Weapons
"Weapons" bietet dem Zuschauer einen tiefen Einblick in einen Teil der amerikanischen Jugendkultur, der härter und schockierender kaum hätte ausfallen können. Sicherlich sollte man bei der Ansicht dieses Filmes berücksichtigen, das die hier gezeigte Geschichte längst nicht auf alle Jugendlichen in den USA umgemünzt werden kann, aber dennoch einen sehr realistischen und authentischen Einblick in das Leben vieler Jugendlicher gestattet. Obwohl es auch in vorliegender Story einmal mehr den Disput zwischen Weiß und Schwarz zu sehen gibt, hat der Film keinerlei Ansätze, die auf Rassismus hindeuten würden. Die Auseinandersetzungen der beiden Rassen ergeben sich ganz einfach aus einer Situation heraus, die durch Lügen ausgelöst wurde und damit eine Kettenreaktion der Gewalt ausgelöst hat, die nicht mehr unter Kontrolle zu halten ist. Und so handelt es sich hier keinesfalls um eine von Rassismus geprägte Geschichte, sondern vielmehr um eine teilweise äußerst intensive und schockierende Millieu-Studie, die dem Zuschauer sichtlich unter die Haut geht und eine schockierende Wirkung bei ihm hinterlässt.
Von der ersten Minute an wohnt dem Geschehen eine ungeheure Tristesse und Trostlosigkeit bei, die man schwerlich in Worte fassen kann und die von den wirklich erstklassig agierenden jugendlichen Darstellern hervorragend zum Ausdruck gebracht wird. Das alltägliche Leben der Jugendlichen scheint geprägt von Langeweile pur, lediglich der Konsum von Drogen scheint die trostlos erscheinende Lebenssituation der Teenager irgendwie zu durchdringen. Wirkliches Interesse an irgendwelchen Dingen scheint es hier nicht zu geben und so beschränkt sich der Tagesverlauf der Protagonisten lediglich auf Drogenkonsum und Sex, was auch in den stattfindenden Dialogen sehr gut zum Ausdruck kommt. Ganz egal, welche Hautfarbe hier vertreten ist, beide Seiten zeichnen sich durch extrem primitives Verhalten aus, die Jungen halten sich allesamt für äusserst cool, wohingegen die weiblichen Akteure einen sehr schlampigen Eindruck hinterlassen und scheinbar nur für die eine Sache nützlich erscheinen. Dabei ist das hier präsentierte Schauspiel von einer fast schon erschreckenden Authenzität und Glaubhaftigkeit geprägt, so dass selten der Eindruck eines Spielfilms entsteht, viel eher gewinnt man den Eindruck, eine schockierende Reality-Doku zu sehen, die dem Betrachter den trostlosen Alltag der Jugendlichen serviert.
Besonders überzeugend bei "Weapons" ist die gewählte Erzählstruktur der Story. Wird man gleich zu Beginn mit einer Szene konfrontiert, in der einem schwarzen Teenager in einem Schnellimbiss der halbe Kopf weggeschossen wird, so werden die Ereignisse danach rückwärts erzählt, bis man ganz am Ende des Filmes wieder am Anfang anlangt. Die Geschenisse werden also rückwärts aufgearbeitet, wobei man einen immer tieferen Einblick in schockierende Ereignisse bekommt, die letztendlich durch eine kleine Lüge vollkommen ausser Kontrolle geraten sind und eine Katastrophe heraufbeschworen haben. Regisseur Adam Bhala Lough ist es dabei vortrefflich gelungen, seiner Geschichte auch ohne explizite Gewaltdarstellungen eine unglaubliche Wucht zu verleihen, die den Betrachter fast mit der Kraft eines Keulenschlages in die Eingeweide trifft. Fast schon fassungslos beobachtet man dabei die erschreckende Emotionslosigkeit der Protagonisten, die wie selbstverständlich eine Gewaltspirale auslösen, in der ein Menschenleben mit einer Eiseskälte ausgelöscht wird, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Werte und Normen scheint es in dieser trostlosen Welt nicht zu geben, Aktionen und eventuelle Gegen-Reaktionen werden erst gar nicht hinterfragt, was man eventuell auch auf den ständigen Missbrauch von Narkotika zurückführen kann.
Nicht selten entsteht hier der Eindruck, dass die Figuren in ihrer ganz eigenen Welt leben, die scheinbar nur unter Drogen-Einfluss erträglich ist. Mangelnde Motivation und vollkommene Gleichgültigkeit sind an der Tagesordnung, Ideale scheint es überhaupt nicht zu geben, so das die Tristesse des Lebens Einzug hält und lediglich Alkohol, Drogen und Sex die vorherrschende Monotonie durchdringen können, wobei allerdings keiner der Jugendlichen merkt, dass man sich lediglich in einer Scheinwelt befindet, in der man die Realität betäuben will. Es ist wirklich schon fast erschreckend, wie realistisch und glaubwürdig dieser Film auf den Betrachter einwirkt, der fassungslos mit ansehen muss, wie junge Leute sich frühzeitig ihr ganzes Leben verbauen und ihren frustrierenden Alltag lediglich aushalten können, indem sie sich mit Betäubungsmitteln in eine Art Rausch versetzen, der sie für kurze Zeit die Tristesse des eigenen Lebens vergessen lässt, in dem es anscheinend keinerlei Ziele gibt, die es zu erreichen gilt.
Letztendlich ist "Weapons" eine in allen Belangen beeindruckende Millieu-Studie, die einerseits eine äußerst faszinierende, aber gleichzeitig auch schockierende Wirkung auf den Zuschauer hinterlässt. Ganz besonders stechen hier die absolut überzeugenden jungen Darsteller hervor, die durch ihr beeindruckendes Schauspiel eine ungeheuer starke Intensität auslösen, die einem ganz schön zusetzen kann. Vor allem die erschreckende Selbstverständlichkeit und die totale Emotionslosigkeit mit der hier agiert wird, kann einem schon kalte Schauer über den Rücken jagen. Auf jeden Fall hinterlässt dieses Werk einen äusserst nachhaltigen Eindruck und zwingt einen förmlich dazu, auch noch lange nach dem Ende über die schockierenden Ereignisse nachzudenken, die man zu Gesicht bekommen hat.
Fazit: Wieder einmal präsentiert das Independent Label Störkanal einen äusserst intensiven Film, der den Zuschauer auch nachhaltig beeindruckt. Dabei wird einem ein tiefer und depremierender Einblick in das Leben einiger Jugendlicher gestaltet, der sich wie ein bleierner Mantel über die eigenen Schultern legt und phasenweise ein Gefühl der Ohnmacht auslöst. So entsteht auch den ganzen Film über eine sehr beklemmende Atmosphäre, die sichtlich auf das eigene Gemüt schlägt, denn die vorherrschende Tristesse geht keinesfalls spurlos an einem vorrüber.