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Go West! - 16. Mai 2015

Go WestNoch eine Reise in den ›Wilden Westen‹
16. Mai 2015

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

Folgt mir ...


Die Reisegruppe am Grab des großen Comanchenhäuptlings Quannah ParkerFort Still und das Grab Geronimos
Heute begann unsere reguläre Tour. Von Oklahoma City aus ging es südwestwärts quer durch Oklahoma nach Fort Sill. Hier lebten Männer wie Quannah Parker und Geronimo als Kriegsgefangene, und hier liegen sie auf dem Friedhof der Chiefs auch begraben.

Fort Sill ist, im Gegensatz zu vielen alten Frontier-Forts, noch immer ein aktiver Militärposten – um genau zu sein, der einzige noch aktive Pionierposten auf den südwestlichen Plains – und damit Hochsicherheitsgebiet.

Die meisten, die noch nie ein historisches Fort besucht haben, machen sich keinen Begriff von der Größe. Forts wie Laramie, Kearny, Buford, Scott, Robinson, usw. waren regelrechte Siedlungen, die sich um einen riesigen Paradeplatz scharten. Die allermeisten hatten übrigens – entgegen denn Klischees – nie eine Palisade. Brauchten sie nicht. Von wenigen Ausnahmen abgesehen – entgegen den Klischees -, wurden Armeeposten von Indianern nicht angegriffen. Indianische Krieger waren zu klug, als das sie sich auf so ein Risiko eingelassen hätten. Zu den Ausnahmen gehören Red Clouds Krieg in Wyoming und der Minnesota-Aufstand. (Forts mit Befestigungen waren Handelsposten, wo etwas zu holen war wie Fort Union oder Fort Bent.)

Wenn die Frontierposten die Pionierzeit überlebten, wuchsen sie noch weiter.

Fort Sill ist heute ein gewaltiges Areal mit einem historischen Teil und modernen Militäranlagen. Hier findet die Artillerieausbildung für fast alle NATO-Staaten statt; es sind hier demgemäß auch viele deutsche Soldaten stationiert.

In diesen Posten – auch wenn man nur den historischen Teil besuchen will – kommt man nicht ohne weiteres rein. Als ich zuletzt hier war, reichte es, am Eingang seinen Ausweis vorzuzeigen. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 sind die Sicherheitsvorkehrungen massiv verschärft worden. Verständlich; denn jeder, der eingelassen wird, darf sich letztlich ungehindert auf dem riesigen Gelände bewegen und könnte durchaus Schaden anrichten.

Man benötigt seit einiger Zeit einen Passierschein, um zum historischen Teil des Postens vorzudringen. Dieser muß beantragt werden. Ich musste die Formulare – es gibt welche für Zivilangestellte, für Handwerker, für Verwandte von Militärangehörigen und für Museumsbesucher – nach Korrespondenz mit dem Militärkommando schon in Deutschland aus dem Internet herunterladen. Es erfolgt am Tor eine Überprüfung.

Hier ist nun meine Reisegruppe komplett, 6 Personen aus Düsseldorf, Oldenburg, Dresden und Göttingen. (Bild 17 der Galerie)

Wir stehen hier – neben dem Grab des großen Comanchenhäuptlings Quannah Parker auf dem Chiefs Knoll, wo eine Reihe von Comanchen- und Kiowa-Häuptlingen begraben liegen.

Fort Sill wurde am 8. Januar 1869 von keinem Geringeren als General Phil Sheridan gegründet, als er eine Kampagne ins Indianerterritorium unternahm, um Überfälle einiger Kriegergruppen nach Texas und Kansas zu unterbinden.

Sheridan führte 6 Kavallerieregimenter, darunter die Buffalo Soldiers der 10. Kavallerie. Zu seinen Scouts gehörten Westernlegenden wie Buffalo Bill Cody und Wild Bill Hickok.

Als das erste Militärlager hier eingerichtet wurde, trug es den Namen „Camp Wichita“. Als das Camp permanenten Charakter annahm, entschied Sheridan, es nach einem alten Freund von West Point zu nennen, Brigadegeneral Joshua Sill.

Erster Kommandeur war Major General Benjamin Grierson, erster Indianeragent war der Enkel von Daniel Boone, Albert G. Boone.

Das Foto zeigt das Guardhouse, in dem Chief Geronimo für ein Wochenende inhaftiert war.
(Bild 18 der Galerie)

Unter der von Präsident U. S. Grant zunächst verfolgten „Friedenspolitik“ gab es von Fort Sill aus keine Feldzüge mehr gegen Indianer. Das änderte sich in den 1870er Jahren, als Comanchen, Kiowa und Südliche Cheyenne wieder auf den Kriegspfad zogen. Fort Sill spielte eine bedeutende Rolle im sogenannten „Red River Krieg“, der im Juni 1875 damit endete, daß Quannah Parker und seine Comanchen sich in Fort Sill ergaben. Der Krieg auf den südlichen Plains war damit vorbei.

1894 kam Geronimo mit 341 Apachen als Kriegsgefangener nach Fort Sill. Die Apachen siedelten rings um den Militärposten, und Geronimo wurde es schließlich gestattet, sich nicht nur frei zu bewegen, sondern mit „Pawnee Bills“ Wild West Show auf Tournee zu gehen. Der berühmte Apache wurde mit einigen seiner Krieger Armeescout in Fort Sill und nahm 1902 bei der Parade zur Amtseinführung von Präsident Theodore Roosevelt in Washington teil.

Er starb 1909 und liegt in Fort Sill begraben.

Seine Apachen lebten noch bis 1913 in der Nähe des Forts. Danach teilten sich die Mescaleros; zwei Drittel zogen nach Arizona und erhielten die heutige Mescalero Reservation. Die übrigen erhielten Land in Oklahoma zugewiesen und gelten seither als „Fort Sill Apachen“.

Die Nachkommen Geronimos leben bis heute rings um Fort Sill und haben das Recht, im Umkreis des Grabes ihres berühmten Vorfahren beigesetzt zu werden. Das gilt auch für alle anderen Nachkommen der Häuptlinge.

Die Kavallerie zog 1907 ab. Fort Sill wurde schwerpunktmäßig mit Artillerieregimentern besetzt; eine Artillerieschule wurde eingerichtet.

Das Foto zeigt das Grab Geronimos und die Gräber von 2 seiner Kinder.
(Bild 19 der Galerie)

Es gibt mehrere Friedhöfe in Fort Sill, insgesamt 5 nur für Indianer, aber der berühmteste ist zweifellos der alte „Post Cemetery“, auf dem sich nicht nur die Gräber berühmter Häuptlinge befinden, sondern der in bemerkenswerter Weise keine rassischen oder kulturellen Schranken aufweist, wie dies häufig bei Friedhöfen aus dem 19. Jh. der Fall ist. Hier liegen Indianer neben Buffalo Soldiers und weißen Soldaten und Offizieren.

Hier willkürlich einige Gräber der berühmten Kiowa-Häuptlinge Satanta und Kicking Bird, das Grab des Apachen-Chiefs Loco und seiner Frauen, und das Grab eines Enkels von Quannah Parker, der im 2. Weltkrieg als Sergeant in der US Airforce diente.
(Bilder 20-23 der Galerie)

Bei Satanta heißt es:

"Er focht einen langen und harten Kampf für sein Volk und für sein Land, um darauf zu jagen und zu leben."

Zu meiner großen Freude stieß ein alter Bekannter zu meiner Gruppe, der Oklahoma-Historiker Roy Young, Herausgeber des JOURNALS der WILD WEST HISTORY ASSOCIATION, ein ungemein kenntnisreicher und hilfsbereiter Freund, der meinen Reisenden viele Details über Fort Sill erzählte und uns zu einem weiteren Friedhof in der Nähe von Lawton führte, wo der US-Marshal Heck Thomas bestattet liegt.

Heck Thomas war in den 1880er und 1890er Jahren einer der berühmtesten US-Marshals unter Richter Parker in Fort Smith. Er stellte und tötete einen der letzten berüchtigten Western-Outlaws, Bill Doolin. Später war er erfolgreicher Polizeichef von Lawton.

1976 schrieb ich die Geschichte von Heck Thomas in meinem ersten Buch SIE STARBEN IN DEN STIEFELN. Ich empfand eine gewisse Rührung, nach rd. 40 Jahren am Grab dieses Mannes zu stehen.
(Bild 24 der Galerie)

Roy Young brachte meine Gruppe und mich dann noch in die kleine Gemeinde Cache, wo das sogenannte „Star House“ von Quannah Parker steht. Der bedeutendste Comanchenhäupting lebte hier mit seiner Familie bis zu seinem Tod und empfing prominente Gäste.

Roy Young überzeugte den zunächst etwas widerwilligen Besitzer, uns zu dem Haus zu lassen und es zu öffnen.

Der Inhaber des Hauses, das sich in einem grauenvollen Zustand befindet - der Besitzer hat offenbar kein Geld, es zu renovieren und zu erhalten - war schließlich aber sehr auskunftsfreudig. Er erzählte mir, daß Quannahs Familie bis 1958 in diesem Haus lebte.
(Bild 25 der Galerie)

Auf eine besonders markante Persönlichkeit der Apachen möchte ich noch hinweisen: Jason Betzinez, Autor des Buches I FOUGHT WITH GERONIMO.

1860 in einem Wickiup geboren, wuchs er als Apachenkrieger heran und war an Geronimos Kämpfen bis zu seiner Kapitulation beteiligt. Dann wurde er zum Farmer, ließ sich taufen, heiratete eine weiße Missionslehrerin.

Der ehemalige Krieger, der unter steinzeitlichen Bedingungen aufgewachsen war, der noch mit Pfeil und Bogen gekämpft und jahrelang auf dem Pferderücken gelebt hatte, wurde zum Menschen des 20. Jahrhunderts, gab Rundfunkinterviews und reiste mit dem Flugzeug! Er wurde 100 Jahre alt und starb 1960. Was für ein Leben...
(Bild 26 der Galerie)

Und hier ist das Grab des ersten weiblichen Häuptlings der Apachen. Sie war noch als Kriegsgefangene in Fort Sill geboren worden. Dieser Status endete, als sie noch ein Kind war. Sie war eine hochgebildete Frau mit mehreren Universitätsabschlüssen und wurde zu einer großen Führerin ihres Stammes.
(Bild 27 der Galerie)

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