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Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (8) Gräfin Dracula ist ein faules Weib

Europas Gruselserie: Schauplätze des SchreckensSchauplätze des Schreckens (8)
Gräfin Dracula ist ein faules Weib

Die 18teilige Gruselserie von H.G. Francis lieferte so manchen Schauplatz. Sei es Schloss Düsternbrunn oder die Insel der Vampire, die Transsilvanien vorgelagert ist. Alles fiktiv? Mitnichten! Es gab auch Orte, die es wirklich gibt. Doch der Reihe nach. Ich wage eine Reise an die Originalschauplätze der Hörspielserie. Jedenfalls soweit es sie gibt. Und ich wage eine Einordnung in die fiktiven Orte. Folgt mir in die Länder der Schrecken.

Die Serie wurde 1981 veröffentlicht und brachte es bis 1982 auf 18 Folgen, wobei einige wenige Folgen Neuauflagen älterer Einzelprodukte waren. Die 15. Folge lieferte nur die Musik, also den Soundtrack der Serie. 1999 gab es eine Neuauflage auch auf CD, wobei die Folge 15 durch ein weiteres älteres Einzelhörspiel aus den 70er-Jahren ersetzt wurde. 1987/88 gab es zwischenzeitlich eine 10teilige Neuauflage bestimmter Folgen.

Zum ersten Mal verknüpft Franciskowsky mit dieser Dracula-Abhandlung eine Handlung mit einem tatsächlichen und konkreten Ort. Er geht nicht allzu sehr ins Detail. Hörspielhörer der 80er Jahre waren an Details eher weniger interessiert, soweit sie den Hintergrund der Story betreffen. Franciskowsky beschreibt ein Kap in Portugal und bezeichnet mit dem Cap Sao Vincente einen realen Ort. Dazu später mehr.

Gräfin Dracula, Tochter des BösenZum dritten Mal Dracula
Mit dem Grafen Dracula beschäftigt sich Franciskowsky in der Serie zum dritten Mal – auch wenn hier nur seine Tochter in Erscheinung tritt. Er wird sich dem Thema noch ein letztes Mal annehmen und dann nach vier Vampirthemen selbiges endlich zu den Akten legen. Ab Folge 11 wird er sich nur noch moderneren Gruselthemen annehmen.


Diesmal ist es eine kleine Reisegruppe, die am Cap Sao Vincente mit ihrer Kutsche verunglückt und in einer Festung Zuflucht suchen, die von Gräfin Dracula bewohnt wird. Das Szenario wirkt. Eine Reisegruppe, eine Küste mit Steilhang, eine alte Festung, in der eine Vampirin haust, die hier auch nur gestrandet ist. Andere Menschen leben hier nicht mehr, da sie von der Gräfin inzwischen ausgemerzt worden sind. Das Besondere. Die Gräfin macht ihre Opfer nicht zu Vampiren, sondern tötet sie direkt oder durch Möwen. Die Möwen stehen dabei genauso unter ihrem Einfluss wie die Wölfe bei ihrem Herrn Vater in Folge 3 „Dracula, König der Vampire“. Die Reisegruppe besteht aus vier Leuten. Sie treffen allerdings einen Mann, der von der Gräfin zum Wahnsinn getrieben wurde und alsbald den Tod findet.

Langsam dezimiert sich die Reisegruppe und Franciskowsky kommt vielleicht völlig überraschend auch für ihn zum 10 kleine Negerlein-Prinzip. Noch mindestens drei weitere Folgen werden so ähnlich aufgebaut sein.

Klappentext
Portugiesische Fischer haben das Leuchtfeuer vom Cap Sào Vincente gelöscht. Sie wollen Schiffe auf die tödlichen Klippen locken, um sie auszuplündern. Ein Schiff zerschellt. Doch nicht Gold und Silber sind an Bord, sondern die Tochter Draculas! Grausam ist ihre Rache an den Fischern, aber noch ist ihr Blutdurst nicht gestillt! Für die Reisenden bedeutet die Begegnung mit Gräfin Dracula Todesgefahr. (1)

Der Klappentext ist etwas verwirrend für den Hörer. Die Vorgeschichte mit den Piraten wird nicht erzählt. Und die Reisenden sind eine unbekannte Gruppe im Text. Es hätte heißen müssen „Für ein paar Reisende…“.

Cap Sao VincenteNicht nur eine Geräuschkulisse
Das Cap Sao Vincente liegt am Südwestzipfel Portugals. So beschreibt es auch der Erzähler im Hörspiel. Im Laufe der Geschichte ist von Heinrich dem Seefahrer die Rede, dem ein Haus am Kap gehörte. Diese Sage um den Seefahrer ist ebenfalls existent. Die Festung, die erwähnt wird steht in Wahrheit auch in der Nähe des Caps. Aber etwas weiter weg als beschrieben. Sagreb ist nach Dialogen des Hörspiels ganz in der Nähe. Auch die Jahreszahl wird in Bezug auf den Seefharer Heinrich exakt genannt: 1902.

Mehr über das Cap in der Wikipedia

Der Leuchtturm
Der Leuchtturm diente als Ausgangspunkt für die Rache der Gräfin. Piraten haben ein falsches Licht gesetzt und das Schiff, auf dem die Gräfin mitfuhr auf die Klippen auflaufen lassen. Ihre Rache war fürchterlich. Sie sieht in den Reisenden ebenfalls Feinde und Sympathisanten der Piraten.

Prequel
2012 wollte Thomas Birker aus der vorliegenden Geschichte etwas mehr machen. Es entstand ein Prequel. Die Geschichte der Seeleute, die am Riff zerschellen und die Rache der Gräfin Dracula. Der Klappentext lautet:

Im Jahre 1902, legen Strandpiraten zwischen Sagres und dem Cap São Vicente immer wieder falsche Leuchtfeuer, überwältigen die Überlebenden, nehmen diese als Geiseln und erbeuten, was an Bord ist. Bis eines Nachts die Europa gegen die Klippen schlägt und die Piraten es mit einem Gegner zu tun bekommen, der Ihnen weit überlegen ist … die Tochter Draculas. (2)

Es ist die zweite Fortsetzung einer Geschichte aus der Gruselserie nach "Wolfsnächte".

Dreamland gibt in seinem Hörspiel auch dem Schiff einen Namen. Und sogar dem Wahnsinnigen, dem die Reisegruppe im EUROPA-Hörspiel später begegnet. Das Schiff nennt man wohl nicht ganz zufällig Europa. Als einzigen Sprecher aus der 81er-Version hat man hier Michael von Rosspatt reaktiviert, der den (späteren) Wahnsinnigen mimt und damit den einzig Überlebenden der Schiffsmannschaft.

Horst StarkSprecher
Es gibt in dem Hörspiel eine interessante Paarung. Gabriele Libbach und Horst Stark waren schon das Traumpaar in Commander Perkins. In Folge 9 kommen sie interessanterweise erneut zum Einsatz. Gräfin Dracula wird von Marianne Kehlau gesprochen. Eine geniale Vorstellung der Dame, die Ihren eigenen Ehemann (Ernst von klippstein) zum Selbstmord treibt. Nettes Wortspiel, aber Kehlau und von Klippstein waren in der Tat ein Paar.

Gräfin Dracula, Tochter des BösenSchon in „Schloss des Grauens“ traten sie gemeinsam auf. Katharina Brauren stellt fest, dass im Haus von Heinrich dem Seefahrer kein Staub gewischt ist. Sie schließt daraus, dass die Frau des Hauses ein faules Weib ist. Hausarbeit war eben zur Zeit der Handlung ausschließlich Frauenarbeit. Gräfin Dracula ist aber nicht faul, nur Staub interessiert sie nicht. Den Wahnsinnigen spricht Michael von Rosspatt. Erzähler ist erneut Günther Ungeheur.

Auflagen

1981 Gräfin Dracula, Tochter des Bösen (Die Gruselserie – Folge 8)

1987 Gräfin Dracula (Grusel – Folge 2)
1999 Gräfin Dracula, Tochter des Bösen (Die Gruselserie – Folge 8, RDK-Version)

Fortsetzung
2012 Kap der blutigen Nächte (Dreamland Grusel - Folge 12)

(1) = Klappentext EUROPA 1981-1999
(2) = Klappentext Dreamland-Productions 2012

Bisher außerdem erschienen:
Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (1) Liebesbeichte aus der "eisernen Lunge"
Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (2) Hemators Kopf und Eireens „Oberstübchen“
Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (3) Ungeheuer gegen Dracula
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