichtsverfahren abhalten und keine Milde kennen. Du kannst die Sprache des Mächtigen sprechen - kompromißlos! Zuerst muß das Arkonidenreich übernommen werden. Dann solltest du die Akonen schlagen. Welten müssen zu Atomfackeln werden; so lange, bis man vor Terra kuscht. So hätten es die arkonidischen Eroberer der Frühzeit gemacht. Was hältst du davon?“
Perry „Überhaupt nichts! Ich bin kein Mörder. Der zweite Weg?«
Atlan seufzte.
„Ich dachte es mir. Schön, dann bleibt dir nur das Verfahren des Klugen übrig. Die terranische Flotte, zur Zeit noch die mächtigste der Galaxis, weil qualitativ hochwertig und erstklassig bemannt, muss sofort zurückgezogen werden. Überlasse die Scheinverbündeten ihrem Schicksal, das sie ja so gerne selbst in die Hand nehmen wollen. Die völlige Aufsplitterung deiner Kräfte muss augenblicklich rückgängig gemacht werden. Konzentriere deine Schiffe nur auf jene Punkte, die für die Interessen der Erde wichtig sind. Alles andere geht dich nichts mehr an. Kündige die Schutzverträge auf und strebe dafür Handelsabkommen an. Beherrsche die Fremdvölker
unauffällig durch die wirtschaftliche Macht der Erde und halte dich aus allen Angelegenheiten heraus, die sich zu Zwistigkeiten entwickeln könnten. Festige unterdessen deine eigene Macht und schlage mit jeweils angemessener Härte zu, wenn jemand es wagen sollte, Terra zu schädigen. Du wirst wieder respektiert werden. Früher oder später winseln jene, die Terra jetzt nicht mehr zu benötigen glauben, um deine Hilfe. Baue das Solare Imperium aus. Unternimm alles, was bisher vernachlässigt worden ist, weil du keine Zeit dafür hattest. Die Konzentration deiner Flotte auf strategisch wichtige Punkte, darunter vor allem die von Terranern besiedelten Sonnensysteme, bedingt ein plötzliches Alleinsein all derer, die keine Menschen sind.
Übernimm das Erbe meiner Ahnen auf einem anderen Weg. Kümmere dich nur noch um dich
selbst. Wenn man von dir Hilfe fordert, dann verlange dafür Bezahlung. Unter allen Umständen
sollte Mercants Galaktische Abwehr erweitert werden. Du must immer wissen, was an anderen
Orten geschieht. Werde wieder zu dem undurchsichtigen und gefährlichen Mann der zwanziger Jahre. Man muss zittern, wenn nur dein Name fällt. Du wirst das Vereinte Imperium verlieren, aber dafür dein eigenes stärken. Du wirst im Laufe der Zeit mehr wirkliche Freunde gewinnen, als es dir jetzt möglich sein kann. Bilde ein Zentrum der Macht. Sei die graue Eminenz im Hintergrund.“
Also: Perry Rhodan setzt Gewalt nicht ein, wenn und weil er es kann, sondern wenn er muss. Aber wenn es mal so weit ist, dass der Knüppel aus dem Sack fährt – dann kommt er nicht eher wieder zurück, als dass der Job getan und die Gefahr beseitigt ist. Ansonsten gilt auf Terra und im Solaren Imperium der Grundsatz „Jedem das Seine“.
Die Gründungsautoren von Perry Rhodan haben alle den Zweiten Weltkrieg miterlebt, teilweise sogar an der Front wie Walter Ernsting. Auch K. H. Scheer machte noch eine Ausbildung für den Dienst auf U-Booten. Kurt Brand diente in einer V2-Einheit. Andere erlebten Bombennächte im Luftschutzkeller oder Tiefflieger und natürlich die Trauer um alle, die nicht mehr heim kommen sollten. Und trotzdem hat keiner von ihnen sich auf den Standpunkt gestellt, dass man sich doch lieber unterwerfen lassen solle als gewaltsamen Widerstand zu leisten und für das zu kämpfen, was einem lieb und teuer war; dieser Standpunkt blieb den Kindern der Nachkriegszeit vorbehalten. Selbst H.G. Ewers legt seinem Hüter des Lichts Tengri Lethos die Worte in den Mund, man solle nicht gegen einen Feind kämpfen, sondern für den Frieden.
Und dann kam die Zeit der Wohlmeinenden, die sich Sorgen um uns alle machten. Ich kann mich noch vage daran erinnern, dass im Fernsehen Werbespots für Zigaretten und Pfeifentabak liefen; da ging jemand meilenweit durch den Dschungel für seine Kamel, das HB-Männchen flippte aus und Hans-Joachim Kulenkampff empfahl uns Zuschauern drei Dinge, die der Mann einfach braucht – Feuer, Pfeife, Stanwell-Tabak. Vorbei, lange vorbei. Man wurde verantwortungsbewusst, ob nun freiwillig oder nicht. Und das Retuschieren begann.
Die Silberbände erschienen ab Dezember 1978. Zusammengestellt und überarbeitet wurden sie zunächst von William Voltz, später von Horst Hoffmann – und beide radierten weg, was ihnen nicht mehr zeitgemäß oder wenig vorbildlich erschien.
In den Worten der Perrypedia:
„Für die Bearbeitung der einzelnen Heftromane und deren Transferierung in die Silberbände erstellte William Voltz eine Konzeption, mit deren Hilfe die weltanschaulichen Tendenzen der frühen sechziger Jahre umgangen wurden. Um den globalen gesellschaftlichen und weltanschaulichen Veränderungen seit der Hochzeit des Kalten Krieges Rechnung zu tragen, wurden alle übertriebenen, einseitig glorifizierenden Darstellungen der Terraner, übertriebene Schwarz-Weiß-Schematisierungen anderer Völker (insbesondere des Feindbildes), allzu drastische militärische Darstellungen etc. entschärft. Sie wurden entweder umgeschrieben oder fanden keinen Einzug in die Bücher.“
Und so verlangen die Terraner im Silberband 20 (Redaktion: Horst Hoffmann) von den Gatasern eben nicht mehr die bedingungslose Kapitulation, wie sie Clark Darlton in PR 177 ausformulierte:
„Zwei Tage später nahmen die Gataser Kontakt mit der CREST auf.
Sie erklärten, unter gewissen Bedingungen verhandeln zu wollen. Rhodan antwortete, dass er die
Bedingungen stelle.
Und er stellte sie:
Es sollte ein Friedensvertrag abgeschlossen werden, der die Einstellung aller Kampfhandlungen
zwischen den beiden Imperien garantierte. Auf allen Blues-Planeten sollten die Terraner Stützpunkte errichten dürfen, die die Einhaltung der Friedensbedingungen gewährleisten würden.
Außerdem verlangte Rhodan, den Wiederaufbau der Bluesflotte überwachen zu können. Weitere Punkte des Vertrages sollten in direkten Besprechungen ausgehandelt werden. Vorbedingung zu jeglicher Verhandlung aber war die bedingungslose Übergabe.“
Im Silberband liest sich das ein wenig anders.
„Zwei Tage später nahmen die Gataser Kontakt mit der CREST auf.
Sie erklärten sich zu Verhandlungen bereit und erwarteten die Bedingungen des Vereinten Imperiums. Und Rhodan stellte sie:
Es sollte ein Friedensvertrag abgeschlossen werden, der die Einstellung aller Kampfhandlungen zwischen den beiden Imperien garantierte. Jeder Kontakt mit den Schreckwürmern sollte für immer unterbleiben. Die Molkexpanzerung der Bluesschiffe sei bis auf einen Rest von eintausend Einheiten zu entfernen. Rhodan machte diese ursprünglich nicht vorgesehene Konzession, damit die Gataser in der Lage sein konnten, unter strenger Überwachung die Krise innerhalb ihres Einflussgebietes zu überwinden und sicherzustellen, das auch die anderen Bluesvölker den Friedensvertrag akzeptierten. Weitere Punkte des Vertrages sollten in direkten Besprechungen ausgehandelt werden.“
Kein Wort mehr von bedingungsloser Übergabe. Statt dessen bleiben den aggressiven Gatasern, die die anderen Bluesvölker unter ihren Stiefel gezwungen haben, eintausend Molkexpanzerschiffe, die für diese anderen Bluesvölker nach wie vor unüberwindlich sind.
Weil nämlich in der Ursprungsfassung nach der Kapitulation der Gataser ihre unterdrückten Vasallen sich erhoben und es ihren Unterdrückern heimzahlten …
Der Silberbandleser kennt übrigens den oben zitierten Dialog zwischen Perry und Atlan gar nicht. Denn dieser Band sowie einundzwanzig andere – PR 178 bis PR 199 - haben es nicht in die Silberbände geschafft. Dass die Akonen die Schreckwürmer mit einer Arkonbombe ausrotten, bleibt schamhaft verschwiegen. Der ganze Komplex um Iratio Hondro, den machtgierigen Obmann von Plophos, der seine Getreuen mit einem Gift bei der Stange hält, zu dem nur er das Gegenmittel besitzt – gestrichen. Rhodans Oddyssee zusammen mit Mory Abro, der Zerfall des Vereinten Imperiums, der Vernichtungsschlag der Bluesflotten gegen Arkon III – alles nicht handlungsrelevant oder zu gewalttätig, um explizit beschrieben zu werden ...
Später, im MdI-Zyklus, erleben die Heftleser den Genozid der Maahks an den Bigheads von Kahalo. Das passiert im Silberband ganz einfach nicht. Da sind die Bigheads halt irgendwie friedlich ausgestorben, bevor es zu so etwas kommen konnte.
Es gibt meines Wissens kein zweites Land auf diesem Planeten, in dem sich Männer und Frauen dafür entschuldigen müssen, dass sie mit der Waffe in der Hand bereit stehen, um den Fortbestand dieses Landes und seiner Gesellschaftsordnung vor Gewaltandrohungen von außen zu schützen. Und man merkt's auch gut in der Science Fiction: Military Science Fiction gibt es in Deutschland eigentlich nicht. Und ja, auch die Sternenfaust-Serie war im direkten Vergleich zu US-Military Fiction demilitarisiert. Wenn's bei Honor Harrington zur Sache geht, dann kracht es aber wirklich!
Man verstehe mich nicht falsch. Ich will keine Planeten im Atomfeuer brennen sehen. Aber andererseits reicht es mir auch verdammt noch mal aus, wenn der Stratege „meiner“ Seite bei der Befehlserteilung nicht durch den Uniformstoff seine Erektion streichelt. Er muss sich nicht selbst geißeln dafür, wenn er einer gegnerischen Streitmacht klar macht, dass die Terraner ein Minimum an Respekt und Höflichkeit von ihren Besuchern erwarten. Das ist sein Job, und ich wäre ziemlich enttäuscht von ihm, wenn er im Zweifelsfall lieber die Opfer der Aggression bluten lässt anstatt die Aggressoren!
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie in den 1970ern erstmals von einer Helmpflicht für Motorradfahrer gesprochen wurde. Und heute – heute bin ich ein Verderber der Jugend, wenn ich ohne Helm Fahrrad fahre?
Ja, angesichts der Flut von Vorschriften und Verboten kann ich mich nur wundern, dass doch so viele Kinder und Jugendliche meiner Altersklasse überlebt haben. Tatsächlich erinnere ich mich nur an einen einzigen Todesfall während der Zeit bis zum Abitur - und das war ein Lehrer, der sich das Leben nahm. Wir haben geraucht, Tabak, Brennesseln und auch gelegentliche Cannabisprodukte, um's mal auszuprobieren. Wir haben uns betrunken, um zu sehen, wie das ist. Aber das Komasaufen hat jetzt nicht unsere verantwortungslose Generation erfunden - darauf mussten erst die rundumgeschützten Kinder von heute kommen.
Freiheit heißt die Wahl haben. Das beinhaltet auch die Wahl, etwas Dummes zu tun, so lange man sich nachher nicht darüber beschwert, dass Dummheiten Konsequenzen haben. Diese Freiheit lassen wir uns scheibchenweise abnehmen mit immer neuen Regelungen "zum Schutz der Allgemeinheit" - wenn nicht von unseren eigenen Parlamentariern, dann von der EU. Wer Zigaretten raucht, zahlt zwar immerhin Tabaksteuer und spült damit Geld in die immer hungrige Staatskasse, aber ach! Wer soll denn den maroden Raucher medizinisch versorgen und die Kosten der lebenserhaltenden Maßnahmen bezahlen, wenn sein Laster ihn einholt?
(Das ist komischerweise eine Frage, die im Zusammenhang mit Alkohol oder mit arbeitsbedingten Verschleißerkrankungen nie gestellt wird.)
Ja, letzte Woche habe ich erfahren, dass ein Vermieter das Recht hat, einem Raucher die Mietwohnung zu kündigen, wenn die Nachbarn finden, dass dieser zu viel raucht – und zwar in seinen eigenen gemieteten vier Wänden, wohlverstanden!
In diesem Zusammenhang erinnere ich mich immer öfter an den Satz
"Es gibt Menschen, die rauchen nicht, trinken nicht und haben auch sonst keine Laster. Zur Strafe werden sie hundert Jahre alt."
Und als Kontrast dazu an die Postkartenweisheit
„Fülle Dein Leben nicht mit Tagen, sondern Deine Tage mit Leben.“
Kommentare
Ja, sicher, das ist Voraussetzung. Man kann natürlich auch beitreten und einen Sonderstatus vereinbaren. Aber auch das wäre dann ja gesetzlich geregelt.
Aber für sowas sind Verfassungen ja gut und wichtig, deswegen ist es ja eigentlich eine Vollkatastrophe, dass die EU-Verfassung bis heute nicht ratifiziert wurde und somit eigentlich nichts innerhalb der EU Bestand hat (oder im Moment vielleicht auch ganz gut so???). Und dann kann es ja auch so Regelungen geben wie: alle Strafgesetze gelten nach nationalen Bestimmungen, aber Wirtschaftliches wird nach der übergeordneten Instanz geregelt etc. Aber ich glaube, das würde das Thema hier jetzt echt sprengen...
zitiere Pisanelli:
Das heisst dann aber doch im Umkehrschluß auch: so lange ich dem Galaktikum nicht beitrete, so lange kann ich meinen eigenen barbarischen Feudalstaat irgendwo jenseits der Grenze der Galaktikum-Mitgliederzivilisationen ausrufen und betreiben, mit Sklavenhandel, Menschenopfern und was nicht allem, und es gibt nichts, gar nichts, was das Galaktikum dagegen tun darf. Außer Reisewarnungen an seine Bürger verteilen.
Das siehst du falsch. Du kannst ruhig beitreten, brauchst den Sklavenhandel und die Menschenopfer nur als verwurzelte kulturelle Eigenheiten deklarieren. Bis die Diskussion dann zu Ende ist, hat dein Enkel das Problem an der Backe, vor allem, wenn du mit Bostich Golf spielen gehst
Genau so ist das, wenn gute Worte kein Gehör finden. Aber lügen wir uns doch moralisch mal nichts in die Taschen. Wer die nötigen Machtmittel hat, der bestimmt am Ende die Musik. Alles andere wären Gedankengänge aus dem Märchenland und würde ich als Leser nicht ernst nehmen (eher im Gengenteil).
zitiere Lefti:
Zu Conan kann ich nicht viel sagen, da ich die Romane nicht kenne. Als Beispiel kann aber auch dieses verwendet werden. Da spielt das Alter keine Rolle.
Und das die PR Romane umgeschrieben/verfälscht wurden ist nunmal ein Faktum, egal ob man die Originale nun per Knopfdruck bekommen kann. Letzteres ändert ja am Tatbestand nichts. Putzig finde ich nur, wie gerne manche die besagte Kritik an Seite schieben wollen.
So ist es. Es funktioniert allerdings in der Praxis so: es interessiert keine S..., was ein Staat tut und lässt, bis man was von ihm will (z.B. seine Bodenschätze). Selbst dann interessiert es keine S..., was der Staat tut und lässt, bis er querschießt. Oder man die Bedingungen zu seinen eigenen Gunsten verändern will.
Ich meine: der Irak ist doch nur interessant für die Amis wegen des Öls. Aber was in Guatemala oder Sierra Leone passiert, ist völlig uninteressant, selbst, wenn da Völkermorde geschehen würden. Ich denke, es hat auf der Welt fast noch keinen Krieg gegeben, weil man einen Staat (oder eher seine Bürger) einfach befreien will von einer Diktatur. Das war nicht einmal so beim 2. Weltkrieg. Da stehen immer ganz pragmatische und nationale Interessen dahinter, sich irgendwo einzumischen.
Man muss Rhodan ja nicht gleich darstellen wie Präsident-Bomben-Bush, aber einen über alle Makel erhabenen Rhodan (bzw. die Terraner an sich) ist doch eher lachhaft und schlichter Blödsinn im Quadrat. Wie sagte mal ein gescheiter Politiker (mir fällt gerade der Name nicht mehr ein): "Nationen haben keine Freunde, sie haben Interessen". Warum sollte das in der Milchstraße anders sein?
Das ist ein gute Frage. Warum vermischen sie explizit Fiction und Wirklichkeit?
Und gleich zur nächsten Frage: Auch Spannungsliteratur sollte realistische Bezüge aufweisen, sonst wird sie unglaubwürdig und damit zur sinnfreien Utopie. Will sagen: Bei allen denkbar und undenkbaren Völkern die in diesem PR-Universum vorkommen, werden menschliche Idealvorstellungen einfach übergestülpt. Schon das ist unglaubwürdig. Man muss es nicht noch damit verschlimmbeuteln, indem man in der Serie die Terraner zur höchsten moralischen Instanz hoch lobt, die sie schlicht nicht sein kann. Konflikte liegen in der Natur des Menschen und der Mensch ist nun mal von Natur aus nicht dazu geschaffen, Konflikte nur mit Worten zu lösen, sondern um seine Ziele zu erreichen, auch mit Gewalt. Und ich möchte mir da nicht einmal jetzt vorstellen, wie andere galaktische Völker aufgrund anderer Bedingungen vorgehen, um ihren eigenen Selbsterhaltungstrieb durchzusetzen. Will sagen, eine bestimmte Reaktion wird stets mit einer anderen Reaktion beantwortet. Und man sage mir nun nicht, die Wirklichkeit von Heute wäre in, sagen wir mal 1000 Jahren überholt. Als kleiner Bursche hatte man uns mal in der Schule gelehrt, Glaubenskriege gehörten der Vergangenheit an, sprich dem Mittelalter. Heute frage ich mich da, haben die uns belogen oder nur Blödsinn erzählt, oder ist das Mittelalter in manchen Regionen der Welt wieder zurück gekehrt? Das zusammentreffen von Menschen mit anderen Völkern des Universums dürfte jedenfalls nicht ohne Konflikte ablaufen. Manche lassen sich vielleicht mit Worten und guten Taten ausräumen, die Mehrzahl jedoch dürfte so einfach nicht zu lösen sein und jede Seite wird sie so lösen (auch mit Gewaltanwendungen), wie sie es für berechtigt finden.
Stell dir einfach mal vor, am nächsten Montag landet irgendwo ein Raumschiff auf der Erde. Glaubst du wirklich, die Menschen würden mit Blumensträußen hinlaufen (eine kleine Zahl Verrückter bestimmt)? Im Gegenteil, sie werden mit Panzern anrücken und wehe eine Seite zuckt unkontrolliert. Man kann also auch in der Fiction die Wirklichkeit nicht außer Acht lassen, sonst wird aus einem SF-Roman ein schlichtes Märchenbuch.
Aber hast du wirklich recht? Wenn man genauer hinschaut werden doch auch bei uns (also den Menschen) die allermeisten Konflikte gewaltfrei gelöst. Das betrifft Partnerschaften, Familien, Unternehmen und die Politik.
Was mich so ein wenig beunruhigt ist die Schlußfolgerung bei deiner Haltung. Wenn gewalttätige Auseinandersetzungen in der Natur des Menschen liegen, dann hat der Einzelne doch gar keine Verantwortung mehr für sein Handeln. So etwas wie persönliche Schuld für Gewaltanwendung gibt es dann auch nicht mehr. Und man kann daraus sogar schlußfolgern, wer die Machtmittel hat und sich nicht gewaltsam durchsetzt ist blöd.
Beides, Laurin. Bei mir - Realschule - war der Geschichtsunterricht eine Katastrophe. Von politischer oder historischer Bildung keine Spur. Da könnte man fast schon auf die Idee kommen, dass alles unter dem Gymnasium von unseren Bildungsministern absichtlich dumm gehalten werden sollte.
Und ja, für manche Leute ist das Mittelalter voll im Trend!
zitiere Laurin:
Das gilt aber für alle Fiction, nicht nur SF. Darum sind ja auch so viele Gruselhefte und Krimis so ein Mist. Weil sie - aus vielen Gründen - die Wirklichkeit ausblenden.
Wahrscheinlich ist eine raumfahrende Zivilisation ohne eine Möglichkeit der nichtkriegerischen Interaktion nicht möglich. Sobald einer der potentiellen Gegner eine Raumstation baut und mit Massenvernichtungswaffen bestückt, sind die anderen seiner Barmherzigkeit ausgeliefert, deshalb weren sie es nicht so weit kommen lassen.
Das heisst nun aber noch lange nicht, dass technologisch unterlegene Fremde von dieser raumfahrenden Rasse irgendwie nett behandelt werden müssten. David Weber hat ein Faible entwickelt für uralte Zivilisationen, die alle paar Jahrhunderte mal ihre Flotten den Spiralarm entlang schicken und jeden, dessen Technologie sich über Muskelkraft und Hebel hinaus entwickelt hat, mit Asteroiden in die Steinzeit zurückbomben.
zitiere Laurin:
Selbst eine neutrale Schiedsstelle, die in Konflikten vermittelt, ist hilflos, wenn sie ihren Vorschlägen gegebenenfalls keinen Nachdruck verleihen kann. Zahllose UN-Resolutionen haben das deutlich gezeigt.
Das er "blöd" ist, behaupte ich nirgendwo, Hermes. In dem Sinne bin ich wohl für das verantwortlich was ich schreibe, aber nicht dafür, was du da herauslesen willst.
Ein Grundbaustein gegen Gewalt ist die Sozialisierung. Senkst du sie, wird die einzelne Person schneller zur Gewalt greifen. Erhöhst du sie, wird er Konflikte weniger mit Gewalt zu lösen versuchen. Fazit bleibt aber, Gewalt an sich wird nicht völlig verschwinden sondern als letztes Mittel verbleiben. Nur, im Punkt Sozialisierung reden wir gezielt von Menschen. Eine andere Spezies könnte völlig andere Voraussetzungen und Formen herausgebildet haben, die wir uns vielleicht wirklich nicht antun wöllten.
Auch deine Beispiele taugen nicht viel:
Partnerschaft/Familie: Schau dich mal in Frauenhäusern um und frag mal warum da Frauen weggelaufen sind. Oder Gewalt gegen Kinder, auch aus Unfähigkeit in der Erziehung usw.! Wir werden darüber einig sein, dass Gewalt keine Lösung ist, eher im Gegenteil, die Realität spricht in harten Zahlen aber eine andere Sprache.
Unternehmen: Auch Streik zur Durchsetzung berechtigter Forderungen ist eine Form von Gewalt (wenn auch seit langem hier in Deutschland unblutig), die als letztes Mittel eingesetzt wird. In anderen Ländern geht das aber nicht so zivilisiert ab wie hier, eventuell sogar bei identischen, global agierenden Unternehmen.
Politik: Das schlechteste Beispiel. Parteienverbote (z.B. das der KPD) sind Gewaltformen. In Japan ist es noch nicht so lange her, wo sich Parlamentarier prügelten und wer bitte bestimmt über Krieg und Frieden, bzw. was Gerecht ist und was nicht - Politiker!
Gewalt wird auch nicht nur mit Messern, Pistolen und Bomben ausgeführt. Missachtung, Erniedrigungen jeglicher Form von Personen oder (ganz modern) Mobbing ist eine Form der Gewalt.
Ich könnte jetzt ewig so weiter machen, Hermes und das sind leider Fakten die im Minutentakt auf der Welt ständig bestätigt werden. Wenn du das als reinen Glaubenssatz einer Person abtun willst, verschließt du leider die Augen vor der Realität.
Wir können uns darüber durchweg einig sein, dass Gewalt nicht richtig ist, aber selbst wenn wir uns an diesem Punkt die Hände reichen, wird dies an der Gesamtsituation nichts ändern. Man muss in Romanen auch nicht alles gleichrangig thematisieren, aber man sollte auf dem Teppich bleiben und nicht so tun, als wenn sich die negativen Elemente des Menschen in Wohlgefallen auflösen werden in der Zukunft. Diesen gewünschten Status des moralisch einwandfreien Menschen wirst du erst dann erreicht haben, wenn der Mensch ausgestorben ist. Oder anders gesagt: Die Kinder sind am liebsten, wenn sie schlafen.
Und mal ehrlich, eine "Schiedsstelle" im Universum - ehrlich, ich halte das für einen Witz in einer Serie, in der es so viele intelligente Lebewesen gibt, wie im PR-Universum. Alleine in der Milchstraße von PR muss man da eigentlich viel "Nachdruck" wallten lassen um von mir als Leser ernst genommen zu werden. Bei PR klappt dies nur weil hier jede Spezies in ihren Grundzügen schlicht vermenschlicht dargestellt wird.
Kleiner Zusatz noch, Hermes: Es muss in deinem Satz heißen: "...als ich es von dir gewohnt bin." Das kommt der Sache näher. Ich rede ja auch nicht von "unserer" Meinung sondern von meiner und nehme keine anderen gleich mit in Sippenhaft. Indem du nämlich das Wörtchen "wir" benutzt, implizierst du einen Mehrheitsanspruch und versuchst andere Meinungen (und deren Person) auszugrenzen und... Ups...Hermes...Ausgrenzung ist auch eine Form von Gewalt.
Stimmt, Andreas. Das haben wir aber verstärkt im Heftroman und eventuell in Zukunft in Taschenheften und eBooks bei gleichen Autoren mit gleicher Ausrichtung. Da konnten die Autoren aber damals nichts dafür, sondern ist dem damalig engen Korsett des Jugendschutzes geschuldet. Die früheren Gruselromane haben mich daher auch nie gegruselt. Ich fand manche Storys recht interessant, aber gegruselt hatten sie mich ehrlich gesagt nie. Da die damaligen Vorgaben im sinne des Jugendschutz den Autoren quasi ins Blut übergegangen sind, werden sie auch weiterhin in diesem Korsett verbleiben. Ich lese daher nicht umsonst lieber Romane von Autoren z.B. aus den USA oder jungen Indie-Autoren aus Deutschland. Erstere lachen sich über unsere Bestimmungen einen Ast ab und letztere kriegen das nicht vom Verlag immer noch eingeimpft, als wäre es Muttermilch.
Daher hatte ich mich für blöd entschieden.
Zitat: Ich bin der Meinung, dass es gar nicht möglich ist, eine hochentwickelte und technologisch ausgereifte Zivilisation zu bilden ohne dass solche Mechanismen vorhanden sind, die die Individuen dazu bringen zusammen zu arbeiten und -weitgehend- friedlich miteinander umzugehen.
Zitat: Ich bestreite das Vorhandensein deiner Beispiele nicht, aber für mich sind das Ausnahmen von der Regel. Im Normalfall gehen Menschen weitgehend gewaltfrei miteinander um. Und ich halte es schon für sinnvoll zwischen körperlicher Gewalt und Missachtung, Erniedrigung oder Mobbing zu unterscheiden.
Zitat: Nochmal für mich sind all diese unschönen Ereignisse, die es unbestritten gibt, Ausnahmen vom normalen Umgang miteinander. Wo ich dir nicht folgen kann ist, wenn du wie vorher in der Diskussion diese Dinge zur Regel zum normalen, "natürlichen" Umgang miteinander erklärst.
Zitat: Da gebe ich dir Recht. Aber um noch mal auf das Beispiel Perry Rhodan zurückzukommen. Dort war in der Ära Scheer ja das erklärte Ziel, eine Geschichte der Menschheit in der Zukunft zu schreiben. Und diese Scheersche Geschichte bestand zum größten Teil aus einer Aneinderreihung von Kriegen, Bürgerkriegen und gewaltsamen Auseinandersetzungen. Der Rest wurde eher stiefmütterlich behandelt.
Zitat:
Diesen Anspruch habe ich nirgendwo erhoben. Den liest jetzt du aus meinen Ausführungen heraus.
Zitat: Da sind wir dann wieder unterschiedlicher Ansicht. Meiner Meinung nach, kann eine hochentwickelte Kultur bzw. Zivilisation nur überleben, wenn sie weitgehend "friedliche" Umgangsformen entwickelt und auf Zusammenarbeit setzt. Warum sollte das im PR-Universum anders sein?
Zitat: Laurin da liest du wieder Dinge heraus, die ich überhaupt nicht geschrieben habe. "Wir" meint wir hier im Zauberspiegel. Ich bin bisher davon ausgegangen, dass deine Postings nicht nur an mich allein gerichtet sind.
Tut mir leid, wenn du dich dadurch ausgegrenzt fühlst. Ich habe im übrigen den Eindruck, dass im Gegenteil eine Mehrheit der Zauberspiegelleser eher deiner Auffassung zuneigt als meiner.
"Anormal" wäre schon richtig gewesen, nur kann ich diese Aussage z.B. nicht auf eine andere Spezies übertragen, deren Entwicklung nicht dem der Menschheit gleicht.
zitiere Hermes:
Ich weiß nicht, ob ich mich da wiederhole, aber andere Zivilisationen/Spezies sollte man nicht vermenschlicht sehen. Ihre Ansatzpunkte können völlig anders sein. Er kann (muss aber nicht immer) sogar so anders sein, dass dir nichts anderes übrig bleibt als Gewalt auszuüben um Gewalt gegen deine eigene Zivilisation ausschließen zu können.
zitiere Hermes:
Nun, Missachtung, Erniedrigung oder Mobbing sind zuerst keine körperliche Gewalt, der Übergang kann aber fließend sein wenn hierzu die Voraussetzungen vorhanden sind. Und natürlich kann man meine Beispiele (oder zumindest zum Teil) als Ausnahme von der Regel ansehen. Die jüngste deutsche Geschichte (Drittes Reich) hat aber gezeigt, wie schnell unter bestimmten Bedingungen die Ausnahme zur Regel werden kann. Und die Häufigkeit der Bereitschaft, Gewalt anzuwenden um Ziele durchzusetzen zeigt, dass diese Gefahr sich jederzeit wiederholen kann.
zitiere Hermes:
Okey, was Scheer zu viel machte, machen die heutigen Autoren zu wenig und umgekehrt. Die richtige Mischung wäre meiner Ansicht nach realistischer.
zitiere Hermes:
Nicht offen, aber wenn ich deine Aussagen über alle Kommentare hinweg verbinde um den Grundgehalt zu analysieren, bist du verdammt nahe dran.
zitiere Hermes:
Ist es ja im PR-Universum nicht weil jede Spezies vermenschlicht dargestellt wird (Wertegleichheit usw.). Eine Zivilisation sollte schon in einem solchen Fall friedliche Umgangsformen pflegen, will sie nicht heillos zerstritten agieren. Diesen Anspruch unbedingter friedlicher Koexistenz kann ich aber nicht einfach auf andere/alle Spezies im All übertragen. Was ist, wenn du auf eine Spezies triffst, die die Menschheit weder hasst noch akzeptiert, sondern uns schlicht als unwert und verzichtbar ansieht und Gewalt ausübt, um das Universum schlicht von uns zu reinigen? Mit denen du auch nicht kommunizieren kannst, weil sie deine Existenz schlicht als eine behebbare Fehlentwicklung betrachten? Dann viel Spaß, ich jedenfalls würde feuern was das Zeug hält (da bin ich jetzt mal ganz ehrlich).
zitiere Hermes:
Sorry, aber du hattest mich im gleichen Satz persönlich angesprochen und schaltest dann auf "wir" um. Kleiner Tipp von mir: In den Kommentaren sollte man immer sehr sparsam mit dem Wörtchen "wir" umgehen, denn es handelt sich immer um eine persönliche Meinung. Auch würde ich hier nun nicht behaupten, die Mehrheit hier würde eher meinen Positionen folgen. Sie decken sich eventuell in manchen Punkten, aber jeder vertritt hier seine eigene Meinung. Und keine Angst, ausgegrenzt fühle ich mich nicht.
Ich glaube aber auch nicht, das wir hier auf einen gleichen Nenner kommen, denn der Unterschied liegt wohl grob darin, einer geht von den denkbar besten Voraussetzungen aus, während der andere mögliche Gefährdungen nicht ausschließt und damit auch entsprechende Reaktionen in jeglicher Form nicht ausschließen will.
Macht aber nichts, denn wo die Reise nun hingeht im PR-Universum bestimmt deren Redaktion mit ihren Vorgaben/Expose und die Autoren in der Umsetzung. Was wir hier betreiben ist schlichter Meinungsaustausch der keinen Einfluss in der Serie zeitigt. Ich glaube, wir sollten es auch dabei belassen, weil wir beide bestimmt auf keinen grünen Zweig bei diesem Thema kommen werden, egal wie lange wir zwei hier auch weiter diskutieren. Dafür sind unsere Sichtweisen einfach zu verschieden.