Golding, William: Herr der Fliegen (Hörspiel)
Herr der Fliegen
von William Golding
von William Golding
William Golding hat sich eines Themas angenommen, welches zu inmitten des zweiten Weltkrieges spielt, mit diesem aber nur indirekt zu tun hat. Die Moral von der Geschichte ist jedoch eindeutig, und zeigt die Macht des absolut Bösen im Menschen auf, die er zu wecken im Stande ist, wenn es nur die Umstände zulassen. Die Umstände ließen es in Zeiten der großen Industrialisierung in Deutschland zu, aber auch auf dieser Insel, die Golding im Roman beschreibt.
Die Kinder überleben den Absturz und sind ohne Erwachsene auf sich allein gestellt. Der Böse unter ihnen will auf die Jagd gehen. Der Gute will Hütten bauen und Signalfeuer setzen. So bilden sich bald zwei Gruppen, und jeder Ihrer Anführer buhlt um die Gunst der anderen Anhänger. Somit wird die Geschichte zu einem Selbstläufer bei dem die Symbolik, die sie trägt stark in den Vordergrund tritt. Die Spannung bleibt leider auf der Strecke, was dieses Hörspiel angeht, da die Inszenierung sehr behäbig und langsam daherkommt. Wichtige Szenen werden zum Teil nur von der Erzählerin getragen, was es ebenfalls schwer macht, ein schlüssiges Gesamtbild von der Geschichte zu bekommen. Zwar überwiegt die Erzählerin hier nicht, aber es gibt einige (vor allem am Anfang) zu große Zeitsprünge.
Die Sprecher machen eine gute Arbeit und werten das Hörspiel wieder etwas auf. Es gibt jedoch keine herausragenden Rollen. Alle Beteiligten agieren auf dem gleichen Niveau.
Die musikalische Untermalung von Tobias Künzel (Die Prinzen) ist sehr unpassend und fördert nur noch die Trägheit der Geschichte. Leider hat man sich zu sehr von einem berühmten Namen im Musikgeschäft leiten lassen und eine Art Prinzen-Soundtrack geschaffen, den das Hörspiel nicht verdient hat.
In Jules Vernes Variante von "Zwei Jahre Ferien" wird eine ähnliche Geschichte erzählt. Nur gibt es bei ihm keine Bösen (die waren bei Verne eher selten), und so bilden die Kinder bei dieser Erzählung eine Einheit. Gefahren kommen da von ganz anderer Seite. Klar, man erlebt bei Golding keine typische Schwarzweißmalerei wie bei Verne, sondern eine sehr symbolträchtige Story, aber leider fehlt dieser dann auch der Unterhaltungsfaktor.
Fazit: Eine sehr interessante Geschichte, die ein Klassiker ist. Spannungsarm leider, zumindest in dieser Umsetzung, aber eine wirkliche Studie in Sachen "menschliche Abgründe".
Informationen zum Hörspiel
: Gisela Pankratz
: Joachim Staritz
: Wolfgang Lenk
: Wolfgang Lenk, Tobias Künzel
: SET-Studio Hans Kölling
: ca. 57 Minuten
: 978-3-86717-562-3
Kommentare
Als ich das relativ dünne Buch vor vielen Jahren las, war ich nicht wirklich auf den verstörenden Inhalt gefasst, den der Autor zeichnete. Es zeigte mir jedoch, wie dünn die Zivilisationsschicht ist, die wir Menschen uns angeeignet haben.
Darunter brodelt das Tier, das auch jederzeit wieder ans Licht zurückkehren kann - und auch wird.
Toll gemacht und sehr eindrücklich beschrieben.
Aber mal ehrlich, ich war selbst noch ein Pimpf, als ich das erste mal die alte Filmversion sah (war glaube ich noch in schwarz/weiß). Glaub mir, da fand ich es noch viel verstörender.