Brown, Eli - Die kulinarischen Anwendungsmöglichkeiten einer Kanonenkugel
Die kulinarischen Anwendungsmöglichkeiten einer Kanonenkugel
von Eli Brown
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Und seine Lordschaft weiß die Dienste seines Kochs zu würdigen. Wedgwood hat dafür gesorgt, dass in jedem der Besitzungen des Lords nach den Wünschen des Adeligen gekocht und gesotten werden kann.
Wedgwoods (mehr oder weniger heile) Welt wird aus den Angeln gehoben, als ein schwer bewaffneter Trupp in das Haus Lord Ramseys eindringt und dort Angst und Schrecken verbreitet.
Am Ende bleiben eine Menge Toter zurück, darunter nicht zuletzt Lord Ramsey. Owen Wedgwood selbst überlebt, findet sich jedoch als Gefangener auf dem Schiff der Piratin Mad Hannah Mabbot wieder.
Das „Mad“ trägt die Piratenkapitänin nicht umsonst. Sie ist für ihre extravaganten Entscheidungen bekannt. Dies erfährt auch Wedgwood, denn nachdem er festgestellt hat, dass er nicht nur Schiffe hasst, sondern auch Piraten mehr als gewöhnungsbedürftig findet, wird ihm eines Tages zu seiner Überraschung ein Brief seiner Entführerin überreicht.
Sie macht ihm darin ein Angebot, das Wedgwood ausgesprochen überrascht: Sie lässt ihn am Leben, wenn er jeden Sonntag für sie ein Festmahl kocht.
Zunächst hält Wedgwood es für unmöglich, tatsächlich sind die Bedingungen auf der Flying Rose mehr als nur ungeeignet dafür, kulinarische Kostbarkeiten zu kreieren. Aus verständlicher Angst um sein Leben stimmt Wedgwood zu.
Es beginnt ein Abenteuer der besonderen Art. Nicht nur muss Wedgwood sehen, wie er mit den Gegebenheiten an Bord zurechtkommt (das beginnt schon mit dem fehlenden Ofen) und sich mit den Piraten auf dem Schiff arrangiert. Zudem fragt sich, wie er nur mit den vorhandenen Lebensmitteln (wenn man sie denn so nennen kann) eine anständige Mahlzeit auf den Tisch der Piratin bringen soll. Aber Wedgwood wäre nicht der geniale Koch, der er ist, wenn er nicht einfallsreich genug wäre, sich zu helfen.
Während Wedgwood um sein Leben kocht, heimlich seine Flucht plant, einen Mitwisser hat, die Piratin näher kennenlernt und herausfindet, was es mit der Sache zwischen Piratenkapitänin Mad Mabbot und dem toten Lord Ramsey auf sich hat, ist das Schiff auf exotischen Routen unterwegs, legt in großen Häfen an und bekommt es mit einigen mächtigen Feinden zu tun.
Eli Brown versteht es großartig, ein ganz besonderes Piratenbuch zu gestalten. Es ist kein süßlich-kitschiger Abenteuerroman, keine Jack-Sparrow-Klamotte, kein verkapptes Kochbuch und kein Historienroman … sondern von allem ein bisschen.
Dass man eine Kanonenkugel tatsächlich kulinarisch nutzen kann, ist kaum vorstellbar, aber tatsächlich ist es so. Die genannten Rezepte verlocken dazu zu probieren, ob man sie nachkochen kann. Keine Sorge, es ist tatsächlich kein Kochbuch, aber Brown beschreibt die Gerichte so wunderschön, dass man sich die Gerüche und Farben fast schon vorstellen kann. Der deutsche Titel mit der Kanonenkugel ist deutlich faszinierender als der Originaltitel: „Cinnamon and Gunpowder“ und dem Verlag ist da echt ein toller Titel gelungen.
Was das Buch textlich an Reichtum mitbringt, fehlt ein bisschen an einer liebevollen Gestaltung. Das Cover spricht vor allem durch den Titel an, und mit Rezepten, Illustrationen etc. wäre es bestimmt noch viel verführerischer gewesen – und vermutlich auch teurer, was Grund für die Sparsamkeit gewesen sein dürfte.
Hoffentlich kommt auch niemand auf die Idee, die Geschichte zu verfilmen, das wäre viel zu schade!