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Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (9) Zwei geschichtsträchtige Monster in einem Hörspiel

Europas Gruselserie: Schauplätze des SchreckensSchauplätze des Schreckens (9)
Zwei geschichtsträchtige Monster in einem Hörspiel

Die 18teilige Gruselserie von H.G. Francis lieferte so manchen Schauplatz. Sei es Schloss Düsternbrunn oder die Insel der Vampire, die Transsilvanien vorgelagert ist. Alles fiktiv? Mitnichten! Es gab auch Orte, die es wirklich gibt. Doch der Reihe nach. Ich wage eine Reise an die Originalschauplätze der Hörspielserie. Jedenfalls soweit es sie gibt. Und ich wage eine Einordnung in die fiktiven Orte. Folgt mir in die Länder der Schrecken.

Die Serie wurde 1981 veröffentlicht und brachte es bis 1982 auf 18 Folgen, wobei einige wenige Folgen Neuauflagen älterer Einzelprodukte waren. Die 15. Folge lieferte nur die Musik, also den Soundtrack der Serie. 1999 gab es eine Neuauflage auch auf CD, wobei die Folge 15 durch ein weiteres älteres Einzelhörspiel aus den 70er-Jahren ersetzt wurde. 1987/88 gab es zwischenzeitlich eine 10teilige Neuauflage bestimmter Folgen.

Tarantula1954 kam „Formicula“ in die Kinos. Ohne Zweifel inspirierte der Schwarzweiß-Monster-Film Herrn Franciskowsky zum Hörspiel „Angriff der Horrorameisen“ (5). Aber auch der 1955 in die Kinos gekommene B-Film „Tarantula“ mag ihn angestochert haben ein ähnliches Hörspiel für die Gruselserie daraus zu machen. Schließlich war der Arbeitsauftrag für Franciskowsy schon, sich an Kino-Horrorfilmen zu orientieren, wie man so hörte.

Die Parallelen zu "Tarantula" sind dann in der Tat verblüffend, obwohl es natürlich einige grundlegende Abweichungen und auch dramaturgische Änderungen gibt.

Im Hörspiel besucht die Studentin Angie Stevenson aus Phönix Dr. Clark Wyman. Der erinnert sich gar nicht die junge Studentin eingeladen zu haben. Der Feuerwehrmann Douglas bringt sie im Auto zu Wyman, da niemand bereit ist der Studentin den Weg zu erklären. Im Instutut des Arztes gibt es ein geheimes Labor und einen Diener. Das Labor darf Angie zunächst nicht sehen. Eines Nachts schleicht sie sich dorthin und entdeckt Käfige mit Tieren, die reisig groß sind. Einen Affen und eine Riesenspinne. Die Spinne und der Affe können sogar sprechen. Dann bricht ein Feuer aus und die Tiere entkommen. Es stellt sich heraus, dass Wyman einen Bruder hat, der von ihm gefangen gehalten wurde. Die Spinne tötet auf ihrer Flucht Rinder, jedoch keine Menschen. Am Ende taucht sie bei einer Veranstaltung für die Bürger auf und droht damit ein Kind zu fressen. Angie verhindert das. Dann ersticken die Feuerwehrleute die Spinne mit Löschschaum. Am Ende kommt heraus, dass der gefangene Bruder Angie eingeladen hat.

Im Film kommt die junge Studentin Stephanie nach Desert Rock um Professor Deamer zu assestieren und von ihm zu lernen. Da sie niemand fahren kann, bietet sich der junge Arzt Matt Hastings an und fährt sie zum Professor. Zuvor kam es im Labor zu einer Katastrophe. Deamer wurde von seinem Kollegen Paul angegriffen und im Kampf kam es zu einer kleinen Explosion im Labor. Dort züchtet der Professor Tiere zu einem Riesenwuchs heran. Eine übergroße Tarantel kann entkommen. Paul stirbt. Doch davon ahnt Stephanie und Matt einige Tage später nichts. Seltsamerweise weiß der Professor nicht, dass er Stephanie zu sich eingeladen hat.

Im Bann der MonsterspinneDie Spinne wächst auf ihrer Flucht zu einer Gigantin heran und tötet Rinder, Pferde und Menschen um sie zu fressen. Dann greift das Untier das Haus des Professors an. Stephanie kann in letzter Sekunde fliehen. Die Spinne bewegt sich auf die Stadt zu - wird aber kurz bevor sie diese erreicht von der Navy mit Naplam verbrannt. Am Ende kommt heraus, das Paul Stephanie eingeladen hat.

Im Gegensatz zum Hörspiel wird im Film der Ort des Geschehens genannt. Im Hörspiel ist nur bekannt, dass Angie aus Phönix stammt. Dieser Stadtname fällt auch im Film. Es müsste auch dort die nächstgrößere Stadt sein. Außerdem befasst sich der Professor mit dem Riesenwuchs um den Hunger in der Welt irgendwann zu besiegen. Im Hörspiel werden die Motive des Arztes nicht ganz klar. Auch das Thema Akromegalie (Krankheit der Drüsen) spielt nur im Film, nicht im Hörspiel eine Rolle.

Die Spinne mit Napalm zu töten war am Ende eine Idee des Regisseurs Jack Arnold. Er betonte später, dies so nicht mehr machen zu wollen. Aber damals in den 50er Jahren war es eben so. Man tötet die Spinne also mit Feuer, während im Film stattdessen Löschmittel zum Einsatz kommen. Das ist schon seltsam. Aber es scheint so, dass HGF sich hier mehr am Film oreintiert hat, als man gemeinhin glaubt.

Da wären wir schon bei den Abweichungen – wäre da nicht noch dieses schöne Hörspiel-Cover, welches wie vom Kinoplakat abgemalt wirkt. Aber im Film kann die Spinne und das Kaninchen nicht sprechen. Im Hörspiel darf das bei Spinne und Affe so sein. Für meinen Geschmack – und dem vieler Hörspielfans ging das etwas zu weit. Eine intelligente Spinne von unsagbarer Größe sowie ein King Kong-ähnlicher Riesenaffe (nur wohl wesentlich kleiner), die intelligent sind und sprechen können. Das war schon fast albern. Und doch hat sich der Hörspielfan in den letzten 37 Jahren an diesen kuriosen Hörspielen dermaßen gewöhnt, dass es mehr als ein Klassiker ist, der unvergessen ist. Das liegt auch an anderen Faktoren. Den guten Sprechern in erster Linie und an dem Aufbau von Spannung durch kurzweilige Szenen und Musik.

Und dennoch zeigt der Vergleich, dass HGF hier viel von "Tarantula" übernommen hat. Mehr als in den Horrorameisen von "Formicula" obwohl auch dort ein Vergleich lohnt. Wir erleben eine ähnliche Anlehnung an einen Kinofilm nocheinmal in der Folge "Das Weltraum-Monster" (18). Da darf man jetzt schon raten um welchen Film es wohl geht...

Die erste Kassettenseite von "Im Bann der Monsterspinne" bestreitet Angie ganz allein und sie zeichnet alles auf Band auf, was sie erlebt. So wird sie zur Ich-Erzählerin in der Geschichte neben dem Haupterzähler Günther Ungeheuer. Ein künstlerisch sehr genialer Kniff von H.G.F.

Die Riesen-Spinne

Klappentext
Rätsel um das wissenschaftliche Institut von Dr. Wyman. Hat er wirklich vergessen, daß er die junge Wissenschaftlerin zu sich ins Institut eingeladen hat? Wer stöhnt und schreit in diesem Haus? Was verbirgt sich unter dem Forschungslabor? Angie Stevenson kann ihre Neugier nicht zähmen! Sie öffnet die Luke im Fußboden des Labors, Entsetzen packt sie: die Monsterspinne wird frei ... (1)

Fragen
Was wird aus dem Affen?

Nun ein King Kong im Hörspiel erleben wir nicht. Vielleicht wäre der noch gekommen, wenn die Gruselserie fortgesetzt worden wäre nach der Nr.18. Aber hier hat der Affe nur einen kurzen Auftritt und stirbt recht bald ohne eine Bedrohung zu werden. Eine Art emotionale Bindung hat Angie dann zu der Spinne aber doch – wenigstens so etwas wie Mitleid. Und das erinnert wieder ein wenig an den King Kong-Klassiker.

Was ist ein Happening?
Eine künstlerische Aktion – ein Eingriff in ein Stück, eine Aufführung, die den Zuschauer überrascht. Mit diesem Ende wertet der Autor seine Geschichte etwas heiterer auf und schließt die Geschichte wie sie es verdient – mit einem Augenzwinkern. Als die Riesenspinne auf der Waldbühne auftaucht, könnte man wirklich von einem Effekt der Künstler ausgehen.

 

Wo spielt die Geschichte?
In den USA – irgendwo. Wo genau sagt H.G.F. nicht. Das Institut von Dr. Clark Wyman befindet sich in der Rattlesnake-Schlucht. Im Hörspiel „Die drei ??? und der Doppelgänger“ (1981) gibt es eine Rattlesnake Road. Wir erfahren ferner, dass die Studentin Angie Stevenson aus Phoenix; Arizona angereist ist um Dr. Wyman zu besuchen. Nach Folge 5 ist dies die zweite Folge, die in den USA spielt.

Horst StarkSprecher
Das Traumpaar aus der Gräfin Dracula und Commander Perkins ist wieder vereint. Gabi Libbach und Horst Stark sprechen die Hauptrollen neben Gottfried Kramer, Siegfried Wald, Ernst von Klippstein und Renate Pichler als Spinne.

Neuauflage
Beide Neuauflagen (1988 und 1999) erfuhren jeweils neue Musikeinspielungen, die jedoch weniger zum Einsatz kamen als bei anderen Folgen.

Sprecher
Erzähler - Günther Ungeheuer
Angie Stevenson - Gabriele Libbach
der Verkäufer - Joachim Richert
Duke Douglas - Horst Stark
Ben - Ernst von Klipstein
Mr. Wyman - Siegfried Wald
die Spinne - Renate Pichler
der Affe – Gerlach Fiedler
Dr. Clark Wyman - Gottfried Kramer
die Parkwache – Andreas Beurmann (genannt als Hans Meinhardt)
der Sheriff - Christian Rode

Auflagen
1981 Im Bann der Monsterspinne (Die Gruselserie – Folge 9)
1988 Die Riesen-Spinne (Grusel – Folge 9)
1999 Im Bann der Monsterspinne (Die Gruselserie, Folge 9, RDK-Version)

(1) = Klappentext, EUROPA

Bereits erschienen:
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