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Die Bewandtnis mit Atlantis: 3. Der archäologische Befund - Bernstein aus Avalon

Die Bewandtnis mit Atlantis3. Der archäologische Befund
Bernstein aus Avalon: Helgoland

Schon im Kapitel über die Doggerbank habe ich erwähnt, daß gerade in der Nordsee seit Ende der letzten Eiszeit viel Land untergegangen ist.

Eine der Inseln, die bis heute überdauert, aber dabei viel Fläche verloren haben, ist Helgoland.

 

Auch hier hat man schon versucht, Platos legendäres Imperium zu finden, allerdings nicht für die postglaziale Ära um 9600 v. Chr., sondern für eine viel spätere Epoche. Die führende Rolle übernahm hier der Inselpastor Jürgen Spanuth, der sich auf eine Wikingerlegende bezog, nämlich auf Atland oder Utland, was heute noch im Plattdeutschen „Ausland“ oder „Draußen (auf hoher See) gelegenes Land“ bedeutet. Die phonetische Ähnlichkeit zu Platos Eiland ist nicht zu bestreiten. Für ihn war dies Deutschlands einzige Hochseeinsel, die schon als Pytheas‘ Abalus oder Abalon mit dem Avalon der Arthus- Sage in Verbindung gebracht worden ist. Das „Goldkupfererz“ deutet er als Bernstein. In der Bronzezeit wurde es quer durch Europa ans Mittelmeer verhandelt, so daß das Herkunftsland etwas geheimnisumwittert war. Freilich wird und wurde das fossile Harz (von der tertiären Pinus subcinifera) von den britischen Inseln bis hinauf ins Baltikum gesammelt, so daß kein Grund besteht, es explizit mit diesem Eiland zu verknüpfen. Aber schließlich wird in der Kritias angeführt, es wäre wie ein „Salböl“ verwendet worden, um eine der Mauern zu färben – Bernstein läßt sich bei 300° C zu einer Art Lack verflüssigen. Doch das selbe wird auch über den Zinn geschrieben, so daß man wohl doch eher von geschmolzenem Metall ausgehen muß. Außerdem hat es weder mit Kupfer, noch mit Erz im Allgemeinen zu tun. Und zu Platos Zeiten nannte man es Elektron – aber das war gleichzeitig auch der Name einer Gold- Silber- Legierung.

Das ist natürlich nicht der einzige Grund, der gegen Helgoland als Platos Kleinkontinent spricht. Helgoland hatte keine Hochkultur, kein mediterranes Klima, keine Wälder zum Flottenbau, keine Berge, keine Erzvorkommen, keine archäologischen Nachweise von Kanälen oder Erdwerk- Städten, keine Nähe zu den Säulen des Herakles – Ja, eigentlich fehlt fast alles von dem, was der Philosoph für sein vorzeitliches Imperium angegeben hat. Um 9600 v. Chr. war Helgoland noch nicht einmal eine Insel, sondern Teil des Festlandes (Europa, das laut Herodot immerhin „größer als Libyen und Asien zusammen“ gewesen sein soll). Und Atlantis leitet sich von Atlas her, nicht von einer Legende der Wikinger, die erst ein Jahrtausend nach Plato auf den Plan traten. Aber immerhin lag es im deutschen Machtbereich, und das war für manch eine Epoche unserer Vergangenheit ein entscheidendes Argument. Herr Spanuth hat dementsprechend in seinen frühesten Publikationen einen „braun“ gefärbten Ton angeschlagen, der nach 1945 mehr und mehr aus seinen Publikationen verschwindet…

 

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