Legend of the Fist
Mit "Legend of the Fist" hat die Firma Splendid mal wieder einen
erstklassigen asiatischen Actioner von Amasia veröffentlicht, in dem
insbesondere der Name des Haupt-Charakters (Chen Zhen) den
eingefleischten Eastern-Fans bekannt vorkommen dürfte. Und richtig,
es handelt sich um den Helden aus "Todesgrüße aus Shanghai", der
1972 vom unvergessenen Bruce Lee dargestellt wurde. Nun handelt es sich
allerdings keineswegs um eine weitere Neuauflage der damaligen
Geschichte, sondern vielmehr um eine Fortsetzung, die einige Jahre später
angesiedelt ist. Hält man sich jetzt allerdings noch einmal die letzten
Einstellungen des legendären Bruce Lee-Klassikers vor Augen, dürfte es
im Prinzip gar keine Fortsetzung geben, da der Held doch ziemlich
offensichtlich im Kugelhagel der Polizei gestorben ist. Aber gut, wenn man einmal von
diesem kleinen Widerspruch absieht, dann bekommt man im vorliegenden
Film eine erstklassige und zudem äußerst actiongeladene Geschichte
präsentiert, an der man als Fan asiatischer Kampfsportfilme seine helle
Freude haben kann. Doch Regisseur Andrew Lau hat dabei nicht
ausschließlich auf gelungene Fights und Kampfhandlungen gesetzt, sondern
seinem Werk auch noch eine wirklich farbenprächtige und sehr
ansehnliche Story verpasst, an der es eigentlich kaum Grund zur Kritik
gibt.
In der Hauptrolle des Chen Zhen ist der allseits beliebte
"Ip Man" - Donnie Yen zu sehen, der wieder einmal diverse Kostproben
seiner hervorragenden Kampfkunst in die Waagschale wirft und der Story
so einen ziemlich hohen Unterhaltungswert garantiert. Doch es sind
längst nicht nur die erstklassigen Fights, die für Begeisterung beim
Zuschauer sorgen, denn ganz generell handelt es sich um eine mehr als
gelungene Inszenierung, die meiner Meinung nach auch durch die sehr
interessante Thematik vollkommen überzeugen kann. Wie schon im Original
von 1972 dreht sich eigentlich alles um die im eigenen Land
unterdrückten Chinesen, die von den japanischen Besatzern gedemütigt
werden, wo es nur geht. Eine endgültige Invasion der Agressoren steht
kurz bevor und der chinesische Widerstand versucht mit allen Mitteln,
diese zu verhindern. Chen Zhen, der jahrelang auf der Flucht war,
nachdem er den Tod seines Meisters gerächt hatte und dabei auch im
ersten Weltkrieg in Europa mitgewikt hat, kehrt unter falscher Identität
nach Shanghai zurück, um sich am Widerstand zu beteiligen. Dass es dabei
zu etlichen gelungenen Action-Passagen kommt, kann man sich selbst ohne
große Fantasie ausmalen und auch, wenn manch einer sich eventuell noch
mehr Action gewünscht hätte, so sind die vorhandenen Kämpfe absolut
erstklassig in Szene gesetzt worden.
Gut über den Film verteilt
bekommt der Zuschauer wieder einmal einen guten Einblick über das Können
eines Donnie Yen, der zur Hochform aufläuft und den Japanern das Leben
äußerst schwer macht. Das Ganze gipfelt in einem unvermeidlichen
Showdown zwischen ihm und dem japanischen Oberst Chikaraishi, dessen
Vater vor einigen Jahren Chen Zhens Rache zum Opfer gefallen ist. Der
finale Endkampf der beiden Gegner ist allerdings nur einer von vielen
vorhandenen Höhepunkten eines Filmes, in dem auch die vollkommen
gegensätzlichen Charaktere grandios dargestellt werden. Als Zuschauer
steht man von der ersten Minute an auf der Seite der unterdrückten
Chinesen, wobei aber vor allem Donnie Yen durch seine großartige
Ausstrahlung wie immer jede Menge Symphatiepunkte sammeln kann,
wohingegen insbesondere Ryu Kohata (Oberst Chikaraishi) ganz
hervorragend als böser Gegenpart aufgebaut wird. Ob dies alles in einer
politisch korrekten Art geschieht, das lasse ich einmal dahingestellt. Jedenfalls
kommen die Kontraste erstklassig zum Ausdruck. Fiebert man einerseits
mit dem symphatischen Helden mit, so bauen sich andererseits Wut und
Abneigung gegen den Gegenspieler auf, der aber auch wirklich in höchstem
Maße unsymphatisch dargestellt wird. Es handelt sich augenscheinlich um einen vollkommen machtbesessenen und absolut
gefühlslosen Mann, der auch vor der Ermordung der eigenen Leute nicht
zurückschreckt. Dabei scheint es ihm ganz offensichtlich sogar Freude zu
machen, andere zu demütigen und sie seine von ihm ausgehende Eiseskälte
spüren zu lassen. So ist es dann auch nicht weiter verwunderlich, dass
man ihm im finalen Endkampf jeden einzelnen Schlag von Herzen gönnt, den
er von Chen Zhen einstecken muss. Phasenweise überkommt einen dabei
sogar das Gefühl, dass man selbst diese Schläge austeilt.
Ob sich
die damaligen Verhältnisse zwischen China und Japan nun wirklich in
ähnlicher Form abgespielt haben, vermag ich nicht zu beurteilen. Es wird in
vorliegendem Film doch kaum eine Grauzone zwischen Gut und Böse
gelassen, doch ist die gewählte Inszenierung von Andrew Lau auf jeden Fall darauf ausgerichtet, dass man als Zuschauer ganz eindeutig Stellung
für eine Seite bezieht. Das mag für viele Leute eher ein Defizit
darstellen, doch sollte man dieses Werk nicht unbedingt nach seiner
Glaubwürdigkeit, sondern vielmehr nach seinem Unterhaltungswert
beurteilen und dieser ist definitiv ziemlich hoch angesiedelt. Tolle
Bilder, eine sehr spannende Story, gut agierende Darsteller und jede
Menge hochklassiger Action lassen hier einen Gesamteindruck entstehen,
den man letztendlich nur als sehr gut bezeichnen kann. Mir persönlich
hat der Film äußerst gut gefallen, so dass ich nur eine unbedingte
Empfehlung aussprechen kann, denn Action-Fans kommen voll auf ihre
Kosten.
Fazit: Mit
Donnie Yen hat man ganz eindeutig den richtigen Mann für die Hauptrolle
verpflichten können, denn seine Kampfkunst ist einfach immer wieder
absolut sehenswert. Doch auch ansonsten kann sich die Darsteller-Riege
jederzeit sehen lassen und überzeugt durch sehr gutes Schauspiel. Meiner
Meinung nach hat Andrew Lau alles richtig gemacht und mit "Fist of the
Legend" einen hervorragenden Film kreiert, der jede Menge Action und
absolute Kurzweil bietet, die sich kein Fan solcher Filme entgehen
lassen sollte.
Informationen zur DVD
: Jing mo fung wan: Cheng Zhen
: Donnie Yen, Qi Shu, Anthony Wong Chau-Sang, Yasuaki Kurata, Shawn Yue, Karl Dominik, Ryu Kohata, Bo Huang, Jiajia Chen, Siyan Huo, Zhou Yang, Alex Ahlstrom, Shi Feng, Yale Varty
: Andrew Lau
: Gordon Chan
: Andrew Lau / Man Ching Ng
: Kwong Wing Chan
Keine Jugendfreigabe
: Splendid
: Deutsch / Niederländisch
: 2,35:1 (16:9)
: 103 Minuten
: B-Roll, Featurettes