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SAGA 12: Roger Zelazny I - Die Schatten Ambers und der Oberst aus der Hölle

S.A.G.A.S.A.G.A. Folge 12: Roger Zelazny (I)
Ambers Schatten und der Oberst aus der Hölle

Die amerikanischen Fantasy-Autoren Lin Carter, L. Sprague de Camp und John Jakes gründeten in den 1960er Jahren eine lockere Autorenvereinigung unter dem Namen „Swordsmen and Sorcerers' Guild of America“ (SAGA). Als weitere Mitglieder kamen bald Poul Anderson, Fritz Leiber, Michael Moorcock, Andre Norton und Jack Vance dazu. Die auf Deutsch erschienenen Fantasywerke dieser Autorengruppe werden in der vorliegenden Artikelserie vorgestellt.

SAGAUrsprünglich wollte im Rahmen dieser Artikelserie nur die oben genannten acht Autoren präsentieren. Mit C. J. Cherryh, Diane Duane, Avram Davidson, Katherine Kurtz, Tanith Lee, Craig Shaw Gardner und Roger Zelazny wurde die Liste aber um eine zweite Generation erweitert, in der interessanterweise gleich vier Frauen vertreten waren. Ich denke, dass Zelazny sehr gut zu den bisher besprochenen Autoren dazupasst und es deshalb Sinn macht, auch ihn hier vorzustellen. Außerdem ist das Thema aktuell, weil derzeit im Winter 2017/18 eine Neuausgabe seiner Amber-Serie in Klett-Cottas Hobbit Presse erscheint. Deshalb sei hier auch gleich eine Spoilerwarnung ausgesprochen!

Roger Zelazny

Roger Zelazny (1937 – 1995) war ein amerikanischer Autor, der mit Werken unterschiedlichster Richtung im phantastischen Genre Furore machte. Neben mehreren preisgekrönten SF-Romanen und Erzählungen, worunter das ambitionierte Werk Herr des Lichts, das auch für Fantasy-Liebhaber von Interesse ist und deshalb hier besprochen wird, und der psychologisch angehauchte Kurzroman Herr der Träume herausragen, ist die Fantasy-Serie Die Chroniken von Amber sein bekanntestes Werk. Das Konzept einer mächtigen Familie von Halbgöttern, die verschiedene Welten beherrschen und untereinander rivalisieren, ist von Philip José Farmers Etagenwelt-Serie beeinflusst, was Zelazny offen einräumte. Paten für beide Serien sind wohl auch die Götter und Halbgötter aus der griechischen und germanischen Mythologie, denn Familienstreitigkeiten findet man hier genauso zuhauf. Bei einigen Kritikern verspielte Zelazny durch den Wechsel zu den seichteren Fantasy-Stoffen seine frühere Reputation, denn er war vorher als einer der Hauptakteure der amerikanischen Spielart der New Wave in der SF der sechziger und siebziger Jahre gehandelt worden. Diese Strömung brachte interessante Stoffe und einen Paradigmenwechsel vom Outer zum Inner Space hervor. Darunter war aber auch eine Menge schwer Verdauliches und schwer Verkäufliches. Dass Inhalte wie Amber ein größeres Publikum fanden, manifestiert sich auch darin, dass als Copyrightinhaber der späteren Zelazny-Werke die Amber-Corporation angegeben wurde.

SAGAEin Mann erwacht nach einem Unfall ohne Erinnerungen in einem Krankenhaus. Nachdem er sich von seinen Verletzungen erholt hat, geht er auf die Suche nach seiner Identität und findet seine Schwester Flora, die ihn ins Hospital einliefern ließ. Sie redet ihn mit Corwin an. Corwin kann seine Amnesie vor seiner Schwester verbergen und erfährt, dass er eine Menge weiterer Geschwister hat und Corwin von Amber ist, ein Prinz von königlichem Geblüt. In einem Versteck in Floras Schreibtisch findet er einen Satz Spielkarten, in dem die Gesichter seiner Geschwister abgebildet sind, welche Corwin beim Betrachten wiedererkennt. Dann taucht sein Bruder Random auf der Suche nach Hilfe auf, denn er wird von Schattengestalten verfolgt. Der gemeinsame Feind ist Eric, ihr Bruder, der als Nachfolger des verschwundenen Vaters, des Königs Oberon, den Thron von Amber beansprucht. Amber ist die einzig reale Welt, alle anderen sind nur Schattengestalten, die aus den geistigen Kräften der Prinzen von Amber entstanden sind. Die Spielkarten sind ein Mittel, um mit den auf ihnen abgebildeten Personen zu kommunizieren und durch die Schatten zu ihnen zu gelangen. Corwin und Random verbünden sich und reisen, nachdem sie ihre Schwester Deirdre befreit haben, gemeinsam nach der Unterwasserstadt Rebma, der Spiegelstadt von Amber. Dort existiert eine Kopie des geheimnisvollen Musters von Amber, das nur ein Prinz von Amber ohne Verlust seines Lebens durchschreiten kann. Corwin nimmt das Wagnis auf sich, schreitet das Muster ab und gewinnt dadurch einen Großteil seiner Erinnerung zurück. Die riesige Familie der Prinzen von Amber umfasst neun Prinzen und vier Prinzessinnen, es waren früher aber mehr. Sie alle sind relativ unsterblich, mit übermenschlichen körperlichen und geistigen Kräften ausgestattet, haben die Fähigkeit, die Schattenwelten zu formen, erholen sich extrem rasch von Verletzungen, können aber getötet werden. Corwin war mehrere Jahrhunderte auf der Erde im Exil, die ein Schatten von Amber ist. Er begibt sich unverzüglich zurück nach Amber und ficht einen Zweikampf gegen Eric aus, der wahrscheinlich der Verursacher von Corwins Unfall war. Der Zweikampf endet ohne Ergebnis, Corwin muss aber vor Erics Truppen fliehen. Er stellt zusammen mit Bleys, einem weiteren Bruder, eine riesige Armee auf und marschiert gegen Amber. Die Armee wird aufgerieben, Corwin gefangen und er muss der Krönung Erics zuschauen, bevor ihm dieser die Augen aus dem Kopf brennen lässt. Doch sein Sehvermögen regeneriert sich nach vier bitteren Jahren im Gefängnis. Corwin entflieht mit Hilfe Dworkins, des Zwergen, welcher einst die Spielkarten und das Muster schuf, und beschreitet den Pfad der Rache, der ihn zurück zum Thron Ambers führen wird.

SAGADazu will er die Schattenwelt Avalon aufsuchen, über die Corwin vor langer Zeit herrschte. Denn Die Gewehre von Avalon können der Schlüssel zur Macht in Amber sein, aber Corwin muss eine Alternative zu Schießpulver finden, denn dieses funktioniert in Amber nicht. Auf dem Weg durch die Schatten rettet Corwin den schwerverwundeten Ritter Lancelot vor dem Tod und transportiert ihn zur Burg Sir Ganelons, der als Nachfolger des im Kampf zu Tode gekommenen Uther das Land Lorraine gegen einen unheimlichen schwarzen Kreis verteidigt, der sich über das Land ausbreitet und monströse Kreaturen ausspeit. Ganelon war einst ein Gefolgsmann Corwins in Avalon, wurde von ihm aber wegen eines Vergehens ausgestoßen. Er erkennt seinen einstigen Herrscher nicht, weil dieser nach den Jahren im Gefängnis total ausgezehrt ist. Nachdem sich Corwin erholt hat, übernimmt er die Führung der Truppen Ganelons und greift die Dämonen des Schattenkreises an. Mit seinen übermenschlichen Kräften besiegt er ihren Anführer Strygalldwyr und macht dem Spuk ein Ende. Er muss aber erkennen, dass er selbst der Urheber des Bösen war, denn als sein Eric ihm die Augen ausbrennen ließ, sprach Corwin einen machtvollen Fluch gegen ihn und Amber aus und öffnete damit Wesen, die jenseits der Schatten hausen, den Weg in die reale Welt. Corwin und Ganelon reisen nach Avalon, wo sich der Herrscher dieser Schattenwelt überraschenderweise als Corwins Bruder Benedict herausstellt, der sich aus den Intrigen in Amber heraushält. Corwin lernt eine junge Frau mit Namen Dara kennen, die sich als Enkelin von Benedict vorstellt und das Muster in Amber beschreiten will, nachdem ihr Corwin erzählt, dass sie dadurch die volle Macht der Prinzenfamilie gewinnen kann. Gegen seine eigene Absicht beginnt er eine Liebesaffäre mit ihr. Schließlich gelingt es Corwin, auf der Erde Gewehre zu kaufen, die er mit Diamanten bezahlt, welche er auf einer unbesiedelten Schattenerde in Südafrika mit Leichtigkeit aus dem Sand siebt. Er findet einen Ersatzstoff für Schießpulver und heuert eine Armee an, mit der er gegen Amber marschiert. Auf dem Weg muss die Armee mehrmals die schwarze Straße kreuzen, die unheimliche Wesen ausspeit, welche reihenweise die Menschen dahinmeucheln. Corwins verhasster Bruder Eric sendet ihm eine Nachricht und bittet ihn, den Streit beiseite zu legen und gemeinsam gegen die Dämonen der schwarzen Straße zu kämpfen. Corwin marschiert mit seiner Armee vorwärts, findet Amber bereits belagert und Eric im Sterben. Eric übergibt Corwin das mächtige Juwel des Geschicks, bevor er verscheidet. Somit ist für Corwin der Thron frei, aber die Zukunft ist ungewiss, denn der Belagerungszustand durch die Schattenwesen ist aufrecht. Dann erlebt Corwin noch eine Überraschung, denn Dara hat in Amber das Muster durchschritten und strahlt große Macht aus. Nachdem sie prophezeiht, dass Amber vernichtet werden wird, verschwindet sie spurlos.

SAGACorwin ist jetzt Herr von Amber, aber inmitten des Intrigenstadels seiner Geschwister gelandet. Bald kommt die Hiobsbotschaft, dass sein Bruder Caine ermordet worden ist. Corwin wird verdächtigt, mit dem Mord zu tun zu haben, weil eine falsche Spur gelegt worden ist. Bei einem Rat der Geschwister versucht er, sich reinzuwaschen. Er macht den Vorschlag, eine Befreiungsaktion für Brand zu starten, der irgendwo im Schatten in einem Turm gefangen ist, welcher von einem riesigen Schlangendämon bewacht wird. Die Aktion gelingt, aber inmitten seiner Geschwister wird Brand durch einen Messerstich schwerstens verletzt, den niemand gesehen hat, und kann keine Auskünfte über den Attentäter geben. Als Corwin seine Gemächer aufsucht, wird auch er von einem Dolchstoß getroffen und versetzt sich in sein altes Haus auf der Schattenerde. Er landet im gleichen Hospital wie vor sieben Jahren und erholt sich dort schnell im Vergleich zu Amber, denn die Erde hat einen schnelleren Zeitablauf. Einigermaßen wiederhergestellt kehrt Corwin nach Amber zurück. Brand kann wieder sprechen und eröffnet Corwin, dass er sich mit Bleys und Fiona verbündet hatte, um Vater Oberon loszuwerden und die Herrschaft zu übernehmen Das Bündnis ist aber zerbrochen. Schwester Fiona wird als die Attentäterin auf Brand enttarnt, sie ist aber in der Zwischenzeit geflohen. Corwin begibt sich mit Random und Ganelon in das geheimnisvolle Tir-na Nóg'th. Er glaubt in einem alternativen Zeitstrom angelangt zu sein, wo sein Bruder Benedict herrscht. Dieser hat statt seiner im Krieg verlorenen eine künstliche Hand, mit der er Corwin fast erwürgt. An seiner Seite ist die geheimnisvolle Dara. Corwin schlägt dem Traum-Benedict mit seinem Schwert Grayswandir den Arm ab. Die drei kehren nach Amber zurück und begegnen einem weißen Einhorn, dem Wappentier Ambers. Im Zeichen des Einhorns bleiben nach wie vor viele Rätsel ungelöst. Denn Corwin und seine Reisegefährten finden das originale Muster, von dem das in Amber befindliche der erste Schatten und somit nur eine Kopie ist.

SAGADoch das Muster ist beschädigt, das muss durch das Blut eines der Mitglieder der Amber-Familie passiert sein. Ganelon holt unter Lebensgefahr einen Dolch und eine Trumpfkarte aus dem Muster heraus. Die Karte zeigt einen vorerst unbekannten Mann, doch Random wird klar, dass dies sein verlorener Sohn Martin sein muss. Zurück in Amber, steigt Corwin zu seiner früheren Zelle hinab. Dabei trifft er den Autor des Romans Roger, eine Pfeife rauchende ausgemergelt wirkende Gestalt, die gerade eine philosophische Liebesgeschichte schreibt. Corwin restauriert in seiner Zelle die Zeichnung des Leuchtturms von Cabra, zu dem er seinerzeit geflohen war und versetzt sich dann wieder dorthin, wo er den Zwerg Dworkin trifft. Dworkin, welcher der Ahnherr des Geschlechts von Amber ist, glaubt zuerst, es mit Oberon zu tun zu haben, und diskutiert mit ihm über den Plan, das Muster und damit Amber samt aller Schattenwelten zu zerstören. Damit könnte die Schöpfung nochmals komplett von vorn beginnen. Doch Corwin zieht vor, das Muster zu reparieren. Dafür benötigt er das Juwel des Geschicks, in dem sich das Muster wiederspiegelt. Doch Corwin hatte es auf der Erde bei seinem dortigen Haus versteckt, denn es länger zu tragen wäre lebensgefährlich gewesen, weil es die Energie aus seinem Träger heraussaugt, die Zeit verlangsamt und schlussendlich zum Tode führt. Dworkin, den wieder der Wahnsinn überkommt, verwandelt sich eine Bestie und verfolgt Corwin, der durch eine Spielkarte entflieht und in den Höfen des Chaos landet. In dieser alptraumhaften Umgebung, die wie eine ungeformte Welt aussieht, wird Corwin durch einen Reiter angegriffen, der ihn nach seinem Namen fragt. Und Corwin erinnert sich plötzlich: er war selbst mit seinem Vater Oberon schon hier! Dann erscheint ein weiterer Reiter, der Corwin erkennt, als dieser sein Schwert Grayswandir schwingt. Corwin enflieht der Chaoswelt und kehrt nach einem Treffen mit seinem Bruder Julian, bei dem sie sich versöhnen, nach Amber zurück. Dort hat er eine Besprechung mit Brand, der finstere Pläne spinnt und sich als derjenige herausstellt, der Martin beinahe getötet hätte und auch für Corwins Unfall verantwortlich war. Brand will das Juwel des Geschicks in die Hand bekommen und kommt Corwin zuvor, der es aus seinem Versteck bei seinem Haus auf der Erde zurückholen möchte. Corwin verhindert mit Mühe und der Unterstützung von Benedict, dessen neue künstliche Hand einem eigenen Willen folgt, dass Brand das Urmuster gänzlich zerstört, und gewinnt das Juwel zurück. Doch Brand kann den Angreifern entkommen. Jemand muss dieses unwahrscheinlich anmutende Zusammentreffen verschiedener Umstände geplant haben. Steckt gar Die Hand Oberons dahinter, des seit langer Zeit vermissten Vaters? Die Brüder sind konsterniert, als sie über die Spielkarten Verbindung mit Ganelon bekommen, der spricht:

„Das war gute Arbeit. Freut mich, daß ihr mir mein Schmuckstück zurückgebracht habt. Ich brauche es bald.“

Zitiert aus: Roger Zelazny: Die Hand Oberons. München 1978, Heyne SF 3594

SAGADer Vater hatte alle getäuscht und in Ganelons Gestalt seine Ränke gesponnen. Nach einigen gebrüllten Befehlen verschwindet er wieder, die Geschwister verwirrt und äußerst wütend zurücklassend. Obwohl Corwin von Oberon als sein Nachfolger mit Dara an seiner Seite auserwählt worden ist, hat er die Nase voll und will nicht mehr König von Amber werden. Allerdings lernt er überraschenderweise Merlin kennen, seinen gemeinsamen Sohn mit Dara, von dessen Existenz er bisher keine Ahnung gehabt hatte. Merlin ist in den Höfen des Chaos augewachsen und durch die unterschiedlichen Zeitabläufe bereits erwachsen. Oberon hinterlässt nur die Information, dass er das Urmuster reparieren will, und sei es auch um das Preis seines Lebens. Corwin soll das Juwel des Geschicks durch die Schatten bringen. Dort wo Die Burgen des Chaos sind soll die Entscheidung fallen. Der Weg durch die Schatten entlang der schwarzen Straße ist lebensgefährlich. Ein Sturm zieht auf, der das Land auffrisst und in Chaosmaterie verwandelt, womit die Existenz des ganzen Universums auf dem Spiel steht. Corwin ist Angriffen seines verrückten Bruders Brand ausgesetzt, der ihm das Juwel des Geschicks abnehmen und ein eigenes Muster kreieren will. Dazu kommen Attacken von Wesen, die von den Burgen des Chaos kommen. Schließlich ist Corwin am Ende seiner Kräfte und muss erkennen, dass er die Burgen auf normalem Weg nicht mehr erreichen kann und Oberon wahrscheinlich gescheitert ist. Deshalb beginnt er ein verzweifeltes Unterfangen, das aber zum Erfolg führt: er schafft mit seinen Geisteskräften ein neues Muster, welches die Kräfte des Chaos zurückhält. Ausgepumpt am Boden liegend muss er aber hinnehmen, dass Brand erneut herbeiteleportiert, ihm das Juwel des Geschicks entwendet und ihm so knapp vor dem Ziel den Sieg entreisst. Doch kann sich Corwin jetzt durch die Schöpfung des neuen Musters zu den Burgen des Chaos versetzen, wo er seine Geschwister trifft, welche die Belagerung der Burgen anführen. Brand, der Deirde in seiner Gewalt hat, wird von einem Bogenschützen erschossen und stürzt zusammen mit dem Juwel des Geschicks und seiner Schwester in den Abgrund des Nichts. Der Schütze stellt sich als Bruder Caine heraus, welcher den Leichnam eines von ihm selbst erzeugten Schatten-Doppelgängers hinterlassen, damit seinen Tod nur vorgetäuscht und in Verkleidung Corwin schwer verwundet hatte. Nachdem Caine seine Handlungsweise erklärt, versöhnen sich die beiden einigermaßen miteinander. Ein Leichenzug mit dem Sarg von Oberon zieht an ihnen vorbei, vom Zwergen Dworkin angeführt. Da erscheint das weiße Einhorn mit dem Juwel des Geschicks im Maul und kniet vor Random nieder. Dieser akzeptiert die ihm übertragene Königswürde und nimmt die Loyalitätserklärungen der Geschwister entgegen. Corwin hilft ihm, sich auf die Kraft des Juwels geistig einzustimmen. Random ist erfolgreich, die Kräfte des Chaos werden besiegt und das Universum ist gerettet. Corwin erzählt seine Lebensgeschichte seinem Sohn Merlin, der das Muster durchschreiten und Macht über die Schatten gewinnen will.

Der Abschluss lässt den Leser unzufrieden zurück, denn die Handlung wird zwar abgeschlossen, jedoch bleibt eine Reihe von Fragen ungeklärt. Viele Rätsel der geheimnisvollen Burgen des Chaos sind nach wie vor offen. Was ist mit ihren Beherrschern, wie ist Vater Oberon ums Leben gekommen, was ist mit Dworkins Wahnsinn passiert? Im amerikanischen Original benötigte der Leser acht Jahre vom ersten bis zum letzten Band, um diesen Schluss vorgesetzt zu bekommen, in Deutschland nur vier, wobei die ersten vier Bände vom Heyne Verlag recht zügig 1977/78 veröffentlicht wurden. Möglicherweise bewog das unbefriedigende Ende Zelazny einige Jahre später dazu, einen zweiten Fünfteiler nachzuschieben, in dem Corwins Sohn Merlin die Hauptrolle spielt.

SAGAMerle Corey lebt seit Jahren als Programmierer auf der Schattenerde. Merle ist in Wirklichkeit der Amberprinz Merlin, sein Vater Corwin ist seit langer Zeit in den Schatten verschollen. Er ist ein mächtiger Magier, denn er stammt väterlicherseits von Amber und mütterlicherseits von den Burgen des Chaos ab, deshalb kann er sowohl auf die Kräfte des Musters als auch auf des Logrus, des Zeichens des Chaos, zurückkgreifen. Er arbeitet insgeheim an der Entwicklung eines ultimativen Computers, dem er den Namen Geistrad gegeben hat. Immer wieder wird am 30. April, dem Vorabend zur Walpurgisnacht, ein Anschlag auf ihn verübt. Als bei einem weiteren Anschlug seine Freundin Julia von einem Dämon ermordet wird, macht sich Merlin daran, das Geheimnis der seltsamen Anschläge zu lösen. Sind Die Trümpfe des jüngsten Gerichts, Spielkarten, welche von einem Unbekannten gemacht wurden und neue Wege durch die Schatten ermöglichen, der Schlüssel zur Aufdeckung der Geheimnisse? Mit Bill Roth, dem Freund und Rechtsberater seines Vaters, kehrt Merlin nach Amber zurück und erfährt von Random, seinem Onkel und König, dass Caine ermordet worden ist und die Intrigen unter dem Geschwistern von neuem begonnen haben. Als Merlin Random von Geistrad erzählt, ist dieser von seinem Werk aufgrund der großen Macht und der Gefahrten, die damit verbunden sein könnten, nicht angetan. Er befiehlt Merlin, Geistrad stillzulegen. Widerwillig macht sich dieser an diese Aufgabe, wird aber von seinem Geschöpf, das sich in eine unerwünschte Richtung zu entwickeln scheint, aufgehalten. Als Urheber der Unruhen in Amber und Atentäter auf Merlin stellt sich schließlich Merlins Cousin Rinaldo heraus, ein bisher unbekannter Sohn von Brand. In der Maske seines Kollegen Luke hatte er Merlins Freundschaft erschlichen. Er greift nach dem Geheimnis von Geistrad und will mit seiner Macht das Haus Amber vernichten. Er trachtet danach, den Tod seines Vaters zu rächen und lässt Merlin scheinbar hoffnungslos in einem Kristallgefängnis zurück.

SAGADoch die Gefangenschaft dauert nicht ewig, und so gelingt Merlin der Ausbruch, als zwei Attentäter in die Höhle eindringen, die von Jasra kommandiert werden, der geheimnisvollen Frau, die ihn bereits zu seiner Zeit auf der Erde mit einem Stachel vergiften wollte. Merlin überwältigt die beiden, worauf Jasra flieht. Er sucht nochmals San Francisco auf, um Julias Wohnung genauer zu untersuchen. Dort entdeckt er eine magische Pforte und gelangt durch sie zu einem Ort mit Namen Hort der vier Welten, der von Truppen unter ihrem Anführer Dalt angegriffen wird. Der Hort war unter der Herrschaft der mittlerweile verschwundenen Jasra, die sich als die Mutter von Rinaldo herausstellt, was ihre Angriffe auf Merlin erklärt. Dieser hat dann eine unliebsame Begegnung mit einem maskierten Zauberer und kehrt mittels Trumpf nach Amber zurück. Er sucht Vinta auf, die frühere Geliebte Caines, und rettet den schwerverwundeten Luke, der mit ihm in höchster Not Kontakt aufgenommen hat. Luke trachtet ihm nicht mehr nach dem Leben, nachdem seine Rache gegen Caine erfüllt ist. Vinta stellt sich als zeitweilig von einer anderen Wesenheit beherrscht heraus, die vorher auch schon andere Bekannte Merlins übernommen hatte. Er fasst einen Plan und durchquert in Amber das Muster, was ihm erlaubt, sich ohne Spielkarte an jeden gewünschten Ort zu versetzen. Er springt nochmals zum Hort der vier Welten, wo er die versteinerten Gestalten von Sharu Garrl, dem früheren Herrn des Horts, und von Jasra findet. Merlin hat einen weiteren unentschieden ausgehenden magischen Zweikampf mit dem Zauberer mit der Kobaltmaske, der ihm irgendwie bekannt vorkommt Er wechselt mit der versteinerten Jasra nach Amber. Von Luke erfährt er dort, dass der Heerführer Dalt aus einer Vergewaltigung seiner Mutter durch Merlins Großvater stammt und somit Das Blut von Amber in sich trägt. Von einer eigenartigen Karte wird er an einen anderen Ort gezogen. Als der Märzhase, Humpty, Dideldum, Dideldei, Dodo, die Raupe, die Katze und weitere bekannte Personen auftauchen, wird Merlin klar, dass er in der Welt von Alice im Wunderland gelandet ist.

Am Ende des Romans bleibt dem Leser nur, Goethes Spruch leicht abzuwandeln und zu denken: „Hier sitz' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor!“. Die Handlung ist chaotisch, mehr Fragen werden aufgeworfen als beantwortet, die Hauptpersonen sind unsympathisch oder undurchschaubar, Seitenwechsel schwer nachvollziehbar (ist Luke jetzt Merlins bester Freund oder sein Todfeind?). Die Spannung hält sich auch in Grenzen, denn dass Merlin als zweifacher Zauberer allen Gefahren entkommen wird, ist vorauszusehen. Ein typischer Roman in der Mitte einer Serie, der nichts weiterbringt als das Bankkonto des Autors.

SAGAIn der Alice-Welt geht es, wie nicht anders zu erwarten, drunter und drüber. Merlin und Luke sind in einer Bar gelandet, wo zwar das Bier gut ist, sie aber in den Kampf zwischen dem Jabberwock und einem Feuerengel geraten. Merlin hackt mit dem magischen Vorpalschwert, das er sich glücklicherweise gekrallt hat, den Feuerengel in Stücke. Er erkennt, dass sie in einem LSD-Trip von Luke gefangen sind, dem der Stoff während seiner Gefangenschaft eingeflößt worden war. Mittels Karte versetzt er sich zu seinem Stiefbruder Mandor, einem Sohn von Prinz Dawall, der Merlins Mutter Jasra geehelicht hatte. Mandor war Merlins Freund während seiner Jugendzeit an den Höfen des Chaos. Er glaubt, dass ihr Halbbruder Jurt hinter den Mordversuchen an Merlin steckt, um einen möglichen Konkurrenten für die Thronfolge im Chaosreich auszuschalten. Der Beweis dafür wird bald angetreten, denn die beiden haben eine unerfreuliche Begegnung miteinander, wie schon einige Male vorher. Dann ruft Fiona Merlin zuhilfe, denn ein riesiger Wirbelsturm bedroht Amber. Dieser wird aber von Mandor als Zeichen des Chaos erkannt und zum Erliegen gebracht. Merlin nimmt Mandor nach Amber in die Höhle des Löwen mit und gerät in weiteren Schlamassel, als der Premierminister Orkuz von Begma mit seinen beiden Töchtern Coral und Nayda in diplomatischer Mission aufkreuzt. Nachdem König Random abwesend ist, bittet Königin Vialle Merlin, die hohen Gäste zu betreuen. Coral becirct Merlin, ihr das Muster zu zeigen und beschreitet es zu seiner Verblüffung. Sie erklärt ihm, dass sie aus einer Affäre seines Großvaters Oberon stammt und verschwindet dann spurlos, denn durch die Durchquerung des Musters hat sie wie die anderen Mitglieder des Hauses die Macht gewonnen, sich an einen beliebigen Ort zu versetzen. Corals Schwester Nayda macht sich ebenfalls an Merlin heran und tritt als seine Beschützerin auf. Es stellt sich heraus, dass sie von einem Geist besessen ist, dem Dämon Ty'iga, der früher bereits Vinta und andere Personen übernommen hatte, und aus unbekannten Gründen um Merlins Wohl besorgt ist. Luke unterliegt in einem Duell Dalt, welcher damit droht Amber anzugreifen, und wird von ihm gefangen. Merlin befreit Lukes Mutter Jasra von ihrem Dasein als Kleiderständer und schließt ein Bündnis mit ihr. Zusammen mit Mandor greifen sie den Hort der Vier Welten an, der vom Magier mit der Maske und Jurt gehalten wird. Sie gewinnen die Oberhand, aber Merlin muss entsetzt feststellen, dass sich hinter der Maske seine tot gewähnte Freundin Julia versteckt hat, bevor sie im Feuer verschwindet, ohne dass er mit ihr sprechen kann.

SAGAJasra gelingt es endlich, den Zauberer Sharu Garrl zu besiegen und sich damit wieder die Herrschaft über den Hort der Vier Welten zurückzuholen. Merlin schließt einen fragilen Frieden mit ihr. Mit den vereinten Kräften von Jasra und Mandor versucht er, den Aufenthaltsort der verschwundenen Coral zu finden. Dabei wird er in eine fremdes Land gezogen, das sich unter den Schatten zu befinden scheint und wo das Muster und der Logrus ihn dazu bringen wollen, sich als Ritter der Schatten für eine der beiden Seiten zu entscheiden. Merlin weigert sich aber, weil dies die beiden Seiten seiner Existenz sind. Er hat Begegnungen mit Doppelgängern von Dworkin, Oberon, Dorwin, Brand, dem Schattenlord Borel und seinem missratenen Bruder Jurt, mit dem er ein temporäres Bündnis schließt. Es scheint, dass diese Gestalten Geister sind, die vom Muster geschaffen wurden, denn sie haben die Erinnerungen der Originale bis zum einem bestimmten Zeitpunkt. Merlin findet das Juwel der Urteilskraft (in den von einem anderen Übersetzer übertragenen ersten fünf Bänden Juwel des Geschicks genannt) und erreicht endlich Coral in einer unvollständigen Kopie des Musters. Er durchschreitet es, um zu ihr zu gelangen. Die nicht ganz bei sich befindliche Coral erwacht erst, als Merlin sie beschläft, erst dann kann er sich mit ihr nach Amber zurückversetzen. Die Kamalitäten nehmen aber kein Ende, denn als der Ty'iga des Juwels ansichtig wird, entwendet er es Merlin, denn dadurch wird er vom Geas frei, das ihm Merlins Mutter Dara zu seinem Schutz auferlegt hatte. Doch dann tauchen das Muster und der Logrus pesönlich auf und fechten um das Juwel, auf das beide Anspruch erheben. Auch Dworkin taucht wieder auf und verschwindet mit Coral. Merlin folgt der Spur und landet im Reich Kashfa, wo sein Freund Luke kurz vor der Krönung steht mit Coral. Zu Merlins Überraschung ist seine Königin Coral, welcher Dworkin das Juwel des Geschicks als Ersatz für ein bei den Kämpfen erblindetes Auge eingesetzt hat.

SAGASo muss Merlin als Vertreter Ambers der Zeremonie zur Königskrönung von Luke beiwohnen. Luke erzählt ihm, dass die ganze Sache wieder einmal eine Verschwörung seiner intriganten Mutter und des Söldnerführers Dalt war, denn Jasra strebt erneut die Macht hinter dem Thron an. Er erwacht aus einem Erschöpfungsschlaf, als ein Dämon an seinem Bett steht. Es ist Gryll, ein alter Diener des Königshauses in den Burgen. Er bringt die Nachricht, dass der Chaoskönig Swayvill im Sterben liegt, und Merlin als Prinz des Chaos, der einen vorderen Rang in der Thronfolge hat, wird zu seinem Sterbebett gerufen. Gryll transportiert Merlin in Windeseile durch die Schatten zur Königsburg Sawall, wo ihn sein Onkel Prinz Suhay empfängt. Merlin wird immer klarer, dass die Intrigenspiele in den Burgen des Chaos nach dem gleichen Schema ablaufen wie in Amber bei der Nachfolge Oberons, denn Mandor eröffnet ihm, dass der Logrus ihn, den sowohl vom Chaos als auch von Amber Abstammenden, als Nachfolger von Swayhill vorgesehen hat. Das passt vielen Leuten nicht, allen anderen voran Jurt, der selbst auf den Thron schielt. Merlin ist zuerst verblüfft, beginnt aber zu verstehen. Er hat eine Begegnung mit einem Muster-Geist seines Vaters Corwin, mit dem er diskutiert, was er tun soll, und der ihm Einsichten vermittelt:

„Wer auch immer du sein magst und was auch immer dir angetan worden sein mag, irgendwann wird sich dir die Möglichkeit zu einer Entscheidung bieten, früher oder später. Du bist größer als die Summe deiner Teile, Merlin. Gleichgültig was bis jetzt für deine Geburt und dein Leben ausschlaggebend war, du hast Augen und ein Gehirn und etliche wertvolle Eigenschaften. Laß dich von niemanden zum Narren halten, nicht einmal von mir. Und wenn die Zeit kommt, falls sie kommt, dann paß höllisch auf, daß du selbst es bist, der die Entscheidung trifft. Nichts vom Gewesenen wird dann noch von Bedeutung sein.“

Zitiert aus: Roger Zelazny: Prinz des Chaos. München 1995, Heyne SF 5285

Als Merlin dann eine Verabredung zum Essen mit seiner Mutter Dara hat, gesteht sie ihm, dass sie seinerzeit im Auftrag des Logrus Corwin umgarnt hat, um ihn zu zeugen, denn er war ein Zuchtexperiment und als künftiger Herr des Chaos geplant. Merlin beschuldigt sie, entweder Corwin gefangen zu halten oder für seinen Tod verantwortlich zu sein, und sie reagiert ängstlich und entrüstet. Bei der Beisetzungszeremonie werden die Prinzen Tmer und Tubble Opfer von Anschlägen, sodass jetzt Merlin tatsächlich der Erste in der Thronfolge ist, denn König Swayvill hatte ihn einst adoptiert. Coral soll seine Gefährtin werden, denn sie trägt das Juwel der Urteilskraft, das vom Logrus beansprucht wird. Sie wird zu diesem Zweck von Chaosleuten aus Khasfa entführt. Merlin befreit sie und versöhnt sich wieder mit Julia, die ihm begegnet. Schließlich befreit er auch seinen Vater. Jurt legt seine Ambitionen auf den Thron ab und versöhnt sich endgültig mit Merlin. Am Ende tritt dieser wirklich die Herrschaft an, aber nicht unter der Knute von Dara und Mandor, welche die wahre Macht hinter dem Thron sein wollten, sondern als unabhängiger König. Somit ist gewährleistet, dass Chaos und Ordnung weiterhin mit gleicher Stärke um die Vorherrschaft im Universum wetteifern können.

Die Merlin-Pentalogie benötigte im amerikanischen Original sechs Jahre vom ersten bis zum letzten Band. Die deutsche Ausgabe kam in einem Aufwaschen heraus, was für den Leser angenehm war, denn die einzelnen Romane können keinesfalls als in sich abgeschlossen betrachtet werden. Zelazny schrieb auch acht Kurzgeschichten zum Amber-Zyklus, von denen aber keine auf Deutsch vorliegt. Zusammen mit weiteren Erzählungen wurden sie im Band The Road to Amber gesammelt präsentiert. Derzeit (Jahreswende 2017/18) bringt die renommierte Hobbit Presse eine Paperbackausgabe der ersten fünf Amber-Romane in schöner Gestaltung mit bei den einzelnen Büchern unterschiedlich gefärbtem Schnitt heraus. Dies ist bemerkenswert, weil es sich doch – ohne die Romane herabwürdigen zu wollen – um pure Unterhaltung ohne besonderen literarischen Anspruch handelt, den diese Edition sonst doch im Auge hat. Von Kritikern wurde auch bemängelt, dass hier auch ein nicht mehr zeitgemäßes Geschlechterverhalten vorgestellt wird, denn bei den Geschwistern spielen allein die Männer die tragenden Rollen, während die Frauen auf Hilfsdienste und Intrigen bis zu Mordversuchen beschränkt bleiben. Die Dialoge in den Büchern wirken so, als würden sich Collegestudenten von der amerikanischen Westküste miteinander unterhalten. Obwohl die Protagonisten andauernd in Todesgefahr sind, ist immer wieder Zeit für ironisches Geplaudere. Sehr gewöhnungsbedürftig für einen unbedarften Mitteleuropäer wie mich, aber der Stil ist zugegebenerweise Geschmackssache.

SAGAPures Sword and Sorcery-Feeling bietet Zelaznys Zyklus Dilvisch der Verdammte, der aus einer Anzahl von Kurzgeschichten und einem Roman besteht. Die Kurzgeschichten erschienen seit den sechziger Jahren verstreut in Magazinen und Anthologien und wurden in dem Band Dilvish the Damned gesammelt, welcher leider nicht auf Deutsch publiziert wurde. Drei der Kurzgeschichten fanden auch Aufnahme in deutschsprachige Anthologien. Die Dilvish- und die Amber-Geschichten waren auch der Grund für die Aufnahme Zelaznys in den Kreis der SAGA-Autoren. Den Roman Wechselhaftes Land widmete Zelazny unter anderem Lin Carter, der ihn zum Schreiben desselben gedrängt hatte.

Der Weg nach Dilfar ist handlungschronologisch die erste Geschichte der Serie. Oberst Dilvish hat zwei Jahrhunderte in der Hölle verbracht. Nun ist er auf dem Rücken seines aus den Stallungen der Hölle stammenden Pferdes Black, das aus seinen Nüstern Flammen speien lassen kann, auf dem Weg nach Dilfar. Immer wieder stellen sich tollkühne Gegner in seinem Weg, um ihn aufzuhalten. Doch zusammen mit seinem aus Metall bestehenden Dämonenpferd ist der Oberst des Ostens unüberwindlich, und so erreicht er schließtlich die Stadt, um zu verkünden, dass eine Armee unter dem Kommando von Lylish, dem Oberst des Westens, auf dem Weg ist, um Dilfar einzunehmen. Doch die Stadt darf nicht fallen, und so ruft Dilvish die Einwohner auf, zur Verteidigung ihrer Heimat zu den Waffen zu greifen.

König Malacar der Mächtige, der Herrscher des Reiches des Ostens, weiß, dass Dilvish derselbe ist, welcher bereits vor vielen, vielen Jahren Portaroy befreite. Er weiß auch, dass Dilvish aus dem Hause Selars stammt. Nur ein Angehöriger dieses Hauses vermag es, Die Glocken von Shoredan in Rahoringerast zum Läuten zu bringen und die Legion der Verdammten zu rufen, welche die unzureichend gerüsteten Verteidiger Dilfars unterstützen kann. Jemand wie Dilvish mit seinem Reittier wie seines könnte die weite Strecke zurücklegen. So macht sich Dilvish mit dem Segen des Königs auf den Weg und erreicht nach vielen Mühen die Stadt Rahoringerast, einen Ort voller Ruinen. Dilvish betritt die Zitadelle, Black zurücklassend, der hier nicht ohne Schaden hineinkann, und besiegt die sich ihm in den Weg stellenden Dämonen. Er dringt in den Glockenstuhl vor und beginnt zu läuten. Draußen ertönt Hörnerschall, und Dilvishs Truppen sammeln sich, um ihm in die Schlacht zur Verteidigung Dilfars zu folgen.

SAGADilvish ist auf dem Weg durch die Nördlichen Länder unterwegs, als er von einem Räuber angegriffen wird, der in den Diensten der Göttin Aache steht und ihm sein Geld abnehmen will. Dilvish erledigt den Angreifer, spürt aber in der Nacht dessen geisterhafte Finger an seiner Kehle. Um den Geist loszuwerden, sucht er den Schrein auf, Wo Aache wohnt, und entdeckt, dass sie eine Halbgöttin ist, eine Überlebende eine uralten Rasse, welche Honig zum Überleben benötigt. Um das notwendige Geld für den in diesen Landen teuren Stoff aufzutreiben, lässt sie Reisende von ihren Dienern ausrauben. Dilvish hilft Aache, denn er hat in der Nähe Lager von wertvollen Metallen entdeckt. Damit könnte Aache ihre Geldprobleme beheben und das Land würde sicherer, weil Reisende nicht mehr behelligt würden. Zufrieden reist Dilvish von dannen, wird aber von Aaches betrügerischem Priester Task eingeholt, der ihm erzählt, dass ihr Schrein abgebrannt und sie darin umgekommen ist. Dilvish sieht, dass Task Schätze mit sich trägt. In der Nacht hat er einen seltsamen Traum und erwacht von einem Entsetzensschrei:

Er setzte sich auf und sah ein geisterhaftes Glühen über Tasks Körper. Es verblaßte schon, doch nie würde er die Gestalt darin vergessen.

„Aache...?“

SCHLAF, MEIN EINZIGER FREUND, MEIN LIEBER FREUND, sagte die Stimme von nirgendwo. ICH BIN NUR GEKOMMEN. UM ZU HOLEN, WAS MEIN IST. ES IST NICHT SO SÜSS WIE HONIG ABER ICH WERDE DAMIT AUSKOMMEN MÜSSEN...

Dilvish bedeckte die Überreste des Priesters, ohne ihn anzusehen. Am nächsten Morgen tat er es doch, und den ganzen Tag über ritt er schweigend.

Zitiert aus: Roger Zelazny: Wo Aache wohnt. In: Werner Fuchs (Hrsg.): Der flüsternde Spiegel. München 1985, Knaur SF 5804

SAGADie Gesellschaft der Zauberer beobachtet das Schloss Zeitlos ihres Kollegen Jelerak, der seit langem abwesend ist. Als Wächter hat er den tentakelbewehrten Halbgott Tualua eingesetzt, welcher immer Perioden des Wahnsinns durchmacht. Immer wieder versuchen andere Zauberer, zum Schloss vorzudringen und seine Schätze zu gewinnen, doch auf ihrem Weg müssen sie durch ein Wechselhaftes Land, in dem sie von seltsamen Realitätsverwerfungen und alptraumhaften Kreaturen bedroht werden. Falls sie überleben, werden sie gefangengenommen und in die Verliese des Schlosses geworfen, wo der eine oder andere von einem Dämon gefressen wird. Auch Dilvish macht sich auf dem Rücken von Black auf den Weg zum Schloss, denn er hat noch eine Rechnung mit Jelerak offen, weil ihn dieser einst zu Stein verwandelt und seine Seele in die Hölle verbannt hatte. Mit seinen und Blacks magischen Fähigkeiten überwindet er verschiedene Hindernisse und rettet dem Zauberer Wealand das Leben, der ebenfalls das Schloss erreichen will. Sie stoßen auf die Glasstatue eines hockenden Mannes mit heruntergelassenen Hose:

In einer Gasse zwischen den Steinsäulen, halb mit einer dicken Talkumschicht bedeckt, hockte eine feucht schimmernde, menschenähnliche Gestalt auf beiden Knien und der rechten Hand; die linke Hand war erhoben und auf dem aufwärtsgerichteten Gesicht stand ein Ausdruck von Verblüffung. Als sie sich näherten, sah Dilvish, daß die vermeintliche Feuchtigkeit eine solide, bläulich schimmernde Glasschicht war. Und er sah, daß die Hose der Gestalt bis zu den Knien herabgelassen war.

Dilvish beugte sich aus dem Sattel und berührte die erhobene Hand.

„Die Glasstatue eines scheißenden Mannes?“ sagte er.

Zitiert aus: Roger Zelazny: Wechselhaftes Land. München 1985, Heyne SF 4247

Auch solche Schnurren kann man bei Zelazny erleben.

Als die beiden eine weitere Glasfigur entdecken, in der Dilvish eine frühere Geliebte zu erkennen glaubt, macht er eine unvorsichtige Bemerkung, dass er alles dafür geben würde, sie wieder am Leben zu sehen. Wealand nimmt das wörtlich und überträgt ihren Zauber auf Black, der erstarrt, aber noch mühsam Worte von sich geben kann, dass Dilvish weitergehen soll. Das Mädchen stellt sich aber nicht als Dilvishs Freundin Fevera heraus, sondern als ihre Enkelin Arlata. Weawald verschwindet, Dilvisch und Arlata versinken zusammen mit ihrem Pferd Sturmwind in einem Sumpfgelände, aus dem ein vom Schloss ausgesandter Dämon Dilvish befreit und in den Kerker des Schlosses trägt. Seit der Abwesenheit Jeleraks haben hier Semirama, eine frühere Königin, die von Jelerak aus dem Tod erweckt worden war, und der Zauberer Baran das Kommando übernommen. Barak spielt sein eigenes Spiel, denn er möchte die Herrschaft über das Schloss ganz übernehmen und seine Geheimnisse ergründen. Im Schlosskerker kann sich Dilvish bald befreien, denn Semirama steckt ihm einen Schlüssel zu, der seine Ketten öffnet, weil sie einst einen Vorfahren von ihm liebte. Auch die anderen Mitgefangenen Dilvishs, alles Zauberer, welche die Geheimnisse des Schlosses ergründen wollen, gehen frei und nehmen den Kampf gegen die Beherrscher des Schlosses auf. Im Schlusskampf greifen die Älteren Götter ein. Sie ergreifen Jelerak, der getarnt als Wealand sein Schloss erreicht hatte, weil ihm sein Standardweg durch magische Spiegel verschlossen blieb, und führen ihn der gerechten Strafe zu. Sie nehmen auch Tualua mit, der sich als einer der Ihren erweist. Baran verliert sein Leben im Kampf, Semirama zerfällt zu Staub, denn ihr Leben war an das von Jelerak gebunden. Der Kontrakt des Dämonenpferds Black ist mit dem Ende des Konflikts zwar erloschen, aber er bleibt bei Dilvish, weil ihm das gemeinsame Leben gefällt. Dilvish konnte zwar seine Rache an Jelerak nicht persönlich vollenden, ist aber endlich frei, zu tun was ihm gefällt, und geht mit Arlata zurück in seine frühere Heimat.

Zwei weitere Kurzgeschichten aus dieser Serie fanden auch Eingang in Lin Carters Anthologiereihen, die bereits in dieser Artikelserie vorgestellt wurden. Garden of Blood war in The Year's Best Fantasy Stories VI, Tower of Ice in Flashing Swords V enthalten. Beide Bände fanden aber keine deutsche Ausgabe mehr, weil sich in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre der SF- und Fantasy-Markt nach unten entwickelte und Carter 1988 starb.

In der nächsten und gleichzeitig letzten Folge dieser Artikelserie betrachten wir die weiteren Fantasy-Kurzserien Zelaznys als Allein- und Coautor, seine Fantasy-Einzelromane, außerdem SF-Romane, die für den Fantasy-Leser von Interesse sind. Zum Schluss gibt es noch einen ganz kurzen Blick auf jene SAGA-Autoren und -Autorinnen der zweiten Generation, die nicht in einem eigenen Artikel besprochen werden.

ausgewählte Bibliografie

Übersicht aller Artikel:

14.09.2017: Lin Carter: Fantasy für Erwachsene?!
28.09.2017: L. Sprague de Camp: Mit spitzer Feder und Klinge
12.10.2017: John Jakes: Auf der Suche nach Khurdisan
26.10.2017: Poul Anderson: Der letzte Wikinger
09.11.2017: Fritz Leiber: Zwei Halunken im Nirgendwann
23.11.2017: Michael Moorcock (I): Der bleiche Prinz und das Schwarze Schwert
30.11.2017: Michael Moorcock (II): Runenstab und Silberhand
07.12.2017: Michael Moorcock (III): Ewige Helden, Marskrieger und Albions Königin
21.12.2017: Andre Norton: Herrin der Hexenwelt
04.01.2018: Jack Vance (I): Die sterbende Erde
11.01.2018: Jack Vance (II): Die Älteren Inseln
25.01.2018: Roger Zelazny (I)): Ambers Schatten und der Oberst aus der Hölle
01.02.2018: Roger Zelazny (II): Wechselbalg und Götterwelten

 

Kommentare  

#1 Andreas Decker 2018-01-26 10:06
Zitat:
Von Kritikern wurde auch bemängelt, dass hier auch ein nicht mehr zeitgemäßes Geschlechterverhalten vorgestellt wird,
Mittlerweile halte ich solche Kritiken für genauso relevant wie die Klage, dass Raymond Chandlers Detektiv Marlowe bei seinen Fällen kein Handy benutzt. Als Vorwurf betrachtet ist es dumm, kurzsichtig und nichtssagend. (Das soll kein Vorwurf gegen den Autor hier sein, der völlig korrekt zitiert - vor allem in ausländischen Blogs kann man anscheinend keine Rezension über Genre-Bücher mehr lesen, ohne diesen Mist über sich ergehen zu lassen müssen.) Dass Geschlechterverhalten in Romanen wie "Dracula" oder "Frankenstein" nicht dem aktuellen Standard entspricht, scheint wohl durch die Gnade der zeitlichen Distanz akzeptiert, nur bei Werken von vor 50 Jahren haben sich die Autoren anscheinend nachträglich zu schämen, dass sie nicht vorausgeahnt haben, wie man ein paar Generation später denkt.

Ich bin nie über Zelaznys ersten Amber hinausgekommen. Ich habe ihn erst Jahre nach Erscheinen der deutschen Ausgabe gelesen und fand ihn trotz seines Rufes und Erfolgs ziemlich beliebig. Da wollte der Funke nicht überspringen.

Eine Artikelreihe über die genannte zweite Generation wäre schon schön :-) Auch wenn m.E. zwischen Leuten wie Duane, Kurtz und Lee Welten liegen und viele ihrer Bücher heute nur noch schwer zugänglich sind.

Das war eine tolle Reihe, lieber Heinrich! Vielen Dank dafür.
#2 Henry Stardreamer 2018-01-26 12:07
@Andreas
Dass jeder ein Kind seiner Zeit ist, kann ich nur unterstreichen. Vor etlichen Jahren habe ich mir auch noch keine Gedanken über das generische Maskulinum gemacht, bevor mich meine Tochter darauf aufmerksam gemacht hat. Trotzdem verwende ich es weiter, wenngleich nicht immer.

Danke für die Blumen! Eine Folge kommt ja noch, in der die Autoren der zweiten Generation wenigstens gestreift werden.

Bei Amber geht es mir wie dir. Es gibt nach meiner Einschätzung Besseres von Zelazny, wovon wir nächste Woche lesen werden.

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