Der Berserker

Der BerserkerDer Berserker
Milano odia: la polizia non puo sparare

Der ebenso brutale wie größenwahnsinnige Kleinganove Giulio Sacchi plant den ganz großen Coup: Zusammen mit zwei Kumpanen entführt er die Tochter eines Multimillionärs. Dabei geht er rücksichtslos über Leichen. Ob Freund oder Feind - jeder, der sich ihm in den Weg stellt, wird gnadenlos hingerichtet. Kommisar Grandi heftet sich an seine Fersen. Um dem grausamen Treiben des BERSERKERs ein Ende zu setzen, muss er jedoch das Gesetz in die eigene Hand nehmen...

Bei diesem 1974 unter der Regie von Umberto Lenzi entstandenen Polizei-Thriller ist der Titel des Filmes im wahrsten Sinne des Wortes Programm. Wie ein Berserker wütet der brillant agierende Tomas Milian in der Rolle eines Kleinganoven, der das ganz große Ding drehen will, indem er zusammen mit zwei Freunden die Tochter eines Millionärs entführt.

Was hier mit kleineren Gaunereien noch recht harmlos beginnt und auch den Hauptcharakter Giulio Sacchi (Tomas Milian) eher als leicht überdrehten arbeitsscheuen Kleinganoven darstellt, entwickelt sich innerhalb kürzester Zeit zu einem fulminanten Actionfilm, der eine immer rasantere und temporeichere Erzählstruktur an den Tag legt, die in den ersten Minuten noch nicht unbedingt abzusehen ist. Insbesondere der enorme Tempowechsel der Erzählweise reisst den Zuschauer dabei aus einem eher beschaulichen Sehverhalten am Beginn der Geschichte und überhäuft ihn mit einem actiongeladenen Szenario, das absolut faszinierend umgesetzt wurde und mit Tomas Milian einen Hauptdarsteller hat, der dem Begriff Psychopath schon fast eine neue Dimension verleiht. Seine gesamte Art drückt dem Film unweigerlich seinen ganz persönlichen Stempel auf und ganz besonders die Eiseskälte, mit der er hier seine Taten ausführt und vollkommen emotionslos etliche Menschen ermordet, kann einem wirklich so manch kalten Schauer über den Rücken jagen und das Blut in den Adern gefrieren lassen.

Dabei steigert er sich immer weiter in eine Art Rauschzustand hinein, denn mit jedem weiteren begangenen Mord schwindet auch der letzte Rest einer eventuell noch vorhandenen Hemmschwelle und mit der Zeit ist ihm die pure Freude über jede weitere Tötung förmlich aus dem Gesicht abzulesen. Die Darstellung eines vollkommen durchgeknallten Psychophaten ist hier so genial getroffen worden, dass es schon fast erschreckend erscheint, wie glaubhaft und authentisch das Schauspiel Milian's auf den Betrachter wirkt, bei dem sich aufgrund der eiskalten und absolut sinnlosen Morde jede Menge Wut aufbaut, andererseits ist man von der Person des Killers auch auf eine eigenartige Weise äußerst fasziniert. Jedoch ist es ganz eindeutig die Wut, die hier die Überhand behält und die sich auch bei den ermittelnden Beamten einstellt, die scheinbar keine echten Beweise aufbringen können, um den wie wahnsinnig agierenden Killer zu stoppen. Denn obwohl man in Kreisen der Polizei genau weiss, das Sacchi hinter den Morden steckt, kann man seiner nicht habhaft werden, da ihm andere Ganoven für die jeweilige Tatzeit immer wieder ein Alibi geben.

Das ist insbesondere Kommissar Grandi (Henry Silva) ein Dorn im Auge, der für die Opfer nichts anderes als Gerechtigkeit will, sich stattdessen aber auch noch von Sacchi verhöhnen lassen muss. Mit Henry Silva hätte man keinen besseren Gegenspieler finden können, der hier also einmal in der Rolle des "Guten" zu sehen ist, kennt man ihn doch aus etlichen anderen Filmen, in denen er ansonsten den Bösewicht darstellt. Lenzi lässt hier trotz aller Action und Tötungsszenen auch genügend Spielraum für den menschlichen Aspekt, der gerade durch Grandi immer wieder ins Spiel gebracht wird. Schockiert einen beim Schauspiel von Milian noch die absolute und sehr glaubhafte Eiseskälte, die er seinem Charakter verleiht, so ist man umso menschlicher berührt über die emotionsgeladene Darstellung Silva's, der dem von ihm dargestellten Charakter des Kommissars eine äußerst menschliche und fast schon sensible Note verleiht, die den idealen Gegenpart zu dem psychophatischen Ganoven darstellt.

Und so entwickelt sich mit der Zeit ein psychischer Machtkampf der beiden vollkommen unterschiedlichen Männer, bei dem Sacchi anscheinend wirklich die Oberhand gewinnen soll, kann er doch für seine Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Doch "Der Berserker" wäre kein wirklich gelungener Film, wenn Lenzi nicht das gewählte Ende verwendet hätte, bei dem ein Diener des Gesetztes praktisch sein eigenes Leben wegwirft, um die Bevölkerung vor einem Psychophaten zu schützen. Manchen Zuschauern mag der Schluss dieses fantastischen Filmes eventuell etwas zu heroisch erscheinen, vom menschlichen Standpunkt aus ist er allerdings absolut nachzuvollziehen. Zudem ist es der absolut perfekte Schlusspunkt auf eine Geschichte, die in allen Belangen zu überzeugen weiß, weshalb dieser Film auch sicherlich zu den absoluten Perlen des italienischen Kinos zu zählen ist. "Der Berserker" ist meiner persönlichen Meinung nach einer der allerbesten (wenn nicht sogar der beste) Filme von Umberto Lenzi, zudem rockt dieses Werk wirklich ohne Ende und bietet dabei ganzzeitig erstklassige und temporeiche Action/Thriller Kost, die selbst nach weit über dreissig Jahren nichts von ihrem Reiz verloren hat.

Fazit: Eine actiongeladene und extrem temporeiche Geschichte, eine wirklich überzeugend agierende Darsteller-Riege und ein alles überragender Tomas Milian ergeben ein Gesamtpaket, das man im Endeffekt nur als nahezu perfekt bezeichnen kann. Dabei löst der Film gleichzeitig eine ungeheure Faszination wie auch eine Art Schock-Starre beim Zuschauer aus, der kaum glauben kann, mit welcher Emotionslosigkeit und totalen Kälte die Hauptfigur hier zur Sache geht. Wer diesen genialen Film noch nicht gesehen hat, sollte diesen Zustand schnellstens ändern, denn hier geht die Post ab. Action, bis der Notarzt kommt und ein Tomas Milian, der die Bude rockt, bis kein Stein mehr auf dem anderen steht.
 
 
Informationen zum Film
Berserker
(Milano odia: la polizia non puo sparare)
Darsteller: Tomas Milian, Henry Silva, Laura Belli, Gino Santercole, Mario Piave, Luciano Catenacci, Pippo Starnazza, Lorenzo Piani, Joris Muzio, Rosita Torosh, Franco Ferrari, Francesco D'Adda, Annie Carol Edel, Giuseppe Castellano, Tom Felleghy
Regie: Umberto Lenzi
Drehbuch: Ernesto Gastaldi
Kamera: Federico Zanni
Musik: Ennio Morricone
Ungeprüft
Italien / 1974

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