Go West! - 20. Mai 2019
Wieder der ›Westen‹
20. Mai 2019
Fort BentUnsere Fahrt hat begonnen. Über Interstate 25 South ging es südwärts. Hinter Colorado Springs und Pueblo wurde der Verkehr merklich dünner. Die Besiedelung auch. Und dann ging es in die Plains von Ost-Colorado. Eine ausgedörrte Landschaft. Altes Büffelland. Früher die Jagdgründe der südlichen Cheyenne und Arapaho und der Ute. Im Grunde befinden wir uns schon im alten Mexiko. Bis 1848 zum Ende des amerikanisch-mexikanischen Krieges war dieses Gebiet alles spanisch-mexikanische Kolonie. Davon zeugen die Namen wie Pueblo, Durango, La Junta, Las Animas, usw. In den südlichen Rocky Mountains waren Trapper und Pelzhändler unterwegs. Sie überwinterten üblicherweise in den milden Tälern von Taos und Santa Fe. Handel trieben sie in Fort Bent.
Das ist auch unser Ziel. Direkt am Ufer des Arkansas River errichteten die Brüder Charles und William Bent mit ihrem Partner, Ceran St. Vrain um 1833 ihren Handelsposten, der als die „Burg auf den Plains“ bekannt wurde. Den Standort hatten Cheyenne-Indianer empfohlen, mit denen William Bent durch Heirat verbunden war. Seine Frauen waren Töchter des einflußreichen Pfeifenbewahrers. Durch die Hochzeit mit ihnen erhielt William Bent selbst den Rang eines Häuptlings. Er genoß den Schutz seines Stammes gegenüber feindselig gesinnten Comanchen, Kiowa und Ute und setzte sich später als Indianeragent für die Interessen der Cheyenne ein. (Bild 018 – 021)
Der Arkansas River war in jenen Jahren die Grenze zwischen den USA und Mexiko. Hier führte der Santa Fe Trail vorbei, der von St. Louis und Independence (damals Westport) durch die Plains von Kansas ins östliche Colorado führte.
Fort Bent wurde zur Grenzstation und zum wichtigen Rastplatz – abgesehen von seiner Bedeutung als Handelsposten. Hier hörte man in der Hochsaison ein babylonisches Sprachengewirr. Der Pelzhandel war eine Gesellschaft mit vielfältigen Ethnien und Nationalitäten. Hier traf von neben Amerikanern, Engländern und Schotten auch Franzosen, Deutsche, Italiener, Russen und natürlich Mexikaner, daneben waren auch Vertreter von wenigstens 6 Indianernationen anwesend. Fort Bent war ein zentraler Umschlagplatz für Bisonhäute, nachdem der Biberhandel nach und nach zu Ende ging.
In Fort Bent fanden aber auch – auf Vermittlung William Bents – Friedensgespräche zwischen verfeindeten Stämmen und zwischen Indianern und der amerikanischen Armee statt.
Als 1846 der Krieg mit Mexiko begann, wurde Fort Bent Brückenkopf der sogenannten „Westlichen Armee“ unter General Stephen W. Kearny, der von hier aus New Mexico im Handstreich eroberte und dann weiter bis nach Kalifornien zog. (Bild 022 – 024)
Zu den Angestellten William Bents gehörte ein gewisser Kit Carson – bevor er als Führer der Expeditionen auf dem Oregon Trail zu einem Nationalhelden wurde.
Heute arbeitet hier sein Großenkel, John Carson, als Nationalpark-Ranger. Er stellt seinen Urgroßvater dar; eine einzigartige Verbindung auf einem historischen Platz in den USA. Zudem ist John seinem Urgroßvater wie aus dem Gesicht geschnitten.
John Carson und ich sind seit gut 20 Jahren eng befreundet. Das Wiedersehen mit ihm ist immer eine persönliche Freude – und für meine Reisenden bedeutet diese Freundschaft, daß Sie von einem der besten Kenner der Geschichte des Pelzhandels und des amerikanischen Südwestens durch das alte Fort geführt werden.
Mehr noch: John Carson wurde vorige Woche als einer der besten historischen Interpreten Colorados von der Tourismusbehörde des Staates ausgezeichnet! Herzlichen Glückwunsch mein Freund (Bild 025 – 027)
Zum Abschluß des Tages fuhr ich mit meiner Gruppe noch zu den "beiden Gräbern" von William Bent. Zwei Gräber deshalb, weil William Bent auf seiner Ranch in Boggsville - dem späteren Las Animas - starb und zunächst dort begraben wurde. Danach wurde er auf dem Friedhof von Las Animas beigesetzt.
Dieser bedeutende Pionier und einer der ehrlichsten Händler während der Pelzhandelsära, war auf den Tag genau heute, am 19. Mai 1869, vor genau 150 Jahren, gestorben. (Bild 028 - 029)