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Go West! - 13. Juni 2014

Go WestEine Reise in den ›Wilden Westen‹
13. Juni 2014

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA.

Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. - Folgt mir ...


Go WestHolbrook und Fort Apache
Von Holbrook aus ging die heutige Fahrt nach Süden. Das Ziel war Fort Apache, ein legendärer Platz aus den Indianerkriegen im 19. Jh. im Land der White Mountain Apache. Diese Volksgruppe gehört zu den sogenannten „Western Apache“ und ist verwandt mit den Yavapai. Zwar sind Kultur, Lebensweise und Sprache der verschiedenen Gruppen ähnlich, unterscheiden sich aber graduell.

In den frühen Tagen vor dem Kontakt mit dem weißen Mann, waren die White Mountain Apache Halbnomaden; sie jagten, legten aber auch Felder an, zogen Bohnen, Mais und Kürbis und sammelten essbare Pflanzen ihres Lebensraums. Ihr Heimatgebiet war und ist das östliche Zentral-Arizona. Sie trieben auch Handel und führten – wie andere Apachenvölker – Raubzüge gegen Pueblostämme und später gegen weiße Siedler durch.

Während die Pueblovölker bereits im 16. Jh. mit den europäischen Eindringlingen in Kontakt kamen, trafen die White Mountain Apachen erstmals nach dem amerikanisch-mexikanischen Krieg, 1848, mit Amerikanern zusammen.

Gleichwohl lebten sie vergleichsweise unbeeinträchtigt, bis nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg, also in den 1860er Jahren, die US-Armee in Arizona daran ging, die hier beheimateten Indianervölker zu unterwerfen. Jedes Volk, das sich weigerte, in Reservationen zu ziehen, wurde als Feind behandelt.

Während die Chiricahua, Jicarilla, Mescalero und andere Apachengruppen Widerstand leisteten, empfingen die White Mountain Apachen die Armee mit Freundlichkeit und Friedfertigkeit. 1868 wurde ihnen daher gestattet, Camp Ord zu errichten, das spätere Fort Apache, und sie akzeptierten das Reservationsleben.

1871 traten 50 White Mountain Apachen als Scouts in die US-Armee ein und halfen General George Crook in den folgenden 15 Jahren, den Krieg gegen die anderen Apachenstämme zu führen, vor allem gegen Geronimo, der 1886 kapitulierte. Der Häuptling der White Mountain, Alchesay, erhielt die höchste militärische Auszeichnung der USA, die „Medal of Honor“. Er trug maßgeblich zu Geronimos Kapitulation bei und schloß später Freundschaft mit Geronimo, die bis zu dessen Tod Bestand hatte.

Lediglich 1881 hatte es eine Auseinandersetzung zwischen der Armee und den White Mountain Apachen gegeben, die als sogenannter „Cibecue-Zwischenfall“ in die Geschichte eingegangen ist. Im August hatten Soldaten und Scouts den angesehenen Medizinmann und Häuptling der Canon Creek Band Nock-ay-det-klinne festgenommen und wollten ihn nach Fort Apache bringen. Auf dem Weg geriet die Truppe am Cibecue Creek in einen Hinterhalt. In dieser Situation töteten die Soldaten den verwundeten Medizinmann. Daraufhin brach unter den 23 Apachenscouts eine Meuterei aus – die größte in der Geschichte der US-Armee. Einige Soldaten kamen ums Leben. Der Zwischenfall löste eine Revolte unter zahlreichen Western-Apache-Gruppen aus, die ihre Reservationen verließen und sich Geronimo anschlossen.

Die heutige White Mountain Apache Reservation wurde 1891 eingerichtet. Sie umfaßt eine Größe von 1,67 Millionen Acre, ist reich an Wald, Wild und Wasser. Die Apachen sind überzeugt, daß sie diese großzügige Landzuteilung ihrem Dienst unter General Crook zu verdanken haben und sie auf diese Weise den größten Teil ihres traditionellen Heimatgebiets behalten konnten.

Schon 1936 arbeiteten die White Mountain Apachen eine eigene Verfassung aus und paßten die Stammesverwaltung dem amerikanischen System an. Seit den 1950er Jahren haben sie konsequent Tourismusprojekte entwickelt, die heute enorm erfolgreich sind. Hinzu kommt inzwischen ein großes Spielkasino in Hondah.

Sie sind ein Beweis für die Anpassungs- und Überlebensfähigkeit der Apachen, die diese schon im 18. und 19. Jh. immer wieder unter Beweis gestellt haben. Sie haben unter schwierigsten Bedingungen in alter Zeit überdauert, und sie haben den Anschluß an das 20. und 21. Jh. erfolgreich vollzogen, ohne alte Traditionen völlig aufzugeben.

Wir besuchten das Kulturzentrum der White Mountain Apache und die noch bestehenden Gebäude von Fort Apache. In einigen Häusern ist eine Schule untergebracht, und ein Offiziersquartier ist heute Postoffice.

Die Bilder (1-5 der Galerie) zeigen das Haus General Crooks, Gebäude der Officers Row und die Reste eines Apachenlagers unterhalb des Forts.

Die Landschaft der Apache Mountains in der Reservation zeigt atemberaubende Ausblicke. (Bild 6)

Bevor wir aus Holbrook wegfuhren, gibt es noch zwei Episoden am Rande zu berichten:

Diese Stadt, die heute neben dem Painted Dessert Nationalpark liegt, war einst bedeutende Durchgangsstation der legendären Route 66.

Davon erhalten ist bis heute das WIGWAM MOTEL, ein originelles Motel aus Zement-Tipis, die jeweils einen Raum mit Dusche und WC enthalten. (Bild 7)

Das erste Motel dieser Art war schon 1936 in Kentucky errichtet worden. 1950 baute Chester Lewis seine Version in Holbrook. Seine Kinder führen es noch heute – eine nostalgische Erinnerung an die glorreichen Tage der Route 66, bevor diese von der Interstate 40 ersetzt wurde.

Go WestDie zweite Episode ist weitaus mehr mit dem „Wilden Westen“ verknüpft (Bilder 8-10 der Galerie). Holbrook war als Eisenbahnknotenpunkt und Viehverladestation zeitweise eine äußerst wilde Stadt mit täglichen Schlägereien und Schießereien. Im November 1886 wurde ein gewisser Commodore Perry Owens als Kandidat der „Peoples Party“ zum Sheriff des Apache County gewählt. Owens hatte bis dahin als Vormann einer großen Ranch gearbeitet und sich eine gewisse Reputation als Kämpfer gegen Viehdiebe und anderes Gesindel erworben. Er hatte den Ruf, nicht lange zu fackeln, und in Holbrook hatte es damals geheißen: „Wir brauchen einen Killer, der Ordnung schafft.“

Im ersten Jahr seines Amtszeit enttäuschte Owens solche Hardliner durch besonnenes, ruhiges Auftreten. 1887 lagen ihm 14 Haftbefehle vor, darunter auch einer gegen Ike Clanton aus Tombstone wegen Viehdiebstahl und Grenzschmuggel. Und es gab einen gegen Andrew Arnold Cooper alias Andy Blevins, der u.a. in Texas wegen verschiedener Straftaten, aber auch wegen Viehdiebstahl gesucht wurde. Ferner hatte Cooper-Blevins eine gewalttätige Rolle in der Tonto-Basin Fehde in Arizona gespielt, einer blutigen Auseinandersetzung zwischen Schaf- und Rinderzüchtern (um die Geschichte zu verkürzen).

Cooper-Blevins wurde beschuldigt, 3 Navajo ermordet und eine Pferdeherde der Indianer gestohlen zu haben.

Am 4. September 1887 tauchte Andy Cooper in Holbrook auf, um seine Halbbrüder zu besuchen.

Sheriff Owens erfuhr davon und beschloß, Cooper zu verhaften.

Der Sheriff ging allein zum Haus der Familie Blevins, in dem sich 12 Personen aufhielten, darunter Cooper, John Blevins, Samuel Houston Blevins und ein Gast, Mose Roberts.

Kaltblütig klopfte er an die Tür. Was nun folgte, war einer der dramatischsten Kämpfe der Pionierzeit. Cooper und seine Brüder eröffneten das Feuer auf den Sheriff, und Owens reagierte mit atemberaubender, heute filmreifer Entschlossenheit.

Innerhalb einer Minute waren 4 Männer tot. Der Sheriff hatte nicht einen Kratzer davongetragen.

An diesem Tag wurde Owens zur Western-Legende und ist in den Annalen Arizonas noch heute als heroischer Polizeibeamter verzeichnet.

Das Haus, vor dem sich der dramatische Gunfight abspielte, steht noch als Teil eines Seniorenheims.

Welchen Ruf die Stadt einst hatte, wird auch durch die “Bucket of Blood“-Straße bezeugt, benannt nach einem wilden Saloon, dem „Bluteimer“, der noch heute unvergessen ist.


Zur Einleitung - Die erste Gruppe - Die zweite Gruppe

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