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Go West! - 23. Mai 2015

Go WestNoch eine Reise in den ›Wilden Westen‹
23. Mai 2015

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

Folgt mir ...


Die Reiterstatue von U.S. GrantEine Plantage und Vicksburg
Als wir Natchez heute morgen verließen, passierten wir eine wunderschöne alte Plantage. Ich lenkte unseren Kleinbus den herrschaftlichen Weg hoch, und wir stiegen aus, um einige Fotos zu machen.

Plötzlich tauchte der Besitzer auf, ein Mr. Hunt. Es handelte sich um die „Lansdowne Plantation“, die seit 1853 im Besitz derselben Familie ist – eine ungewöhnliche Tatsache im. amerikanischen Süden, wo viele Pflanzer nach dem Bürgerkrieg an Steuerforderungen zerbrachen und ihr Land verkaufen mußten.

Nach kurzem Gespräch bot er mir an, meine Gruppe ins Haus zu lassen. Normalerweise macht er Führungen nur nach wochenlanger Voranmeldung, aber anscheinend hatte ich ihn im Gespräch überzeugt, das wir anständige Menschen sind, so daß er eine Ausnahme machte.

Was wir jetzt erlebten, war grandios: Das ganze Haus war noch mit den Originalmöbeln aus dem frühen 19. Jh. eingerichtet. Wir traten in eine Halle, einen Speiseraum und einen Salon, sowie Schlafzimmer, die sich schon genauso in den 1850er Jahren den Besuchern dargeboten hatten. Sogar die handgemalten Tapeten waren noch Original.

Das Haus war seinen Ururururgroßeltern von ihren Schwiegereltern, den Familien Hunt und Marshall, zur Hochzeit geschenkt worden. Mr. Marshall war damals einer der reichsten Männer von Mississippi und der größte Sklavenbesitzer des Staates. Er gehörte zu den Finanziers der texanischen Revolution, worauf ihm in Texas 400.000 Acres Landbesitz übereignet wurden, auf denen sich heute die Stadt Marshall befindet.

Mr. Hunt entpuppte sich als sehr liberaler Mann, der die Sklavereigeschichte seiner Familie mit historischer Sachlichkeit berichtete und darauf hinwies, daß mehrere seiner Vorfahren den Bürgerkrieg abgelehnt und seinen Ausgang vorhergesehen hatten. Sie hatten ihre Sklaven beizeiten verkauft und in Eisenbahnaktien investiert. Den Baumwollanbau hatten sie frühzeitig aufgegeben und Schafe und Rinder angeschafft. Auf diese Weise überstanden sie die Nachkriegszeit mit wenigen Blessuren und konnten ihren Besitz halten.

Die Hunt-Marshalls suchten rasch den Kontakt mit den Unionstruppen, die in Natchez Quartier aufschlugen; zahlreiche Unionsgeneräle waren zu Gast in dem herrlichen Haus.

Heute lebt die Familie von Holz; sie verfügt über großen Waldbesitz. (Bild 87 -90)

Eher beiläufig zeigte mir Mr. Hunt 2 silberne Knöpfe in einem Glasschrank, bei denen eine handschriftliche Notiz lag: Es handelte sich um Knöpfe der Uniform von General Robert E. Lee. Einer seiner Vorfahren war mit einer Nichte General Lees verheiratet, so daß er auf diese Weise mit dem Kommandeur der konföderierten Armee verwandt ist. (Seine Schwester studiert derzeit an der „Lee-Washington University“ in Virginia.) Das Foto zeigt Mr. Hunt neben dem Schrank, in dem die Uniformknöpfe Lees aufbewahrt werden. (Hier stehen auch Stücke eines 1.000 Teile umfassenden Porzellanservice, das seine Vorfahren zur Hochzeit geschenkt erhielten) (Bild 91)

Zum Abschied machte Mr. Hunt ein Foto von mir und meiner Gruppe auf den Stufen von Lansdowne House. (Bild 92)

Wir tauchen heute tief ein in die Geschichte des Amerikanischen Bürgerkrieges. Vicksburg, das „Gibraltar des Mississippi“, war unser heutiges Ziel.

Der Mississippi war schon seit der frühen Kolonialzeit der große „Highway“ der Südstaaten, die wichtigste Lebensader. Auf dem Fluß wurden Waren und Menschen nach New Orleans und von der Golfküste herauf transportiert.

Die Region, in der die Stadt Vicksburg steht, wurde 1719 erstmals von Franzosen besetzt, die Fort Saint-Pierre errichteten. Schon sie erkannten die bedeutsame strategische Lage der imposanten Klippen über dem Mississippi, von denen aus der große Strom militärisch kontrolliert werden konnte. So war es auch mit den Spaniern, die nach der amerikanischen Revolution in diese Gegend vordrangen und die Siedlung Nogales gründeten.

Nachdem das Gebiet von Louisiana an die USA verkauft worden war, wurde im Jahr 1811 der Grundstein für die heutige Stadt Vicksburg gelegt. Ab den 1820er Jahren entwickelte sich Vicksburg zu einem der bedeutendsten Flusshäfen der Vereinigten Staaten. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung wuchs auch die Stadt. Zahllose Geschäfte siedelten sich hier an, es entstanden Hotels und Werkstätten.

Mit Beginn des Bürgerkrieges wurde die Stadt zum Dreh- und Angelpunkt für die militärische Beherrschung des Mississippi. Die Artilleriebatterien der Konföderierten erwiesen sich als katastrophal für die Truppentransporte der Unionsarmee. Mehrere Versuche, die Festung zu nehmen, scheiterten. Bis 1863 General U. S. Grant mit Zehntausenden von Soldaten landete, die konföderierten Stellungen in Port Gibson, Raymond und Jackson einnahm und Vicksburg einschloß.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen, die Stadt zu stürmen, begann er eine Belagerung, ließ Befestigungen rings um Vicksburg errichten und immer mehr Artillerie auffahren. Der Versuch, einen Kanal ausheben zu lassen, um dem konföderierten Artilleriefeuer auszuweichen, scheiterte.

Die Belagerung dauerte 47 Tage. Grants Verluste waren hoch, aber die Lage für die konföderierten Truppen und die Bürger der Stadt wurde immer unhaltbarer. Zwar leisteten die Rebellen unter CSA-General Pemberton erbittert Widerstand, aber das Artilleriefeuer aus 220 Unionskanonen war zermürbend. Grant ließ Tunnel ausheben und Sprengladungen bis unter die vorgelagerten konföderierten Stellungen schaffen.

Hunger breitete sich in der Stadt aus. Die Menschen aßen Ratten und ihre Haustiere. Sie gruben Tunnel und Höhlen unter ihre Häuser, um sich vor dem Bombardement zu schützen.

Die Bilder zeigen einige Impressionen des Schlachtfeldes, auf dem nicht weniger als 1.340 Denkmäler stehen.

Das erste zeigt die Reiterstatue von General U.S.Grant auf dem Areal seines einstigen Hauptquartiers. Das zweite erinnert an die unglaublich tapfer kämpfenden ersten schwarzen Soldaten, die mit ihrem Einsatz den Weg für eine allgemeine Rekrutierung schwarzer Regimenter freimachten. Das dritte zeigt die Stellung der Illinois-Artillerie. (Bild 93-95)

Dieses Foto (96) zeigt einen Blick von der Klippe, von der aus die Konföderierten den Fluß beherrschten. Das zweite Bild (97) ist das Denkmal für die Mississippi-Artillerie, das heute in den ehemaligen konföderierten Linien steht.

Am 4. Juli 1863 hisste General John Pemberton die weiße Flagge und kapitulierte. Die Unionsarmee marschierte in Vicksburg ein und zog das Sternenbanner über dem Gerichtshaus hoch. (Es gibt Historiker die sagen, Grant hätte die Kapitulation schon früher erzwingen können, aber er wollte die Symbolwirkung seines Sieges verstärken, indem der wichtigste Flusshafen des Landes am Nationalfeiertag, dem 4. Juli, übergeben wurde.)

Vicksburg blieb bis zum Ende des Krieges unangefochten in der Hand der Union. Präsident Lincoln gratulierte Grant zu seinem Erfolg und schrieb: „Der Vater aller Ströme fließt wieder ungehindert zum Meer.“
Die Südstaaten waren durch diese Niederlage faktisch gespalten.

Die Bilder zeigen den Platz, an dem Pemberton sich mit U.S. Grant traf, um die Kapitulation auszusprechen, sowie das Willis-Cowan-Hause in Vicksburg, das Pembertotn als Hauptquartier diente; dazu die entsprechende Interpretationstafel. (Bilder 98-100)

Mächtige Panzerschiffe, die „Ironclads“, wandelten die Kriegsführung zu Wasser nachhaltig. Diese Giganten beherrschten im Bürgerkrieg Küsten und Flüsse.

In Vicksburg liegt die MSS Cairo, die nach einem Torpedotreffer innerhalb von 12 Minuten sank. Sie wurde in den 1960er Jahren aus dem Schlamm des Mississipi geborgen und hervorragend konserviert. (Bilder 101 und 102)

Zur EinleitungDie erste GruppeDie zweite Gruppe

Kommentare  

#1 Hermes 2015-05-27 12:13
Zitat:
(Es gibt Historiker die sagen, Grant hätte die Kapitulation schon früher erzwingen können, aber er wollte die Symbolwirkung seines Sieges verstärken, indem der wichtigste Flusshafen des Landes am Nationalfeiertag, dem 4. Juli, übergeben wurde.)
Es gibt auch die Theorie, dass die Stadt von den Südstaatlern am 4. Juli übergeben wurde, weil sie hofften, dass die Nordstaatler an ihrem Nationalfeiertag großmütig gestimmt wären und der Besatzung daher großzügigere Übergabebedinungen einräumen würden.
#2 Dietmar Kuegler 2015-05-29 00:52
zitiere Hermes:

Es gibt auch die Theorie, dass die Stadt von den Südstaatlern am 4. Juli übergeben wurde, weil sie hofften, dass die Nordstaatler an ihrem Nationalfeiertag großmütig gestimmt wären und der Besatzung daher großzügigere Übergabebedinungen einräumen würden.

Es gibt diese Theorie in der Tat, aber für Grant gab es immer nur die "unconditional surrender".

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