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Go West! - 5. Juni 2015

Go WestNoch eine Reise in den ›Wilden Westen‹
5. Juni 2015

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

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Das Bild zeigt meine Gruppe vor dem Eingang des Buffalo Bill MuseumsAuf den Spuren von Buffalo Bill (Cody, Wyoming)
Beeindruckt von dem Gesehenen und Erfahrenen des gestrigen Tages, verließen wir heute Caspar und steuerten eine absolut spektakuläre Strecke durch den Wind River Canyon an. Hier ist das Land der alten Trapper und Mountain Men, und hier ist heute das Land der Shoshone, das Land von Häuptling Washakie. Atemberaubende Landschaften, in denen bewusst knapp gehaltene Informationstafeln darauf hinweisen, daß man faktisch durch die Erdgeschichte fährt. Rechts und links der Straße sieht man Gesteinsschichten, die teilweise mehrere hundert Millionen Jahre alt sind. Hier hat man früher Dinosaurier ausgegraben.

Unser erster Halt war Thermopolis, heute ein kleiner, malerisch gelegener Urlaubsort, der von seiner heißen Heilquelle lebt, die bereits zum System der Thermalquellen des Yellowstone gehört.

Im 19. Jh. kamen schon Indianer und Trapper hierher und badeten in den heißen Quellen, um ihr Rheuma zu lindern.

In Thermopolis gibt es einen absoluten Geheimtip: Den Laden von Barb und Merlin Heinze, „Merlin’s Hideout“.

Merlin bearbeitet und präpariert Bisonfelle – die Felle bezieht er von Zuchtbetrieben, Bisonranches – auf traditionelle Weise, Hirngerbung, und völlig von Hand. Seine Bisonhäute sind von höchster Qualität, und die Produkte, die er herstellt, haben nicht nur einen hohen handwerklichen, sondern auch künstlerischen Standard.

In diesem grandiosen Laden wurden wir u. a. von der Chefin der örtlichen Handelskammer, Merin-Ann Rush, begrüßt. Das Foto (213) zeigt v. l.n.r.:Merlin und Barb Heinze, mich, Meri-Ann Rush und einen jungen Helfer.

Immer höher schraubt sich der Highway durch die Bighorns und führt schließlich nach Cody, die 1901 unter maßgeblicher Mitwirkung von William „Buffalo Bill“ Cody gegründete Stadt, die schon damals das „Tor zum Yellowstone-Nationalpark“ war und diesen Status bis heute gewahrt hat.

Obwohl sehr touristisch ausgerichtet, hat Cody seinen Western-Charme erhalten. Zentrum des Ortes ist das gewaltige BUFFALO BILL HISTORY CENTER, eines der größten historischen Museen im amerikanischenWesten. Diese Institution besteht eigentlich aus mehreren Museen: Es begann mit dem „Buffalo Bill Museum“, in dem Gegenstände aus dem Besitz Codys und seiner Show zusammengetragen wurden. Inzwischen gehört das „Plainsindianer-Museum“ zu den bedeutendsten Indianersammlungen des Landes; das Haus besitzt Gegenstände aus dem Besitz von Crazy Horse und Sitting Bull und beispielsweise das berühmte Kriegshemd von Red Cloud, das er auf vielen alten Fotos trägt.

Daneben gibt es das „Firearms Museum“ mit mehr als 5.000 Winchester-Gewehren, das „Western Art“-Museum mit einer riesigen Bilder- und Skulpturensammlung, und das naturwissenschaftliche Museum, das den Besucher schon auf die Tierwelt des Yellowstone-Parks vorbereitet.

Wenn man alles sehen wollte, brauchte man mehrere Tage, aber meistens sucht man sich die „Rosinen“ heraus, weil man gar nicht alles auf einmal erfassen kann.

Das Bild (214) zeigt meine Gruppe vor dem Eingang des Museums

Im Übrigen möchte ich nachdrücklich darauf hinweisen, daß die meisten Klischees, die heute in Deutschland über Buffalo Bill Cody verbreitet sind, jeglicher Grundlage entbehren. Es wäre wirklich geraten, daß sich einige Leute, die meinen, dumme Bemerkungen über ihn absondern zu müssen, erstmal historisch kundig machen, und zwar nicht in irgendwelchen dubiosen, sensationsheischenden Quellen, sondern in seriös erarbeiteten Werken, die das Buffalo Bill Center bereithält.

Buffalo Bill war kein „Zirkusreiter“, wie es manchmal heißt: Er war ein Mann, der die gesamte Pionierzeit des amerikanischen Westens hautnah mitgemacht hat. Als Teenager arbeitete er als Pony-Express-Reiter, sein Name ist in den Listen des Pony Express verzeichnet. Er arbeitete für Frachtwagenunternehmen in den westlichen Gebieten. Er war zeitweise Chiefscout der 5. US-Kavallerie und hat an großen Feldzügen teilgenommen.

Er war kein „Büffelschlächter“, wie heute oft behauptet wird, sondern Fleischjäger für den Eisenbahnbau. Die Schlächter waren jene Männer, die wegen der Bisonhäute Millionen dieser grandiosen Tiere abschlachteten und die Kadaver in den Plains verrotten ließen. Mit diesen Männern hatte Cody nichts zu tun.

Sein Leben war so voller Abenteuer, daß irgendwann ein cleverer Dime-Novel-Autor namens Ned Buntline auf ihn aufmerksam wurde, als er einen echten, einen lebenden Helden für seine Geschichten benötigte, und den damals noch ziemlich naiven Westmann Cody skrupellos ausbeutete.

Um diese umfangreiche Geschichte abzukürzen: Als Cody merkte, wie Buntline ein Vermögen mit ihm verdiente, nahm er das Heft selbst in die Hand und entdeckte, daß er ein natürliches Talent für das Showbusiness hatte.

Der Westmann wurde zum Darsteller seiner selbst. In den 1880er Jahren wurde seine größte Idee geboren: Die Pionierzeit als Ganzes in die Arenen der urbanen Regionen zu bringen, wo man danach gierte, Geschichten über den „Wilden Westen“ zu erfahren.

Die Tatsache, daß mit Buffalo Bill Cody ein echter Mann aus dem Westen auftrat, machte seine „Wild West Show“ – er selbst vermied das Wort „Show“ stets – von Beginn an weltweit erfolgreich.

In seiner Präsentation traten echte Indianer, echte Cowboys auf. Auch wenn die Darstellungen sich auf den abenteuerlichen Aspekt der Pionierzeit konzentrierten – „Buffalo Bill’s Wild West“ trug wahre Elemente der amerikanischen Westeroberung nicht nur durch ganz Nordamerika, sondern in die Welt. Kennern gilt Cody daher heute als einer der wichtigsten frühen Interpreten populärer amerikanischer Geschichte.

Zeitweise war Cody ein Weltstar, der bekannteste Amerikaner seiner Zeit. Wer das beweifelt, kann jeden Weltstar, bis heute, in Frage stellen.

In seinem Herzen blieb Cody immer der Mann aus dem Westen. Und – entgegen allen Klischees: Er setzte seinen ungeheuren Ruhm für die RETTUNG der letzten Bisons ein. Ohne ihn wären die letzten Tiere, die man in den 1890er Jahren entdeckte, vermutlich auch noch niedergemetzelt worden. Ihre Ansiedung im Yellowstone Nationalpark war u.a. auch Cody zu verdanken.

Und er respektierte die Indianer. Jene, die in seinem Unternehmen auftraten, wurden gut bezahlt und gut behandelt. Die Indianer verehrten ihn. Als er starb, trat der Stammesrat der Lakota zusammen und verabschiedete eine Trauerresolution.

Ich habe es selbst 2008 erlebt, daß auf dem Jahresdinner des BUFFALO BILL HISTORICAL CENTER der Stammeshistoriker und letzte Kriegshäuptling der Crow, Joe Medicine Crow, aufstand und in der Sprache seines Volkes ein Loblied auf William Cody, den „großen Jäger, großen Krieger, und großen Freund der Indianer“ sang.

Es war ein sehr bewegender Moment, diesen damals schon Mitte 90jährigen Mann zu sehen, der nicht nur Geschichte verkündete, sondern selbst repräsentierte.

Cody setzte sich öffentlich für eine faire Behandlung der Indianer ein, und er war der erste Amerikaner, der in einem kanadischen Zeitungsinterview äußerte, die Indianer am Little Big Horn, die die 7. Kavallerie besiegten, hätten „für ihre Heimat und ihre Freiheit gekämpft“ - das war ein geradezu revolutionäres Statement

Cody sah visionär voraus, daß der Yellowstone Park ein Schatz für Nordamerika werden würde. So ist es gekommen.

Seit seiner Gründung haben nicht weniger als ca. 170 Millionen Menschen diesen Park besucht, allein im vorigen Jahr ca. 3,5 Millionen. Die meisten machen in der Stadt Cody Station. Hier initiierte er den Bau eines großen Stausees zur Wasserversorgung.

Er setzte sich für die Gleichberechtigung der Frauen ein und praktizierte diese Überzeugung, indem er seine weiblichen Angestellten gleich bezahlte.

Es mag ja sein, daß er manche seiner Erlebnisse übertrieben hat – er war auch ein guter Verkäufer. Aber grundsätzlich war er ein authentischer Westmann mit einer unglaublichen Biographie. Das BUFFALO BILL MUSEUM in Cody bewahrt seine Papiere und Dokumente auf. Wer glaubt, ihn anzweifeln zu können, sollte sich fragen, ob es möglich ist, die ganze Welt jahrzehntelang hinters Licht zu führen.

Cody war, was er war: ein herausragender Amerikaner mit einem abenteuerlichen Leben, der seiner Zeit in vielfacher Hinsicht weit voraus war.

Das Bild (215) zeigt ein Outfit von Cody

Die folgenden Fotoimpressionen zeigen einige der sensationellen Sammlungsgegenstände des BUFFALO BILL HISTORICAL CENTER.

Die Fotos (216-220) zeigen u.a. die Federhaube von "White-Man-Runs-Him und eine Bisonmaske aus der O-kee-pa-Zeremonie der Mandan.

Gegessen wurde im Restaurant des „Irma Hotels“, ein einstiges Luxushotel, das William Cody persönlich bauen ließ und nach seiner Tochter Irma benannte, die es schließlich auch besaß und führte, bis sie plötzlich und früh an einer Grippeepidemie, die Cody heimsuchte, starb.

Noch immer strahlt dieses Haus viktorianische Atmosphäre aus. Zentrum ist eine eindrucksvolle Bar, die William Cody angeblich von Queen Viktoria geschenkt erhielt, nachdem er bei ihrem Thronjubiläum aufgetreten war.

Sollte diese Geschichte nicht stimmen, ist sie zumindest gut erfunden.

Irma Garlow-Cody liegt in Cody begraben. Ihr Enkelsohn, Bill Garlow, betreibt das Best-Western-Hotel unweit des History Centers – und unter seinem Dach, beim Urenkel Buffalo Bills, wohnen wir. (Bild 221)

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