Peinkofer, Michael: Die Flamme von Pharos
Die Flamme von Pharos
Nachdem Sarah während eines Vortrags an der Sorbonne einen herben Rückschlag einstecken muss, macht sie die Bekanntschaft von Maurice du Gard, seines Zeichens Unterhaltungskünstler und Medium. Von ihm erfährt sie, dass sich ihr Vater, ein bekannter Archäologe, der gegenwärtig in geheimer Mission für die britische Regierung unterwegs ist, in Lebensgefahr befindet.
Entgegen aller Warnungen von Maurice zeigt sich Sarah entschlossen, ihren Vater zu retten. Dies ist der Auftakt zu einer gefahrvollen Reise, die sie von Frankreich über Malta bis hin nach Alexandria führt. Hier liegt ein uraltes Vermächtnis begraben, das Gardiner Kincaid um jeden Preis finden will. Doch er ist nicht der Einzige, der dahinter her ist ...
»Die Flamme von Pharos« hat das typische Problem eines jeden Prequels: Der Leser weiß von Beginn an, wie die Geschichte enden und welcher der Protagonisten überleben wird. Oftmals büßt die Story dadurch einiges an Dramatik und Spannung ein, die sie ohne dieses Vorwissen hätte. Leider ist dies auch im vorliegenden Roman der Fall. Allzu viel von dem, was in »Die Flamme von Pharos« geschieht, kennt der Leser schon aus »Der Schatten von Thot«, was der Dramaturgie des Buchs mitunter mächtig in die Parade fährt.
Davon abgesehen erweist sich »Die Flamme von Pharos« als deutlich besser als der mit Klischees überladene Vorgängerroman. Peinkofer ist spürbar mehr um Originalität bemüht als noch im ersten Abenteuer von Sarah Kincaid.
Voll und ganz gelingt ihm dies aber nicht, wie man einschränkend sagen sollte. Gerade hinsichtlich der Figuren orientiert sich Peinkofer an Charakteren, wie sie schon vor vielen Jahrzehnten zu den Standards in Abenteuerromanen gehört haben. So mancher Protagonist ist derart schablonenhaft gezeichnet, dass er schon mehr wie eine Karikatur wirkt denn wie eine Person die man als Leser auch ernst nehmen kann. Ich spiele hier insbesondere auf die Figur des Archäologen Friedrich Hingis an, der den typisch weinerlichen und jämmerlich anzusehenden Gegenspieler des überlebensgroß dargestellten Helden verkörpert. Mehr Mut zu originelleren Figuren wäre wünschenswert gewesen.
Storymäßig sieht die Sachlage glücklicherweise schon ganz anders aus. Schon im Vorgängerroman hat Peinkofer bewiesen, dass es ihm liegt, eine temporeiche Handlung sprachlich gewandt und atmosphärisch dicht in Szene zu setzen. Dies setzt sich in »Die Flamme von Pharos« nahtlos fort. Im Gegensatz zum stellenweise doch recht einfallslosen Plot von »Der Schatten von Thot« erweist sich die Handlung des Prequels aber als merklich ideenreicher. Mag die Rahmenhandlung auch auf ein allseits bekanntes Ziel hinauslaufen, so gibt es eine ganze Reihe unerwarteter Geschehnisse und unvermuteter Ereignisse. Allen voran Sarahs Zusammentreffen mit einem bekannten Schriftsteller und das Ergebnis dieser Begegnung sorgen im mittleren Teil für Begeisterung bei Fans der klassischen Abenteuerliteratur.
Alles in allem stellt »Die Flamme von Pharos« eine echte Steigerung gegenüber dem ersten Band der Reihe dar. Die Tatsache, dass der Roman ein Prequel ist, schadet ihm zwar in gewissen Belangen (insbesondere hinsichtlich des Spannungsniveaus), ändert aber nichts daran, dass Leser mit dem neuen/alten Abenteuer von Sarah Kincaid bestens unterhalten werden. Sofern sie über die klischeebeladenen Darstellung der Protagonisten hinwegsehen können, heißt das.
»Die Flamme von Pharos« ist ein historischer Abenteuerroman, den sich Fans von Filmen wie »Die Mumie« nicht entgehen lassen sollten. Ganz so phantastisch wie in diesem lässt es Peinkofer zwar nicht angehen; ähnlich abenteuerlich ist die Story aber durchaus.
Die Flamme von Pharos