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Das historische Kalenderblatt - 31. Juli 2001 - Poul Anderson stirbt

Das historische Kalenderblatt31. Juli 2001
Poul Anderson stirbt

Poul Anderson gehört zu den produktivsten amerikanischen SF-Autoren in der zweiten Häfte des 20. Jahrhunderts. Der aus einer dänischen Einwandererfamilie (= ursprünglich Andersen) stammende Poul wurde 1926 in Pennsylvania geboren und studierte zunächst Physik. Er verfasste aber schon während des Studiums seine ersten SF-Romane. Aufgrund der schlechten beruflichen Perspektiven als Physiker entschloss sich später, hautberuflicher Schriftsteller zu werden.
Twilight World (Tmorrows Children)Er veröffentlichte seine erste SF-Geschichte 1947 "Tomorrows Children". Thematisch gehören seine Arbeiten überwiegend in die Bereiche Science Fiction und Fantasy, wobei er es aber vermied, beide Bereiche miteinander zu vermischen. Er schrieb aber auch Krimis, historische Romane, Jugend- und Sachbücher.
Am 31.Juli 2001 erlag er einer Krebserkrankung und starb in Kalifornien.

Neben einer Fülle von Storysammlungen und Einzelromanen verfasste Anderson auch einige Reihen. Die bekanntesten handeln von "Nicholas van Rijn" und "Dominic Flandry". Daneben gibt es aber auch noch "Tomorrows Children", "Psychotechnic League", "Hoka", "Die Chroniken der Zeitpolizei", "History of Rustum", "Sternenzyklus", "King of Ys," "Holger Danske" usw..

Die Nicholas van Rijn und Dominic Flandry Zyklen wurden von ihm als Bestandteile einer zukünftigen über tausende von Jahren gehende Menschheitsgeschichte angelegt.
 
  • Tomorrows Children:  2 Titel (1947)
  • Psychotechnic League: 6 Titel (1956-1982)
  • Hoka: 6 Titel (1957-2001)
  • Van Rijn: 7 Titel (1958-1978)
  • Flandry: 15 Titel (1959-1985)
  • Zeitpatrouille: 6 Titel (1960-1991)
  • Rustum: 2 Titel (1961-1982)
  • Holger Danske: 2 Titel (1961-1974)
  • Otherworld: 2 Titel (1971-1999)
  • Wikinger Saga: 3 Titel (1980)
  • Maurai: 2 Titel (1982-1983)
  • King of Ys: 4 Titel (1986-1988)
  • Sternen-Zyklus: 4 Titel (1993-1997)
 
Poul AndersonAnderson war einer der bekannstesten und einflußreichsten Autoren in der amerikanischen SF. Zu seinem Freundeskreis zählten zum Beispiel Clifford R. Simak und Gordon R. Dickson, Greg Bear war sein Schwiegersohn. 1972/73 war er Präsident der "Association of Science Fiction and Fantasy Writers of America". Er konnte eine Vielzahl von Preisen einheimsen. So den John W. Camphell Memorial Award (2000), den Hugo Award (7x), den Nebula Award (3x), den Promethus Award (3x) und einmal den Gandalf Award. In den sechziger Jahren verprellte er einige seiner Leser durch erzkonservative Statements. Sein Gesamtwerk umfasst einige hervorragende Arbeiten, ist in seiner Breite aber eher durchschnittlich angelegt.

Den Hugo erhielten:


  • "The longest Voyage" 1961
  • "No Truce with the Kings" 1964
  • "The Sharing of Flesh" 1969
  • "The Queen of Air and Darkness" 1972
  • "Goat Song" 1973
  • "Hunters Moon" 1979
  • "The Saturn Game" 1982

Eine seiner ersten Arbeiten, die Aufsehen erregten, war "The Brain Wave" 1954. Dort wird geschildert wie sich die Intelligenz von Mensch und Tier dramatisch steigert nachdem die Erde aus einem kosmischen Feld ausgetreten ist, das bislang die Entwicklung beeinträchtigt hat.

In Deutschland war Anderson einer der wichtigsten Anlgo-amerikanischen Schriftsteller, der schon in den fünfziger Jahren gelesen wurde. Die erste (und einzige) Jahresgabe des Science Ficton Clubs Deutschland (SFCD) bestand z.B. 1956 aus einem gebundenen Roman von Anderson. Dabei handelte es sich um "No World of their Own". Eine Gruppe Raumfahrer, die 5000 Lichtjahre zurückgelegt und fremde Sonnensysteme erkundet hat, kehrt zurück zur Erde. Dort stellt man fest, dass inzwischen aufgrund der Zeitdilatation 5000 Jahre vergangen sind. In der Heimat hat sich ein merkwürdiges neues Herrschaftssystem etabliert usw...
 
Unter kosmischen NebelnBei den Diskussionen um gute und wirkliche Science Fiction, die es in den fünfziger Jahren im SFCD gab, konnten Andersons Werke auch die Kritiker überzeugen. Während z.B. ein Wolfgang Jeschke die Arbeiten der deutschen Autoren Rohr, Scheer und anderer als als SF getarnten "Wildwest im Weltaum" betrachtete, lobte er Anderson wegen seiner gelungen Ergänzung von Science Fiction und Space Opera. In der Tat schrieb Anderson damals Science Fiction im wahrsten Sinne des Wortes. So entwickelte er beispielsweise Modelle für ausserirdische Planeten auf denen Menschen leben konnten, die aber doch gänzlich andere Umweltbedingungen hinsichtlich Atmosphäre und Schwerkraft aufwiesen.
 
Welch großen Einfluß Anderson auf die deutsche SF bzw. auf die deutschen Verlage gehabt hat, mag die unten aufgeführte Aufstellung für die Zeit bis Anfang der 80er Jahre geben. Schon die großen Heftreihen Utopia und Terra, aber später auch alle großen Taschenbuchreihen, also Terra, Bastei, Ullstein, Heyne und Goldmann, haben etliche Romane von Anderson in ihr Programm aufgenommen.
 
Wurde Andersons Werk im deutschen Fandom der 50er Jahre noch begeistert aufgenommen, so änderte sich dies in den 60er und 70er Jahren. Gerade die "jungen Wilden" konnten mit Figuren wie dem Freihändler Nicholas van Rijn und den dort vertretenen konservativen Ansichten nichts anfangen. Diese Generation verehrte andere Autoren wie z.B. Robert Silverberg oder Philipp K. Dick. Die damals vorgenomme Einstufung von Anderson als erzkonservativ hält jedoch einer genauen Betrachtung so nicht stand. Anderson hat sich immer bemüht politische, historische und philosphische Theorien in seine Romane mit aufzunehmen. Er malte eine mögliche sowjetische Weltherrschaft in den düstersten Farben, aber gleichzeitig beschrieb er auch das Szenario einer amerikanischen Vorherrschaft in kritischen Tönen. Mehrmals griff er auch den israelisch-palästinensischen Konflikt in seinen Romanen auf, in dem Sinne, dass er den USA eine Doppelmoral in Bezug auf die dortigen Menschenrechtsverletzungen vorwarf. Im Laufe der Zeit wandelten sich auch etliche seiner Ansichten. Stand er beispielsweise der UN zuerst sehr positv gegenüber, so spielte sie in seinen späteren Werken keine Rolle mehr.
 
Das geborstene SchwertSeit den siebziger Jahren taucht in seinen Romanen auch immer öfter ein Bezug zu den skandinavischen Wurzeln seiner Familie auf. Beispiele sind die Hrolf Krakis Saga, die Holger Danske-Reihe und die Saga vom Ende der Wikinger.

Überhaupt wandte sich Anderson in dieser Zeit auch stärker der Fantasy zu. Schon seit den 60er Jahren war er Mitglied in der "Swordsmen and Sorcerer's Guild of America" (SAGA), der z.B. auch Lin Carter, John Jakes, Michael Moorcook und Fritz Leiber angehörten. 1978 erhielt er den dort verliehenen "Gandalf Award". Qualifiziert hatte er sich durch Romane wie "The broken Sword" (1954) und "Three Hearts and Three Lions" (1961).
 
Poul Anderson ist gewissermaßen der Prototyp des amerikanischen SF-Schriftstellers. Von 50er Jahren bis zu seinem Tod war einer der wichtigen, mal mehr, mal weniger angesagten Autoren.

Er bewies dabei eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit und war auch einer der wichtigen Leute in der US-Szene.  
 
In den letzten Jahren erschienen fast alle Flandry Romane erneut bei Bastei.
 
 
Poul Anderson in Deutschland:
Leihbücher:
Zimmermannverlag:
Die Wing-DynastieDie Wing-Dynastie (1959)
(War of the Wing-Men) 1958
Ü: N.N.

Unter kosmischen Nebeln (1961)
(Brain Wave) 1954
Ü: N.N.

Hefte:
Utopia:
Nr. 585
Raumschiff Modell Eigenbau (1968)
(The Makeshift Rocket) 1958
Ü: Leni Sobez
 
Utopia Großband:
Nr. 131
Dämonen des Weltalls (1960)
(The War of two Worlds) 1959
Ü: Gerhard Ledig

Nr. 148
Rebellion auf der Venus (1961)
(The Big Rain) 1954
Ü: Walter Spiegl

Uno Agent im EinsatzNr. 170
UNO-Agent im Einsatz (1962)
(UN-Man) 1953/1962
Ü: Walter Spiegl
 
Terra:
Nr. 65
Die fremden Sterne (1959)
(No World of their own) 1955
Ü: Jesco von Puttkamer

Nr. 150
Die Rasse der Flügelmenschen (1960)
(The Man who counts) 1958
Ü: Heinz Zwack

Nr. 226
Geheimagent auf Altai (1962)
(Mayday Orbit) 1959
Ü: Horst Mayer

Erdenmenschen unerwünschtNr. 340
Erdenmenschen unerwünscht (1964)
(Earthman, Go Home!) 1960
Ü: Hans Kneifel

Nr. 347
Raumfahrer, Vorsicht! (1964)
(Let the Spaceman Beware!) 1963
Ü: Wulf H. Bergner

Nr. 376
Die Sternzigeuner u.a. Stories (C) (1965)
(Strangers from Earth) 1961
Ü: Horst Mayer

Nr. 382/383 (mit Gordon R. Dickson)
Alexander Jones, Diplomat der Erde (1965)
Earthmans Burden (1957)
Ü: Heinz F. Kliem

Terra Extra:
Nr. 107
Dämonen des WeltallsDämonen des Weltalls (1966)
(War of Two Worlds ) 1953
Ü: Dr. G. Ledig

Nr. 113
Rebellion auf Venus (1966)
(The Big Rain) 1954
Ü: Walter Spiegl

Nr. 140
UNO-Agent im Einsatz (1967)
UN-Man (1962)
Ü: Walter Spiegl

Terra Astra:
Nr. 39
Freibeuter im Weltraum (1972)
(The Star Fox) 1965
Ü: Walter Brumm

Nr. 78
Die unsichtbare Sonne (1973)
(The Trouble Twisters) 1966
Ü: Wulf H. Bergner

Dominic Flandry - Spion im WeltallNr. 106
Dominic Flandry, Spion im All (1973)
(Ensign Flandry) 1966
Ü: Walter Brumm

Nr. 200
Welt ohne Wiederkehr (1975)
(Planet of no Return) 1956
Ü: H.P. Lehnert

Terra Sonderband:
Nr. 30
Die Söhne der Erde (1960)
(The Enemy Stars) 1958/1959
Ü: Lothar Heinecke

Nr. 38
Planet der Amazonen (1961)
(Virgin Planet) 1959
Ü: Peter Mathys

Schach dem UnbekanntenNr. 41
Schach dem Unbekannten (1961)
(We Claim these Stars) 1959
Ü: Walter Ernsting

Nr. 93
Der Unangreifbare (1965)
(Shield) 1962/1963
Ü: Horst Mayer

Taschenbücher:

Terra:
Nr. 116
Freibeuter im Weltraum (1966)
(The Star Fox) 1964/65
Ü: Walter Brumm

Die unsichtbare SonneNr. 124
Die unsichtbare Sonne (C) (1967)
(The Trouble Twisters) 1966
Ü: Wulf H. Bergner

Nr.126
Dominic Flandry - Spion im All (1967)
(Ensign Flandry) 1966
Ü: Walter Brumm

Nr. 204
Satanswelt (1973)
(Satan*s World) 1969
Ü: Birgit Reß-Rehbusch

Heyne:
Nr. 3063
Kontakt mit Jupiter (1966)
(Three Worlds to Conquer) 1964
Ü: Werner Gronwald

Der SternenhändlerNr. 3079
Der Sternenhändler (C) (1966)
(Trader to the Stars) 1964
Ü: Walter Brumm

Nr. 3095
Die Macht des Geistes (1967)
(Brain Wave) 1954
Ü: Wulf H. Bergner

Nr. 3115
Korridore der Zeit (1968)
(The Corridors of Time) 1965
Ü: Fritz Moeglich

Nr. 3169
Das letzte Sternenschiff (1970)
(Orbit unlimeted) 1961
Ü: Walter Brumm

Nr. 3212
Das Horn der Zeit (C) (1970)
(The Horn of Time) 1968
Ü: Birgit Reß-Bohusch

Rebellion auf Alpha CrucisNr. 3253
Rebellion auf Alpha Crucis (1971)
(The Rebel Worlds) 1969
Ü: Birgit Reß-Bohusch

Nr. 3281
Siegeszug im All (C) (1972)
(Seven Conquests) 1955, 1957, 1958, 1963, 1969
Ü: Thomas Schlück

Nr. 3306
Universum ohne Ende (1972)
(Tau Zero) 1970
Ü: Birgit Reß-Bohusch

Nr. 3316
Jenseits der Unendlichkeit (C) (1972)
(Beyond the Beyond) 1969
Ü: Walter Brumm

Nr. 3329
Operation Chaos (1972)
(Operation Chaos) 1971
Ü: Fritz Steinberg

Goldmann:
Hüter der ZeitenNr. 017
Hüter der Zeiten (1963)
(Guardians of Time) 1960
Ü: Heinz Bingenheimer

Nr. 023
Die Menschheit sucht Asyl (1963)
(Twilight World) 1961
Ü: Tony Westermayr

Nr. 042
Der Untergang der Erde (1964)
(After Doomsday)1962/64
Ü: Tony Westermayr

Nr. 0191
Terra gegen Avalon (1975)
(The People of the Wind) 1973
Ü: Tony Westermayr

Nr. 0213
Zwischen den Milchstraßen (C) (1975)
(The Queen of Air and Darkness and other Stories) 1973
Ü: Tony Westermayr

Planet ohne WiederkehrNr. 0247
Planet ohne Wiederkehr (1977)
(Planet of no Return) 1954
Ü: Tony Westermayr

Nr. 0249
Die Zeit wird kommen (1977)
(There will be Time) 1973
Ü: Tony Westermayr

Nr. 23263
Der Zweiwelten-Krieg (1977)
(The War of Two Worlds) 1953
Ü: Tony Westermayr

Nr. 23270
Welt ohne Sterne (1978)
(World without Stars) 1966
Ü: Tony Westermayr

Nr. 23315
Die längste Reise (C) (1979)
(The Best of Poul Anderson) 1976
Ü: Tony Westermayr

Ullstein:
Feind aus dem AllNr. 2990
Feind aus dem All (1973)
(The War of Two Worlds) 1959
Ü: Otto Kühn

Nr. 3149
Entscheidung über den Wolken (1975)
(War of the Wing-Man) 1958
Ü: Heinz Nagel

Nr. 3266
Nomaden des Weltalls (1966)
(Star Ways) 1956
Ü: Dolf Strasser

Nr. 31001
Söhne der Erde (1979)
(The Enemy Stars) 1959
Ü: Lothar Heinecke
 
Bastei:
Nr. 21140
Im Dienst der ErdeIm Dienst der Erde (1981)
(Ensign Flandry) 1966
Ü: Thomas Schichtel

Nr. 21142
Höllenzirkus (1981)
(A Circus of Hells) 1970
Ü: Yoma Cap

Nr. 21146
Rebellen-Commander Flandry auf Alpha Crucis (1981)
(The Rebel Worlds) 1969
Ü: Birgit Reß-Bohusch

Nr. 24007
Hrolf Krakis Saga (1980)
(Hrolf Kraki's Saga) 1973
Ü: Rosemarie Hundertmarck

Des Erdenmannes schwere BürdeNr. 240022
Das Avatar (1981)
(The Avatar) 1978
Ü: Harro Christensen

Moewig:
Nr. 3516
Die Kinder des Wassermanns (1981)
(The Merman's Children) 1979
Ü: Rosemarie Hundertmarck

Nr. 3530
Des Erdenmannes schwere Bürde (1981)
(The Eartman's Burden) (mit Gordon Dickson)1957
Ü: Ronald M. Hahn

Kommentare  

#1 Adrian Doyle 2010-07-31 08:45
Äh, hab ich was überlesen??
Ganz ehrlich, wenn ein Artikel schon so titelt wie dieser, erwarte ich im Fließtext doch spätestens mal die Erwähnung, wann Anderson geboren wurde bzw. wie alt er war, als er starb.
Das reiche ich hiermit nach: geb. 25. November 1926 in Bristol, Pennsylvania.
Nicht um der Besserwisserei Willen, sondern weil ich denke, es interessiert auch andere, und es soll auch nicht die an sich lobenswerte Leistung schmälern, die in dem Artikel sonst so steckt.
Störte mich halt, sorry.
#2 Hermes 2010-07-31 10:29
Tja, ist wohl ein Fall von "man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr". Wird umgehend eingefügt. Danke für den Hinweis!

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