Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (10) Kreuze und Knoblauch für eine unsichtbare Insel
Schauplätze des Schreckens (10)
Kreuze und Knoblauch für eine unsichtbare Insel
Die Serie wurde 1981 veröffentlicht und brachte es bis 1982 auf 18 Folgen, wobei einige wenige Folgen Neuauflagen älterer Einzelprodukte waren. Die 15. Folge lieferte nur die Musik, also den Soundtrack der Serie. 1999 gab es eine Neuauflage auch auf CD, wobei die Folge 15 durch ein weiteres älteres Einzelhörspiel aus den 70er-Jahren ersetzt wurde. 1987/88 gab es zwischenzeitlich eine 10teilige Neuauflage bestimmter Folgen.
Das Hörspiel beginnt mir den vielversprechenden Worten:
„Es ist nun wohl schon 100 Jahre her, das die Santa Maria vor der Küste Transsilvaniens in einen Sturm geriet“.
Das klingt gleichermaßen geheimnisvoll wie seltsam. Transsilvanien liegt realgeologisch im Zentrum Rumäniens und dehnt sich nach Norden aus. Wo bei dem Namen Transsilvanien keine Gebräuchlichkeit zuzuschreiben ist. Er taucht eher in historischen Dokumenten auf. Zudem scheint er eingedeutscht zu sein, ebenso wie Siebenbürgen wie man das Gebiet im Allgemeinen nennt. Merkwürdig ist jedoch, dass es laut dem Hörspiel an einer Küste liegen soll. Da Transsilvanien aber im Zentrum von Rumänien liegt, scheint die Küste frei erfunden. Natürlich hat Rumänien aber eine kleine Küste zum schwarzen Meer. Ist hier die Santa Maria in einen Sturm geraten? Wenn man bedenkt, dass Siebenbürgen (also Transsilvanien) um 1850 größer war als heute, könnte eine Ausdehnung bis zum Meer möglich gewesen sein. Nun geht es aber im Grunde um eine Insel vor dieser Küste. Und da ist der Phantasie keine Grenze gesetzt. Denn ganz im Stile von King Kongs Eiland und der Insel Marlos aus Macabros ist diese unsichtbar. Und gerade zu Macabros gibt es Hörspieltechnisch einige Parallelen.
Klappentext
Die Schiffbrüchigen der "Santa Maria" landen auf einer Insel. Einer von ihnen wird ermordet. Er taucht wieder auf, ist aber seltsam verändert. Ist er wirklich tot? Ihn dürstet nach dem Blut der anderen. Er ist nicht der einzige, denn aus der Gruft steigen Dutzende von Vampiren. Sie alle gieren nach Blut. Gibt es eine Rettung für die Gestrandeten? (1)
Handelnde Figuren
An Bord der Santa Maria befinden sich Professor Dark, ein älterer Herr, dessen Tochter Elenor, der Matrose Jim, der Kaufmann Hammand und der Student Peter Griest. Kapitän ist der düstere Hummunk. Im Laufe der Geschichte lernen wir die Personen näher kennen und plötzlich begegnet dem Hörer so ziemlich alles wieder, was er bisher in der Reihe über Dracula gelernt hat. Professor Dark sucht in Wahrheit nach Dracula um gewisse Herren in Venedig zu beeindrucken.
Hummunk ist in Wahrheit ein Hommunkulus, ein künstlicher Mensch. Und Dracula lauert auf seine Opfer wie eine Spinne im Netz. Um ihn abzuwehren helfen Kreuze und Knoblauch. Doch davon gibt es auf der Insel zu wenig für die Gestrandeten. Nur der Inselbewohner Doran scheint vor allem Knoblauch zu haben, welches er aber für sich allein beansprucht. Doran entpuppt sich als williger Diener des Vampirs. Und zum Ende taucht sogar eine ganze Armee von Vampiren auf. Das erste Opfer ist Hammand und so langsam dezimiert sich die Reisegruppe wie schon bei Gräfin Dracula bis auf das Liebespärchen – in diesem Falle Elenor und Griest.
Sprecher
Erzähler ist wieder Günther Ungeheuer in seiner ruhigen und bedächtig erzählenden Art. Als Professor Dark gibt Friedrich Schütter der Serie neue Impulse. Seine einzige Gastrolle in der Reihe. Heidi Schaffrath spielt die Elenor und glänzt dabei genau wie Hannes Messemer als Hummunk und Wolf Rathjen als Doran zum zweiten Mal in der Gruselserie. Alle drei feierten ihren Einstand bei der Mörder-Mumie. Während zwei von Ihnen, sich auch gleich wieder aus der Reihe verabschieden, gibt es auf jeden Fall mit Rathjen noch ein Wiederhören. Und zwar wieder als Inselbewohner. Gernot Endemann ist nicht ganz zum ersten Mal zu Gast, doch in früheren Rollen wurde er nicht genannt, weil sie so klein waren. Hier hat er die männliche Hauptrolle inne und darf heldenhaft gegen Dracula agieren. Dracula selbst wird wie schon in Folge 3 von Charles Rengier gesprochen. Doch sein Part fällt dermaßen klein aus, dass es schon fast eine Schande ist, ihn für so eine kurze Rolle zu „verschwenden“.
Ferner sind Gottfried Kramer und Michael von Rosspatt an Bord. Letzter wird nach seiner Tötung durch Gräfin Dracula in Folge 8 nun unglücklicherweise wieder zum Vampir gemacht. Allerdings erfährt man über sein Schicksal nicht besonders viel. Für Gottfried Kramer ist es der letzte Auftritt in der Reihe, nachdem er vor allem in Folge 2 als Fürst der Finsternis selbst brillierte. Eine Abschlusvorstellung für fast alle Sprecher dieser Folge also.
Parallelen
Die unsichtbare Insel Draculas zeigt sich im Hörspiel erst, wenn es für die Opfer zu spät ist. Man kann ab einer bestimmten Entfernung die Insel vom Meer aus nicht sehen. In diesem speziellen Falle kann man sogar von der Insel aus nur ein Stück weit aufs Meer schauen. Das vermutet Peter Griest am Schluss des Hörspiels. Diese Schlussszene wirft die Frage auf ob die beiden Überlebenden wirklich noch gerettet werden und wie sie dem Kapitän das Erlebte erzählen, ohne das dieser an ihrem Verstand zweifelt. Im entscheidenden Moment wird Elenor ohnmächtig und das Hörspiel ist aus. Es erinnert ein wenig an die Schlussszene in „Die Geister-Höhlen“ bei Macabros. Julia wird zwar nicht ohnmächtig, aber sie und Andrew sehen auch die Insel nicht mehr und segeln friedlich weiter. Einen Vorteil haben die beiden gegenüber Elenor und Peter – sie wissen nichts mehr von ihren Erlebnissen und müssen deswegen auch niemanden was erzählen.
Vampirthema ist durch
Die Folge ist die Letzte mit Vampirthematik. Nach den Folgen 2,3,6 und 8 ist es die fünfte Folge dieser Art. Bis auf eine beschäftigten sich alle mit Dracula oder in einem Falle mit seiner Tochter.
Dialoge recht witzig
Franciskowsky erlaubt sich hier etwas Witz um die an sich recht düstere Story aufzuheitern. In jeder Minute geschieht hier etwas, so dass Langeweile sowieso nicht aufkommt. Aber besonders Jim (Michael von Rosspatt) werden witzige Sachen in den Mund gelegt. Zum Beispiel wenn er immer wieder sagt „Wenn es sein muss“. Auch Professor Dark wird später als Vampir noch lustig: „Es ist gar nicht so übel Vampir zu sein, wie ihr glaubt. Wenn das die Herren in Venedig wüssten…“ (und lacht).
Neuauflagen:
Das Hörspiel erfuhr eine Neuauflage 1987 in der Serie „Grusel“ und natürlich als RDK im Jahr 1999. In beiden fällen wurde stellenweise Musik geändert. Im Vergleich zu anderen Folgen fallen die Änderungen aber wesentlich geringer aus.
Sequel
2015 schickte das Label Dreamland-Productions Peter und Elenor erneut auf die Insel. In dem Hörspiel "Draculas Todesinsel" müssen sie erneut (diesmal als Ehepaar) gegen die Vampirarmee auf der unsichtbaren Insel antreten. Thomas Birker hat es geschafft erneut Heidi Schaffrath und Gernot Endemann für die Hauptrollen zu gewinnen. Die Figuren des Doran und Prof. Dark wurden gezwungermaßen neu besetzt. Der Klappentext lautete folgendermaßen:
Ein Flugzeug, das sich auf dem Weg zu einem Kongress nach Venedig befindet, stürzt völlig unerwartet auf einer kurz zuvor scheinbar noch nicht sichtbaren Insel ab.
Unter den Passagieren befinden sich auch Peter Griest und seine Frau Elenor.
Kaum sind die Überlebenden aus dem Wrack des Flugzeuges gestiegen, ist eine Horde wilder Wölfe hinter ihnen her. Auf ihrer Flucht stoßen sie auf eine alte Hütte, vor der sich Särge befinden. Peter und Elenor ist sofort klar, dass sie erneut um ihr Leben kämpfen müssen. Denn sie sind gestrandet, auf einer Insel voller Untoter - auf Draculas Todesinsel. (2)
Es ist die dritte Fortsetzung einer Geschichte aus der alten Serie von Dreamland-Productions nach "Kap der blutigen Nächte" (Gräfin Dracula) und "Wolfsnächte".
Sprecher/Rollen
Erzähler – Günther Ungeheuer
Peter Griest – Gernot Endemann
Elenor – Heidi Schaffrath
Professor Dark – Friederich Schütter
Hummunk – Hannes Messemer
Dracula – Charles Rengier
Jim – Michael von Rospatt
Doran – Wolf Rathjen
Hammand – Gottfried Kramer
Auflagen:
Fortsetzung:
(1) = Klappentext, EUROPA
(2) = Klappentext, Dreamland-Prod.
Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (9) Zwei geschichtsträchtige Monster in einem Hörspiel
Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (11) Auf einen Jagertee zum »Schergen-Toni«
Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (12) Die Ratte als »elektrische Sicherung«
Europas Gruselserie: Schauplätze des Schreckens (13) Vom jungen Bursch und dem Biest