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Kurt Luifs HEXENGLAUBEN (Teil 9)

Kurt Luif's HexenglaubeHeute bringen wir den nächsten Teil unserer Serie   

HEXENGLAUBEN
(Teil 9)

In den Protokollen der Inquisition heißt es etwa ab 1430 immer öfter, daß Teufelsanbeter vom Christentum abgefallen seien und den Satan durch blasphemische Riten verehren. Die Teufelsketzerei galt als Hochverrat an Gott, als jegliches Maß übersteigendes Verbrechen (crimen exceptum). Am 5. Dezember 1484 erließ Papst Innocentius VIII. die Bulle Summis desiderantes affectibus, unter deren Einfluß die Hexenfurcht immer mehr Opfer forderte. 

 

Darin heißt es u. a.: „Es ist neulich nicht ohne großen Kummer zu unseren Ohren gekommen, daß in einigen Teilen Deutschlands und in den Bistümern Mainz, Trier, Salzburg und Bremen, in Städten, Ländern, Orten und Bistümern eine große Zahl von Menschen beiderlei Geschlechts, ihre eigene Seligkeit vergessend und vom katholischen Glauben abfallend, mit Dämonen (die sich als Männer oder Weiber mit ihnen vermischen) Mißbrauch treiben und mit Ihren Bezauberungen, Gesängen und Beschwörungen, mit anderem abscheulichen Aberglauben und magischen Verfehlungen, mit Lastern und Verbrechen die Geburten der Weiber, den Nachwuchs der Tiere, die Früchte der Erde, die Weintrauben und das Obst, aber euch die Menschen, die Frauen, die Tiere, das Vieh und verschiedene Arten von Lebewesen, schließlich auch die Weinberge, Obstgärten, Wissen, Weiden, Getreide und andere Früchte der Erde verderben, sie ersticken und ihren Untergang verursachen; daß sie allerhand großes und kleines Getier grausam mit innerlichen und äußerlichen Schmerzen und Plagen heimsuchen und peinigen; daß sie außerdem bewirken, daß die Männer nicht zeugen und die Weiber nicht empfangen, daß die Männer den Weibern und die Weiber den Männern die ehelichen Pflichten nicht erfüllen können. Des weiteren, daß sie den beim Empfang der heiligen Taufe angenommenen Glauben mit meineidigem Munde verleugnen.“

Diese verhängnisvolle Bulle ist auf das Betreiben von zwei Männern entstanden, die man ruhig als die Hauptschuldigen an den nachher einsatzenden Hexenprozessen ansehen kann. Ende des 15. Jahrhunderts waren Heinrich Institor (Krämer) für Oberdeutschland und Jakob Sprenger für die Rheingegenden als Inquisitoren bestellt worden. Diese beiden unheilvollen Männer waren stark von Matthias von Kemnat, Hofkaplan Friedrichs des Siegreichen von der Pfalz, beeinflußt worden. Kemnat behauptete, daß es eine geschlossene Organisation der Hexen und Zauberer gibt. Ein Gedanke, der von Institor und Sprenger nur zu gern aufgegriffen wurde. Die beiden hatten anfangs etliche Schwierigkeiten sich durchzusetzen, immer wieder entzogen die weltlichen Mächte den beiden Inquisitoren ihre Opfer. Deshalb wandten sich die beiden an den Papst, der dann die vorhin erwähnte verhängnisvolle Bulle erließ.

Der Papst bestätigte die beiden Inquisitoren Sprenger und Institor in ihren Funktionen, ja er weitete sie sogar nach aus. Als Notar gesellte sich zu den beiden Johannes Gremper, ein Geistlicher des Bistums Konstanz. Sie wurden jetzt als Inquisitoren für die Kirchenprovinzen Salzburg, Mainz, Trier, Köln und Bremen eingesetzt und autorisiert, mit aller Strenge gegen das teuflische Verbrechen der Zauberei vorzugehen. In den Kirchen sollte die Bevölkerung über das Wesen der Hexerei belehren. Der Bischof von Straßburg wurde angewiesen, die Inquisitoren zu unterstützen und ihnen zu helfen. Lautstark verkündeten Sprenger und Institor, daß in Deutschland ein geheimes Reich des Teufels bestehe, das vernichtet werden müsse. Hierbei muß aber erwähnt werden, daß der größte des Klerus in keiner Weise von den Behauptungen der Inquisitoren überzeugt waren. Einige weigerten sich, bei dieser wahnsinnigen Hexenjagd mitzumachen, daher wurden die Inquisitoren ermächtigt, überall dort, wo sich die Geistlichkeit weigerte, selbst einzugreifen. Albert von Bayern, der Bischof von Straßburg, wurde zum Oberaufseher über die Hexenverfolgung bestellt.

Den Deutschen wurde von den Inquisitoren folgende Lehre verkündet:
  • 1. Es gibt Hexerei,  die  mit  Hilfe des Teufels die Menschen vernichten will.
  • 2. Diese Hexerei beruht auf einem mit dem Teufel geschlossenen Bund.
  • 3. Dieser Bund fußt auf dem Abfall von der Kirche.

Damit war der Grundstein zur grausigen Arbeit der Inquisitoren geschaffen.


Bis in einer Woche..
Copyright by © Kurt Luif 1976 + 2010

 

Kommentare  

#1 Pisanelli 2010-09-20 09:34
Dieser Absatz ist ziemlicher Quatsch, wie inzwischen festgestellt wurde. Zwar protzten Krämer und Sprenger im Hexenhammer mit der Papstbulle - sie hatten sie jedoch aus eigenem Gutdünken dort eingepflegt, um das Buch populärer zu machen. Tatsächlich hatten sie dazu weder eine inoffizielle noch eine offizielle Legitimation. Bei ihren inquisitorischen Bemühungen wurden sie zudem so sehr von den Fürsten behindert, dass sie Beschwerde beim Papst einlegten - was ihnen tatsächlich nichts brachte. Sie zogen quasi von Fürstentum zu Fürstentum und wurden regelmäßig des Landes verwiesen. Ihr ach so "stolzes" Werk war lediglich eine Farce! So konnten sie kaum einem Dutzend Hexen habhaft werden. Es ist inzwischen auch erwiesen, dass der von ihnen geschriebene Hexenhammer zwar sehr populär zu lesen war, aber kaum irgendwo bei einem Prozess zum Einsatz kam. Wenn man dieses Buch liest, weiß man aber auch, warum die Fürsten ein Problem mit ihnen hatten. Die beiden waren komplett wahnsinnig, selbst für die damalige Zeit!
#2 Laurin 2010-09-20 10:29
#1 Pisanelli:

Bei den oberen Artikel handelt es sich ja um ältere Sachen aus den Romanen (sogenannte Beilagentexte). Da ja nun neuere Erkenntnisse da sind die einiges widerlegen wäre es doch ganz interessant wenn du das mal als eigenen Artikel bringst. Interessant fände ich das allemale da ich und bestimmt viele andere Leser geschichtlich darin nicht so gut informiert sind und es wäre eine gute Bereicherung zu den Sachen von Kurt.
#3 Pisanelli 2010-09-20 11:49
@Laurin: ICH weiß, dass die Artikel älter sind - das ist nur der Vorsicht halber für die, die das nicht mitgekriegt haben oder nur mal kurz reinschnuppern und den Zusammenhang gar nicht kapieren.
Als Historiker kann ich das einfach nicht so stehen lassen. Die Legendenbildung um dieses so populäre Thema ist auch so schon schwer genug zu bekämpfen;), obwohl zweifellos auch schreckliche Dinge passiert sind. Eigene Artikelreihe halte ich eher für unwahrscheinlich, da ich dafür gerade keine Zeit habe. Deswegen nur die kurzen Einwürfe.
Ich kann aber gerne mal eine aktuelle Literaturliste online setzen für die, die es interessiert, wenn die Reihe hier mal zuende gegangen ist.
#4 Mainstream 2010-09-20 20:03
-
Im Grunde ist es vollkommen egal, wie alt ein Artikel ist. Und unter dem Gesichtspunkt
habe ich diese Reihe bisher auch verfolgt, in dem Wissen, dass sie fast dreissig Jahre
auf dem Buckel haben. Solange die Fakten noch Gültigkeit haben.

Artikel zu kritisieren, ist ja immer so eine Sache. Aber wenn sich die Sachlage im Laufe
der Zeit durch weitere Forschungen geändert hat, sollte das eigentlich schon erwähnt,
oder überarbeite werden. Denn bisher habe ich diese Reihe mit großem Interesse, aber
auch sehr unbedarft verfolgt. Und dann kommt so ein ernüchternder Einwurf...
#5 Pisanelli 2010-09-20 21:08
Sorry, wollte hier keinem den Spaß verderben - aber mir sträuben sich immer die Haare, wenn so alte Kamellen in der Öffentlichkeit kursieren und immer noch für die Wahrheit gehalten werden... mag ja damals eine ganz unterhaltsame Artikelreihe gewesen sein, aber diese "Tatsachen" sind wirklich schon lange überholt.
#6 Harantor 2010-09-20 21:12
Dass wir dieses Thema noch mal aktualisieren müssen ist klar. Das hier ist ein Service für Nostalgiker und sollte man das auch lesen. Vor mehr als dreißig Jahren stellte sich das Thema noch anders dar. Und es wird i8nteressant sein, im nschluss an diese Artikel den neuesten Stand zu sehen. Und Kurts Serie war ohnehin schon komprimiert...
#7 Mainstream 2010-09-22 19:21
-
Pisanelli, Du hast mir keineswegs den Spaß verdorben.
Wenn gewisse Dinge in dieser Serie längst überholt
sind, dann ist es eben so. Dann brauch ich es aber auch
nicht zu lesen, denn an welchen Stellen soll ich wissen,
was überholt, oder neu fundiert ist.
#8 Pisanelli 2010-09-22 20:19
@Mainstream: Genau deshalb sag ich ja, was NICHT mehr stimmt. Aber vieles stimmt ja auch noch ;)
#9 Laurin 2010-09-22 21:21
Find ich gut mit der Aktualisierung Harantor, es kennt sich ja nicht jeder mit den geschichtlichen Fakten aus. Aber ich halte das auch durchaus für Interessant was mal vor Jahren so geschrieben wurde.
Eine aktuelle Literaturliste wäre nicht schlecht Pisanelli, gerade für die, die sich etwas intensiver damit beschäftigen möchten.

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