Jürgen Grasmücks Romantitel (6/12) – Die Seelen, die Teufel, Monstren und Zombies

Ein Beitrag von D. Wrath

Shocker's Romantitel Jürgen Grasmücks Romantitel (6/12)
Die Seelen, die Teufel, Monstren und Zombies

Schauderbegriffe à la „Gehenkte“, „Verlies“ oder „Moor“ wurden von Jürgen Grasmück meist zusammen im Doppel- oder Dreierpack in seine Heftromantitel eingebettet, obwohl für die Überschriften seiner Geschichten auch jeweils ein einziges Reizwort genügt hätte.

Ebensogut hätte Dan Shocker auf die brachial-heftige Wortwahl verzichten können, wenn er nicht eben als Groschenheftautor tätig gewesen wäre.

In dieser „Belletristiksparte“ galten Leser-Lockbegriffe im Storytitel als werberelevant und weniger als ein Kürprogramm des Schriftstellers. Reizwortlose Pulp-Manuskripttitel wie z.B. „Es geschah im Januar“ wären selbst von wohlwollenden Redakteuren niemals zugelassen worden. Die Schemaliteraturverlage verlangten verkaufsfördernde, die Aufmerksamkeit des Käufers erzwingende Überschriften, wie z.B. „Der Schlitzer aus dem Jenseits“ – Titel, wie sie von Jürgen Grasmück vielmals in Vollendung abgeliefert wurden.

Die Wiederkehr des Ewiggleichen:
Da das deutsche Horror- und Gruselkrimi-Vokabular auf grob geschätzt ca. 300-400 einschlägige Begriffe begrenzt war, wiederholten sich diese in Dan Shockers Romantiteln mit fortschreitendem Output im Laufe der Jahre gleichsam zwangsläufig.

Ein Problem, mit dem sich auch alle ihm nachfolgenden Horrorheftautoren herumschlagen mussten – besonders jedoch Helmut Rellergerd (Jason Dark) in dessen 2000-teiliger Endlosserie „John Sinclair“: Dort wurden die Grusel-Teaserwörter in den vier Jahrzehnten ununterbrochenen Fließbandschreibens jeweils im Dutzend verschlissen.

Wobei es Jürgen Grasmück im Gegensatz etwa zu seinem Schriftstellerkollegen Richard Wunderer geschafft hat, auf Wiederholungen von kompletten Überschriften in seiner Werksliste von 417 Romanen zu verzichten. Richard Wunderer und/oder der Bastei-Redakteur hatten zwei Peter Winslow-Subserienerzählungen (= die Gespensterkrimis Nr. 417 und Nr. 428) mit demselben Titel („Die Satans-Falle“) versehen. Jürgen Grasmück kam dieser „Wiederholungsfalle“ nur mit den Gerry Thook-Überschriften Nr. 33 „Der Tod ist nicht umsonst“ und der Nr. 38 „Keiner stirbt umsonst“ nahe.

Symbionten? – Dan Shocker und Jason Dark:
Nicht wenige Titelschöpfungen Helmut Rellergerds lehnten sich in auffälliger Weise an jene seines Wegbereiters Jürgen Grasmück an: Man denke hier an John Sinclair-Nummern wie „Dr. Satanos“ (Gespensterkrimi Nr. 17), „Das Leichenhaus der Lady L.“ (Nr. 25), „Der Gnom mit den Krallenhänden“ (Nr. 61) oder „Der Unheimliche von Dartmoor (Nr. 163).
Dazu kamen noch „Die Vampirfalle“ (John Sinclair Nr. 35), „Kreuzfahrt der Skelette“ (Nr. 86), „Flieh, wenn der Würger kommt“ (Nr. 164) und andere, den Larry Brent-Titeln verdächtig ähnlich klingende Abwandlungen.

Bei der Fülle an Schauerpublikationen, die in den 1970er und 1980er Jahren den deutschen Groschenheftmarkt überschwemmten, war das (un-)bewußte Andocken an die Ideen anderer Erzähler vermutlich unvermeidlich.

Nicht verschwiegen werden soll hier aber auch die Tatsache, dass sich der Fantastikkrimi-Pionier Dan Shocker in späteren Jahren selbst von den Storyüberschriften jüngerer Horrorautoren für seine eigenen Hefttitel hat inspirieren lassen.
Bestes Beispiel für das Aufgreifen einer Romanüberschrift (hier: von Helmut Rellergerd) durch das "Gruselhefte-Urgestein" Jürgen Grasmück ist John Sinclair Nr. 145 „Die fliegenden Särge“ aus dem Jahre 1981. Eine originelle Geschichte bzw. Betitelung, die von Dan Shocker 1984 als „Die fliegenden Särge von San Francisco“ recycelt wurde.

Mehr über Titel-Plagiate und äußerst plump agierende Überschriften-Duplikatoren kann demnächst im 11. Artikel der Beitragsreihe nachgelesen werden.
Jetzt aber zurück zum Urahn der Horrorreizbegriffe-Kombinierer, zu Jürgen Grasmück und zu seinem höchsteigenen Fundus an Angst und Schrecken verbreitenden Cover-„Schlagwörtern“.

Infos/Legende: Siehe Beitrag Nr. 1/12

Angst...