Gates, Robin: Sturm der Serephin - Runlandsaga 1

Robin Gates - Runlandsaga 1 - Sturm der SerephinSturm der Serephin
Runlandsaga 1
von Robin Gates
Otherworld Taschenbuch
erschienen: Frühjahr 2008 (Deutschland)
506 Seiten, 9.95€
ISBN: 978-3-902607-02-7
Otherworld Verlag

„Vor langer Zeit tobte ein Krieg zwischen den Urkräften des Kosmos – jenen des Chaos und der Ordnung. Die Herren der Ordnung siegten und verbannten das Chaos in den ewigen Abgrund.“ So lauten die ersten Worte auf der Coverrückseite von Sturm der Serephin, dem Auftaktband von Robin Gates' Runlandsage. Mit diesen düsteren Geschehnissen beginnt eine High Fantasy-Saga der etwas anderen Art.

Viele Jahrtausende sind vergangen; der Kampf zwischen den Mächten des Chaos und der Ordnung ist lange vorbei. Längst haben die meisten Lebewesen auf Runland den großen Krieg vergessen oder kennen ihn nur noch bruchstückhaft aus Sagen und Legenden.

Die eigentliche Handlung beginnt damit, dass drei Jungen aus dem Fischerort Andostaan beim Spielen am Strand einen bewusstlosen Mann entdecken. Schnell rufen sie den Magier Margon und seine Frau, die Heilerin Thaja, zur Hilfe. Die beiden stellen fest, dass es sich bei dem Verletzten um einen Elfen handelt. Und damit nicht genug: Margon erkennt, dass es sich um Arcad handelt, der ihm vor vielen Jahren eine geheimnisvolle Harfe schenkte, mit deren Hilfe er einen finsteren Dämon besiegen konnte. Danach verschwand der Elf spurlos, bis er nun vor den Toren Andostaans angespült wurde.

Neugierig versucht das magisch begabte Ehepaar herauszufinden, welches Geheimnis Arcad umgibt, nicht ahnend, dass der Elf von einem mächtigen Feind verfolgt wird. Ehe sie sich versehen befinden sich Margon, Thaja und einige Gefährten im Zentrum eines uralten Kampfes, der das Ende allen Lebens auf Runland bedeuten könnte...

Zunächst einmal: Die Runlandsaga ist die mehr oder weniger direkte Fortsetzung von Gates' Fantasyepos Der Harfner und der Geschichtenerzähler, ein Werk, das zur Zeit leider vergriffen ist. Wer jetzt aber fürchtet, deshalb die Runlandsaga unmöglich genießen zu können, der sei beruhigt: Ich kannte diese Reihe vor meiner Lektüre auch nicht; trotzdem habe ich keinerlei Probleme gehabt, mich in Runland und der Geschichte von Sturm der Serephin zurechtzufinden.

Doch genug der Vorrede, kommen wir zur Runlandsaga an sich.

Ich habe schon zu einer Menge verschiedener Bücher aus ganz unterschiedlichen Genres Rezensionen geschrieben. Doch selten ist es mir so schwer gefallen, die passenden Worte zu finden wie diesmal. Es fällt einfach nicht ganz leicht, Gates' Werk zu beschreiben. Nicht, dass es unglaublich schlecht oder allzu unverständlich wäre, das auf keinen Fall.

Die wohl treffendste Umschreibung lautet: Die Saga ist schlichtweg anders, und zwar in vielerlei Hinsicht.

Da wären erst einmal die Namen der Protagonisten zu nennen (womit wir auch schon beim wichtigsten und genau genommen einzigen Kritikpunkt sind): Während viele Fantasyautoren ihre Bücher vollstopfen mit umständlichen Bezeichnungen und Benennungen für alles mögliche, so dass einem nach fünf Seiten der Kopf raucht, macht Gates das genaue Gegenteil. Die Namen seiner Figuren bestehen durchschnittlich aus gerade mal fünf Buchstaben und sind so banal, dass man sie sich kaum merken kann. Ohne das Personenregister am Schluss des Buches wäre man verloren, wenn man das Buch über Nacht aus der Hand legt.

Weiterhin anders ist das Erzähltempo, das Gates vorlegt. Der deutsche Schriftsteller lässt sich unglaublich viel Zeit beim Schildern der Handlung. Alleine für das Auffinden des Elfs, also für das Ereigni, mit dem die Geschichte beginnt, werden fast 40 Seiten benötigt. Insgesamt hat dieser Stil zur Folge, dass auf den 500 Seiten, die das Buch umfasst, eigentlich relativ wenig geschieht.

Das darf man jetzt allerdings nicht als Kritik verstehen: Gates macht sich nämlich die Mühe, auf jede einzelne Person ausführlich einzugehen und sie liebevoll zu gestalten, was alle Figuren sehr lebendig wirken lässt. Gleiches gilt für Beschreibungen von Orten und Handlungen. Alles wird eingehend geschildert und wirkt dadurch enorm plastisch und real. Gates' fesselnder, sehr eingängiger Schreibstil verhindert dabei dass jemals Langeweile aufkommt, wie dies in anderen Romanen so oft der Fall ist, wenn es an Beschreibungen oder Hintergründe zu Personen, Orten und Ereignissen geht. Selten haben konnten mich derart ausführliche Beschreibungen so überzeugen wie in diesem Roman.

Wirklich anders ist aber vor allem die Handlung als solche. Das meint weniger den klassischen High Fantasy-Plot (eine Gruppe von Helden macht sich auf, eine übermächtige Bedrohung zu bekämpfen); dieser bleibt erhalten, oder nimmt zumindest mal seinen Anfang. Es ist vielmehr der Aufbau der Story, der überrascht.

An die Stelle des Kampfes zwischen Gut und Böse tritt die Frage nach dem Gleichgewicht zwischen Chaos und Ordnung, das seit der Verbannung der Götter des Chaos gestört ist. Hierbei setzt Gates vielfach auf Mythen und Legenden der Runländer und erzählt in epischen Rückblicken vom Kampf der Götter und dem Sieg der Ordnung über das Chaos. Das ganze wirkt fast schon philosophisch, so detailliert und nachdenklich erscheinen die Schilderungen.

Damit einher geht der äußerst ungewöhnliche Handlungsort des Romans. Runland ist ein Kontinent auf einer von unzähligen Welten, die die Götter erschaffen haben und die über verborgene Portale miteinander verbunden sind. Als die Helden der Geschichte eines dieser Portale betreten, verlagert sich die Handlung in ein mysteriöses, magisches Gebilde, das im Weltraum (!) schwebt.

Und da sage mir noch einer, das sei nicht anders zu nennen...

Ich habe es zwar schon gesagt, aber ich muss es einfach noch mal erwähnen: Es fällt mir nicht ganz leicht, Sturm der Serephin zu rezensieren. Meine vorangegangenen Ausführungen sollten gezeigt haben, dass das Buch keine gewöhnliche High Fantasy-Saga ist, sich aber ebenfalls nicht stark genug von einer solchen unterscheidet, um als etwas ganz anderes durch zu gehen. Daher fällt mir auch kein Buch oder Film ein, mit dem ich die Saga vergleichen könnte; am ehesten noch mit einzelnen Passagen aus Tad Williams' Otherland, in denen der Autor seine Figur !Xabbu Legenden seines Volkes erzählen lässt.

Am Besten lässt sich vielleicht folgendes sagen: Sturm der Serephin ist ein langsamer, tiefgründiger und sehr gut geschriebener Fantasyroman, dessen Story ebenso ungewöhnlich wie faszinierend ist. Der Auftaktband macht deutlich Lust auf mehr und lässt für die Folgebände Gutes erhoffen. Wer High Fantasy mag und bereit ist, ein wenig über allgemeine Konventionen hinwegzusehen (und weitestgehend auf episch anmutende, möglichst blutige Schlachten zu verzichten), der tut gut daran, den ersten Roman der Runlandsaga einmal zur Hand zu nehmen. Ein ebenso ungewöhnliches wie ungemein faszinierendes Abenteuer erwartet ihn...

Kommentare  

#1 DarkWriter 2008-04-24 14:11
Vielleicht wäre dir die Rezension leichter gefallen, hättest du "Der Harfner und der Geschichtenerzähler" gelesen - die Vorgeschichte zu diesem Roman, der 2003 bei Heiden erschien.

Grüße
#2 Gabriel Adams 2008-04-24 21:42
@ DarkWriter
Da stimme ich dir voll und ganz zu. Aber, wei schon erwähnt, die ist zur Zeit vergriffen, und zudem ist mir das mit der Vorgeshichte erst aufgefallen, als ich das Buch schon in der Hand hielt und angefangen hatte zu lesen.
Aber was soll's, gefallen hat's mir trotzdem :D

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