Higgins, Fiona E. - Das Schwarze Buch der Geheimnisse (Hardcover)
Das Schwarze Buch der Geheimnisse
von Fiona E. Higgins
Aus dem Englischen von: Ulli und Herbert Günther
erschienen: England, 2007 bei Macmillan Children's Book, London.
Deutsch Januar 2008
288 Seiten Seiten, 16,90 Euro
ISBN: 978-3789-137-099
(empfohlen ab 12 Jahren)
Oetinger
Ludlow erwacht aus seiner Ohnmacht, etwas Schreckliches muss geschehen sein. Dann erblickt er den Stuhl mit den Lederriemen - und dann seine Eltern. Wer glaubt, dass dies den Jungen beruhigt da ja nun Rettung in Form seiner Eltern da ist, irrt.
Bereits diese Szene hatte mich gepackt, und die restlichen Seiten änderten daran nichts.
Nach seiner dramatischen Flucht landet Ludlow Fitch (woraus messerscharf geschlossen werden kann, dass der Junge entkommt) in dem Ort Pagus Parvus (Ehemalslateiner entdecken darin den Namen "Kleiner Ort" oder "Kleiner Flecken") und lernt Joe Zabbidou kennen, einen Pfandleiher der besonderen Art.
Joe Zabbiou, ein sanfter Riese, kauft die Geheimnisse der Menschen an, die nur zu froh darüber sind, sich endlich von ihrer Last zu befreien. Ludlow fällt die Aufgabe zu die Geschichten in dem Schwarzen Buch aufzuzeichnen. Und im Verlauf des Buches beginnt man sich unwillkürlich zu fragen, ob das gut gehen kann. Warum nur ist Joe Zabbidou dazu bereit so viel Geld zu zahlen? Erpressung? Eine teuflische Macht?
F.E. Higgins lebt in Irland und hat mit dem "Black Book of Secrets" ihren Debutroman vorgelegt. Ihre Vita bei den verschiedenen Verlagen der deutschen oder englischen Ausgabe ist kurz. Ob dies der Tatsache geschuldet ist, dass sie noch nicht im Fokus des Interesses steht oder ob es sich bei der Autorin um ein Pseudonym handelt, lassen wir es offen. In jedem Fall ist es ihr auf Anhieb gelungen mit diesem Buch zur Wochenempfehlung der Sunday Times zu werden. Diese nennt das Buch "ein Stück perfekt gestalteter Geschichtenerzählung alter Schule in ausgesprochen anziehender Form" (The Sunday Times)
Mit jeder Szene spinnt sich das Netz der Geheimnisse über den Leser und man verfolgt wie Ludlow Stück für Stück immer mehr versteht - aber lange nicht alles. Bis fast zum Schluss gelingt es Fiona Higgins die Spannung über die Frage zu halten wie das Ganze sich auflösen wird, warum Joe Zabbidou nicht (endlich) handelt und was mit Ratchett wird.
Aus Spannung, Grusel und Krimi wird eine einfach anziehende Mischung. Für mich interessant ist in dem Buch auch der Gedanke des Sündenbocks, der im letzten Drittel zunehmend an Moment gewinnt und die Frage nach dem Umgang mit Schuld. Die Menschen sind unruhig und finden keinen Schlaf. Ihre (dunklen) Geheimnisse drücken sie und man fragt sich unwillkürlich was ihnen mehr hilft: Der Geldsäckel, den sie erhalten oder die Tatsache, dass sie ihr Gewissen erleichtert haben.
Eoin Colfer, derzeit unumstrittener Star wenn es darum geht ein neues Buch mit einem positiven Kommentar zu promoten, vergleicht Fiona E. Higgins mit Dickens oder Peake. Diesen Beweis muss die Autorin meiner Ansicht nach noch schuldig bleiben, aber ich stimme zu, dass die Geschichte in Atem hält und sicher eine der besten ist, die ich in den letzten Monaten gelesen habe.
Nur marginal stört dabei die Tatsache, dass Ludlow innerhalb von wenigen Seiten vom allenfalls mäßigen Schreibkünstler zu einem fehlerlosen Autoren spannendster Form wird. Das erzeugte bei mir nur sehr kurz ein Stutzen, zu begierig war ich heraus zu finden, was es mit Joe Zabbidou auf sich hat.
Ein wirklich wunderbares Buch. Ich hoffe direkt auf eine Fortsetzung und bin gespannt, ob es der Schriftstellerin gelingt in ihrem zweiten Buch ein ähnliches schönes Werk vorzulegen.
Quelle Autorenfoto: www.fantasticfiction.co.uk
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