Dragon Wars - D-War
Dragon Wars - D-War
mit Jason Behr, Amanda Brooks,
Robert Foster, Graig Robinson, Elizabeth Pena, Chris Mulkey, Aimee Garcia
u.a.
Regie und Drehbuch: Hyung-rae Shim
Kamera: Hubert Tczanowski
Bildschnitt: Tim Alverson
Musik: Steve Jablonsky
Produktionsdesign: Yong-suk Kim
Kinofassung 107 Minuten
Premiere 2007 Berlin
zirka 85 Minuten DVD-Fassung
Süd-Korea 2007
Es ist bis dato die
teuerste Filmproduktion Süd-Koreas. Fast acht Jahre hat es gedauert, von den
ersten Entwürfen bis zu seiner Premiere. Beinahe umgerechnet 80 Millionen
Dollar hat das Werk verschlungen. Und der Film durchlief einen merkwürdigen
Schwund an Laufzeit. Auf der Berlinale 2007 der Weltöffentlichkeit vorgestellt,
bekam der Zuschauer noch 107 Minuten vom Krieg der Drachen zu sehen. Auf DVD
erschienen, ist nun nach bereits 85 Minuten Feierabend. Ob Segen, oder Fluch
muss der Freund des asiatischen Kinos selbst entscheiden. Warum und wohin die
drastischen Kürzungen gekommen sind, darüber gibt es keine zuverlässigen
Quellen.
Begriffe
und Namen wie Yuh Yi Joo, Buraki, Imoogi, Bulco, Dawdler, oder Haram muss man
sich nicht merken. Sie könnten helfen, der Handlung etwas besser zu folgen, aber
ehrlich gesagt, möchte man das nicht wirklich. Solange man bei diesem Film das
Gefühl hat, irgendetwas verpasst zu haben, ist das wirklich von Vorteil. Denn
wer D-War bei vollem Bewusstsein erlebt, wird nicht wirklich Freude
empfinden. Man kann der koreanischen Produktion, die hauptsächlich mit
amerikanischen Darstellern und am Drehort Los Angeles realisiert wurde, alles
vorwerfen, nur nicht geizig gewesen zu sein. Im Laufe der Produktion wurden die
Computer generierten Spezial-Effekte immer und immer wieder überarbeitet. Der
digitale Anspruch des Teams war enorm, denn schließlich wollte man einen Markt
erobern, der in dieser Größenordnung nur von neuseeländischen, oder
amerikanischen Produktionen beherrscht wird.
Aber
die Koreaner wollten sich nicht nur tricktechnisch ganz oben präsentieren,
sondern auch ihren erzähltechnischen Traditionen treu bleiben. Und das ist ein
sehr großes Aber. D-War ist ein perfektes Beispiel dafür, warum das
asiatische Kino in den westlichen Ländern nur ein begrenztes Publikum erreicht.
Noch dazu, wenn man die im Grunde sehr vereinfachte Erzählstruktur der
asiatischen Legenden und Mythen auf amerikanische Verhältnisse herunter brechen
will. Nimmt man dann noch Darsteller wie Jason Behr, oder Amanda Brooks, dann
ist die Hoffnung auf wenigstens ein Körnchen Ironie, oder eine milde Gabe an
Augenzwinkern hoffnungslos im Ausguss hinunter gespült. Beide sind
Re-Inkarnationen einer 500 Jahre alten Legende, in der die Frau im zarten Alter
entweder von einer bösen, oder guten Riesenschlange verschlungen wird. Je
nachdem, wird aus einer der beiden Schlangen ein wunderbarer Drachen und der
regiert dann im Himmel.
Aus
dem koreanischen Liebespaar von damals, das sich der Erfüllung des Schicksales
verweigerte, wird ein eigenartig leblos wirkendes amerikanisches Pärchen. Schon
vor 500 Jahren ist überhaupt nichts passiert, als keine der beiden Schlangen,
Imoogi genannt, die junge Frau bekommen hatte. Wieso man nun in der Neuzeit
darauf drängt, sie endlich wirksam zu opfern, ist da schon etwas schleierhaft. Aber
halt, darauf kommt es nicht an. Überhaupt nicht. Und wenn, dann vermiest man
sich den ganzen Film, der mit soviel hanebüchenen Logiklöchern übersät ist und
die absurdesten Handlungselemente auspackt, das jeder Spaß sofort mit dem
nächsten Schluck Bier ganz nach unten durch rauscht.
Nach
einer Belastungsprobe von circa 15 Minuten kommt es zur ersten Schlacht, die
jeden noch so kritischen Zuschauer einfach aus dem Sessel hebt. Trick- und
Schnitttechnisch ist dies eine Sequenz, die dem offensichtlichen Vorbild Herr
der Ringe absolut das Wasser reicht. Doch wer denkt von da an kann es nur
aufwärts gehen, irrt gewaltig, denn von den ehemals 107 Minuten ist immer noch
genügend Zeit übriggeblieben, um nicht auf Handlung verzichten zu können. Doch
man wünscht letztendlich die Macher hätten darauf verzichtet. Wer so weit
durchhält, wird ab der fünfzigsten Minute wirklich belohnt. Sofern man auf
extrem laute, ausgefallene und wirklich bombastische Effekte steht. Die fast 15
Minuten dauernde Schlacht zwischen Gut und Böse im Zentrum Los Angeles ist
eine Augen- und Ohrenweite, bei der man geneigt ist, sie als Meilenstein zu
betiteln.
Für
die restlichen Minuten standen die Rechner keinesfalls still, aber die
Geschichte verliert sich wieder in seinem unattraktiven Mythenzauber, der ein
ganz großes Schild mit der Aufschrift unlogisch herum trägt. Genau da wird
wieder bewusst, was für ein Vorteil die Erfindung der DVD tatsächlich ist. Mit
einer ordentlicher Clique grölender Freunde und reichlich Getränken kann es ein
doch sehr angenehmer Abend werden, denn der Spaßfaktor mit Riesenschlangen und
zerstörten Innenstädten ist hier absolut gegeben.
Natürlich
ist D-War für die große Leinwand erdacht, aber da gehört ein so konzeptionell
missratenes Werk einfach nicht hin. Den Machern hat der Mut gefehlt, sich im
Gesamten auf die Wirkung des traditionellen asiatischen Kinos mitsamt
Darstellern, Drehorten und seiner Handlung zu verlassen. Im eigenen Land ist
der Erfolg durchaus zu verstehen. Doch als koreanisches Märchen im Gewand des
Abendlandes funktioniert es einfach nicht. Nicht im Geringsten.